Hallo zuammen hier in die Runde!
Nach einigen Wochen des Bastelns und Verzweifelns kommt nun hier ein kleiner Bericht über einen Import-Umbau (aka: Liebe auf den vierten Blick)...
Gasturbine - AC conversion
Umbau Athearn 88663 Gasturbine auf AC.
Für den Spätsommer 2009 hatte Athearn ein Sondermodell in H0 der Union Pacific Gasturbine aufgelegt. Das Vorbild dieser großen Diesellok war als Nachfolger der "Big Boys" bei der Union Pacific vorgesehen. Die einmalige Auflage durch Athearn 2009 hat die erste Generation der Gasturbine zum Vorbild, Achsfolge B-B-B-B, Einsatzzeit von 1952 bis ca. 1970. Die Öltender dieser Dieselloks wurden nach ihrer Ausmusterung zum Teil zu Wassertendern für die Museumsdampfloks der Union Pacific umgebaut.
Alle nun folgenden Angaben zum Umbau erfolgen ohne Gewährleistung auf Vollständigkeit oder Richtigkeit. Ein Nachbau geschieht auf eigene Gefahr und eigenes Risiko. Insbesondere kann ein Rückbau in den Ausgangszustand nicht garantiert werden. Der Autor dieses Artikels kann für evtl. Folgen, die sich aus einem solchen Umbau ergeben, nicht haftbar gemacht werden.
Die Modelllok mußte vorbestellt werden, und Anfang August konnte ich die Lok dann beim deutschen Zoll abholen. Das Modell entspricht der Ausführung für den US-amerikanischen Markt, hat demzufolge auch einen Aufkleber "Made in China" auf der Unterseite. Die Lok ist für den Betrieb auf Zweileiter-Gleichstrom-Gleisen nach RP25 vorgesehen. Ich hatte mir ein Modell mit Öltender bestellt (was zu empfehlen ist, da der einzeln lieferbare Tender keine eingebaute Schlußbeleuchtung hat). Mein Ziel war es, die Gasturbine für den Betrieb auf Märklin C-Gleisen umzurüsten.
Ausgangsmaterial:
- Athearn 88663 Gasturbine, H0,
- Gleichstrommotor mit zwei großen Schwungmassen,
- Metallfahrgestell und Plastikgehäuse, befestigt von unten mit 4 Schrauben,
- beidseits isolierte RP25 Radsätze, keine Haftreifen,
- Achsen in Messingbuchsen gelagert,
- an allen Rädern liegen Radschleifer aus Kupferblech an,
- 4 Drehgestelle, deren untere Abdeckung angeschraubt ist, Bodenfreiheit der Drehgestelle ausreichend zur Überfahrt über alle C-Gleis-Weichen,
- Anrieb auf die 4 Achsen der beiden innenliegenden Drehgestelle, die beiden äußeren Drehgestelle sind antriebslos,
- Beleuchtung vorne und hinten (auch am Tender) mit Mikroglühlämpchen,
- 8-pol NEM-Schnittstelle mit zusätzlichen 9. Mikrostecker seitlich,
zusätzlich 9-pol-Schnittstelle, an dem der Analog-Blindstecker befestigt ist,
- Platz für zwei Lautsprecher und einen Decoder,
- die beiden internen Platinen (vorne und hinten) haben seitlich Stecköffnungen, in denen die interne Verkabelung eingesteckt und mit kleinen Gummikappen festgehalten wird. Nur wenige Verbindungen sind gelötet,
- Kadee-kompatible Kupplungen,
- Kupplungen Drehpunkt gelagert, Montagehöhe höher als bei europäischen Modellen,
- die Kupplungen und die Frontschürze der Lok haben nicht genug Bodenfreiheit zum Überfahren der C-Gleis-Weichen.
Zunächst ein paar Bilder zwecks Größenvergleich zum "Big Boy":
Auspacken: sehr stabiler Karton, mehrfarbig bedruckt, Lok sehr sicher darin verpackt. Trotzdem war nach dem Auspacken der Abbruch eines Rüststeils am Drehgestell festzustellen. Reparatur mit Plastikkleber möglich. Bei den ersten Testfahrten auf Gleichstromgleisen fällt der leise Lauf der Lok auf.
Erstes Ziel: Anbringen eines Mittelschleifers und Umrüsten zum Betrieb auf Märklingleisen.
Von mir verwendetes Material:
- Athearn 88663, Sonderserie August 2009,
- Feder aus Märklinschleifer 7164,
- ein Stück Phosphor-Bronze-Blech, Conrad 220657,
- etwas Modellbahnkabel in rot und braun,
- ein Stück Epoxy-Lötstreifenrasterplatine, RM 2,54mm, Conrad 529519,
- zwei Miniaturschrauben mit Senkkopf aus der Restekiste,
- Tesafilm,
- ein Stück einer Stahlfeder aus einem Kugelschreiber.
Der Einbau eines Mittel-Schleifers ist bei dem gesamten Umbauprojekt das größte Problem gewesen. Das Modell ist dafür nicht vorgesehen. Aber in und unter den antriebslosen Drehgestellen ist prinzipiell genug Hohlraum. Ich habe mich für die Montage im vordersten Drehgestell entschieden. Im Internet gibt es einen Schleifer-Selbstbaubericht zum Umrüsten von Gleichstrommodellen der brasilianischen Firma Frateschi ( http://www.modelleisenbahn-haertner.de/w...stromumbau1.pdf ). Dabei wird ein dünnes Blech nur an einer Stelle vorne am Drehgestell befestigt und schwebt dann quasi unter dem Drehgestell. Ich habe dieses Prinzip übernommen, aber ohne Modifikation im Bereich der Drehgestellabdeckung ist trotzdem kein ausreichender Platz bei diesem Modell vorhanden.
Also wird die originale Abdeckung gegen ein Stück Lochstreifenrasterplatine, Stärke 1,5 mm getauscht (man sieht schon das von oben durchgeführte rote Kabel, an dem der Schleifer angelötet ist):
Hier ist auch schon ein original Märklin-Schleifer zum Auflöten auf die Lochstreifenrasterplatine vorbereitet. Die originale Drehgestellabdeckung ist von unten mit zwei Flachkopfschrauben jeweils befestigt. Allerdings verbrauchen diese Schrauben ebenfalls Höhe, selbst bei Verwendung einer ganz dünnen Unterlage. Die originalen Schrauben verhindern, dass sich der Schleifer ganz flach anlegen kann. Aus einem alten Spielzeug (Made in Fernost) von einem bekannten Fastfood-Restaurant konnte ich aber passende Senkkopfschrauben ausbauen. Diese etwas gekürzt, und dann war mein Problem gelöst:
Links die Originalschraube, rechts die Senkkopfschraube aus dem alten Plastikspielzeug, und in der Mitte die gekürzte von mir verwendete Schraube. Die Lochstreifenrasterplatine wird im Bereich der Bohrung für die Schraube weiter ausgedünnt:
Danach schließt der Schraubenkopf bündig mit der Lochstreifenrasterplatine ab. Auf dem obigen Bild ist nun auch der Selbstbauschleifer nach mehrmaligen Umbaumaßnahmen zu sehen. Von dem Märklin-Schleifer 7164 blieb nur noch die dünne Kupferträgerfolie übrig. Diese wird gegen die Senkkopfschrauben mit Tesafilm oder einem ähnlich dünnen Material isoliert, da die Senkkopfschrauben Kontakt zum Fahrgestell haben, und mir nicht klar ist, ob das Fahrgestell an Masse angeschlossen ist. Die dünne Kupferträgerfolie des Schleifers wird auf die Lochstreifenrasterplatine mittig aufgelötet. An der Lochstreifenrasterplatine wird ein dünnes kabel angelötet, dass den fahrstrom zur Platine in der Lok führt. Auf die Kupferträgerfolie habe ich dann in Fahrtrichtung vorne ein schmales Stück Phosphor-Bronz-Blech angelötet und dieses an den Enden sanft umgebogen. Je glatter dieses Blech ist, desto weniger Schleifergeräusche bei der Fahrt. Das Blech stützt sich auf dem hinteren Flügel der Kupferträgerfolie ab, ohne dort angelötet zu sein. Keine Probleme bei Vorwärts- oder Rückwärtsfahrt.
Im Inneren der Lok müssen nun nur die Kabelzuführungen der Radschleifer zusammen gelegt werden, und zwar hinten: zwei Kabel (je ein Kabel pro Drehgestell) von linker Seite abziehen und rechts einspannen:
Das braune Kabel auf dem obigen Bild habe ich dazugefügt, um sicherzustellen, dass wirklich alle Raschleifer vorne und hinten verbunden sind (ist evtl. überflüssig). An der vorderen Platine muss allerdings gelötet werden, links die Kabel von den Radschleifern ablöten, und rechts mit dazu löten. Auf den beiden folgenden Bildern sind dann auch das braune Kabel vom hinteren Kontakt kommend zu sehen, sowie ein rotes Kabel, das ich nachgerüstet habe, um diesen linken Kontakt mit der Buchse 1 der 8-pol-NEM-Schnittstelle zu verbinden:
Nun wird das rote Kabel vom Mittelschleifer am linken Kontakt angelötet, und die beiden Kabel von den linken Radschleifern am rechten Kontakt:
Probefahrten zeigten im Analogbetrieb ein leises Fahren, nur der Selbstbau-Schleifer rattert etwas, weil ich nach dem ganzen Herumprobieren dann doch einen Knick drin hatte. Aber bereits an der ersten Weiche war dann Schluß: die originale Kupplung donnert gegen die Weichenpukos. Also den unteren Haken der Kupplung mit einem Seitenschneider abgekniffen. Damit ist die Kupplung unbrauchbar, sieht aber noch nett aus. Nächste Testfahrt: die Frontschürze kollidiert mit den Weichen-Pukos. Außerdem stellte sich heraus, dass bei der ganzen Bastelei die Befestigungsschraube des vorderen Drehgestells sich gelöst hatte. Die Andruckfeder war auch schon verloren gegangen (fand sich nach einer Woche aber wieder). Ohne Andruckfeder kein Betrieb. Ich hatte die Lok schon zum Vitrinendasein z-gestellt, bis mir einfiel, dass in Kugelschreibern auch Stahlfedern gleichen Durchmessers verwendet werden.
Also einen Kugelschreiber ausgeschlachtet, Feder gekürzt, und Drehgestell wieder angeschraubt. Leider muß dabei immer wieder der Selbstbau-Schleifer verbogen werden, um das Lochrasterplatinenstück demontieren zu können. Dem entsprechend unprofessionell sieht selbiger nun auch aus. Irgendwann hatte ich dann die Federhöhe so eingestellt, dass das vordere Drehgestell soviel Anpressdruck bekommt, dass der Schleifer dieses nicht mehr auf den Weichen anhebt (diese RP25-Radsätze haben eine sehr niedrigen Spurkranz). Nachdem ich dann doch nochmal die originale Feder eingebaut hatte, fuhr die Lok mit der Frontschürze wieder gegen die Pukos. Also dauerhafte Umrüstung auf eine etwas stärkere Feder im vorderen Drehgestell, was die Lok ganz leicht vorne anhebt. Jetzt läuft sie prinzipiell über alle Weichen des C-Gleis-Systems (DKW, R2, Bogen-R1, schlanke Weichen auch im Wechsel, Dreiwegew.), allerdings löst der Schleifer dabei immer Kurzschlüsse aus. Die Schwungmassen helfen der Lok darüber hinweg, es ruckelt nichts. Die Lok darf aber nicht zu langsam sein, sonst bleibt sie doch mit Kurzschluss auf der Weiche hängen. Also keine Rangierfahrten auf dem Weichenfeldern!
Zweites Ziel: Digitalisieren.
Dazu habe ich einen alten c90-Decoder mit einer 8-pol-NEM-Schnittstellenstecker versehen und in die originale Buchse der Lok eingesteckt.
Dabei ist unbedingt zu beachten (steht auch in der Bedienungsanleitung der Lok), dass der Blindstecker in der 9-pol-Schnittstelle entfernt wird, andernfalls droht Zerstörung des Decoders:
Auf dem folgenden Bild ist am Kabelbaum neben dem Decoder die 9-pol-Schnittstelle zu sehen. Links unten neben der Lok liegt der demontierte Blindstecker:
Im Digitalbetrieb tritt das für diesen alten Decoder typischen Flackern der Beleuchtung auf. Unter meinen Testbedingungen (Delta 4f-Booster, CS1) lag dann für die Beleuchtung ca. 3,3 V Spannung an den Platinen an. Nach ca. 3 Wochen waren dann die Mikrolämpchen durchgebrannt. War wohl zuviel "Geflacker" oder zuviel Spannung. Deshalb:
Drittes Ziel: Umbau auf LED-Beleuchtung.
Ich habe die Kabel der Mikrolämpchen belassen, die Lämpchen vorne abgekniffen und für die beiden weissen Beleuchtungspositionen jeweils eine SMD-LED 1206, sunny white, Conrad 185836, eingelötet (vertragen bis zu 3,6 V). Für die obere Lampenposition habe ich den Lampenhalter (weicher, schwarzer Kunststoff) mittig quer mit ca. 1mm Breite eingekerbt und darin die LED eingeklemmt, Hält. Da sowohl der Lampenhalter als auch das gehäuse aus Kunststoff sind, müssen auch keine zusätzlichen Isolierungen angebracht werden.
Zwischen diesen beiden Lampenpositionen befindet sich der Lichtaustritt für das mittlere rote Schlusslicht (bei Rückwärtsfahrt), welches serienmäßig nicht bestückt ist. Ich habe mir eine rote 1,9 mm LED, Conrad 184632 etwas kleiner geschliffen und in den dafür vorgesehehen Platz eingepresst. 12 Ohm Vorwiderstand. Kabelführung zur hinteren Beleuchtung (wo noch das original Mikrolämpchen glimmt). Diese rote Schlussbeleuchtung habe ich z.Zt. nicht überlackiert. Es tritt dann bei Rückwärtsfahrt etwas rotes Licht in den Führerstand, aber auch in die beiden seitlichen Schlusslichter (im Dunkeln dann sogar durch die Nummerntafeln).
Die Nummertafeln sind übrigens serienmäßig auch nicht beleuchtet, sondern bestehen aus weissen, schwarz bedrucktem Kunststoffeinsätzen. Evtl. lassen sich diese auch beleuchten...
Ein paar Fotos mit der neuen Beleuchtung (welche heller als die originale Beleuchtung wirkt):
Nach dem Einfahren der Lok verbesserte sich die Zugkraft am Berg geringfügig. Mehr als 5 Waggons habe ich aber z.Zt. nicht als Anhängelast getestet. Im Modelleinsatz ist damit eine Ablösung der Märklin-"Big Boy" durch diese "Big Blow" nicht gleichwertig möglich. Das Fehlen der Haftreifen macht sich trotz des Gewichts der Lok von ca. 850g am Berg bemerkbar. Außerdem bevorzugt das Fahrzeug großzügige Radien:
Ausschwenken bei Märklin-C-Gleis Radius 2:
...und das Ausschwenken bei Radius 3:
Um überhaupt Märklin-Waggons anhängen zu können, muß aber noch das Kupplungsproblem gelöst werden:
Viertes Ziel: Kupplung passend zu europäischen Standards.
Die originalen Kupplungen sehen sehr schön aus, bauen aber zu hoch, um auch nur annähernd mit meinen Märklinfahrzeugen harmonieren zu können. Die originalen Kupplungshalterungen haben keine Kulissenführung und sind mit angeschraubten Metallplättchen von unten abgedeckt.
Ich habe daher die originalen Kupplungen zwischen Lok und Tender und an der Tenderrückseite ausgebaut. Zwischen Tender und Lok habe ich eine starre Verbindung aus Phosphor-Bronze-Blech eingesetzt.
Für das Tenderende habe ich mir hinten aus Phosphor-Bronze-Blech zunächst ein rechteckiges Blechstück so gefaltet, dass es einen NEM-Kupplungsschacht nachbildet. In diesen paßt dann z.B. eine Märklin-KK aus 7203. Diesen Schacht habe ich dann auf ein ca. 12mm langes Blechstück aufgelötet. Dieses Blechstück muß ca. 2mm Distanz nach unten durch Umbiegen seiner seitlichen Flanken überbrücken. Nach dem Umbiegen der Flanken habe ich den Zwischenraum mit Lot aufgefüllt und darauf den Kupplungsschacht aufgelötet. Am anderen Ende muß ein zum Drehpunkt der Kupplung passendes Loch in dieses Blechstück gebohrt werden.
Leider ist diese Selbstbau-Kupplungsaufnahme empfindlich bei Auffahrunfällen, kann leicht verbiegen.
Ansonsten: befahren von M-Gleisweichen scheiterte bei mir.
Euer Diego
Edit: Nachtrag eines externen Soundumbauberichts (auf Englisch); dieser spricht von einer Verbindung auf der Hauptplatine der Lok bezgl. der Lichtfunktion: http://www.ulrichmodels.com/prostores/So...und_install.pdf
Alternative zum Kupplungshalterselbstbau: viewtopic.php?t=75822 - Athearn Güterwagen 20736 auf Märklin Kupplungen umrüsten (Apr. 2012)