Hallo,
wie bunt die Schnellzüge in der Epoche I zusammengestellt waren, zeigt ein Zeitungsartikel von 1906 über ein Eisenbahnunglück bei Regenstauf:
Augsburger Abendzeitung, 3. Mai 1906 Nr. 121
"Der Zugsunfall bei Regenstauf. Regensburg, 2. Mai. Zu dem Unfall, der gestern nachts den München=Berliner D=Zug bei Einfahrt in den Bahnhof Regenstauf betroffen hat, wir noch mitgeteilt: Der D=Zug war 30 Achsen stark, hatte ein Gewicht von 240 Tonnen und wurde ab Regensburg von einer schweren C V=Lokomotive gefahren; hinter derselben lief zuerst der vom Zugführer Krauß aus Hof und einem Gepäckschaffner besetzte Dienstwagen, dann ein italienischer Durchgangswagen 1. und 2. Klasse Rom = Berlin, der nicht stark besetzt war, hierauf folgte der stärker besetzte bayerische Durchgangswagen Meran = Berlin, dann kam ein preußischer vierachsiger Personenwagen 3. Klasse München = Berlin, hierauf ein vierachsiger Schlafwagen München = Berlin, ihm folgte wieder ein vierachsiger Schlafwagen München = Dresden, dann kam ein vierachsiger Personenwagen mit 1. 2. und 3. Klasse Reisenden und dann der vierachsige Postwagen. Mit einer Geschwindigkeit von mehr als 80 Kilometer in der Stunde, näherte sich der D=Zug dem Bahnhofe Regenstauf, dessen weiße Signallichter dem Lokomotivführer anzeigten, daß er im ersten Gleis durchfahren könne. Im zweiten Gleis stand um diese Zeit kein Zug, im Ueberholungsgleis der Güterzug 2413 hinterstellt. Plötzlich beim Befahren der Weiche Nr. 1 merkte der Lokomotivführer, daß sein Zug nach links abgelenkt wurde, in diesem Augenblick sah er auch schon die Schlußlichter des Güterzugs vor sich, er gab Notbremsung und Kontredampf, und sprang im letzten Augenblick mit dem Heizer ab, die schwere Lokomotive aber fuhr mit einer Geschwindigkeit von noch 50 Kilom. auf den Güterzug auf; infolge des Anpralls entgleisten etwa 20 Wagen des Güterzugs, 10 wurden total demoliert, 7 leichter beschädigt, die Lokomotive des Güterzugs und die des Schnellzugs entgleisten gleichfalls, letztere wurde sehr stark beschädigt. Der Dienstwagen, der Rom=Berliner und der Meran= Berliner Personenwagen wurden defekt, blieben aber im Gleis, die folgenden Wagen des Schnellzugs nahmen keinen Schaden; auch die Schnellzugsreisenden und das Personal des Güterzugs blieben unverletzt, dagegen erlitten Zufführer Krauß von Hof, dann ein Münchner Postbediensteter und der preuß. Schlafwagenschaffner Verletzungen, die nicht lebensgefährlich sind, Zugführer Krauß wurde vom Bremssitze herabgeschleudert. Es folgte nun eine Szene großer Verwirrung. Von Regenstauf kam der Arzt und die Feuerwehr, von Regensburg und von Schwandorf trafen nach einer Stunde Hilfszüge mit Requisitenwagen und Aerzten sowie höheren Betriebsbeamten ein; es begannen, nachdem für die Verletzten schon vorher gesorgt worden war, die sehr schwierigen Aufräumungsarbeiten; drei Gleise waren gesperrt, kein Zug konnte passieren. Die Schnellzugsreisenden mußten nach dreistündiger Verspätung mit einem eingelegten Schnellzug nach Berlin weiterfahren; der Expreßzug Verona = Berlin mußte über Ingolstadt=Nürnberg geleitet werden. Das amtlich erwähnte Nichtfunktionieren der Einfahrtsweiche ist darauf zurückzuführen, daß sich die Zugstange dieser Weiche vom Spitzenverschluß gelöst hatte und hierdurch die Weichenzunge frei beweglich war."
Wenn sich jemand für Epoche I interessiert: Im Länderbahnforum http://www.laenderbahn-forum.de
habe ich unter Forum/Gästebuch Allgemein mehrere 100 Zeitungsartikel aus der Epoche-1-Zeit eingestellt.
Grüße
Walter