RE: Zugzusammenstellungen in der Länderbahnzeit?

#1 von Lindilindwurm , 24.11.2012 09:14

Guten Morgen miteinander,

ich wende mich an die Epoche-I-Spezialisten:
Wie streng abgetrennt waren in der Zeit 1880-1910 die einzelnen Länderbahnen, was den Einsatz von Zügen in anderen deutschen Bundesstaaten betroffen hat?
Meine Anlage ist z.B. in Franken beheimatet; war in der fraglichen Zeit hier nur K.Bay.St.B. -Rollmaterial unterwegs?
Die Loks hatten ja ein festes Heimat-BW, aber hat ihr Aktionsradius an den Ländergrenzen aufgehört?
Und die Wagen: Die mussten ja nicht regelmäßig nach Hause, sind sie also in ganz Deutschland verstreut worden?

Konkret interessiert mich, ob zu meinem Anlagenthema vorbildentsprechend nur bayrische Garnituren passen, oder ob auch K.P.E.V. und K.Wü.St.B. unterwegs sein können?

Würde mich über sachkundige Hinweise freuen!


Lindi


 
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RE: Zugzusammenstellungen in der Länderbahnzeit?

#2 von katzenjogi , 24.11.2012 10:13

Hallo Lindi,

bin zwar kein Spezialist auf dem Gebiet, allerdings kann man davon ausgehen, daß im grenznahen Zugverkehr auch mal preussische oder badische Loks auf fränkischen Gleisen liefen. Allzutief werden sie jedoch nicht vorgedrungen sein, da beispielsweise a) bayrische Lokführer nicht auf preussischen Lokomotiven ausgebildet waren und b) auch in anderen Hoheitsgebieten keinerlei passenden Ersatzteile vorhanden waren (ein Grund für die Geburt der Einheitslokomotive).

Bei Personen- und vor allem Güterwagen ist diese regionale Begrenzung natürlich nicht so stark gewesen. Viele Güterwagen waren ja eh Privatwagen, welche nur bei den jeweiligen Bahndirektionen eingestellt waren, und die Personenwagen wurden im innerdeutschen, grenzüberschreiteten Verkehr sicherlich nur an eine andere Lok gehängt. Hier wird man allerdings auch zwischen den einzelnen Wagentypen unterscheiden müssen, wie groß deren Radius um den Heimatbahnhof war...

Liebe Grüße

Jürgen


 
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RE: Zugzusammenstellungen in der Länderbahnzeit?

#3 von GünTHer Haupt ( gelöscht ) , 24.11.2012 10:35

Moin, det is wie heute! Durchgangszüge (D-ZUG) fuhren schon mal über die Ländergrenzen hinweg, was praktisch nur in Süddeutschland passierte, da Preußen zwei Drittel des Reichsterritoriums ausmachte. Personenzugwagen dürften im Höchstfall noch 1 oder 2 Stationen im "Ausland" gefahren sein, da die meisten Strecken sowieso nur "im Land" gebaut wurden (siehe auch Geschichte der Schwarzwaldbahn). "Fremde" Personenwagen tauchen nur im Mobilmachungsfall, und da auch nur äußerst selten, in anderen Ländern auf.
So konnte ich das noch in den 50er erleben, da fuhren Züge von Wiesbaden nach Darmstadt NIE über Mainz , sondern hielten nur im rechtsrheinischen Mainz-Kastel (das übrigens durch die alliierte Grenzziehung ihrer Besatzungszonengrenzen seit 1945 zu Wiesbaden gehört).
Es gab ach keine Verbindung zwischen Bayern und der bayerischen Pfalz, sonder zwei getrennte Bahnorganisationen (k.b.St.B und Pfalzbahn).
Es ist also wie heute: Die Regionalen Dostos überschreiten nur ganz selten die Grenzen der Länder oder Verkehrsverbünde.
Manchmal wiederholt sich halt Geschichte, wenn Politiker keine Ahnung haben (wollen). MfG GünTHer


GünTHer Haupt

RE: Zugzusammenstellungen in der Länderbahnzeit?

#4 von Laenderbahner ( gelöscht ) , 24.11.2012 15:18

Hallo Lindi,

Zitat von Lindilindwurm
Wie streng abgetrennt waren in der Zeit 1880-1910 die einzelnen Länderbahnen, was den Einsatz von Zügen in anderen deutschen Bundesstaaten betroffen hat?


Sehr streng, wenn Dein Thema nicht wirklich an den Grenzen Bayrens angesiedelt ist, sind in dem speziellen Zeitraum Züge anderer Bahnverwaltungen nicht möglich.

Zitat von Lindilindwurm
Die Loks hatten ja ein festes Heimat-BW, aber hat ihr Aktionsradius an den Ländergrenzen aufgehört?


Definitiv - an den Grenzbahnhöfen war Schluß - in Hof gab es z.B. sogar zwei Bahnhöfe und BWs - den Bayrischen und den Sächsischen.

Zitat von Lindilindwurm
Und die Wagen: Die mussten ja nicht regelmäßig nach Hause, sind sie also in ganz Deutschland verstreut worden?


Bei Personenwagen überfuhren nur D-Zug Wagen die Grenzbahnhöfe, bei "normalen" Personen- oder Lokalbahnzügen mußte umgestiegen werden!
Güterwagen überfuhren die Ländergrenzen, wurden aber nach Entladung umgehend - wenn es sein mußte auch leer - zurückgeschafft.
Der Grund: für jeden Wagen fremder Bahngesellschaften mußte der Streckenbetreiber täglich Miete zahlen.

Hier habe ich bei anderer Gelegenheit mal Bayerns Grenzbahnhöfe aufgeschrieben.


Laenderbahner

RE: Zugzusammenstellungen in der Länderbahnzeit?

#5 von Lindilindwurm , 24.11.2012 18:18

Dankeschön!


Lindi


 
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