RE: Logistik/Versorgung nach 2. Weltkrieg

#1 von Andreas Poths , 26.09.2008 06:56

Guten Morgen zusammen,
aus einer Diskussion mit Freunden entstand folgende Frage:
Wie waren Eisenbahnfahrten kurz nach der Kapitulation organisiert?
Hintergrund: In Berichten (TV, Zeitung, meißt mit Originalaufnahmen) wird immer über den regen Transportverkehr der Eisenbahn berichtet. Kohle, Lebensmittel, Wirtschafts- und Industriegüter und auch Personen wurden wohl quer durch das zerstörte Deutschland transportiert. Das steht aber im Gegensatz zu den Berichten über die eigentlich nicht mehr vorhandene Infrastruktur der Eisenbahn - zerstörte Bahnhöfe, Ferngleise , Oberleitung. Und sicher nicht wenige gefallene/gefangene Eisenbahner.
Wurde auf eingleisigen Strecken z.B. auf Sicht gefahren wenn die gesamte Signal/Fernmeldetechnik zerstört war?
Gibt es dazu Bücher?
Ich hoffe, ich habe einigermaßen rüberbringen können was ich meine und danke schon herzlich für evtl. Antworten/Tipps.

Gruß Andreas


gruß pothsi
Man lebt nur einmal...aber dann mit MÄRKLIN!!!
Guggd ihr meine Anlage gerne auch hier:
https://www.youtube.com/watch?v=hzD2SyMk1KA

Nüchtern betrachtet war es besoffen besser....


Andreas Poths  
Andreas Poths
Metropolitan (MET)
Beiträge: 3.295
Registriert am: 04.01.2006
Ort: Hochtaunuskreis
Gleise C
Spurweite H0
Steuerung CS 3 2.4.0 (5) CS2 MS1 MS2
Stromart Digital


RE: Logistik/Versorgung nach 2. Weltkrieg

#2 von Muenchner Kindl , 26.09.2008 07:06

Hallo Andreas,

Zitat
Das steht aber im Gegensatz zu den Berichten über die eigentlich nicht mehr vorhandene Infrastruktur der Eisenbahn - zerstörte Bahnhöfe, Ferngleise , Oberleitung



Die Schieneninfrastruktur war wenige Tage nach Kriegsende zum grossen Teil wieder betriebsbereit. Natuerlich waren Bahnhoefe ect. zerstoert, das Gleisnetz selbst hatte allerdings nur punktuelle Schaeden, die relativ flott repariert werden konnten, waehrend man bei den Bahnhofsanlagen nur die Truemmer wegraeumte.
Ich habe ein paar Buecher darueber und ueber die Zeit und wenn Du magst kann ich da gerne nochmal recherchieren. Wenn ich es richtig im Hinterkopf habe, dann war einen Tag nach Kriegsende der Bahnverkehr zu 80% wiederhergestellt.
Uebrigens auch in der Sov. Besatzungszone, dort wurde allerdings nach der weitgehenden Instandsetzung wieder demontiert.


Muenchner Kindl  
Muenchner Kindl
Gleiswarze
Beiträge: 10.164
Registriert am: 26.04.2005


RE: Logistik/Versorgung nach 2. Weltkrieg

#3 von Andreas Poths , 26.09.2008 07:50

Hi Münchner Kindl,
suuuper, vielen Dank für die Info. Mit den 80% kannn ich nach den Berichten zufolge sogar mit leben - welche Leistung unter diesen Umständen!
Wenn du empfehlenswertes Buchmaterial kennst, würde ich mich freuen, wenn du mir die ISBN-Nr und Titel mitteilen könntest; ein Schmöker würde langen
Vielen Dank!

Gruß Andreas


gruß pothsi
Man lebt nur einmal...aber dann mit MÄRKLIN!!!
Guggd ihr meine Anlage gerne auch hier:
https://www.youtube.com/watch?v=hzD2SyMk1KA

Nüchtern betrachtet war es besoffen besser....


Andreas Poths  
Andreas Poths
Metropolitan (MET)
Beiträge: 3.295
Registriert am: 04.01.2006
Ort: Hochtaunuskreis
Gleise C
Spurweite H0
Steuerung CS 3 2.4.0 (5) CS2 MS1 MS2
Stromart Digital


RE: Logistik/Versorgung nach 2. Weltkrieg

#4 von Jochen K. ( gelöscht ) , 26.09.2008 11:15

Zitat von Andreas Poths
Wurde auf eingleisigen Strecken z.B. auf Sicht gefahren wenn die gesamte Signal/Fernmeldetechnik zerstört war?


Ich habe mal von der Möglichkeit gelesen, daß an jedem Ende der Strecke ein abschließbares Signal steht und man dem vorerst letzten Zug in einer Richtung den Schlüssel mitgibt, dieses umzustellen.


Jochen K.

RE: Logistik/Versorgung nach 2. Weltkrieg

#5 von Baureihe 232 ( gelöscht ) , 26.09.2008 11:57

Und hier noch ein Kuriosum, selbst an dem Tag an dem der Krieg endete fuhren zur Stunde null noch Züge.


Baureihe 232

RE: Logistik/Versorgung nach 2. Weltkrieg

#6 von silz_essen , 26.09.2008 13:17

Hallo zusammen,

... im Gegensatz zum Sturmschaden während/nach Kyrill...

Gruß
Martin


silz_essen  
silz_essen
Metropolitan (MET)
Beiträge: 4.923
Registriert am: 06.05.2005


RE: Logistik/Versorgung nach 2. Weltkrieg

#7 von Otto ( gelöscht ) , 26.09.2008 14:04

Hallo Leute ,
hier bei uns in der ehemaligen preußischen Provinz Sachsen durch die ja einige Hauptstrecken führen war ab der Übernahme der Besatzungsmacht durch die Sowjetunion am 1. Juli 1945 die Instandsetzung der Gleise sehr wichtig damit der Russe seine Reparationsfahrten beginnen konnte .
So wurde das 2. Gleis von Magdeburg nach Leipzig demontiert und die komplette Oberleitung .

Gruß Otto


Otto

RE: Logistik/Versorgung nach 2. Weltkrieg

#8 von Litra_EG , 26.09.2008 14:07

Meinst Du mit "der Russe" die "glorreiche Sowjetarmee, ruhmreicher Befreier vom Faschismus"?

(ich weiß, ich hätte noch "heldenhaft" irgendwie unterbringen sollen)


Jeder liebt,
jeder kennt
Heribert Pilch
Präsident


Litra_EG  
Litra_EG
CityNightLine (CNL)
Beiträge: 1.635
Registriert am: 14.01.2007


RE: Logistik/Versorgung nach 2. Weltkrieg

#9 von Otto ( gelöscht ) , 26.09.2008 14:14

Zitat von Litra_EG
Meinst Du mit "der Russe" die "glorreiche Sowjetarmee, ruhmreicher Befreier vom Faschismus"?

(ich weiß, ich hätte noch "heldenhaft" irgendwie unterbringen sollen)



Ja Ja , selten sooooo gelacht . Rotlichtbestrahlung hatten wir schon zu DDr - Zeiten genug

Gruß Otto


Otto

RE: Logistik/Versorgung nach 2. Weltkrieg

#10 von Litra_EG , 26.09.2008 14:30

Zitat von Otto

Zitat von Litra_EG
Meinst Du mit "der Russe" die "glorreiche Sowjetarmee, ruhmreicher Befreier vom Faschismus"?

(ich weiß, ich hätte noch "heldenhaft" irgendwie unterbringen sollen)



Ja Ja , selten sooooo gelacht . Rotlichtbestrahlung hatten wir schon zu DDr - Zeiten genug

Gruß Otto




Das war auch nicht ernst gemeint, obwohl ich auf Klassenfahrt ein paar Stunden im VoPo-Gewahrsam verbringen durfte, weil ich den Text eines Plakates "Wir danken der ruhmreichen Sowjetarmee für die heldenhafte Befreiung vom Faschismus" (oder so ähnlich) zu halblaut mit den Worten "Och, das wäre doch nicht nötig gewesen" kommentiert hatte.

Fand die Volkspolizei nicht ganz so witzig. Abends haben sie mich dann freigelassen und ein Einreiseverbot in das Staatsgebiet der DeitschDemmgrootschnRepligg ausgesprochen. Ach ja, und meine restlichen Aluchips, vulgo DDR-Geld, haben sie mir auch abgenommen.


Jeder liebt,
jeder kennt
Heribert Pilch
Präsident


Litra_EG  
Litra_EG
CityNightLine (CNL)
Beiträge: 1.635
Registriert am: 14.01.2007


RE: Logistik/Versorgung nach 2. Weltkrieg

#11 von Otto ( gelöscht ) , 26.09.2008 14:40

Ja so waren sie , " Unsere VoPos "


Otto

RE: Logistik/Versorgung nach 2. Weltkrieg

#12 von Muenchner Kindl , 26.09.2008 14:44

Hallo,

man sollte bedenken, dass das Kriegsende nicht von Heute auf Morgen gekommen ist. Waehrend in Berlin noch gekaempft wurde, wurde in anderen Gegenden laengst mit dem Aufbau begonnen, von daher ist es nur logisch, dass auch zur Stunde 0 bereits Zuege gefahren sind.


Muenchner Kindl  
Muenchner Kindl
Gleiswarze
Beiträge: 10.164
Registriert am: 26.04.2005


RE: Logistik/Versorgung nach 2. Weltkrieg

#13 von Litra_EG , 26.09.2008 15:02

Zitat von Otto
Ja so waren sie , " Unsere VoPos "



Ost-Berlin. Biologiestudenten bei der Abschlußprüfung. Der Professor hat drei Gehirne präpariert, die von den Studenten zugeordnet werden sollen. Er zeigt dem Studenten das erste: "So, Müller, von wem könnte dieses Gehirn wohl sein?"
Müller überlegt:"Es ist groß, hat viele Gehirnwindungen, was auf hohe Intelligenz hindeutet. Auf jeden Fall ein Mitglied unseres geliebten Staatsrates." "Richtig, Müller. Gut gelöst. Und dieses hier?"

"Es ist nicht ganz so beachtlich, wie das vorherige Gehirn, hat einige Windungen weniger - wahrscheinlich von einem mittleren Parteikader, der nicht ganz so hohe Verantwortung, wie der Besitzer des ersten Gehirnes trug?" "Auch richtig, Müller. Nun zum letzten Gehirn..."

"Das ist von einem Vopo. Klein, nur eine einzige Gehirnwindung - muß ein Vopo sein!" "Im Prinzip korrekt, Müller. Aber ich muß ein paar Punkte abziehen."

"Wieso?" "Weil Ihre Begründung falsch ist. Das ist keine Gehirnwindung, das ist der Abdruck von der Dienstmütze."


Jeder liebt,
jeder kennt
Heribert Pilch
Präsident


Litra_EG  
Litra_EG
CityNightLine (CNL)
Beiträge: 1.635
Registriert am: 14.01.2007


RE: Logistik/Versorgung nach 2. Weltkrieg

#14 von Laenderbahner ( gelöscht ) , 26.09.2008 16:55

-gelöscht-


Laenderbahner

RE: Logistik/Versorgung nach 2. Weltkrieg

#15 von Baureihe 232 ( gelöscht ) , 26.09.2008 17:09

Ja, nach Kyrill fuhr kein Zug. Da sieht man mal die Mühlen der DB.


Baureihe 232

RE: Logistik/Versorgung nach 2. Weltkrieg

#16 von Muenchner Kindl , 26.09.2008 17:56

Hallo,

ich habe das Heft "Bahn Extra" "Eisenbahn in der Nachkriegszeit". Ich lag gar nicht so weit daneben, die Hintergruende waren allerdings anders.

Die Zerstoerung der Bahnanlagen hat 20% zu keiner Zeit ueberschritten, problematisch waren allerdings die Zerstoerungen der Rangierbahnhoefe und anderer Knotenpunkte. Notduerftiger Betrieb war wohl auch zur Stunde 0 moeglich (alleine schon, weil in den von den Alliirten besetzten Gebieten bereits ab Herbst 1944 wieder aufgebaut wurde) aber natuerlich eingeschraenkt.


Muenchner Kindl  
Muenchner Kindl
Gleiswarze
Beiträge: 10.164
Registriert am: 26.04.2005


RE: Logistik/Versorgung nach 2. Weltkrieg

#17 von Baureihe 232 ( gelöscht ) , 26.09.2008 18:03

Ach was, die wurden schon 1944 wieder aufgebaut, das ist mir jetzt aber neu.


Baureihe 232

RE: Logistik/Versorgung nach 2. Weltkrieg

#18 von Muenchner Kindl , 26.09.2008 18:09

Zitat von Baureihe 232
Ach was, die wurden schon 1944 wieder aufgebaut, das ist mir jetzt aber neu.



Am 21.10.1944 ueberschritten die Amerikaner die Grenze bei Aachen und begannen von Westen her das damalige Reich zu besetzen/befreien. Der Wiederaufbau der besetzten Gebiete setzte unmittelbar ein, u.a. auch fuer eigene Truppenbewegungen aber auch aus humanen Gruenden.

Ja, man kann sagen, der Wiederaufbau begann Ende 1944, der Tag der Kapitulation besiegelt nur das Kriegsende, das zu dieser Zeit bereits eingeleitet war... leider bis zum wirklichen Ende noch mit vielen vielen sinnlosen Verlusten und Toten.


Muenchner Kindl  
Muenchner Kindl
Gleiswarze
Beiträge: 10.164
Registriert am: 26.04.2005


RE: Logistik/Versorgung nach 2. Weltkrieg

#19 von Baureihe 232 ( gelöscht ) , 26.09.2008 18:11

Mit den Amerikanern und Truppen kenn ich mich noch nicht so gut aus, das hatten wir noch nicht in Geschichte ( ich bin in der 8 Klasse). Danke für die Antwort trotzdem.


Baureihe 232

RE: Logistik/Versorgung nach 2. Weltkrieg

#20 von neo ( gelöscht ) , 26.09.2008 18:25

Die massiven Attacken in den Jahren 44-45 trafen die Verkehrsinfra-
struktur und damit den Nachschub für die deutsche Kriegsmaschinerie
empfindlich. Von den 1350 Kilometern Eisenbahnstrecken im Ruhrgebiet
war nach Kriegsende nicht einmal mehr die Hälfte befahrbar, allein rund
500 Brücken mussten wiederaufgebaut werden. Es betraf aber nicht nur
die Strecken mit ihren Brücken, sondern auch die Sicherungstechnik mit
ihren Stellwerken und die Bahnhöfe mit ihren Weichenanlagen.

Quelle: Bahn Extra - Eisenbahn im Ruhrgebiet


Gruß
Frank


neo

RE: Logistik/Versorgung nach 2. Weltkrieg

#21 von Baureihe 232 ( gelöscht ) , 26.09.2008 18:32

Danke für die Infos.


Baureihe 232

RE: Logistik/Versorgung nach 2. Weltkrieg

#22 von Jör g Schmidt , 26.09.2008 19:23

Zitat von neo
Die massiven Attacken in den Jahren 44-45 trafen die Verkehrsinfra-
struktur und damit den Nachschub für die deutsche Kriegsmaschinerie
empfindlich. Von den 1350 Kilometern Eisenbahnstrecken im Ruhrgebiet
war nach Kriegsende nicht einmal mehr die Hälfte befahrbar, allein rund
500 Brücken mussten wiederaufgebaut werden. Es betraf aber nicht nur
die Strecken mit ihren Brücken, sondern auch die Sicherungstechnik mit
ihren Stellwerken und die Bahnhöfe mit ihren Weichenanlagen.

Quelle: Bahn Extra - Eisenbahn im Ruhrgebiet


Gruß
Frank



Moin
wobei die Frage offen bleibt von wem die Infrastruktur zerstört wurde.
Die deutschen Truppen haben bei ihrem Rückzug oft versucht hinter sich Brücken zu sprengen. So zb bei unserer Wupperschiene zwischen Dahlerau und Dahlhausen geschehen. Es hat 1 1/2 Jahre gedauert bis die Strecke wieder durchgängig befahren werden konnte. Das eingebaute Provisorium hält bis heute.
Auch die Müngstener Brücke sollte von der Wehrmacht gesprengt werden, das konnte allerdings von beherzten Mitmenschen verhindert werden.


schöne Grüße von der Wupper
Jörg

die Bergischen Hüttenwerke und Belval im Anlagenbau:
viewtopic.php?f=15&t=82704


 
Jör g Schmidt
EuroCity (EC)
Beiträge: 1.071
Registriert am: 10.01.2006
Homepage: Link


RE: Logistik/Versorgung nach 2. Weltkrieg

#23 von Baureihe 232 ( gelöscht ) , 26.09.2008 19:26

Zum Glück konnte das verhindert werden, das wäre doch schade um dieses schöne Baudenkmal.


Baureihe 232

RE: Logistik/Versorgung nach 2. Weltkrieg

#24 von Dwimbor , 12.10.2008 16:18

Zitat von Litra_EG
Meinst Du mit "der Russe" die "glorreiche Sowjetarmee, ruhmreicher Befreier vom Faschismus"?

(ich weiß, ich hätte noch "heldenhaft" irgendwie unterbringen sollen)



Tja, das eine ist wie das andere eine verkürzte Sichtweise...


Viele Grüsse, Michael

Einladung zum Gegenbesuch: Nibelungenbahn: Nibelheim II

Bis bald!


 
Dwimbor
Metropolitan (MET)
Beiträge: 2.832
Registriert am: 30.01.2008
Ort: Kortrijk
Spurweite H0
Steuerung Intellibox II
Stromart AC, Digital


   


  • Ähnliche Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz