Von Jonathal nach Paulsberg - Erfahrungen mit einer Opa Enkel Spielanlage

#1 von KayDee , 13.01.2024 09:50

Hallo liebe Stummies,

für alle von euch die gerne unser Hobby an die übernächste Generation weitergeben möchten schildere ich euch hier meine Erfahrungen die ich mit meinen beiden Enkeln Paul (heute 15 Jahre) und Jonathan (heute 10 Jahre) gemacht habe. Es würde mich freuen wenn ich euch zur Nachahmung anregen könnte denn ein technisches Hobby wie unseres macht Kindern auch heutzutage enorm viel Spaß und weckt die Neugier wie und warum etwas funktioniert.


Die Spielanlage nach Fertigstellung
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Konzept
Die Anlage musste in einen Klappbettschrank von 200 cm x 100 cm Matratzengröße hineinpassen. Dabei durfte die Anlagenhöhe 18 cm nicht überschreiten. Als Anlagenform kam daher nur ein Oval mit ein paar Anschlussgleisen in Frage. Es gibt einen verdeckten Bereich der als „Mini- Schattenbahnhof“ zum Abstellen eines Zuges dient. Es zeigte sich, dass sogar eine kleine Stichbahn möglich ist, die angenommenermaßen Schüler vom Bahnhof Jonathal zum Gymnasium auf dem Paulsberg befördert.


Die Anlage passt in ein Klappbett.
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Rollendes Material
Aus den Kindertagen meiner eigenen Kinder waren drei Märklin Delta Startpackungen mit ICE2, BR218, P8, einige Güterwagen sowie etliche C-Gleise und Weichen vorhanden.


Aufbau
Die Holzrahmenkonstruktion samt Trassenbrettern wurde von mir erstellt. Die Gleise und Weichen wurden aufgeklebt und elektrisch angeschlossen. Auf diese Weise war ein „barrierefreier“ Einstieg meiner beiden Enkel möglich. Sie fanden schnell Gefallen am Züge fahren lassen und lernten mit dem Geschwindigkeitsregler, den Weichen und den begrenzten Gleislängen umzugehen. Aus heutiger Sicht würde ich beide Enkel bereits bei den Holzarbeiten einbinden. Der Umgang mit Stichsäge und Akkuschrauber ist unter Aufsicht eines Erwachsenen durchaus vertretbar.


Gelände und Straßen sind angelegt, die Gleise sind eingeschottert
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Landschaft
Wegen der geringen zur Verfügung stehenden Bauhöhe erschien mir eine städtische Bebauung ratsam. Durch die Verwendung von Häuserzeilen und Stützmauern lassen sich die engen Radien kaschieren. Sowohl die Bahnhofseinfahrt als auch die Bahnhofsausfahrt verschwinden unter jeweils einer Straßenbrücke. Die Stichbahn zum Endhaltepunkt Paulshöhe windet sich in einer engen Kurve nach oben. Optisch kaschiert wird die enge Kurve von der Möbelfabrik „Emil Tischbein AG“ samt angeschlossenem Werksverkauf. Die Stichbahn hat sogar einen Gleisanschluss zum Landhandel „Hans Dampf GmbH“ dem hin und wieder Düngemittel und Heizöl zugestellt werden müssen.

Die Gebäude stammen von Faller, Vollmer und Kibri. Der hintere Teil des Gleisovals befindet sich hinter der Häuserzeile und den Stützmauern und ist nicht einsehbar. Die Landschaft wurde mit Styrodurplatten hergestellt und mit Ponal- Vogelsand- Gemisch überzogen. Die Begrünung erfolgte ohne Elektrostat mit Grasfasern und Flocken in verschiedenen Grüntönen und Faserlängen.


Styrodurplatten mit Leim- Vogelsand- Gemisch gespachtelt und grün ausgelegt
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Elektrik
Die Loks werden mit dem Märklin Delta Control 6604 digital gesteuert. Mit dem zusätzlichen Handregler kann eine zweie Lok unabhängig gefahren werden. Die Weichen werden analog von einem Gleisbildstellpult aus geschaltet. Das aufgemalte Gleisbild kann bereits von einem Erstklässler verstanden werden. Durch den Sichtkontakt zu den Weichen ist sofort klar, ob eine Weiche richtig oder falsch gestellt ist. Die Reaktion der Weiche wird unmittelbar durch das Schaltgeräusch bestätigt. Bei brenzligen Situationen (Zug nähert sich einer Weiche) kann noch schnell reagiert werden um auf das freie Gleis umzuschalten.

Auf diese Weise lernen die Kinder – regelungstechnisch gesehen – dass eine Aktion (Knopf drücken) eine Reaktion hervorruft (Weiche bewegt sich) die ihrerseits durch einen Sensor – Auge bzw. Ohr – registriert wird. Bei Abweichungen vom erwarteten Zustand (z.B. kein oder komisches Schaltgeräusch) kann sofort reagiert werden um einen unsicheren Betriebszustand zu erkennen.

Die beiden Bahnübergänge wurden mit Blinklicht ausgestattet. Das Blinken mussten die Enkel absichtlich manuell machen, nämlich durch rhythmisches Drücken einer Taste. Prompt kam die Frage, ob man das denn nicht automatisch machen könne. Paul hatte auch gleich eine Idee. Man nimmt einen Motor, setzt eine Scheibe drauf die „Hügel“ hat und lässt die Hügel – sprich Nocken - auf den Taster drücken. Prima, genau das wollte ich erreichen. So wurde es auch umgesetzt. Die Lösung ist sichtbar und gut verständlich.


Das Gleisbild- Stellpult ist auch für einen Erstklässler gut verständlich
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Gestaltung
Die Ladenzeile wurde mit Werbeplakaten und Inneneinrichtungen verfeinert. Die Häuser auf dem Paulsberg wurden mit Gärten und Zäunen ausgestattet. Die Straßen wurden mit Heki Straßenfarbe gestaltet und erhielten Gehwege aus 1 mm dickem Karton. Die Fugen der Randsteine wurden mit schwarzem Filzstift eingezeichnet. Die Straßenmarkierungen, Zebrastreifen und Busspuren wurden mit weißem Buntstift und Klebebildern hergestellt. Die Bahnsteige wurden mit Sitzbänken und Werbetafeln ausgestattet. Als Hintergrund diente ein Holzstreifen der mit Himmelpartien aus alten Eisenbahnkalendern beklebt wurde.

Ladenzeile - Es gibt sogar einen Spielzeugladen in Jonathal - hoffentlich mit Modellbahnabteilung!
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Bahnhofsvorplatz mit Blick Richtung Stadtzentrum von Jonathal
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Kiosk zur allfälligen Versorgung der ankommenden Schüler mit Cola und Süssigkeiten
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Die große Möbelfabrik "Emil Tischbein AG" tarnt die dahinterliegende enge Kurve hoch zum Paulsberg
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Die Hauptstecke verschwindet unter der Bundesstraße, die Stichstrecke zum Paulsberg führt steil hinauf.
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Endhaltestelle Paulsberg mit "Last Minute" Gelegenheit, vornehmlich der Oberstufen- Schüler zur Versorgung mit Nachrichtenmagazinen
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Ein kurzer Fußweg durch eine typische 50er Jahre Siedlung bringt die Schüler zum Gymnasium (nicht dargestellt)
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Der Landhandel "Hans Dampf GmbH" bekommt hin und wieder Heizöl und Dünger zugestellt
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Zur Versorgung der V36 der Stichbahn gibt es im Bahnhof Jonathal eine Dieseltankstelle
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Na ja, ein richtiger Schattenbahnhof ist es nicht, aber für Abwechslung sorgt das zweite Gleis allemal.
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Spielbetrieb
Anfänglich ist natürlich erst einmal Fahren im Kreis angesagt. Hui, wie der ICE um die Kurven flitzt! Wenn man im Bahnhof anhalten will muss man den Regler rechtzeitig herunterdrehen sonst kommt der Zug hinter dem Bahnsteig zum Stehen. Opa, warum ist das so?

Ach, da gibt es ja auch noch einen Güterzug mit der starken roten Diesellok. Wegen der vielen angehängten Wagen kann die Diesellok aber nicht so schnell fahren wie der ICE obwohl man den Regler genau gleich weit aufgedreht hat. Opa, warum ist das so?

Und einen Bahnsteig brauchen die Güterwagen auch nicht. Opa, gibt es einen Bahnhof für Güterzüge? Was sind eigentlich Güter?

Nachdem das Fahren ausgiebig getestet wurde kommen als Nächstes die Weichen in den Blick. Aha, man kann den einen Zug „parken“ und den anderen drumherum fahren lassen. Aber man muss genau überlegen wie die Weichen gestellt werden müssen, sonst gibt es einen Zusammenstoß. Und der geparkte Zug darf nicht zu lang sein sonst ist ja die Weiche blockiert und man gar nicht mehr fahren!

Irgendwann ist das im Kreis fahren für die Kinder nicht mehr so toll. Dann hat Opa eine Idee. Der Chef vom Landhandel hat beim Eisenbahnchef angerufen und einen Tankwagen voll Heizöl bestellt. Aber wie kommt der Tankwagen hoch auf den Paulsberg?
Nach ein bisschen überlegen ist klar: beim nächsten Güterzug muss der Tankwagen ganz vorne hinter der Lok angehängt sein. Man muss den restlichen Zug hinter dem Tankwagen abkuppeln und stehen lassen. Die Lok zieht den Tankwagen dann hoch bis zum Kopf- Bahnhof Paulsberg. Sodann schiebt sie ihn in das Anschlussgleis des Landhandels wo der Wagen entleert werden kann. Weil das aber länger dauert fährt die Lok wieder zu ihrem Güterzug zurück und bringt ihn in die nächste Stadt.

Da die Anlage nur wenige und kurze Anschlussgleise hat ist es für den Lerneffekt wichtig, nur kurze Güterzüge mit zwei, drei Wagen einzusetzen. Dann eröffnen sich auch Problemlösungen falls der Eisenbahnchef sich mal vertan hat und der Tankwagen ganz hinten angekuppelt ist!

Liebe Opas: nach so viel konzentriertem Spielen ist Bewegung angesagt. Dann heisst es raus auf die Wiese zum Kicken oder rüber zum Spielplatz wo es eine Kletter- Eisenbahn gibt!


Sonstiges
Die früheren Bügelkupplungen haben sich als nervig herausgestellt und wurden soweit möglich gegen aktuelle Kupplungen getauscht, die sich nicht so verhaken können.
Beim Entkuppeln mit einem Schraubendreher funkt es wenn man an die Gleise kommt. Opa, warum ist das so? Flugs wurde erklärt dass es beim elektrischen Strom plus und minus gibt. Und zwischen diesen Polen fließt ein elektrischer Strom wenn man ein leitfähiges Material z.B. Metall dazwischen hält. Schnell wurde klar dass auch die Lok ein elektrischer Leiter sein muss wo aber der elektrische Strom nicht zu Funken sondern zu Bewegung führt.


Fazit
Es macht viel Freude den Kindern ein technisches System so anschaulich nahebringen zu können. Anders als bei Spielen auf dem Smartphone kann man etwas anfassen und im wahrsten Sinne des Wortes begreifen. Wenn man einen Fehler macht dann hat das Konsequenzen z.B. eine Kollision. Aber man sieht auch sofort die Lösungsmöglichkeiten. Man hätte die Weiche anders stellen sollen.
Durch die Überschaubarkeit der Anlage und der Abläufe bekommen die Kinder Vertrauen in die Technik und in ihr Handeln. Sie erzielen Erfolge und trauen sich im Laufe der Zeit z.B. immer kompliziertere Rangieraufgaben zu. Wenn doch nur mehr Platz da wäre. Aber da sind wir bei einem ganz anderen Thema, das uns gestandene MoBaner nie loslässt.

Es grüßt euch
Klaus Konrad Franz


KKF

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KayDee
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zuletzt bearbeitet 13.01.2024 | Top

RE: Von Jonathal nach Paulsberg - Erfahrungen mit einer Opa Enkel Spielanlage

#2 von Y-Weiche , 13.01.2024 11:26

Hallo Klaus Konrad,

sehr schöne Anlage. Ich bewundere ganz besonders die Gestaltung in "gedeckten" Farben und die Oberflächen von Straße und Gehweg am Bahnhofsvorplatz und auf der Siedlungsstraße. Das ist dir supergut gelungen.

Hab weiterhin viel Spaß
Andreas


KayDee hat sich bedankt!
 
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zuletzt bearbeitet 13.01.2024 | Top

RE: Von Jonathal nach Paulsberg - Erfahrungen mit einer Opa Enkel Spielanlage

#3 von tommynorden , 13.01.2024 14:22

Danke, Klaus Konrad,

Du hast genau das gemacht, was auch ich für meine Enkel - beide sind jetzt vier - plane. Allerdings will ich sie auch gleich im Bau der Anlage mit einbeziehen. Wie Du richtig sagst, ist dies unter wachsamer Begleitung durchaus möglich. Der Lerneffekt ist dadurch weit größer, als nur beim zuschauen. Und wenn etwas nicht richtig funktioniert, einfach nochmal machen. Nicht schimpfen, üben!

Meine Enkel werden es etwas komplizierter haben, da ich Zwei-Leiter-Bahner bin. Aber ich habe so viel Gleismaterial, dass es sinnvoll ist dieses zu verwenden. Und vielleicht habe ich mit den Enkeln das Glück, was ich bei zwei Söhnen und einer Tochter nicht schaffte, bzw. bei einem Sohn nur halb.

Und zur Not gibt es auch drei Enkeltöchter, wenn die Jungens nicht so wollen ...

Liebe Grüße von der dänischen Grenze

Thomas


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RE: Von Jonathal nach Paulsberg - Erfahrungen mit einer Opa Enkel Spielanlage

#4 von KayDee , 13.01.2024 15:28

Hallo Thomas,

es freut mich dass du die gleiche Idee hast. Ja, heute würde ich auch meine Enkelkinder schon beim Rahmenbau, beim Aussägen der Trassenbretter, beim Zusammenstecken der Gleise und dem elektrischen Anschluss mit einbeziehen. Es hängt halt vom Alter ab, welche Tätigkeit schon in Frage kommt. Das mit den Zweileitergleisen ist beherrschbar (ich hatte früher eine Spur N Anlage). Wenn man keine Kehrschleife braucht (Gleisoval - ideal für eine kindgerechte Anlage) dann stellt sich diese Frage gar nicht.

Der Bau der Spielanlage hat sich über vier Jahre erstreckt. Als der Rohbau mit den Gleisen fertig war durften Paul und Jonathan das erste mal die Züge fahren lassen. Das war toll! Beim weiteren Gestalten hat sich besonders der Ältere, Paul, dafür interessiert. Bei einem Winterspaziergang haben wir z.B. Äste aus einem Gestrüpp mit nach Hause genommen und mittels Flocken in Bäume verwandelt. Der Jüngere, Jonathan, fand das Fahren toll aber z.B. das Häuser zusammenbauen reizte ihn gar nicht. Und dann war da noch die lästige Sache mit den Bahnübergängen. Opa bestand darauf, dass die Blinklichter blinken müssen wenn ein Zug durchfahren möchte. Paul kam auf die Idee dass man das rhythmische Drücken des Tasters doch mit einem Motor plus Nockenscheibe vereinfachen könnte. Das haben wir mit Resten aus der Bastelkiste flugs umgesetzt und was soll ich sagen: Paul hat gestrahlt (ich auch).

Als die Anlage weitgehend fertig war fand Paul Gefallen am rangieren. Und Jonathan belebte das Spiel dadurch dass er nach einem Zeittakt Personenzüge in Jonathal halten lassen musste so dass Paul gezwungen war, gewisse Fahrwege in dieser Zeit freizulassen oder zu pausieren.

Die Anlage wurde nach und nach - überwiegend von mir - verfeinert z.B. durch Stationsschilder, Werbetafeln, Sitzbänke und so weiter. Aber dann war Funkstille und keiner der beiden hat mehr nach der Anlage gefragt.

Ich finde das aber nicht schlimm. Wie viele Leute hier im Forum schreiben haben sie sich nach etlichen Jahren an "ihre" Anlage zurückerinnert, sei es durch den Fund der eingemotten Sachen auf dem Speicher oder durch den Besuch einer MoBa- Schauanlage (z.B. MiWuLa in Hamburg). Und dann bricht das Fieber wieder aus. Ich bin ganz sicher dass Jonathan, wenn er vielleicht einmal eigene Kinder hat seien geliebten ICE wieder um die Kurve flitzen sehen möchte. Und Paul wird sich bestimmt daran erinnern wie er mit dem Opa die leidige Sache mit dem Blinklicht am Bahnübergang gelöst hat.

Ich wünsche dir gutes Gelingen beim Bau deiner Enkel- Opa- Anlage! Und viele Grüße über die Grenze nach Dänemark wo ja Großes bevorsteht. Königin Margarete übergibt an ihren Sohn Frederik.

Viele Grüße
Klaus Konrad Franz


KKF


 
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