Hallo Stummi Freunde,
schönen Dank für das bisher gezeigte Interesse an meinem Modellbahnprojekt, obwohl ich ja noch nicht mit schönen Landschaftsfotos aufwarten kann gab es ja doch einige Rückmeldungen auf die Vorstellung meiner Anlage hin. Man merkt aber trotzdem „Es ist Sommerloch“.
Wie angekündigt kommt hier der letzte Teil der Vorstellung vom aktuellen Bauzustand meiner Modellbahn.
Ich hatte ja versprochen noch etwas zur Technik der Anlage zu schreiben. Die Technik ist ja bei meinen Anlagen immer der Schwerpunkt. (Erinnere mich noch gut an eine meiner Vorgängeranlagen mit 120 Postrelais. Da brauchte ich damals ein eigenes Kraftwerk, aber es hat funktioniert. Schmunzel.)
Der besseren Übersichtlichkeit wegen, habe ich meine Schilderung hier nach Stichworten geordnet.
Zunächst aber einige Fotos damit der Textteil verständlicher wird:
Stromversorgung
Die Stromversorgung der Anlage erfolgt über mehrere Transformatoren die alle in einem Schrank (siehe Foto) untergebracht sind. Zu den bei einer Modellbahn üblichen Stromkreisen für „Fahren“, „Schalten“ und „Beleuchtung“ kommt noch eine 24 Volt Gleichspannung hinzu mit der die umfangreiche Elektrik versorgt wird. Die Trafos sind alle von den Firmen Märklin und Conrad. Außerdem ist noch ein angefertigter Beleuchtungstrafo vorhanden. Alle Stromkreise sind über Schmelzsicherungen abgesichert um die ja teilweise im Querschnitt recht dünnen Modellbahnkabel im Kurzschluss Fall zu schützen.
Haus und Straßenbeleuchtung
Die Beleuchtung der einzelnen Bereiche der Anlage wird über Schalter im Bedienpult (siehe Foto) geschaltet. Diese Schalter wirken jedoch meist nicht direkt auf die einzelnen Stromkreise, sondern auf den Eingang eines Mikrocomputers der dann einzelne Lampen, oder Lampengruppen nach einem festgelegten Programm Ein- bzw. Ausschaltet.
Ich betreibe übrigens alle Lampen mit Unterspannung. Das erhöht die Lebensdauer der Glühlampen und außerdem empfinde ich sehr hell leuchtenden Lampen als unnatürlich. (Beim Neubau werde ich für die Beleuchtung wohl vorzugsweise LED Lampen einsetzen.)
Magnetartikelsteuerung
Die Magnetartikelsteuerung erfolgt über ein separates Digitalsystem, bestehend aus den („alten“ Märklin Digital Geräten der 605X Serie. Unter der Anlage sind die entsprechende Decoder vom Typ k83 und k84 (bzw. baugleiche Typen oder Selbstbauten) verteilt. Hinzu kommen zukünftig noch die ESU Decoder für die Servo Weichenantriebe. Die zum Einsatz kommenden Märklin Lichtsignale haben ja schon eingebaute Decoder. (Auf die für den Herbst angekündigten Märklin Formsignale bin ich ja sehr gespannt, meine Erfahrungen mit den Viessmann Signalantrieben waren ja bisher nicht so gut.)
Die „Bedienung“ der Magnetartikel erfolgt jeweils durch die Fahrstraßensteuerung, oder die Bedientastatur (also über den Computer). (Ein vorhandenes Keyboard mit Verlängerungskabel dient nur bei Bedarf dem Test „vor Ort“ beim Einbau von Decodern.) Der Computer ist per Interface mit der Magnetartikelsteuerung verbunden.
Der Pegel der Digitalsignale wird übrigens von der Computersteuerung überwacht um bei einem Ausfall sofort reagieren zu können. (siehe Foto) Dies dient dazu einen Ausfall der Weichen- und Signalsteuerung erkennen zu können.)
Lokomotivsteuerung
Für die Lokomotivsteuerung wurde zum Jahresanfang die im Eigenbau erstellte Zentrale (Motorola II Protokoll) durch eine Märklin Central Station 2, die nun das mfx Signal erzeugt, ersetzt.
Die Gleisanlage wird in mehrere Abschnitte aufgeteilt die jeweils über einen Booster versorgt werden. (Da ich zurzeit nur wenige mfx Loks besitze setze ich aktuell noch die alten Booster (ohne Rückmeldefähigkeit) ein. Für das Einlesen und die Programmierung der Loks habe ich daher ein eigenes Testgleis das direkt an der CS2 angeschlossen ist. Später möchte ich jedoch einen Gleisabschnitt im Bahnhof umschaltbar machen. (Sollte es sich einmal als notwendig erweisen ist natürlich auch ein Austausch der Booster möglich.)
Die Komponenten des neuen Märklin Digital Systems kommunizieren ja untereinander über einen CAN Bus. Dieser Bus wurde von mir um die komplette Anlage gezogen, so dass sich an beliebiger Stelle Mobile Stations anschließen lassen um z.B. im Bw „vor Ort“ zu rangieren. Auch der Computer ist (über das entsprechende Interface) am CAN Bus angeschlossen. (Er wirkt daher im System prinzipiell wie eine Mobile Station.)
Die Bedienung der Loks kann daher wahlweise über die Regler der Central Station, über die Mobile Station, oder über den Computer erfolgen.
Eine Besonderheit ist dabei die Nothaltfunktion. Nothalt kann ausgelöst werden durch die Lokomotiven (Ansprechen der Kurzschluss Erkennung), durch die Fahrweglogik, wenn Abschnitte befahren werden die nicht einem Fahrweg zugeordnet sind (damit erkennt man z.B. durch Weichenfehler verirrte Loks) und durch die Nothalttasten. Diese sind rund um die Anlage angebracht. (siehe Foto) Bei einer Nothaltauslösung werden alle Booster sofort abgeschaltet. Die Rücknahme erfolgt dann über die Bedientastatur, sie ist aber auch möglich über die Nothalttasten an der Anlage. (Beim Auftreten einer Gefahrensituation, oder einer Entgleisung befindet man sich ja nicht immer am Bedienstand, so dass diese Tasten schon oft genutzt wurden.)
Einlesung (Rückmeldung)
Die Einlesung von Besetztmeldungen und Tasten erfolgt über den bekannten S88 Bus. Hatte ich diese Decoder bisher über eine I/O PC Karte eingelesen so nutze ich aktuell ein Interface der Firma Littfinski. (siehe Foto)
Die Tasten der Bedienpulte sind direkt an den Decodern angeschlossen.
Bei den Gleisen erfolgt die Einlesung über Vorgeschaltete Optokoppler. Dies dient der Störimpulsunterdrückung da ich hier bei langen Kabeln negative Erfahrungen mit den S88 Decodern gemacht habe.
Die Masse der Gleise ist deswegen bei meiner Anlage mit der 24 Volt Spannung verbunden um die Optokoppler unabhängig von der Fahrspannung ansteuern zu können.
Computersteuerung
Ich gehöre ja nun sozusagen zu den Digitalbahnern der ersten Stunde. Mit der Einführung der Digitaltechnik Mitte der achtziger Jahre wurden ja auch die PCs für den Heimgebrauch erschwinglich und es kamen schnell auch die ersten käuflichen Steuerungsprogramme auf dem Markt. In den Anfängen waren jedoch die Möglichkeiten dieser Programme recht begrenzt. Das hat sich ja heutzutage geändert und ich hatte beim Baustart dieser Anlage auch schon einmal überlegt nun auf ein käufliches Programm zurückzugreifen.
Das ich beim Selbstbau geblieben bin liegt daran das die „Kaufprogramme“ den Schwerpunkt auf einfache Bedienung und komfortable Steuerung legen. Ich versuche jedoch mich etwas mehr am Vorbild zu orientieren. Wobei man bei einer Modellbahn ja doch immer auch zu Kompromissen bereit sein muss. (Zum Beispiel kann ich, über eine Sonderfunktion, auch „verschlossene“ Weichen in einer Fahrstraße noch umstellen. Dies ist oft eine große Hilfe um nach einer Entgleisung wieder den Betrieb aufnehmen zu können. Auch ermöglicht dieses Servicemenü den Bahnhof, oder die Strecke unabhängig vom Zustand der Anlage in Grundstellung zu bringen. Dies ist oft eine große Hilfe wenn im Betrieb einmal „etwas schief gegangen ist“.)
Ich begann also damals mit der Entwicklung meines eigenen Modellbahnsteuerprogramms (wegen der damals noch recht langsamen XT PCs in 86er Assemblersprache). Das Programm wurde zwar im Laufe der Zeit mehrfach verändert und verbessert, blieb aber in den Grundzügen stehst unverändert. (Die Arbeitsstunden für das Programm zu erstellen habe ich nie gezählt, aber es werden schon sehr sehr viele gewesen sein.) Aktuell muss ich nun das Programm natürlich an die neue Anlage anpassen. Aber das bezieht sich im Wesentlichen nur auf die Gleisbilder und Fahrstraßen. Da ich recht modular programmiert habe hält sich der Aufwand daher in Grenzen.
In der Hauptsache enthält das Programm Module für die Lokomotivsteuerung, für den Schattenbahnhof, für die Blockstrecke, die Fahrstraßensteuerung und für die Diagnose.
Natürlich gibt es auch noch jede Menge kleine Routinen zum Händeln der Schnittstellen, der Bedientastatur usw.
(Es gibt auch noch eine Routine für die Datenausgabe an die Tischelemente eines SpDrs 60 Stelltischs von der Firma Erbert. Dieses System gefällt mir recht gut und lässt auch eine vorbildgetreue Bedienung zu. Ob ich dieses Projekt jedoch auch bei dieser Anlage wieder nutzen werde kann ich momentan noch nicht sagen. Die notwendigen Informationen stellt meine Fahrstraßensteuerung jedenfalls zur Verfügung.)
Natürlich kann ich hier bei der Beschreibung des Programms nicht zu sehr ins Detail gehen, aber ein paar Angaben sind vielleicht doch von allgemeinem Interesse.
Die Kommunikation mit dem Bediener erfolgt über eine besondere Tastatur und über den Bildschirm. (Die PC Tastatur wird für die Regelbedienung nicht verwendet.) Der Bildschirm ist in mehrere Bereiche unterteilt. Im oberen Bereich können verschiedene Gleisbilder (Schattenbahnhof, Hauptbahnhof) aber auch Diagnosedaten angezeigt werden.
Unten links stehen immer die Informationen zu den vom Computer, oder Bediener gerade gesteuerten Lokomotiven. Unten rechts ist Platz für Status- und Fehlermeldungen.
Die unterste Zeile ist dann die Eingabezeile für den Bediener. (siehe Fotos)
Für jede Lok gibt es eine Parameterdatei die per Bildschirmmaske gepflegt wird. (siehe Foto) Nach den Angaben in dieser Tabelle (Fahrverhalten, Bahnhofsgleis usw.) erfolgt dann jeweils durch den Computer die Ansteuerung der Lok in der entsprechenden Fahrsituation.
Die Steuerung vom Schattenbahnhof habe ich ja schon einmal geschildert. Für den Hauptbahnhof habe ich eine Logik eingebaut die vom Verhalten her einem Spurplanstellwerk der DB entspricht. (Jedoch mit einer Gleisbilddarstellung auf dem Bildschirm.) Alle Eingaben hierzu werden über die Bedientastatur gemacht. Nach erfolgreicher Einstellung des Fahrwegs erfolgt dann die Ansteuerung der Lokomotive durch die Computersteuerung. Die Auflösung der Fahrwegelemente erfolgt dann durch den Zug. (Die Bildschirmdarstellung ist ein Zwitter zwischen einem Spurplanstelltisch und einem Elektronischen Stellwerk.)
Alle Bedienungshandlungen und Steuerbefehle des Computers werden auf der Festplatte in einer Protokolldatei gespeichert. Diese kann bei Bedarf ausgewertet werden und hilft die Ursache von Störungen zu ermitteln. (siehe Foto)
Auch gibt es die Möglichkeit sich alle Eingänge vom S88 Bus auf dem Bildschirm anzuzeigen um Fehler zu finden.
Ferner können im Serviceprogramm Magnetartikel in einem festzulegenden Takt ansteuert werden. Auch dies ist oft eine große Hilfe wenn man alleine einen Fehler an einem Decoder, oder Magnetartikel sucht.
Was aktuell noch fehlt ist ein Programm für die Drehscheibensteuerung. Die gab es bei mir bisher noch nicht. Da tüftele ich daher gerade dran. Schwanke hier zwischen den käuflichen Decodern und einem Selbstbau. Aktuell geht die Tendenz in Richtung Selbstbau. Da kann ich es so machen wie es mir am besten gefällt. Schmunzel
Diverses
Darüber hinaus gibt es noch einige Mikrocomputer für die vorbildgetreue Ansteuerung von Bahnübergängen und auch einer Ampelanlage. (Die Platinen sitzen in einem Einschub des Schaltschranks.) Auch gibt es eine Tag- / Nachtschaltung für die Lichtsignale usw.
Hinzu kommen noch diverse Kaufteile für Blinktakte, Lauflicht usw. Auch Soundmodule für Bahnübergang und Kirchenglocken werden wohl wieder eingebaut. (Bei der Kirchenglocke habe ich übrigens das Soundmodul so angesteuert das der Viertel-, bzw. Stundenschlag, bei Fahrplanbetrieb synchron zur „Modellbahnzeit“ erfolgt.)
Dokumentation
Die gehört ja irgendwie mit zur Technik. Hier gehe ich (aufgrund der Erfahrung) recht diszipliniert vor. Von jeder Leiterplatte, jeder Lötleiste, jeder Schaltung existieren Unterlagen und Beschreibungen. Immer in elektronischer Form. Auch bei den Kabelfarben halte ich ein Schema ein um kein Durcheinander zu bekommen. Auch alle Komponenten unter Platte haben eine Beschriftung. Nur so kann man auf die Dauer den Überblick bewahren und auch nach Jahren noch Sachen nachvollziehen.
Für die Bautätigkeit gibt es einen Ordner der den aktuellen Bauzustand enthält. Beim Bau werden dort Änderungen eingetragen und dann später in die Dokumente eingepflegt.
Ich hoffe, dass ich hier nun das wesentliche an Technik einmal vorgestellt habe. Wie man der Beschreibung entnehmen kann sind in die Computersteuerung viele Praxiserfahrungen eingeflossen, so dass ich hiermit sehr zufrieden bin. Ein Vorteil ist natürlich auch das ich in der Lage bin diese exakt meinen Wünschen und Vorstellungen anzupassen.
Gerne beantworte ich natürlich entsprechende Fragen hierzu.
Sobald es dann auf meiner Modelleisenbahn etwas neues Sehenswertes gibt werde ich es kundtun. Danke, das Ihr bis hierhin durchgehalten habt, war ja doch einiges an Text.
Mit freundlichem Gruß
Rolf