RE: Badische IVh: Welche Farben sind authentisch?

#1 von Pantograf ( gelöscht ) , 24.02.2010 00:42

Hallo Experten,

Thema Länderbahn, Badische IVh.
Das Blau von der Märklin 39021 ist schön, oh ja; dass es von einer kolorierten Postkarte abgeleitet ist, die vermutlich Kaufwillige auf den Geschmack bringen sollte, schreibt Wikipedia.
Aber wie waren denn die IVh's im realen Betrieb eingefärbt?
Märklin wird doch bestimmt -nach dem Erfolg der 39021- ein Nachfolge-Modell auf den Markt bringen. Wenn es ein Epoche I-Modell wäre: Wie müsste es denn realistischerweise farblich gestaltet sein?

Freundliche Grüße aus Köln, Jürgen


Pantograf

RE: Badische IVh: Welche Farben sind authentisch?

#2 von katzenjogi , 24.02.2010 00:59

Hallo Namensvetter,

ich bin leider kein Experte, aber noch wach .

Da die Lokomotiven ab 1918 gebaut wurden, werden sie in den typischen Farben ausgeliefert worden sein, die damals schon für Lokomotiven, welche während des Krieges ausgeliefert wurden, benutzt wurde - nämlich schwarz-rot - ähnlich der württembergischen Vorkriegsfarbgebung, die schließlich auch von der DRG übernommen wurde.

Aber genaueres werden Dir sicher gerne die Experten sagen können ops:

MfG Jürgen (alias katzenjogi)

PS: Gerade ein Bilder einer IVh mit scheinbar heller Farbgebung (Fotografieranstrich?) gefunden:

http://diehugs.de/IVh_1_95.jpg


 
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RE: Badische IVh: Welche Farben sind authentisch?

#3 von Pantograf ( gelöscht ) , 24.02.2010 09:58

Hallo Jürgen,

danke für die Antwort und das gute Foto!
Ich wurde auch sagen Fotografieranstrich. Leider ist die Auflösung nicht so hoch, ich jedenfalls kann die Beschriftng nicht so hundertprozentig identifizieren.
Ist's denn auf jeden Fall eine IVh? Sieht zumindest so aus und bei der Seriosität der Quelle, die ich mir jetzt näher angeguckt habe, muss das eigentlich so sein.
Eine tolle Lok!
Mir ist beim Recherchieren zu 'diehugs' auch klar geworden, dass ich die Info über die Vorlagenquelle für die blaue Märklin 39021 nicht aus Wikipedia habe, sondern wahrscheinlich aus der Internet-Seite von Wolfgang Hug; so vermischen sich die Dinge manchmal ungewollt.

diehugs.de ist sehr erfreulich, lobenswert und aufschlussreich, obwohl ich nicht alle Inhalte, die ich bisher aufgenommen habe, gut verstehe.
Z. B. gibt es in der Rubrik 'Farbgebung' eine Tabelle, in der zumindest bei einigen Baugruppen der Loks zwischen 1909 und 1917 die Farbe Blau angegeben ist, aber weiter unten heißt es: 'Blau lackierte Lokomotiven -so wie von Liliput ausgeführt- hat es nie gegeben'.
Na ja, ich kenne diese Liliput -Lok nicht und vielleicht ist ja auch 'Durchgängig blau' im Gegensatz zu 'Teilweise blau' gemeint.

Werde jetzt meinen Urlaubstag genießen.
Erhalte gerne weitere Infos/Fotos zu der tollen IV h oder auch zum Thema Farbgebung.

Gruß aus Köln ,
"Namensvetter"


Pantograf

RE: Badische IVh: Welche Farben sind authentisch?

#4 von Lordkane ( gelöscht ) , 24.02.2010 10:43

Die Liliput Baden-Pacific hat einen etwa Himmelblauen Farbton. Unwarscheinlich das eine Dampflok mit einem so hellen Farbton gefahren ist. Ich erinnere mich irgendwo gelesen zu haben das die Badische Staatsbahn vor dem 1.WK einen Gelb-Brauen Farbton verwendete.


Lordkane

RE: Badische IVh: Welche Farben sind authentisch?

#5 von Dirk Wenzel , 24.02.2010 11:38

Hallo,


Zur badischen Farbgebung gibt es genügend Quellen, hier zusammengefasst von Baden.-Experte Wolfgang Hug:
http://diehugs.de/Vorbild/Lokomotiven/Fa...farbgebung.html

Die badischen Loks waren schwarze Aufbauten/ schwarzes Fahrwerk mit bräunlich roten Radsternen, viele blanke Teile im Fahrwerksbereich und an den Aufbauten. Ausserdem eine ganz dünne rote Linierung. Dieses Lemaco H0-Modell einer badischen IId ist exakt vorbildgetreu lackiert im Regelanstrich http://diehugs.de/Vorbild/Lokomotiven/Fa...elanstrich.html , eine wunderschönes elegantes Farbschema:






Die badische IVh, erstmals 1918 gebaut, erhielt auch diesen Anstrich, es gab auch extra einen Zeitungsbericht darüber wie schwer die schwarze Farbe dazu beschaffen zu war.
Eventuell auch ohne die dünne Linierung, aber entgegen den ständig verbreiteten Gerüchten dass es nach dem I.Weltkrieg prinzipiell keine Linierung mehr an Loks gab, gab es natürlich oft doch eine Linierung. Die Leute die das immer verbreiten brauchen nur mal Fotos von neu ausgelieferten Loks nach 1918 und aus den zwanziger Jahren anzuschauen, und dort sieht man noch öfters Linierungen an Länderbahn-Bauarten. Einfach mal in den Bayern oder Preussen-Reports oder anderen Büchern nachschauen, bevor wieder irgendein Gerücht nachgeplappert wird.
Siehe z.B. die 1924 gebaute G 5/5 Nr. 5822 (spätere BR 57.5 ) auf Foto Seite 357 in Lothar Spielhoffs Buch 'Lokomotiven der bayerischen Eisenbahnen - Band 1' http://www.pepke-verlag.de/Produkte/Buec...cher-Index.html , wenige Tage oder Wochen nach Auslieferung, die Betriebs-Lackierung mit sehr gut zu erkennender Linierung ist noch ganz neu und noch glänzend, nur leicht betriebsverschmutzt. Auch auf Seite 356 G 5/5 Nr 5836, gebaut bei Maffei 1920, mit Linierung auf einem Betriebsfoto, erst leicht verschmutzt.

Vielleicht war die Linierung bei den DRG-Loks in Bayern dann auch nicht mehr hellgrün, wie immer bei bayerischen Loks, siehe Liefervorschriften und sämtlich zeitgenössische mit Original-K.Bay.Sts.B.-Llokomotivlacken lackierte und exakt vorbildgtreue 1:10-Modelle im Nürnberger Museum (ausser in der Frühzeit der K.Bay.Sts.B. rot Linierung), sondern in irgendeiner anderen Farbe in den 1920ern.

Das unlackierte bläulich-grau metallische-schimmernde, spiegelnde Glanzblech-Verkleidung an Kessel und Zylindern (kann so am Modell aussehen http://www.drehscheibe-foren.de/foren/re...671#msg-4673671 ) , die viel badische Loks erhalten hatten, hat wohl keine IVh bekommen, da Glanzblech damals gerade nicht lieferbar, erst wieder Reichsbahnloks ab ca 1921/22 haben wieder Glanzblech-Verkleidungen erhalten http://de.groups.yahoo.com/group/LBF/message/3362 :

" O.R.B. Baumann (Eisenbahngeneral-Direktion Karlsruhe):
Die früheren badischen Staatsbahnen hätten sämtliche
in den
Jahren 1909-17 gelieferten Lokomotiven, insgesamt 189
Stück, mit
Hochglanzblechverkleidung versehen lassen. Von 1917 ab
seien derartige
Bleche nicht mehr zu erhalten gewesen.
Mit Hochglanzblech wären verkleidet worden: Der
Langkessel, der
außerhalb des Führerhauses liegende Teil des
Stehkessels sowie
die Dampfzylinder und Schiebergehäuse. " , zitiert aus 3. Beratung des Ausschusses für Lokomotiven am 30.Nov., 1. und 2. Dez. 1921 in Goslar .

und zu den an die Reichsbahn zu liefernden Dampfloks in Deutschland Winterlieferung 1922/23:

" Erlaß vom 9. Juni 1922; Der Reichsverkehrsminister; E.
VII.71.D.5764

Die P- und G-Lokomotiven der Winterlieferung 1922 sind, wie
vorgeschlagen, versuchsweise mit Hochglanzblechen auszurüsten.
Über die Bewährung der Bleche wollen die Beschaffungsstellen
[...] erstmalig zum 1. April 1925 berichten."

Auch vor dieser deutschlandweiten Winterlieferung 1922 hatten, wohl weil wie gewohnt badische Loks (die Nachkriegslieferung württ. C sowieso) , das inzwischen wieder lieferbare Glanzblech erhalten, mit geübtem Blick gut zu erkennen (in der Literatur gibt's bessere grössere Fotos):
- Badische G 12 von 1921:
http://diehugs.de/Vorbild/Lokomotiven/G12_5_1052.jpg
- badische Zahnradlok IXb . Lieferung von 1921, siehe gute Fotos in Literatur.

Das beim Vorbild unlackierte blanke Metall 'Glanzblech' kann dann an Modellen richtig umgesetzt, z.B. an anderen badischen Loks, so hinreissend schön aussehen wie bei dieser schweizer Gotthardbahn-Lok (die Messingräder sind noch unlackiert) :



Die farbige Grafik mit der blauen IVh ist ja in den 1920er Jahren entstanden. Diese Bild-Serie, ich glaub aus damaligen Firmenkatalog Firma Maffei in München, war meistens relativ vorbildgetreu, man sieht das der Grafiker die meisten Loks/Farbgebungen selber zu Gesicht bekommen hat. Aber wohl nicht alle Loks, und die IVh war ja nach Auslieferung nicht mehr in Bayern unterwegs und zu sehen.

Entweder war's bei der IVh Fantasie, oder vielleicht gab es ja eine Ausstellungslok in blau, was ich nicht für ausgeschlossenen halte, vielleicht diese hier auf einer Ausstellung gezeigten http://diehugs.de/Vorbild/Lokomotiven/Re.../IVh_2_1000.jpg . Die Lok sieht heller als schwarz aus (kann auch täuschen, sehr schwer zu sagen), dann vielleicht eine blaue Maffei-Ausstellungslackierung? Oder Foto von nach 1921 bereits im neuen DRG-Farbschema dunkelgrün/braunrot ? Weiss jemand auf welcher Ausstellung das Foto aufgenommen wurde?

Aber normalerweise waren die IVh-Loks in der viel schöneren und eleganteren badischen schwarz/schwarz/bräunlichroten Regel-Farbgebung lackiert im Betrieb unterwegs.

Und nach 1921 wurden dann natürlich die ersten Loks irgendwann mal in das erste Reichsbahn-Farbschema von 1921 dunkelolivgrün/braunrot umlackiert, das 2. DRG-Farbschema tiefschwarz-grellrot gab es erst ab 1926 für Einheitsloks, ab ca 1929 für ehemalige Länderbahn-Bauarten. Und ab ca 1925 erhielten die IVh, egal ob noch im badischen schwarz/schwarz/bräunlichroten oder schon im grün/roten DRG-Farbschema, ihre DRG BR 18.3 Beschilderungen .

Diese bereits in glänzender Betriebslackierung ( und mit erster DRG-Beschriftung ? ) versehene badische P 8, gebaut im Laufe des Jahres 1922, auf dem Hof der MBK Karlsruhe trägt wohl ziehmlich sicher schon die neu vorgeschriebene dunkelgrün/braunrote DRG-Lackierung. Bei genauem Hinschauen auf einem guten grösseren Bild dieser Aufnahme, z.B. in Wolfgangs Dieners Farbgebungs-Standardwerk, kann man erkennen dass der Kessel etwas heller wie die wohl schwarze Rauchkammer ist, aber typisch für hochlänzenden Lack aussieht, nicht der das merkwürdige unggleichmässige Schimmern von spiegel-ähnlichem Glanzblech auf Fotos hat.
Also weder der Kessel schwarz noch in Glanzblech, dann, kommt auch vom Kontast her zur Rauchkammer hin, wohl ziehmlich sicher einfach in der damals vorgeschrieben DRG Lackierung dunkelgrün/rot lackiert. Was ja an naheliegendsten ist wenn Kessel und Zylinder nicht mit Glanzblech verkleidet sind.

Hier als Beispiel eine BR 17 in H0 von Micro-Feinmechanik in dieser eleganten dunkelgrün/braunroten Reichsbahn-Farbgebung, im DRG Regelanstrich ( keine extra DRG-Gruppenverwaltung Bayern -Anstrich, da gab's keinen extra Anstrich, noch so ein gern immer wieder unkritisch weitergegebenes Gerücht. Hört sich halt so schön pfundig und folkloristisch an. Grün/rot war schlichtweg der ab 1921 vorgeschriebene DRG-Regelanstrich für ganz Deutschland, egal ob man dafür dunkles braungrün verwendete oder noch vorhandenes, fast gleich aussehende flaschengrün dafür erlaubterweise aufbrauchte )



und noch diese Fleischmann BR 13 in DRG-Lackierung wie sie bis Ende der 1920er/Anfang der 1930er Jahre die meisten Deutsche Reichsbahn-Loks trugen, die letzten grün-roten Loks verschwanden erst ungefähr Mitte der 1930er Jahre von den Gleisen der Reichsbahn:




Eine leicht individuelle Note dieser ab 1921 vorgeschriebenen dunkelgrün-roten DRG-Farbgebung erhielten die Loks sowieso dadurch, das wie erwähnt, die restlichen dunkelgrünen aufzubrauchenden Farbtöne leicht abwichen, ebenso die damals überall bei den Länderbahnen um 1920 herum gebräuchlichen dunklen roten //bräunlichroten Farbtöne voneinander etwas abwichen, die waren auch aufzubrauchen.
( und zuvor noch bei Württemberg, Baden die gräulich-schwarzen und schwarzen Lacke soweit noch vorhanden. Obwohl man natürlich bei schwarzen vorhanden Farb-Vorräten diese auch alternativ nur für die schwarzen Teile bei der DRG-Farbgebung verwenden konnte)

Und dadurch eine weitere eigene Note der 1921er DRG-Farbgebung , wie auf Fotos von nach 1921 gelieferten Loks gut zu erkennen, dass meistens je nach bisheriger Gewohnheit die Radreifen, damals auch Bandagen genannt, rot oder schwarz lackiert, siehe z.B. DRG-Loklieferungen in Preussen, oder blank waren, siehe z.B. Loklieferungen an die DRG in Württemberg, Baden, Bayern.

Und natürlich dadurch wenn diese Reichsbahnloks noch liniert wurden, wie teils bei bayerischen, wie oben beschrieben, und preussischen Loklieferungen an die DRG in den 1920er Jahren.

Schöne Grüsse

Dirk


Dirk Wenzel  
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RE: Badische IVh: Welche Farben sind authentisch?

#6 von tbk , 24.02.2010 13:08

Es gab sogar eine himmelblaue dampflokbaureihe, allerdings viel später (ab 1950) und in der Tschechoslowakei. Die CSD war zum ende der dampfzeit mit verschiedenen blau- und grüntönen die weitaus bunteste bahn Europas. Ein sonderfall, war doch der auslaufende dampfbetrieb bei den meisten anderen bahnen eher von schwärze und dreck gekennzeichnet.

<- klick

Da lagen 40 jahre entwicklung der lacktechnik dazwischen. Anfang des 20. jahrhunderts war es noch schwierig, einen preisgünstigen, dauerhaften blauen lack herzustellen, weshalb ihn anfangs nur wenige herausragende fahrzeuge (wie einige hofzüge) erhielten. Insbesondere bei dampfloks kam noch der pflegeaufwand dazu, allerdings wurde zu länderbahnzeiten noch erheblich mehr geputzt; da waren sie noch richtig stolz auf ihre loks und schickten sie nur bestens herausgeputzt auf strecke. Es gibt anekdoten von (schwäbischen?) inspektoren, die mit dem weißen taschentuch die räder auf rußrückstände überprüften und bei nichtgefallen die personale anwiesen, nochmal mit dem lappen drüberzugehen, bevor die maschine in den betrieb durfte ....

Der schwarze einheitsanstrich ohne zierlinien war dann schon eine sparmaßnahme, die allerdings bereits vor dem ersten weltkrieg einsetzte.

In den 1920er jahren hat die CIWL dann einen brauchbaren stahlblauen lack (für schlaf- und speisewagen) gefunden und sich damit von den weitgehend grünen fahrzeugen des normalen wagenparks abgehoben.


 
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RE: Badische IVh: Welche Farben sind authentisch?

#7 von Pantograf ( gelöscht ) , 24.02.2010 15:15

Vielen Dank an alle für die vielen Infos und tollen Fotos!

Von Steff weiß ich jetzt, wie ich die Aussage von Wolfgang Hug zur Liliput-Lok verstehen muss.

Sehr bedenkenswerte Auskünfte (mit einem hoch interessanten Bild) auch von tbk zur technischen Herstellbarkeit von farbigen Lacken.

Dirks Fotos sind schon klasse, diese Lemaco- und Micro-(Metakit?) Modelle sind wirklich Wahnsinn.... und auch hier sehr hilfreiche Infos. Habe den Text von W. Hug zu den Glanzblechen auch studiert; er hält eine Glanzblechvariante aber nicht für unmöglich, da er zu recht sagt, dass die Auslieferung 1918 eine verspätete war, so dass die Glanzbleche schon beschafft gewesen ein könnten, als es noch welche gab -denn mit dem Bau der ersten IVh's wurde nach seiner Aussage 1915 begonnen.

Mein Namensvetter Jürgen 'katzenjogi' hat ein Foto eingestellt, dass nach Hug eine IVh-1 darstellt. Ich lese auf dem Führerhaus IV 95, kann's aber nicht gut erkennen.
Die Lok ist ja nun sehr hell. Was muss man denn von dem Bild halten?
Weiß einer was über diese Lok?
Noch eins: Diese(s) Bild(er) von der blauen IVh (Maffei-Broschüre): Kann man die irgendwo sehen, also in Büchern oder im Internet?
Würde ich zu gerne mal anschauen!...

Gruß, Jürgen (Pantograf)


Pantograf

RE: Badische IVh: Welche Farben sind authentisch?

#8 von Dirk Wenzel , 24.02.2010 16:31

Hallo Jürgen

ja, für ganz ausgeschlossen halte ich es auch nicht dass eine IVh das unlackierte bläulich-grau metallische Glanzblech an Kessel und Zylindern erhalten hat, den Rest der Lok in badischer Regellackierung schwarz mit roten Radsternen.
Denn ab ca 1919/20 hatte sich die Lieferlage für Lokomotivlacke wieder normalisiert, und wer weiss ab wann auch für Glanzblech. Oder wie Wolfgang Hug schreibt, vielleicht wurde ja für einige Loks vor 1917 geliefertes Glanzblech benutzt. Allerdings wäre das vielleicht eher für vor der IVh fertiggestellte Loks aufgebraucht worden?

ausserdem erwähnt O.R.B. Baumann 1921 nur die bis 1917 gelieferten badischen Loks mit Glanzblech. Kann natürlich sein dass trotzdem ein paar IVh Loks nach 1919 mit Glanzblech geliefert wurden und er die nur nicht erwähnt. Nicht ausgeschlossen, da er aber zu berichten hat über Erfahrungen mit gelieferten Glanzblech-Loks halte ich die Chance für eher gering.

Das Werk-Foto der IVh Nr 95 mit dem hellen Anstrich müsste ich in grösser sehen. Wenn der helle Anstrich matt, wie vermutet, dann nur ein für Foto-Zwecke über der hochglänzenden Betriebslackierung (wenn die Lok zum Aufnahmezeitpunkt überhauptschon komplett Betriebslackiert war; die schön oft nur provisorisch angebrachte Beschriftung auf Werkfotos sagt nichts) aufgebrachter Kalkfarben-Anstrich http://diehugs.de/Vorbild/Lokomotiven/Fa...toanstrich.html oder teils noch Grundierung.

Schöne Grüsse

Dirk


Dirk Wenzel  
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RE: Badische IVh: Welche Farben sind authentisch?

#9 von xv_htv , 24.02.2010 17:39

Hallo Farbdiskutanten,

Zitat von Pantograf

Mein Namensvetter Jürgen 'katzenjogi' hat ein Foto eingestellt, dass nach Hug eine IVh-1 darstellt. Ich lese auf dem Führerhaus IV 95, kann's aber nicht gut erkennen.
Die Lok ist ja nun sehr hell. Was muss man denn von dem Bild halten?
Weiß einer was über diese Lok?
Noch eins: Diese(s) Bild(er) von der blauen IVh (Maffei-Broschüre): Kann man die irgendwo sehen, also in Büchern oder im Internet?
Würde ich zu gerne mal anschauen!...



Zur IV? 95:
Die ist bestimmt im Fotoanstrich - warum sollte man die Tenderdrehgestelle blau malen?

Zur blauen IVh: Eine Abbildung befindet sich im Lokvogel-Sonderheft Farbgebung 1 auf Seite 21.

VG Nils


Webseiten zur Länderbahn-Farbgebung


 
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RE: Badische IVh: Welche Farben sind authentisch?

#10 von Lordkane ( gelöscht ) , 24.02.2010 18:27

Mir ist eingefallen das ich noch das Buch: "Die Großherzoglich Badische Staatseisenbahnen" von Albert Mühl aus dem franckh verlag habe.

Da steht:

"Die Grundfarbe der Badischen Lokomotiven war anfangs wohl hellgrün, dann stets dunkelgrün, das rasch nachdunkelte und Schwarz darstellte."

Weiter geht es mit:

"Nur für Werksaufnahmen strichen die Karlsruher ihre Lokomotiven Hellgrau an. Viele Maschineenteile waren blank gescheuert, kesselaufbauten in der Regel mit Zierleisten aus Buntmetall versehen. Auch Rahmen und Räder waren dunkelgrün, Rauchkammer und Kamin dagegen schwarz. Gegen ende der 1880er wurden die Räder Rot lackiert. Die Einfassungen schwarz, zunächst mit roten, später mit helgelben Linien."


[edit]
Nochmal ein kleiner nachtrag zu den Glanzblechverkleidungen der Bad. IVh: Laut dem Buch wurden von den 20 Lokomotiven die ab 1918 ausgeliefert wurden, 3 bereits 1915 fertiggestellt. Es ist anzunehmen das diese wohl Glanzbleche trugen. Vielleicht wurden sie aber auch über den Krieg abmontiert.


Lordkane

RE: Badische IVh: Welche Farben sind authentisch?

#11 von Dirk Wenzel , 24.02.2010 18:44

Hallo,

das Buch von Albert Mühl ist ja schon älter (1970er oder 1980er Jahre?) und durch neuere Erkentnisse überholt, siehe eben bei Wolfgang Hug und im Buch von Diener.

Albert Mühl hat ja damals nicht gelebt, wenn du etwas aus solchen Büchern zitierst solltest du immer schauen mit was belegt der Autor seine Aussagen zu dieser Zeit, man sollte immer anhand von historischen Quellen oder zeitgenössischen 1:10 - Modellen argumentieren. Sonst ist das relativ wertlos und nur verwirrend und widersprüchlich, so Aussagen ohne historischen Quellen von damals.

Aber danke noch für den Hinweis mit den 3 fertiggestellten IVh im Jahr 1915. Weiter oben wird jedoch von begonnen gesprochen.

Schöne GRüsse

Dirk


Dirk Wenzel  
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RE: Badische IVh: Welche Farben sind authentisch?

#12 von CrusaderX ( gelöscht ) , 24.02.2010 22:55

Albert Mühl hat nicht zwangsweise unrecht. Vor 1890 waren die badischen Loks tatsächlich grün.

Und zur Farbtabelle von Wolfgang Hug: Das blau in der Tabelle steht für Glanzblech. Es waren tatsächlich keine blauen badischen Loks auf den Gleisen unterwegs.

Die schwarze IVh von Liliput trägt den badischen Regelanstrich. Sofern man davon ausgeht, dass sie keine Linierung mehr hat.

Die schönste Modell-IVh ist wohl die von Lematec in Spur-0.

Eine Übersicht über IVh-Modelle hat Wolfgang Hug auch parat:
http://www.diehugs.de/Modell/Neue_Projek..._sbad__ivh.html

Gruß
Simon


CrusaderX

RE: Badische IVh: Welche Farben sind authentisch?

#13 von Lordkane ( gelöscht ) , 24.02.2010 23:01

Vielleicht waren die 3 Loks die 1915 gebaut wurden zuerst Blau lackiert und wurden vor der Auslieferung 1918 doch nochmal umgespritzt? Könnte ja sein.


Lordkane

RE: Badische IVh: Welche Farben sind authentisch?

#14 von Pantograf ( gelöscht ) , 24.02.2010 23:01

Hallo allerseits,

viele neue Infos und Webseiten zum Studieren sind dazugekommen!

Danke an Nils für den Link zu der Farbgebung 'Länderbahnen' und für den Hinweis, wo Bilder aus der Maffei-Broschüre abgebildet sind!

An Dirk nochmals herzlichen Dank für alle Erläuterungen, Verweise und Links!
Du bist ja ganz schön in der Materie drin und mit der Sache verbunden! Nicht zuletzt Dein in dem Zusammenhang häufig auftauchender Name zeigt, wie sehr Du in der Sache drin steckst.
Ich würde mir wünschen, dass die Informationen und Bilder weiter zusammenfließen und die Sachlage um die IVer-Loks auf immer fundiertere Füße kommt.
Jedenfalls habe ich nun so viele neue Infos bekommen, dass ich erst mal 'ne Verdauungsrunde einlegen muss.

Viele Grüße, Jürgen


Pantograf

RE: Badische IVh: Welche Farben sind authentisch?

#15 von Frankenbahner , 25.02.2010 10:51

Zitat von Pantograf
Hallo Experten,

Thema Länderbahn, Badische IVh.
Das Blau von der Märklin 39021 ist schön, oh ja; dass es von einer kolorierten Postkarte abgeleitet ist, die vermutlich Kaufwillige auf den Geschmack bringen sollte, schreibt Wikipedia.
Aber wie waren denn die IVh's im realen Betrieb eingefärbt?
Märklin wird doch bestimmt -nach dem Erfolg der 39021- ein Nachfolge-Modell auf den Markt bringen. Wenn es ein Epoche I-Modell wäre: Wie müsste es denn realistischerweise farblich gestaltet sein?

Freundliche Grüße aus Köln, Jürgen



Hallo Jürgen,

weitere Infos zur Farbgebung Deutscher Triebfahrzeuge findest in den beiden Sonderheften der Zeitschrift Lok-Vogel: viewtopic.php?t=29115,-tolles-informatives-heft-entdeckt.html

Gruß

Thomas


 
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RE: Badische IVh: Welche Farben sind authentisch?

#16 von Pantograf ( gelöscht ) , 25.02.2010 22:26

Hallo Thomas,
vielen Dank für den konkreten Hinweis zu dem Lok-Vogel-Band zum Thema Farbgebung!
Ich hab's mir direkt bestellt, und wenn ich das jetzt richtig begriffen habe, ist das genau das Heft, was Nils in seiner Mail erwähnt. Da wäre dann auch das Bild aus der Maffei-Broschüre drin! Das fände ich dann ziemlich gut!
Einen herzlichen Gruß auch an Simon! Du hast klar gestellt, wie W. Hugs Farbtabelle zu verstehen ist; ich meine, was das Blau betrifft. So ist es mir nun verständlich!

Viele Grüße, Jürgen


Pantograf

RE: Badische IVh: Welche Farben sind authentisch?

#17 von xv_htv , 26.02.2010 15:06

Zitat von Pantograf

Ich hab's mir direkt bestellt, und wenn ich das jetzt richtig begriffen habe, ist das genau das Heft, was Nils in seiner Mail erwähnt.



Genau, das Heft "Der Lokvogel - Sonderausgabe Farbgebung deutscher Triebfahrzeuge Teil 1". Darin ist auf Seite 21 die Postkarte.
Fuer Farbeneinsteiger ein sehr hilfreiches Heft, auch wenn die Quellenangaben leider oft fehlen.

Zu Sachsen empfehle ich aber doch meine Ausfuehrungen unter hafenbahnhof.de.


VG Nils


Webseiten zur Länderbahn-Farbgebung


 
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RE: Badische IVh: Welche Farben sind authentisch?

#18 von Pantograf ( gelöscht ) , 26.02.2010 22:32

Zitat
Zu Sachsen empfehle ich aber doch meine Ausfuehrungen unter hafenbahnhof.de.


Hallo Nils,

danke für die Bestätigung zum Lok-Vogel-Heft 'Farbgebung'!
Deinen Link 'Länderbahnen Farbgebung' habe ich abgespeichert und werde mich auf jeden Fall auch mit diesen Inhalten auseinandersetzen.
Sehr schön, auf einen weiteren Spezialisten im Fach gestoßen zu sein!

Viele Grüße, Jürgen


Pantograf

RE: Badische IVh: Welche Farben sind authentisch?

#19 von Osterthun , 23.01.2018 17:36

Hallo liebe Leute,

Ein Video mit die schwarze/rotbraun IVh 1010 (Märklin 26922) könnt euch sich hier ansehen:

https://www.youtube.com/watch?v=jISgT9xmeds&t


 
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