Den Text habe ich gestern auf der Fahrt mit der DB AG begonnen und heute fertig getippt (wieder in der DB AG fahrend; der allerletzte Abschnitt kam gerade eben dazu).
Eigentlich wollte ich mich hier zurückhalten. Aber aufgrund der massiven Mängel der Deutschen Bahn melde ich mich doch. Gerade eben (also das war dann gestern) ist mir in der Zugtoilette die Spiegeltüre entgegengeschwungen. Die Zugbegleiterin hat die Türe dann mit einem Papierhandtuch festgeklemmt, da die Verriegelung nicht mehr hält. OK, dieser Zug ist ausnahmsweise nicht verspätet, das zweite Mal seit April (aber keine Angst, das ändert sich auf der Fahrt noch).
Zunächst zu meinen Erfahrungen: Berufsbedingt fahre ich wöchentlich mindestens zweimal und meist noch häufiger durch Deutschland. Dabei begegne ich Zugpersonalen häufiger mehrmals im Abstand von wenigen Tagen. Manchmal spreche ich dann die DB Personale auf die Probleme an und bekomme häufig, wenn wir alleine in einem Abteil sind, recht ernüchterndes zu hören.
Ein Standardproblem bei ICs sind fehlende Wagen. Züge sind verspätet und fahren dann in einer Chaosreihung und/oder Wagen fehlen, bzw. sind unbenutzbar. Spricht man die Personale unter vier Augen an, dann bekommt man zu hören: Kein Zug morgens vorhanden, Wagen mussten erst zusammengesucht werden. Oder Wagen waren kaputt und wurden erst noch ausgesetzt (oder die Wagen fehlen dann schon über Wochen). Und wenn man nach kaputten Wagen fragt, die versperrt mitlaufen, dann bekommt man gesagt, dass wenn diese Wagen ausgesetzt werden, diese dann nie wieder zurück kämen. Die Wagenwerke würden mit viel zu wenig Personal arbeiten und kämen nicht nach. Daher auch die vielen dort rumstehenden Wagen, auch ICE-Wagen, die natürlich im Verkehr fehlen.
Die Probleme mit den "Klimaanlagen": Wenn man mal von den Rheingold- und Helvetiawagen absieht, ist die Klimatisierung der DB-Wagen ohne öffenbare Fenster meist suboptimal. Häufig sind Wagen gesperrt, weil die Klimaanlage ausgefallen ist. Dann kann es schon mal an einem schönen Sommerabend in einem Bimdzf (IC/IR-Steuerwagen mit IR-Sitzaufteilung) betreffen. Dann muss man umsteigen und wenn man Glück hat, sind die Wagenübergangstüren schon verschlossen und man kann sein Gepäck dann im Laufschritt in minimaler Zeit in den nächsten Wagen schleifen. Einfach die Fenster öffnen, geht nach aktuelle Vorschrift nicht mehr. Früher war das mal kein Problem.
Vor einiger Zeit war ein Steuerwagen auf einer regelmäßigen Strecke von mir ständig versperrt, weil die Beleuchtung ausgefallen ist (ich hatte damals den Ausfall miterlebt). In der zweiten Woche habe ich mir mal die Wagennummer abgeknipst. Und in der vierten Woche habe ich dann den Zugchef mal gefragt, warum der gleiche Steuerwagen immer noch nicht benutzbar ist. Nach einigem Drucksen bekam ich dann gesagt, dass der Wagen bei jeder Fahrt als defekt gemeldet wird und eigentlich muss auch nur eine LKW-Batterie getauscht werden. Aber es passiert halt nicht.
Von den Zugpersonalen bekommt man dann immer auch zu hören, dass es viel zu wenige Wagenmeister gibt.
Insgesamt muss ich allerdings sagen, dass sich die allermeisten Zugpersonale stark für Ihre Fahrgäste einsetzen und manchen Fehler der Chef-Etagen mit viel Arbeit abmildern.
Allerdings gibt es auch Ausnahmen:
TF und Zugbegleiter haben gerade 15 min vor Abfahrt Ihre Telefongespräche beendet und stehen am Steuerwagen des ICs, der hier startet. Ein Reisender mit Fahrrad lädt dieses in das Fahrradabteil und TF und Zugbegleiter schauen zu. Nebenan steht der Regionalzug, der vor dem IC fährt und nun demnächst abfahren müsste. Tut er aber erst nach reichlich Verspätung zur eigentlichen Abfahrtszeit des ICs. Eine Information oder Durchsage gibt es natürlich nicht. Aus Erfahrung bekomme ich ein ungutes Gefühl und sage dem Reisenden mit Rad, dass unser IC ggf. Verspätung haben könnte und er lieber mal den Zugbegleiter wegen des Anschlusses ansprechen sollte. Da dann der Zug auch losgefahren ist, bekommen wir die Information, dass wir verspätet sind und dass der IC im nächsten großen Bahnhof getauscht werden muss, weil die Laufzeit der Wagen abgelaufen sei und diese nicht mehr weiterfahren dürfen.
Im nächsten Bahnhof gäbe es dann die Möglichkeit, den verspäteten Regionalzug zu überholen. Dieses geschieht aber nicht. Stattdessen baut der IC seine Verspätung aus und läuft dem Regionalzug immer wieder auf (geschieht mit den IC ständig auf dieser Strecke).
Der Reisende mit Rad verpasst seinen Anschluss und da der Zug in einer Stunde ein ICE ist, in dem auch am Abend, wenn nur noch wenige mitfahren, kein Fahrrad mitgenommen werden darf, kommt er eben dann 2,5 Stunden später an seinem Ziel an.
TF und Zugbegleiter hatten das Problem nach eigener Aussage lange vor Abfahrt schon gewusst gewusst. Sie hätten dem Reisenden mit dem Fahrrad auch den Hinweis geben können, dass er mit dem Regionalzug noch seinen Anschluss bekommen hätte.
Und mal noch ein Vergleich zwischen der Beamtenbahn und der aktuellen Bahn. Beide Fälle sind in Winternächten bei eisigen Temperaturen.
Zur Bundesbahnzeit gab es an einen kleinen Bahnhof auf der Strecke einen Schienenbruch. Das Angebot, für die die mitfahren wollten, war: Mitfahrt bis zum Bahnhof. Dort Umstieg unter Mithilfe aller DB-Beamten, die dort aufgetrieben werden konnten, und dann Weiterfahrt in einem etwas zu kleinen Zug. Und so war es dann auch: Am Bahnhof eine Postenkette, die alle Fahrgäste sicher in den anderen Zug gebracht haben. Den Schwächeren wurde geholfen, den anderen der Weg gezeigt und aufgepasst, dass niemand verloren ging.
Bei der DB AG konnte eine Baustelle wegen des "unerwarteten" Frosts nicht geräumt werden und nun war die Strecke halt blockiert. Der Regionalzug fuhr los. An einem Bahnhof mussten die Fahrgäste aus dem Zug aussteigen und in einem Bus weiterfahren. Die DB Personale sind dabei verschwunden. Der Busfahrer hat die Fahrgäste dann vor einem verschlossenen Bahnhof abgesetzt und ist weggefahren. Er konnte keine Auskünfte geben, wie es weitergeht, und leider hat damals aus niemand die Idee gehabt, den Bus als Warteraum zu nutzen. Nach 15 Min. Warten den zuständigen 3S (Sicherheit, Service, Sauberkeit) Dienst angerufen und versprochen bekommen, dass man sich darum kümmern würde. Nicht ist geschehen. Nach einer weiteren halben Stunde ein weiterer Anrufsversuch nur war diesmal die 3S Stelle nicht mehr besetzt. Dann die übergeordnete 3S Stelle herausgefunden und dort angerufen. Es gab dann erst mal einen Anschiss: Es kann ja jeder behaupten, dass da Fahrgäste in der Kälte stehen gelassen worden sind. Außerdem hat der verantwortliche 3S bei Dienstschluss keine Vorkommnisse gemeldet. Nach der Drohung, die Polizei zu rufen, hat man versprochen, die Sache zu Prüfen. Nach einer weiteren halben Stunde war dieser 3S Dienst dann nochmals erreichbar. Ja, man hätte sich nun informiert. Die Meldung ist leider nicht weitergegeben worden, man versuche ... man suche, ...
Zum Glück ist dann nach über einer Stunde Warten in der Kälte ein Zug aufgetaucht und hat die tiefgekühlten Beförderungsfälle (auch kleine Kinder und ältere Personen) weggekarrt. Es wäre wohl das beste gewesen, gleich die Polizei zu rufen.
Aber nochmals die klare Aussage: Die allermeisten Personale setzen sich stark ein. Nur ist halt leider nicht jedes Versagen des Managements damit auszugleichen.
So, nun habe ich nun auch wieder meine 10 Min. Verspätung (Das war die Fahrt gestern).
Dann bleibt es bei dem einen einzigen Zug seit April, der weniger als 10 Verspätung hatte (das war letzte Woche). Der Zug macht kräftig Dampf und erreicht den Endbahnhof mit 7 Min. Verspätung. Die offizielle Ansage: 4 Min. Verspätung. Hoffentlich schaut keiner auf die Bahnhofsuhr.
Die Verspätungen vermerke ich mir immer hinten auf der Fahrkarte.
Und heute bei der Rückfahrt: 15 Min. Verspätung. Ein schöner, neuer Regionaltriebzug ist mal wieder kaputt gegangen und weil mangels Weichen die Ausweichmöglichkeiten am Bahnhof (wo der Ausfall war) eingeschränkt sind, war mal wieder Verspätung angesagt.
Dann noch zwei typische Probleme bei der DB AG: Es werden nach reichlichem Herumprobieren dann die neuen Fahrzeuge eingesetzt. Manchmal erzählen einem mitfahrende TF von den Versuchen haarsträubende Dinge und man kann sich dann schon mal freuen, auf den Tag tatsächlichen Einsatzes. Und wenn die schönen, neuen Dinger dann im Planverkehr sind, werden nach kurzer Zeit die Fahrzeiten verlängert, weil die neuen Dinger halt nicht so schnell sind, wie die alten.
Und das ist mir schon mehrfach aufgefallen.
Ist das nicht paradox? Das neue Gerümpel wird auf die Fahrgäste losgelassen und weil die Fahrzeiten nicht mehr eingehalten werden können, verlängert die DB AG einfach die Fahrzeiten (meist geht es da um ca. eine halbe Stunde).
Die alten Fahrzeuge werden dann eiligst verschrottet. Wäre es da nicht sinnvoller, den neuen Schrott gleich zu Bender zu bringen und die alten, zuverlässigen Fahrzeuge weiter fahren zu lassen? Das würde allen eine Menge Ärger ersparen.
Thema BahnCard50: Eigentlich sollte das ja eine 50% Reduktion des Fahrpreises bringen. Nur gilt das halt für manche Strecken gar nicht oder es gibt nur 25% Reduktion und die Sparpreise werden auch nur um 25% reduziert. Wäre es da nicht ehrlicher, wenn die Bahn die BahnCard 50 als BahnCard_Vielleicht50 vermarkten würde?
Das waren jetzt nur ein paar Highlights der ständigen Fahrten. Ich könnte noch endlos mehr berichten.
Für mich stellt sich jetzt die Frage, wie die Misere beendet werden kann. Sollten die tausend, oder wie viele sind es, verschiedenen DB AG Unternehmen wieder zusammengeführt werden und zur alten Behördenbahn rückumgewandelt werden. Oder sollte eine Bankgesellschaft, bei der sich das Topmanagement auch wirklich mit dem Bahnverkehr auskennt, den Laden übernehmen?
Irgend eine Verbesserung wäre eigentlich dringend angesagt.
Nur ich Realist. Es wird wie seit 1994 von Jahr zu Jahr immer etwas schlechter werden. Eine wirklich grundlegende Verbesserung wird es nicht geben. Und Beförderungsfälle wird es immer mehr geben, da ja immer mehr Leute meist wegen beruflicher Flexibilität fahren müssen.
Ach, und gerade eben hat unser Bordrestaurant ein technisches Problem und muss geschlossen werden.
OK, jetzt schreibe ich nichts mehr, sonst wird es zu viel. Schließlich habe ich ja noch etwas Fahrt vor mir.
PS: Leider habe ich erst jetzt Zeit den Text einzustellen. Natürlich gab es auf der Fahrt noch weiter verbesserungsfähige Dinge. Am augenfälligsten waren die Sprints der mit Gepäck beladenen Beförderungsfälle auf den Bahnsteigen, damit sie irgendwie noch den Umstieg vom verspäteten Zug schaffen konnten. Gefällig betrachtet vom DB Servicemitarbeiter. Von Helfen keine Spur.