Hallo allerseits,

Wie schon im Thread zum alten Lokschuppen angesprochen, habe ich noch ein weiteres Diorama auf Lager.

Wie schon beim Lokschuppen gibt es auch hier etwas Vorgeplänkel...

Wir schreiben das Jahr 1841. In und um Wittenberg herrscht große Aufregung. Da ist etwas neues, die Eisenbahn. Einige Kilometer vor den Toren der Stadt liegt das kleine Dorf Piesteritz. Auch hier hatte man über die Eisenbahn in einer Versammlung beim Dorfschulzen abgestimmt und nachdem jedem ein Freifahrt nach Wittenberg am Tage der Eröffnung versprochen wurde, derselben zugestimmt.
Nun war da aber noch ein anderes Problem. Der Weg zur neuerlich gebauten Chausee von Wittenberg nach Coswig wurde ja nun von den Gleisen versperrt. Bald wurde ein Überweg über die Gleise eingerichtet.
Anfangs war der Zugverkehr noch nicht sehr hoch. Mit der Entfestigung Wittenbergs am Ende des 19. Jahrhunderts hielt aber auch in Wittenberg die Industrialisierung Einzug und Piesteritz mauserte sich zu einem Industriestandort mit überregionaler Bedeutung. Bahntechnischer Kern dieses Standortes ist der Bahnhof Klein Wittenberg. An genau dessen westlichen Ende liegt unser Bahnübergang.
Bis zum Anfang der 1970er Jahre war auch alles in Ordnung, doch dann wurde unser Bahnübergang als nicht mehr notwendig beschlossen und zugemacht. Da die Piesteritzer aber ein Völkchen für sich sind, hat man den Rückbau ignoriert. In nicht ganz legaler Weiser wurde an dieser Stelle weiterhin das Schotterbett gequert. Leider scheint sich dies bis in die heutige Zeit gehalten zu haben, was bei Streckengeschwindigkeiten um 120 km/h nicht mehr ganz ungefährlich ist.

Das vorliegende Diorama nimmt diese Vorbildsituation als Motiv. Auf Grund der doch geringen Abmaße mußte allerdings alles etwas zusammenrutschen und einige Details konnten nicht mit umgesetzt werden.

Im Wettbewerb hat das Diorama den 3. Platz belegt. Für mich ist dies dennoch zufriedenstellend, da das Niveau im Wettbewerb sehr hoch war.

Im Vorfeld habe ich natürlich Studien am Original vorgenommen. Dieses ist etwa 200m von meiner Haustür entfernt. Auf meiner HP habe ich die Ausbeute der Fotosafari in einer extra Galerie abgelegt.

Nun aber ein paar Bilder:

Wir stehen südlich der Bahnstrecke. Die ehemalige Pflasterstraße ist schon weitgehend von der Natur zurückerobert. Nur ein Trampelpfad führt in Richtung der Gleisanlagen. Ein Mitbürger, wahrscheinlich kommt er gerade von der Frühschicht, schickt sich an die Gleise trotz aufgestellter Verbotsschilder zu überqueren.



Sein Kollege ist schon auf der anderen Seite angekommen.





Das Diorama hatte auch Übungszwecke. So habe ich hier erstmalig Wasser nachgebildet. Direkt neben der Straße fließt die Piesteritz und unterquert die Bahn durch eine Betonbrücke.



Allerdings ist die Natur auch hier sehr stark vertreten. Ein weiteres Testobjekt, das Geländer ist schon mit Ranken bewachsen.



Auf der nördlichen Seite der Bahnanlagen befindet sich ein Weidegrundstück. Dies ist noch heute von einem Maschendraht umgeben.



Viel Spaß mit den Bildern

Gruß

Andreas

Hallo Andreas,
wie das andere Diorama, total toll!!!

Hallo,

genau wie Dein Diorama "Alter Lokschuppen", gehört auch dieses Prachtstück in die Ruhmeshalle!!!

Gruß
Marco

Guten Morgen, Andreas!

Immer wieder sensationell, was Du uns zeigst

Ich stimme zu: Ruhmeshalle

Hallo,

Zunächst einmal Dank für die positive Resonanz. Es ist allerdings nicht alles gold was glänzt. Wenn ich diese Situation nochmal bauen würde, wäre ich vielleicht etwas Kompromisbereiter bei der Gleisanlage. Das Vorbild ist an dieser Stelle in der Tat dreigleisig, aber umgesetzt auf dem Diorama wirkt es im Nachhinein sehr dominant. Auch ist der Bahnübergang nicht wirklich der Mittelpunkt des Dios, obwohl das ja das Thema im Wettbewerb war, sondern teilt sich die Fläche mit dem Bach.

Hier ist mal eine Komplettansicht die das sicher verdeutlicht.



Aber ich möchte das Diorama bei Ausstellungen hier in der Region zeigen und dort würde man das dritte Gleis sicher vermissen.
Auch ist der Bach mit der Brücke ja beim Vorbild da und war zum Testen verschiedener Sachen notwendig.

Grüße

Andreas

Hallo,

Sieht gut aus. Wie im original. Hatte dort in der Nähe gewohnt.
Außerdem: Zur Ruhmeshalle stimme ich zu.

Phillip

Hallo Andreas,

abgesehen davon, dass Dein Diorama sehr gelungen ist was die Darstellung und Umsetzung der Szenerie angeht, bin ich doch ein wenig ins Grübeln gekommen...

Eine Stelle nachzubauen, die potentiell hervorragend dazu taugt einen - aus meiner persönlichen Sicht ! völlig lebensmüden Wahnsinnigen -denn nur ein solcher überquert m. E. die Gleise an solch nicht gesicherter Stelle - in den Tod zu befördern, finde ich milde gesagt etwas fragwürdig. Du schreibst ja, das dort Verkehr mit 120 km/h stattfindet...es ist also kein totes Gleis.

Ich hoffe bloß, daß besonders die jüngeren unter den Besuchern dieses Threads, dies ausschliesslich als Abschreckung und nicht zur Nachahmung empfohlen, empfinden.

Nichts für ungut..aber das muß auch mal gesagt werden dürfen.

Grüsse,
Dirk

Hallo Dirk,

Das Dir Darstellung und Umsetzung des Dioramas gefallen, freut mich.

Was Deine Bedenken angeht, muß ich sagen, das ich in keiner Weise zu einer derartigen Handlung animieren wollte, und dies kommt denke ich durch das Wort lebensgefährlich sehr gut zum Ausdruck.
Ich hoffe, das dies dann auch so verstanden wurde.

Meine Kids kennen die Stelle übrigens auch und ich habe sie über die Gefahr auch aufgeklärt. Sie benutzen den richtigen BÜ, welcher auch näher zu unserem Haus liegt.

Grüße

Andreas

Hallo Andreas,

ich wollte Dir auch auf gar keinen Fall unterstellen, Du wolltest dazu animieren, Gott bewahre!

Ich habe erst vor einigen Wochen einen Bericht im WDR gesehen in dem gezeigt wurde wie die Menschen statt einen etwas längeren Weg durch eine Unterführung zum Bahnsteig zu nehmen, reihenweise über mehrere Ferngleise laufen und gelaufen waren, was zu einem tödlichen Ausgang fühte. Gleiches an einem beschrankten !! BÜ, wo um die Schranke rum gerannt wird. Solche Berichte sah ich in der letzten Zeit häufiger, es gab auch weitere Unfälle die tödlich ausgingen...sicher war daher mein Gedanke an die Gefahr so rasch und deutlich da. Man fasst das ja nicht das jemand so Etwas macht.

Wie gesagt, es war nicht bös gemeint !!

Schön ist und bleibt Deine Arbeit davon unbenommen in jedem Fall.

Viele Grüße,
Dirk

Hallo Dirk,

Nun ich habe es auch nicht als böse gemeint aufgefaßt. Vielmehr wolle ich deutlich machen, das ich das Überqueren von Gleisanlagen an nicht dafür vorgesehen Stellen ebenfalls für höchst riskant halte und als Bahnpendler auch kein Verständnis dafür habe, zumal es auch bei uns einige 100m einen beschrankten Bahnübergang gibt.

Wenn Du Dir allerdings die Vorbildfotos anschaust, so siehst Du, das die Pfade keineswegs unbenutzt erscheinen. Allerdings habe ich auch in den letzten Jahren niemanden dort die Gleise queren sehen. Es hat auch glücklicherweise keine Unfälle gegeben.
Fernverkehr gibt es bei uns nicht. Dennoch sind die Dostos der Regio-DB für 120 km/h zugelassen und deswegen habe ich das so genannt.

Du warst allerdings bisher der einzige, der diese Sicht auf das Dio geworfen hat. Und ich denke es ist auch gut so, um hier zum Thema eine klaren Standpunkt zu äußern.

Nun aber genug dazu.

Nächste Woche werde ich dann noch etwas zum Bau sagen.

Grüße

Andreas

Hallo Allerseits,

wie angekündigt, hier nun noch ein paar Bilder zum Bau mit einem kompakten Bericht.

Basis ist auch bei diesem Diorama ein gehobeltes Brett für den Rahmen. Für die Gleistrasse habe ich dann 8mm Sperrholz verwendet. Das Gleisbett besteht aus Trittschalldämmung.



Die Gleise sind immer noch Reste meiner alten Anlage. Für Bachlauf und Straße dient die Hartpappe aus alten Schrankrückwänden als Untergrund. Die Landschaft habe ich mit Styropor vorgeformt.



Die Brücke entstand in mehreren Schritten. Zunächst habe ich ein Stück unter die Gleistrasse geklebt und anschließend die seitlichen Wände der Betonwanne angebracht.
Das Bachbett habe ich mit Zeitungspapier und Leim weiter in Form gebracht. Bei der Straße ging es mit Trittschalldämmung weiter.





Nachdem die seitlichen Stützmauern der Brücke installiert waren wurde das gesamte Gelände mit einer Sandschicht überzogen. Die oberen Abdeckplatten der Brücke waren im ersten Schuß zu dick. Später habe ich diese durch dünnere ersetzt.



Das gesamte Gelände wurde lasiert. Im Bachbett habe ich hier schon Tee und Kaffee eingestreut. Die seitliche Bordsteine der Straße habe ich aus dünnen Pappstreifen nachgebildet.



Nun habe ich die Straße graviert und gefärbt...



...das Bachbett für das Wasser vorbereitet und die Landschaft mit Tee bestreut und ...



... die Scheinen und das Gleisbett gealtert.



Die Geländer habe ich gelötet, gefärbt, gealtert und angebaut.





Dann wurde begrünt und ...



... detailiert.



Ein Zaun wurde instaliert.



Von der Bepflanzung mit Bäumen und Sträuchern gibt es keine Einzelbilder. Dafür diese Preiserstütze, welche den Minis Halt gibt, solange der Kleber trocknet.



Abschließend habe ich noch die beiden Verbotsschilder und den Kilometerstein aufgestellt und dann war das anze auch schon fertig.



Wer mehr erfahren möchte darf auch gern auf meiner HP im Bericht zum Diorama lesen oder sich alle Bilder in der Galerie anschauen.

Grüße

Andreas

Hallo
Ich wollte mal fragen wie du diesen wundervollen Machschendarhatzaun hinbekommen hast?

Grüße
Patrick

Hallo Andreas,

ich denke dein Beitrag ist hier fehl am Platz... das gehört in die Ruhmeshalle!

Gruss

Christoph

Hallo,

@ Patrick:

Der Maschendrahtzaun ist ein Bausatz von Auhagen. Entgegen der Bauanleitung habe ich das Geflecht im Winkel von 45° angebracht. Der Spanndraht oben ist Nähgarn. Zaun und Pfeiler sind zudem noch entsprechend gealtert.

@ Christoph

Danke für Deinen Aufruf, es freut mich, wenn meine Arbeit gefällt.

Gruß

Andreas

hallo Andreas,

herzlichen Glückwunsch zum Einzug in die Ruhmeshalle! Sehr schönes Diorama mit passendem Titel Ich finde es beeindruckend wie täuschend echt die Fotos im ersten Beitrag aussehen!

Gruss andi

Hallo Andreas,

klein aber fein - sehr fein!
Der Maschendrahtzaun sieht super aus.

Herzlichen Glückwunsch zur Ruhmeshalle.

Hallo,

Es ist eine Ehre in die Ruhmeshalle aufgenommen zu werden.
Nun hab ich es auch mal geschafft. Beim Lokschuppen hats sich ja nicht ergeben, obwohl es dort wesentlich mehr Rufe nach der Halle gegeben hat.
Aber letztendlich ist ja auch nicht mein Anliegen meine Arbeiten in der Halle zu platzieren. Vielmehr geht es mir ja darum das Ganze mit anderen zu teilen. Und wenn dann der eine oder andere Arbeitschritt von anderen ebenfalls genutzt wird, ist das mindestens genauso befriedigend. Außerdem erntet man ja auch so genügend positive Komentare.
Dennoch vielen Dank für die Aufnahme in die Ruhmeshalle und einen Dank an Andi und Gerhard für die Glückwünsche.

Grüße

Andreas

Hallo Andreas

Glückwunsch zur Halle. Nun hast du es trotzdem geschafft, auch wenn dir ja ein Leiter dafür fehlen würde (ich denke du weist wie ich das meine). Eigentlich habe ich schon bei deinen Lokschuppen gedacht das er in die Halle einzieht, aber der war ja dafür woanders sehr erfolgreich (und das zurecht).

Es grüßt Matthias

Hallo Matthias,

man kann eben nicht alles haben. Aber wie schon gesagt, ist mir die Annerkennung meiner Arbeit wichtiger, als der Einzug in irgendwelche Hallen, auch wenn dies dem eigenen Tun eine befriedigende Bestätigung gibt. Wichtig ist den Leuten gefällts und vielleicht kann sich der eine oder andere was mitnehmen, dann hat sich die Mühe allemal gelohnt.

Grüße

Andreas

Hallo Andreas,

das ist ein sehr interessantes und schönes Diorama geworden.
Respekt!

Einen kleinen Verbesserungsvorschlag hätte ich aber dennoch:
Beim Vorbild lassen sich diese Stellen im Gleisbett immer sehr gut erkennen, weil die Betriebspatina vom Schotter runtergelatscht wird. Es zeichnet sich also ein hellerer Trampelpfad auf dem Gleis ab.

Das wäre dann aber schon die Krönung der Perfektion bei der Umsetzung.

Es grüßt der Bimz