RE: Modellbahn und Kaufsucht

#1 von Holger_D , 05.09.2011 01:50

Liebe Stummis,

mich würde interessieren, wer von Euch sich fragt, ob er beim Hobby mittlerweile ein krankhaftes Suchtverhalten entwickelt hat.

Einige Symptome:

- Verheimlichung von Modellbahn-Anschaffungen (z. B. gegenüber dem Partner)
- Gier nach mehr und immer mehr ohne wirkliches Gefühl der Zufriedenheit oder Freude
- panische Angst, etwas zu verpassen, das stattdessen andere bekommen könnten ("Einmalserie", "streng limitiert", "werksseitig bereits ausverkauft")
- Sammelwut, ohne jemals eine Anlage zu bauen
- Das Geldausgeben / Schnäppchenmachen / Besitzenwollen ist wichtiger als der reale Bedarf
- Kauf von Artikeln, die eigentlich gar nicht benötigt werden
- Kontrollverlust (z. B. Verschuldung)
- Der Überblick über die Sammlung ist längst dahin
- Artikel werden nur angeschafft, aber gar nicht ausgepackt
- innere Leere, Frust, Hunger nach Ersatzbefriedigung


Da sich wohl kaum jemand öffentlich outen wollen wird, wäre ich schon sehr, sehr froh, wenn einfach nur anonym abgestimmt würde.

Vielen herzlichen Dank und liebe Grüße

Holger


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RE: Modellbahn und Kaufsucht

#2 von Muenchner Kindl , 05.09.2011 07:08

Hallo Holger,

eigentlich ein wirklich ernstes Thema, denn an Kaufsucht können bekanntlich Existenzen zu Grunde gehen können.
Ich habe guten Gewissens die erste Option gewählt, eigentlich taucht bei mir nicht eines der Symptome auf und auch so bin ich seit über 2 Jahren, abgesehen von technischen Spielereien, äusserst enthaltsam.

Aufkeimende "Habenwill-Attacken" bügle ich mit "Habschongenug-Medizin", "Brauchichdaswirklich-Pillen" und "Funktioniertjaehnicht-Saft" herunter, wenn es dann doch mehr kitzelt schaue ich mir, fragend, was ich mit dem Zug des Verlangens überhaupt will, meine 1qm-Anlage an und lese negative Testberichte darüber... das hilft


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RE: Modellbahn und Kaufsucht

#3 von Peter Müller , 05.09.2011 07:32

Zu meiner Modelleisenbahn-freien Zeit in den 1980er-Jahren habe ich über einen Bekannten von diesem Problem erfahren. Der arbeitete bei der Telefonseelsorge und war immer wieder von Familienangehörigen kontaktiert worden, weil die jeweiligen Väter der Familien so viel Geld in das Hobby steckten, dass nicht mehr genug zum Leben übrig blieb. Ich habe das damals einfach so hingenommen und mich eigentlich nur gewundert, wie viele Erwachsene quasi süchtig nach einem Spielzeug sein können und vor allem, mit welchen handfesten Folgen.


Grüße, Peter

Bei campact.de per E-Mail abstimmen: 49-Euro-Ticket retten! ... das haben Stand 25.08.2023 um 20:45 Uhr schon 115.000 Menschen getan.

Und Aktionen bei campact.de wirken, siehe Wikipedia, da wird darüber berichtet.


 
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RE: Modellbahn und Kaufsucht

#4 von Holger_D , 05.09.2011 07:43

Hi Thomas,

ja, das Thema ist tatsächlich mehr als ernst. Denn abgesehen davon, daß jede Sucht selbstschädigende Folgen hat, verbirgt sich dahinter großes seelisches Leid.

Ich freue mich für Dich, daß Du guten Gewissens "Nein" ankreuzen konntest.

Denjenigen, die sich in dieser kurzen Zeit schon anonym an der Umfrage beteiligt haben, danke ich sehr. Ich hätte nicht darauf zu hoffen gewagt, überhaupt irgendeine Resonanz zu finden, und freue mich über Eure Teilnahme!

Liebe Grüße von Holger


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RE: Modellbahn und Kaufsucht

#5 von Holger_D , 05.09.2011 07:55

Zitat von Peter Müller
wie viele Erwachsene quasi süchtig nach einem Spielzeug sein können und vor allem, mit welchen handfesten Folgen.



Hi Peter,

auch Dir ein Dankeschön für Deinen Beitrag!

Betroffenen möchte ich den Autor Heinz-Peter Röhr ans Herz legen, der auf außergewöhnlich einfühlsame und kluge Weise schreibt, ohne im mindesten die Haltung des allwissenden Gurus einzunehmen. Von ihm fühlt man sich nicht bloßgestellt, sondern verstanden.

Peinlicherweise kenne ich sein Buch "Sucht - Hintergründe und Heilung: Abhängigkeit verstehen und überwinden" (noch) nicht, gehe aber auf Basis seiner anderen Werke davon aus, daß es eine erste Hilfestellung sein kann.

In meinen Augen ist der wichtigste Schritt, sich bewußt zu machen, daß etwas nicht stimmt. Sobald man das Wort "Sucht" ausspricht, hat das Kind einen Namen, der Gegner ein Gesicht. Allein das ist schon eine Erleichterung.

Wenn man im zweiten Schritt die Mechanismen verstehen und abstellen will, die destruktives, abhängiges Verhalten (wie eben Sucht) auslösen, ist Röhr Gold wert.

Liebe Grüße von Holger


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RE: Modellbahn und Kaufsucht

#6 von Bluesman , 05.09.2011 08:04

Moin Holger,

ja, ich bin anonymer Modellbahner! flaster:

Immer wieder ertappe ich mich selber, wie ich Sonntags oder Abends im dunkeln vor Modellbahnläden herumlungere, um ab und zu einen verstohlenen Blick ins Schaufenster zu riskieren...

Natürlich niemals ohne Sonnenbrille!


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RE: Modellbahn und Kaufsucht

#7 von Holger_D , 05.09.2011 08:22

Hi Alex,

ich weiß, das Thema schreit geradezu danach, ins Lächerliche gezogen zu werden: "Selbsthilfegruppe", "Ich heiße Holger und bin Märklinist", "Ich kann jederzeit aufhören" usw. Ich kann nicht verhehlen, daß auch mir solche Witze auf der Zunge liegen, obgleich ich selbst Betroffener bin.

Bei Krankheiten wie Leukämie oder Multipler Sklerose käme niemand auf solche humorigen Gedanken. Was möglicherweise zeigt, daß die Vorstellung, abhängig zu sein, nicht ins gängige Männerbild paßt und mit dem Mittel des Scherzes weit von sich gewiesen werden muß. Ein Mann hat gefälligst autonom und nicht suchtkrank zu sein. Wo blieben denn all die schönen Witze über Frauen mit Schuhtick, wenn man die eigene überlegene Position verlassen müßte?

Liebe Grüße von Holger


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RE: Modellbahn und Kaufsucht

#8 von Denny13 ( gelöscht ) , 05.09.2011 08:42

Ich habe mir dafür ein eigenes Konto eingerichtet, wenn das leer ist war`s das.
Dann muss ich´s wieder auffüllen.
Als kaufsüchtig würde ich mich nicht bezeichnen.

Schöne Grüße Denny.


Denny13

RE: Modellbahn und Kaufsucht

#9 von Bluesman , 05.09.2011 08:46

Holger,

ich meinte das ernst.

Viele der von Dir oben angeführten Punkte sind mir so oder ähnlich schon selbst passiert, oder bei Bekannten aufgefallen.

Eine versuchte Selbstmedikation mit einer Carrera-Bahn scheiterte kläglich.

Gewisse Erfolge scheint eine Verhaltenstherapie zu zeigen, bei der mit einer Kamera in einem Auto Dampfzügen hinterher gefahren wird, der Besuch von Alt-Auto-Rennveranstaltungen scheint auch zu helfen.


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RE: Modellbahn und Kaufsucht

#10 von Holger_D , 05.09.2011 09:55

Zitat von Bluesman
ich meinte das ernst.

Viele der von Dir oben angeführten Punkte sind mir so oder ähnlich schon selbst passiert, oder bei Bekannten aufgefallen.



Hi Alex,

sorry, dann habe ich Dich falsch verstanden.

Davon abgesehen, wäre ich auch nicht ungehalten gewesen, hättest Du es nicht ernst gemeint. Im ersten Moment fordert das Thema eben geradezu zum Ulk heraus.

Liebe Grüße von Holger


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RE: Modellbahn und Kaufsucht

#11 von hansi59 , 05.09.2011 10:03

Die ganze Moba bedient ja, wie viele Männer-Hobbies, das "Kind im Manne" und im vernünftigen Maß liefert es gesunden Ausgleich im Kampf mit den Härten des Lebens. (von daher haben alle Damen mit einem leichten Schuhtick meinen Segen. )

Das Maß ist hier wie immer das ebendiese aller Dinge, und es ist nicht immer leicht, die Grenzen zu erkennen. Das ist im übrigen mit den psychischen Drogen genauso wie mit den chemischen. Meine Qualmerei bin ich wider besseres Wissen auch erst losgeworden, nachdem mich eine akute Erkrankung unbarmherzig auf meine Sterblichkeit aufmerksam gemacht hat.

Von daher verstehe ich gut, wie sowas passieren kann. Was dieses Gefühl "Muss ich haben, sonst gibt es das nicht mehr" bei den Sonderserien betrifft, muss ich sagen, dass das Intenet mit seinem Gebrauchtmarkt viel von diesem Leidensdruck wegnimmt. Ein paar Sammlerexoten ausgenommen, kriegt man fast alles auch später noch, manchmal sogar deutlich preiswerter als die Neuware.

Als Familienvater ist mir Maßlosigkeit eh verboten, was für ein Vorbild gäbe ich meinem ohnehin konsumverseuchten Nachwuchs? Den geviertelten Moba-Etat verwende ich streng bedarfsorientiert, aufkeimenden Kauforgien in der Bucht werden Zwangspausen verordnet, in denen ich die Bieterliste auf Null zwinge und bewusst anfange, die Beobachtungslisten auslaufen zu lassen. Beruhigt Nerven und hält den Etat im Rahmen.

Im Moment träume ich von einer HAMO 194, einer Roco 140 und einer Flm. 144. Die 140 steht für sage und schreibe 60.- Euro bei meinem Örtlichen, ich scharwenzel' da ständig drumrum. Da aber die Erweiterung des Fahrzeugparks momentan keinerlei Priorität genießt, sondern der Etat in Digitalumrüstungen gesteckt werden soll, muss das warten. Die 194 wünsche ich mir seit 45 Jahren, da kommt es auf ein paar Jährchen auch nicht mehr an.


Viele Grüße, Hans
"Und nein, mein Herr, tut mir Leid, ich bin nicht bei Fäißbuck."


 
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RE: Modellbahn und Kaufsucht

#12 von Bluesman , 05.09.2011 10:06

Alles klar, mein Lieblings-Holger.

Davon mal abgesehen habe ich aber immer noch Spaß an meiner Sucht und die neue Anlage nimmt auch schon Formen an...


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RE: Modellbahn und Kaufsucht

#13 von saturaluna , 05.09.2011 11:18

Hallo Holger,

wirklich eine sehr gute, vor allem ernsthafte Umfrage. Ich gebe zu das ich mir auch schon ab und an die Frage gestellt habe ob ich schon süchtig bin. Was deine Optionen betrifft so habe ich für mich Punkt zwei als ziemlich treffend erachtet. In mir kommt schon manchmal Panik auf etwas zu verpassen, ein limitiertes Modell nicht mehr zu bekommen, oder manchmal auch vorschnell etwas anzuschaffen was ich im Prinzip gar nicht wirklich brauche. Auch die Gier nach mehr habe ich schon ab und an bei mir feststellen können. Gerade für diesen Fall habe ich mir aber auferlegt zunächstmal eine Nacht über meine vermeintliche Entscheidung zu schlafen, und oftmals sehe ich die Dinge dann anderntags ganz anders und sehe von dem Kauf dann doch ab.
Außerdem ist da ja zu meinem großen Glück auch noch meine Familie welche mich dann schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt

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RE: Modellbahn und Kaufsucht

#14 von kaeselok , 05.09.2011 12:14

Hallo Holger,

ich bin kein Experte, aber wann ist man "süchtig"? Raucher sind nikotinsüchtig, Alkoholiker eben alkoholsüchtig, Spieler sind spielsüchtig, usw.

Wann ist ein Modellbahner "süchtig"?

Wenn also jemand neben seinen alltäglichen monetären Ausgaben um seinen Lebensstandard zu halten sein Geld nicht in Zigaretten, Alkohol, Tabletten oder Spiele ausgibt, sondern sich z.B. Modellbahnkrempel im Monat für - sagen wir mal 2000 Euronen - investiert, ist dieser dann "süchtig"?

Wer definiert was "Sucht" ist?

Für mich wird die Sammel- bzw. Spielleidenschaft (und letztlich geht's darum hier) dann schlecht, wenn

a) ich Kredite aufnehme um mein "Hobby" zu finanzieren
b) ich keine Freude mehr an den Modellen habe, sondern nur daran, sie zu "besitzen"
c) ich sonst am Leben nicht mehr teilnehme

"Sucht" ist ein schwieriges Thema von Haus aus.

Ich kenne niemanden im Modellbahnbekanntenkreis der "süchtig" ist. Wohl aber kenne ich ziemlich "Verrückte" sammelnde ... (hust, hust) ...


Viele Grüße,

Kalle


 
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RE: Modellbahn und Kaufsucht

#15 von Running.Wolf , 05.09.2011 12:22

Hallo
um das Geld zusammenzuhalten, braucht es einen starken Willen ... und den hat meine Frau

Nein, im Ernst. Ich denke ich habe alles im Griff. Ich muss nicht alles haben wollen, habe aber die komfortable Situation, dass ich mir Dinge leisten kann, die in den Anfängen vor 1960 jenseits jeder Möglichkeiten lagen.


Gruss Wolfgang

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RE: Modellbahn und Kaufsucht

#16 von hansi59 , 05.09.2011 12:28

Zitat von Running.Wolf
habe aber die komfortable Situation, dass ich mir Dinge leisten kann, die in den Anfängen vor 1960 jenseits jeder Möglichkeiten lagen.



Hallo Wolfgang,

wenn ich in Deinem Alter bin, hoffe ich, auch in einer solchen Situation zu sein.


Viele Grüße, Hans
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RE: Modellbahn und Kaufsucht

#17 von JüMoBa , 05.09.2011 13:31

Hallo Holger,
also ich kaufe nur das, was ich für meine Anlage brauche. Beim rollenden Material kaufe ich das was gefällt, und mein Budget hergibt.
Ich finanziere mein Moba-Hobby mit einem anderen Hobby (Musik). Das mit der Musik verdiente Geld investiere ich zu einem großen Teil in die Moba...
Allerdings bleibt auch noch genung für den Sommerurlaub usw. übrig; somit ist der Rest der Familie auch gezähmt .


Liebe Grüße,
Jürgen

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RE: Modellbahn und Kaufsucht

#18 von katzenjogi , 05.09.2011 14:12

Es gibt ja noch den feinen Unterschied der Abhängigkeit und der Sucht.

Der Süchtige muss die Dosis stetig steigern, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Er braucht mehr, immer mehr in immer kürzeren Abständen.
Der Abhängige hingegen hat sich auf eine Dosis eingependelt, mal kann es in besonderen Entspannungsphasen sogar weniger oder in Stresssituation ausnahmsweise mehr sein.

Typische Abhängigkeit im Alltagsleben ist beispielsweise der Raucher - in der Regel hat dieser einen festen Tagesbedarf, der nur durch besondere Ereignisse beeinflusst wird.

Klassisches Beispiel für Suchtverhalten ist der Alkoholiker. Erst nur ein paar Gläschen und auch nicht unbedingt hochprozeniges, dann öfter und mehr, dann darf auch schon stärker sein und irgendwann wird der Punkt erreicht, wo das Leben nüchtern unerträglich wird.

Wie kann man dies nun auf einen Modellbahner übertragen?

Kurt Biedenkopf hat einmal auf die Frage, was denn das Schlimmste wäre, was ihm als Modelleisenbahner passieren könnte, geantwortet: "Wenn die Anlage fertig ist."

Kann man dies schon als eine Art Suchtverhalten bezeichnen? Auch bei uns im Forum gibt es ja Modellbahner, welche, kaum ist eine Anlage fertig, schon die nächste planen - Perfektionismus oder Sucht?

Ich hab mich aus anderen Gründen schon mit einigen Psychologen und Psychotherapeuten rumgeschlagen und damals immer scherzhaft gesagt, ich bin trockener Modellbahner. Keiner wusste etwas damit anzufangen. Bis ich dann erklärte so wie ein trockener Alkoholiker ohne Alkohol auskommt, komme ich ohne Modellbahn aus. Aber bei jeder Schienenüberquerung oder jeder Zugfahrt werden möglichst alle Details aufgesogen. Allerdings sind bei mir Kaufsucht und Modellbahn nicht zwangsläufig miteinander verbunden.

1. Habe ich mit Hartz IV so gut wie kein Geld, um mir was für die Eisenbahn zu kaufen - quasi ideale Zwangstherapie gegen Kaufsucht
2. Würde ich wenn ich eine fertige Anlage hätte, diese zur Entspannung nutzen und wohl nie wieder abreissen - da geht also mein Verhalten mehr in Richtung Abhängigkeit.
3. Als ich noch arbeiten konnte, hatte ich schon eine leichte Form der Kaufsucht - anfangs CDs, dann Computerspiele, dann DVDs - tja und jetzt bin ich chronisch schmerzkrank (hat nix mit der Psyche zu tun)
4. Die Modellbahn ist quasi meine Insel der Glückseligkeit im Meer der Schmerzen (stammt nicht von mir, sondern von meinem vorletzten Psychotherapeuten) - aber erklär das mal dem Sozialamt

Die Kaufsucht als solche ist physisch nicht so belastend wie andere Süchte - aber nicht zu unterschätzen. Speziell wenn es nicht mehr zweckgebunden wie bei unserem Hobby ist.
Sondern wenn man wahllos alles kauft, was einem vor die Nase kommt. Und dies versuchen ja die meisten von uns auch im Hobby schon tapfer zu vermeiden, da sie sich auf Epochen, Regionen oder Bahngesellschaften beschränken und so freiwillig Enthaltsamkeit üben.

Es tut mir leid, falls ich jemandem mit meiner Ehrlichkeit etwas Unbehagen bereitet habe.

LG Jürgen (alias katzenjogi)


 
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RE: Modellbahn und Kaufsucht

#19 von Running.Wolf , 05.09.2011 14:28

Hallo Hansi
halte aus. Ich habe Deinen Thread verfolgt. das wird schon noch ....

Wenn Du in meinem Alter bist, gibst du Dein Geld für die Enkelkinder aus. Oder indirekt für Deine Enkelkinder: "Opa, wofür ist diese rot Licht? Oh, ab ....", aber ein abgebrochenes Signal kann man auf als Ladung auf einem Bauzug nehmen.


Gruss Wolfgang

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RE: Modellbahn und Kaufsucht

#20 von hansi59 , 05.09.2011 14:48

Zitat von Running.Wolf
"Opa, wofür ist diese rot Licht? Oh, ab ...."




Viele Grüße, Hans
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RE: Modellbahn und Kaufsucht

#21 von hansi59 , 05.09.2011 14:52

Zitat von katzenjogi
Der Süchtige muss die Dosis stetig steigern, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Er braucht mehr, immer mehr in immer kürzeren Abständen.
Der Abhängige hingegen hat sich auf eine Dosis eingependelt, mal kann es in besonderen Entspannungsphasen sogar weniger oder in Stresssituation ausnahmsweise mehr sein.



Das stimmt. Den Unterschied habe ich mir noch nie klargemacht.


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RE: Modellbahn und Kaufsucht

#22 von Micha88 ( gelöscht ) , 05.09.2011 14:56

Zur Zeit gebe ich mehr oder weniger fast mein komplettes Geld für Modellbahn aus was ich im Monat bekomm.
Zu dem Punkt "Gier nach mehr und immer mehr ohne wirkliches Gefühl der Zufriedenheit oder Freude" kenn ich das Gefühl z.B. ich erweitere etwas meine Anlage und schon kommen die ersten Probleme: die Schienen zur Hälfte verlegt und dann fehlen Schienen. Dann ist man ist man irgendwie unzufrieden weil man das nicht fertig bekommt, was man sich vorgenommen hat obwohl man schon was geschaft hat. Ach Modellbahn ist ein teures Hobby.


Micha88

RE: Modellbahn und Kaufsucht

#23 von Torsten Piorr-Marx , 05.09.2011 16:09

Zitat von Holger_D
... mich würde interessieren, wer von Euch sich fragt, ob er beim Hobby mittlerweile ein krankhaftes Suchtverhalten entwickelt hat. ...


Ich nicht...(hoffe ich)

Meine Züge werden zwar immer noch mehr, jedoch tausche ich die meisten mittlerweile nur noch gegen "besseres" Material aus. Dabei lege ich in der Regel immer noch Geld drauf, aber es ist kein Geld welches mir wo anders fehlen würde - dann hätte ich wirklich ein Problem.

Ich (er)freue mich halt an der Technik und an den schönen Modellen, die bei mir rumfahren, so wie es bei einem Hobby sein sollte.


Gruß
Torsten


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RE: Modellbahn und Kaufsucht

#24 von Cougarman ( gelöscht ) , 05.09.2011 20:44

ich brauche auf jeden Fall Hilfe !

ich kaufe Modelle ohne Sinn und Verstand, quer durch alle Epochen.
auch nehme ich mir dann für die Modelle keine Zeit, ein kurzer Blick in die Packung reicht mir.
ein Vergleich mit Vorbildern geht mir völlig ab.
etc
etc


Cougarman

RE: Modellbahn und Kaufsucht

#25 von Marky ( gelöscht ) , 05.09.2011 20:49

Zitat von Cougarman
ich brauche auf jeden Fall Hilfe !.....




Moin Hannes,

keine Panik ! Wie ich (am Neuzugang) sehe, ist ja schon Hilfe unterwegs


Gruß Markus


Marky

   


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