Oder: Da sag noch einer, aus China kommt keine Qualität.
Heute ist eben dieser Wagen (ganz exakt der Gs 216 '01 80 124 1 885-3', oder als Artikelnummer HR6135-12) bei mir eingetrudelt. passender Weise als 42ster, und ja – das Ding IST die Antwort auf alle Fragen…
Damit alle im Bilde sind, hier ein Foto (nein, der Druck ist nicht unscharf, das liegt am Foto):
http://uploadix.de/image/Tcvuf.jpg
Der Wagen stellt die letzte "Inkarnation" der UIC-G der Deutschen Bundesbahn dar. Dies gilt zum einen für die die Anschriften, denn die Umbeschriftung auf '80 D-DB' und das Ende des EUROP-Pools – beides 2003 – wurde an keinem Gs mehr umgesetzt – zwar waren zu dieser Zeit noch etwa ein Dutzend Wagen im Bestand der DB geführt, aber die waren wohl entweder irgendwo verschollen oder längerfristig vermietet. Aber auch die Bauform war der "letzte Schrei": Im Gegensatz zu dem diversen Modellen von Röwa (Gmmhs 56/Gs 212), Roco (was wohl eine "entfeinerte" Version von Röwa ist) und Märklin (für Gs 210, 211 und 213 verwendbar) hat der Rivarossi-Wagen ein selbsttragendes Stahldach, welches wie auf den (flachen) Wagenkasten aufgesetzt wirkt. Verwendung fand diese Form bei den letzten ~900 der aus Gms 30 umgebauten Gmms 40 (Gs 210), den letzten komplett aus Neumaterial entstandenen ~1000 Gmms 60 (Gs 213) und vor allem den 8760 Gs 216 (die im Gegensatz zu den Gs 213 für den Einbau einer AK vorbereitet waren, wovon man im Modell nichts sieht, denn da sitzt die Kulisse). Diese Form ist also eigentlich sogar die häufigste Form eines "Gs" der DB. Es gab übrigens auch noch eine Zwischenform, aber die fehlt im Modell weiterhin.
Kommen wir zur Umsetzung ins Modell: Als erstes fallen natürlich die bei Gs-Modellen leider immer noch nicht selbstverständlichen Griffstangen an den Wagenecken auf, doch das ist noch nicht alles! Recht schnell entdeckt man weitere Griffstangen unter den Puffern (die hat sonst nur Brawa) und umso länger man sucht, umso mehr werden es – nicht weniger als 14 freistehende Griffstangen finden sich. Viele davon so dezent, dass sie einem nicht gleich ins Auge springen und trotz ihrer Feinheit sehr stabil wirkend (den Eindruck genauer prüfen will ich aber lieber nicht). Die Verarbeitung ist hervorragend – nichts ist verbogen, schief montiert oder sonst wie auffällig. Für Rivarossi geradezu sensationell finde ich auch keine Beschriftungsfehler (ob so mancher Ankündigung von dort hätte mich auch eine Beschriftung als "G 10" oder "Gbs [1500]" nicht gewundert…).
Soweit war dann mein Eindruck, als ich mir das Modell genauer angesehen hatte – das war dann schon ein Fall für ihn hier: 25€ für ein Modell, dass meiner Meinung nach Brawa sogar noch einen Tick überbietet (weil es genauso fein aber robuster wirkt und weil man hier keinen Funktions-Quatsch mit den Lüftern gemacht hat), da kann man wirklich nicht meckern. Für meine Sammlung werden die Wagen dann noch an der Pufferbohle zugerüstet (schade, dass man den KK-Klotz nicht so einfach los wird) und da kam der nächste Aha-Effekt: *flutsch* waren die 4 Bauteile (Kupplung in braun und Bremsschläuche in Schwarz) drin – ja geht doch! Hallo Brawa, hallo Roco, hallo Liliput – SO macht man das! kein morsches Material am Spritzling, keine zu kleinen oder zu großen Bohrlöcher und kein Rätseln, wo dies oder das denn hingehört. zum Zweiten!
Da kommt dann allerdings auch der einzige Kritikpunkt: Keine Ahnung, ob das in China (nach US-Vorbild) anders gemacht wird, aber in Europa hängen die losen Enden der Bremsschäuche nicht einfach so nach unten, sondern haben eine Halteöse. Naja, immerhin sieht man so mehr davon Die technische Ausstattung des Wagens ist indes Standardkost: NEM-Räder, eine Normkupplung die sich arg doll im Schacht festhält und starre Puffer (nanu, RR hatte doch mal Federpuffer?), an verschiedenen Varianten des Modells übrigens in zwei Bauformen.
Mein Fazit: Affengeiles Teil, leider sauschwer zu kriegen und der Katalog ist voll von schwachsinnigen Phantasie-Versionen. Bitte mehr davon – hoffentlich wird der Grs 206 (Gmhs 55) genauso.