Hallo,
Zur badischen Farbgebung gibt es genügend Quellen, hier zusammengefasst von Baden.-Experte Wolfgang Hug:
http://diehugs.de/Vorbild/Lokomotiven/Fa...farbgebung.html
Die badischen Loks waren schwarze Aufbauten/ schwarzes Fahrwerk mit bräunlich roten Radsternen, viele blanke Teile im Fahrwerksbereich und an den Aufbauten. Ausserdem eine ganz dünne rote Linierung. Dieses Lemaco H0-Modell einer badischen IId ist exakt vorbildgetreu lackiert im Regelanstrich http://diehugs.de/Vorbild/Lokomotiven/Fa...elanstrich.html , eine wunderschönes elegantes Farbschema:
Die badische IVh, erstmals 1918 gebaut, erhielt auch diesen Anstrich, es gab auch extra einen Zeitungsbericht darüber wie schwer die schwarze Farbe dazu beschaffen zu war.
Eventuell auch ohne die dünne Linierung, aber entgegen den ständig verbreiteten Gerüchten dass es nach dem I.Weltkrieg prinzipiell keine Linierung mehr an Loks gab, gab es natürlich oft doch eine Linierung. Die Leute die das immer verbreiten brauchen nur mal Fotos von neu ausgelieferten Loks nach 1918 und aus den zwanziger Jahren anzuschauen, und dort sieht man noch öfters Linierungen an Länderbahn-Bauarten. Einfach mal in den Bayern oder Preussen-Reports oder anderen Büchern nachschauen, bevor wieder irgendein Gerücht nachgeplappert wird.
Siehe z.B. die 1924 gebaute G 5/5 Nr. 5822 (spätere BR 57.5 ) auf Foto Seite 357 in Lothar Spielhoffs Buch 'Lokomotiven der bayerischen Eisenbahnen - Band 1' http://www.pepke-verlag.de/Produkte/Buec...cher-Index.html , wenige Tage oder Wochen nach Auslieferung, die Betriebs-Lackierung mit sehr gut zu erkennender Linierung ist noch ganz neu und noch glänzend, nur leicht betriebsverschmutzt. Auch auf Seite 356 G 5/5 Nr 5836, gebaut bei Maffei 1920, mit Linierung auf einem Betriebsfoto, erst leicht verschmutzt.
Vielleicht war die Linierung bei den DRG-Loks in Bayern dann auch nicht mehr hellgrün, wie immer bei bayerischen Loks, siehe Liefervorschriften und sämtlich zeitgenössische mit Original-K.Bay.Sts.B.-Llokomotivlacken lackierte und exakt vorbildgtreue 1:10-Modelle im Nürnberger Museum (ausser in der Frühzeit der K.Bay.Sts.B. rot Linierung), sondern in irgendeiner anderen Farbe in den 1920ern.
Das unlackierte bläulich-grau metallische-schimmernde, spiegelnde Glanzblech-Verkleidung an Kessel und Zylindern (kann so am Modell aussehen http://www.drehscheibe-foren.de/foren/re...671#msg-4673671 ) , die viel badische Loks erhalten hatten, hat wohl keine IVh bekommen, da Glanzblech damals gerade nicht lieferbar, erst wieder Reichsbahnloks ab ca 1921/22 haben wieder Glanzblech-Verkleidungen erhalten http://de.groups.yahoo.com/group/LBF/message/3362 :
" O.R.B. Baumann (Eisenbahngeneral-Direktion Karlsruhe):
Die früheren badischen Staatsbahnen hätten sämtliche
in den
Jahren 1909-17 gelieferten Lokomotiven, insgesamt 189
Stück, mit
Hochglanzblechverkleidung versehen lassen. Von 1917 ab
seien derartige
Bleche nicht mehr zu erhalten gewesen.
Mit Hochglanzblech wären verkleidet worden: Der
Langkessel, der
außerhalb des Führerhauses liegende Teil des
Stehkessels sowie
die Dampfzylinder und Schiebergehäuse. " , zitiert aus 3. Beratung des Ausschusses für Lokomotiven am 30.Nov., 1. und 2. Dez. 1921 in Goslar .
und zu den an die Reichsbahn zu liefernden Dampfloks in Deutschland Winterlieferung 1922/23:
" Erlaß vom 9. Juni 1922; Der Reichsverkehrsminister; E.
VII.71.D.5764
Die P- und G-Lokomotiven der Winterlieferung 1922 sind, wie
vorgeschlagen, versuchsweise mit Hochglanzblechen auszurüsten.
Über die Bewährung der Bleche wollen die Beschaffungsstellen
[...] erstmalig zum 1. April 1925 berichten."
Auch vor dieser deutschlandweiten Winterlieferung 1922 hatten, wohl weil wie gewohnt badische Loks (die Nachkriegslieferung württ. C sowieso) , das inzwischen wieder lieferbare Glanzblech erhalten, mit geübtem Blick gut zu erkennen (in der Literatur gibt's bessere grössere Fotos):
- Badische G 12 von 1921:
http://diehugs.de/Vorbild/Lokomotiven/G12_5_1052.jpg
- badische Zahnradlok IXb . Lieferung von 1921, siehe gute Fotos in Literatur.
Das beim Vorbild unlackierte blanke Metall 'Glanzblech' kann dann an Modellen richtig umgesetzt, z.B. an anderen badischen Loks, so hinreissend schön aussehen wie bei dieser schweizer Gotthardbahn-Lok (die Messingräder sind noch unlackiert) :
Die farbige Grafik mit der blauen IVh ist ja in den 1920er Jahren entstanden. Diese Bild-Serie, ich glaub aus damaligen Firmenkatalog Firma Maffei in München, war meistens relativ vorbildgetreu, man sieht das der Grafiker die meisten Loks/Farbgebungen selber zu Gesicht bekommen hat. Aber wohl nicht alle Loks, und die IVh war ja nach Auslieferung nicht mehr in Bayern unterwegs und zu sehen.
Entweder war's bei der IVh Fantasie, oder vielleicht gab es ja eine Ausstellungslok in blau, was ich nicht für ausgeschlossenen halte, vielleicht diese hier auf einer Ausstellung gezeigten http://diehugs.de/Vorbild/Lokomotiven/Re.../IVh_2_1000.jpg . Die Lok sieht heller als schwarz aus (kann auch täuschen, sehr schwer zu sagen), dann vielleicht eine blaue Maffei-Ausstellungslackierung? Oder Foto von nach 1921 bereits im neuen DRG-Farbschema dunkelgrün/braunrot ? Weiss jemand auf welcher Ausstellung das Foto aufgenommen wurde?
Aber normalerweise waren die IVh-Loks in der viel schöneren und eleganteren badischen schwarz/schwarz/bräunlichroten Regel-Farbgebung lackiert im Betrieb unterwegs.
Und nach 1921 wurden dann natürlich die ersten Loks irgendwann mal in das erste Reichsbahn-Farbschema von 1921 dunkelolivgrün/braunrot umlackiert, das 2. DRG-Farbschema tiefschwarz-grellrot gab es erst ab 1926 für Einheitsloks, ab ca 1929 für ehemalige Länderbahn-Bauarten. Und ab ca 1925 erhielten die IVh, egal ob noch im badischen schwarz/schwarz/bräunlichroten oder schon im grün/roten DRG-Farbschema, ihre DRG BR 18.3 Beschilderungen .
Diese bereits in glänzender Betriebslackierung ( und mit erster DRG-Beschriftung ? ) versehene badische P 8, gebaut im Laufe des Jahres 1922, auf dem Hof der MBK Karlsruhe trägt wohl ziehmlich sicher schon die neu vorgeschriebene dunkelgrün/braunrote DRG-Lackierung. Bei genauem Hinschauen auf einem guten grösseren Bild dieser Aufnahme, z.B. in Wolfgangs Dieners Farbgebungs-Standardwerk, kann man erkennen dass der Kessel etwas heller wie die wohl schwarze Rauchkammer ist, aber typisch für hochlänzenden Lack aussieht, nicht der das merkwürdige unggleichmässige Schimmern von spiegel-ähnlichem Glanzblech auf Fotos hat.
Also weder der Kessel schwarz noch in Glanzblech, dann, kommt auch vom Kontast her zur Rauchkammer hin, wohl ziehmlich sicher einfach in der damals vorgeschrieben DRG Lackierung dunkelgrün/rot lackiert. Was ja an naheliegendsten ist wenn Kessel und Zylinder nicht mit Glanzblech verkleidet sind.
Hier als Beispiel eine BR 17 in H0 von Micro-Feinmechanik in dieser eleganten dunkelgrün/braunroten Reichsbahn-Farbgebung, im DRG Regelanstrich ( keine extra DRG-Gruppenverwaltung Bayern -Anstrich, da gab's keinen extra Anstrich, noch so ein gern immer wieder unkritisch weitergegebenes Gerücht. Hört sich halt so schön pfundig und folkloristisch an. Grün/rot war schlichtweg der ab 1921 vorgeschriebene DRG-Regelanstrich für ganz Deutschland, egal ob man dafür dunkles braungrün verwendete oder noch vorhandenes, fast gleich aussehende flaschengrün dafür erlaubterweise aufbrauchte )
und noch diese Fleischmann BR 13 in DRG-Lackierung wie sie bis Ende der 1920er/Anfang der 1930er Jahre die meisten Deutsche Reichsbahn-Loks trugen, die letzten grün-roten Loks verschwanden erst ungefähr Mitte der 1930er Jahre von den Gleisen der Reichsbahn:
Eine leicht individuelle Note dieser ab 1921 vorgeschriebenen dunkelgrün-roten DRG-Farbgebung erhielten die Loks sowieso dadurch, das wie erwähnt, die restlichen dunkelgrünen aufzubrauchenden Farbtöne leicht abwichen, ebenso die damals überall bei den Länderbahnen um 1920 herum gebräuchlichen dunklen roten //bräunlichroten Farbtöne voneinander etwas abwichen, die waren auch aufzubrauchen.
( und zuvor noch bei Württemberg, Baden die gräulich-schwarzen und schwarzen Lacke soweit noch vorhanden. Obwohl man natürlich bei schwarzen vorhanden Farb-Vorräten diese auch alternativ nur für die schwarzen Teile bei der DRG-Farbgebung verwenden konnte)
Und dadurch eine weitere eigene Note der 1921er DRG-Farbgebung , wie auf Fotos von nach 1921 gelieferten Loks gut zu erkennen, dass meistens je nach bisheriger Gewohnheit die Radreifen, damals auch Bandagen genannt, rot oder schwarz lackiert, siehe z.B. DRG-Loklieferungen in Preussen, oder blank waren, siehe z.B. Loklieferungen an die DRG in Württemberg, Baden, Bayern.
Und natürlich dadurch wenn diese Reichsbahnloks noch liniert wurden, wie teils bei bayerischen, wie oben beschrieben, und preussischen Loklieferungen an die DRG in den 1920er Jahren.
Schöne Grüsse
Dirk