Hallo Moba-Freunde,
Lektüre zur Zugbildung, u.a. Meinhold, verdeutlicht mir regelmäßig "schmerzlich", dass einer der wichtigsten D-Zugwagen für Kurswagen, der AB4üm, von Märklin im Maßstab 1:100 nie realisiert wurde (im Gegensatz zum "neuen" Längenmaßstab). Da ich meinen kleinen Fuhrpark an Epoche-3 D-Zugwagen aus durchaus nostalgischen Gründen nicht auflösen möchte, Roco und GFN bei den kurzen Langen aber eine andere Maßstabsphilosphie vertreten (Märklin verzichtet z.B. auf Abteile), bleibt nur der Um-/Selbstbau.
Basis sind der A4üm und der B4üm aus dem Startset 29854/55 und die Gassner Beschriftung 338.
Nachfolgend mein Umbaubericht mit allen "Fallstricken":
1) Die Demontage:
Bestimmte Chargen der D-Zugwagen neigen zum Splittern (ich habe selbst schon einen 4292 zerlegt). Absolute Vorsicht ist also angesagt - die beiden Wagen werden in Einzelteile zerlegt. Fahrwerksrahmen inkl. Beschriftung bleiben unangetastet, die guten Lauf- und Betriebseigenschaften sollen unbedingt erhalten bleiben, die Beschriftung ebenso, weil ich mir diese zusätzliche Arbeit ersparen möchte. Mein Ziel ist die Schaffung zweier Wagen, einer vorbildorientiert und ein Spielmodell, da spiegelverkehrt im Aufbau.
2) Sägen:
Es besteht die Gefahr des Totalverlustes, ich entscheide mich für eine PUK-Säge mit Metallsägeblatt und säge mit der Hand, um maximale Kontrolle zu haben. Die Abweichungen liegen in einem Bereich unter 1 mm. Auch die Inneneinrichtungen werden entsprechend zersägt und neu gefügt, damit die Klassenzugehörigkeit stimmt.
3) Kleben:
Ich klebe mit Pattex Stabilit Express. Die Wagenkastenhälften werden erneut auf die Rahmen gesetzt und hinterlegtes Polystyrol dient der Fixierung. Nur so erreiche ich spätere Passgenauigkeit.
4) Schriftzüge entfernen:
Behandelt werden nur die Wagenkästen (s.o.). Nach schlechter Erfahrung mit zu aggressiver Bremsflüssigkeit greife ich zu Klax Brennspiritus. Mit der Beschriftung löst auch der Lack, der Kunststoff wird aber nicht angegriffen - ein befriedigendes Ergebnis für Neulackierungen, aber nichts für reine Beschriftungsarbeit.
5) Spachteln und Schleifen:
Nachdem Revell Plasto mich aufgrund Schwundverhalten nicht mehr überzeugt, greife ich zu vorhandenem Sikkens Uni-Spachtel aus der kleinen Werkstatt. Die Verarbeitung ist besser als bei Plasto. Nach Grundierung und Lackierung setze ich die neuen Wagenkästen zur Probe auf die Rahmen, es kommt im Bereich der Rastnasen zur Rissbildung (!), ich spachtel zur Reparatur mit Stabilit, was Schleif- und innen Fräsarbeiten erfordert inkl. Neulackierung der Kästen - soviel dazu.
6) Grundieren:
Für alle Lackierarbeiten verwende ich eine leicht zu pflegende Rothe Triplex und Vallejo Model Air Farben in den praktischen Tropfflaschen. Nachteilig sind die fehlenden RAL-Farbtöne, Mischen ist angesagt. Zum Grundieren nutze ich 49 "Seegrau", das relativ pastos ist und sehr gut deckt. Das wirklich monströse Zuglaufschild wurde abgeklebt, weil es perfekt zu den anderen Wagen der Serie passt.
7) Lackieren:
Naiv verlasse ich mich auf einen vermeintlich überzeugenden Vorversuch, das Ergebnis ist eine Farbgebung wie ich sie nur von DR Postwagen der DDR kurz vor der Wende kenne. Das Grün der Märklin Büm wirkt so gänzlich anders, die Rettung ist die Zumischung von Olivbraun.
Ich mische 4 Teile 14 (Gunship-Grün), 2 Teile 43 (Olivbraun) und 1 Teil 78 (Goldgelb), der Ton passt fast perfekt, durch das seidenmatte Fixieren mit Klarlack (s.u.) tendiert die Farbe später doch heller, ein Farbton, den ich von den Liliput-Schürzenwagen kenne, insgesamt aber noch akzeptabel - im Hintergrund ein Büm zum Farbvergleich:
Das Dach lässt sich leicht mit Valejo 62 (Aluminium) lackieren, die Farbe muss aber noch fixiert werden.
Schwierig gestaltet sich die Anbringung des elfenbeinfarbenen Streifens für die erste Klasse. Mit zu dicker Farbe klappt das Probestück, die verdünnte Farbe neigt leider zum Unterkriechen.
8 ) Beschriften:
Gassner liefert wie immer zuverlässig (hier P 33 und die Qualität ist hervorragend! Ich arbeite nach Gefühl und improvisiere, wenn es nicht anders geht. Mit einsetzender Routine geht vieles leichter!
9) Fixieren:
Ich nutze den Klarlack 522 seidenmatt. Die Ansätze der Schiebebilder verschwinden, die Dachfarbe wird fixiert, insgesamt wirkt der Wagenkasten nun homogener, aber heller. Der gewünschte zusätzliche Glanz stellt sich aber nicht ein, der Wagenkasten wirkt doch etwas matter als bei den Originalen.
10) Endmontage:
Hier das Ergebnis, die Berücksichtigung funktionaler Zusammenhänge zeigt sich beim abschließenden Zusammenbau: