Es gibt ja noch den feinen Unterschied der Abhängigkeit und der Sucht.
Der Süchtige muss die Dosis stetig steigern, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Er braucht mehr, immer mehr in immer kürzeren Abständen.
Der Abhängige hingegen hat sich auf eine Dosis eingependelt, mal kann es in besonderen Entspannungsphasen sogar weniger oder in Stresssituation ausnahmsweise mehr sein.
Typische Abhängigkeit im Alltagsleben ist beispielsweise der Raucher - in der Regel hat dieser einen festen Tagesbedarf, der nur durch besondere Ereignisse beeinflusst wird.
Klassisches Beispiel für Suchtverhalten ist der Alkoholiker. Erst nur ein paar Gläschen und auch nicht unbedingt hochprozeniges, dann öfter und mehr, dann darf auch schon stärker sein und irgendwann wird der Punkt erreicht, wo das Leben nüchtern unerträglich wird.
Wie kann man dies nun auf einen Modellbahner übertragen?
Kurt Biedenkopf hat einmal auf die Frage, was denn das Schlimmste wäre, was ihm als Modelleisenbahner passieren könnte, geantwortet: "Wenn die Anlage fertig ist."
Kann man dies schon als eine Art Suchtverhalten bezeichnen? Auch bei uns im Forum gibt es ja Modellbahner, welche, kaum ist eine Anlage fertig, schon die nächste planen - Perfektionismus oder Sucht?
Ich hab mich aus anderen Gründen schon mit einigen Psychologen und Psychotherapeuten rumgeschlagen und damals immer scherzhaft gesagt, ich bin trockener Modellbahner. Keiner wusste etwas damit anzufangen. Bis ich dann erklärte so wie ein trockener Alkoholiker ohne Alkohol auskommt, komme ich ohne Modellbahn aus. Aber bei jeder Schienenüberquerung oder jeder Zugfahrt werden möglichst alle Details aufgesogen. Allerdings sind bei mir Kaufsucht und Modellbahn nicht zwangsläufig miteinander verbunden.
1. Habe ich mit Hartz IV so gut wie kein Geld, um mir was für die Eisenbahn zu kaufen - quasi ideale Zwangstherapie gegen Kaufsucht
2. Würde ich wenn ich eine fertige Anlage hätte, diese zur Entspannung nutzen und wohl nie wieder abreissen - da geht also mein Verhalten mehr in Richtung Abhängigkeit.
3. Als ich noch arbeiten konnte, hatte ich schon eine leichte Form der Kaufsucht - anfangs CDs, dann Computerspiele, dann DVDs - tja und jetzt bin ich chronisch schmerzkrank (hat nix mit der Psyche zu tun)
4. Die Modellbahn ist quasi meine Insel der Glückseligkeit im Meer der Schmerzen (stammt nicht von mir, sondern von meinem vorletzten Psychotherapeuten) - aber erklär das mal dem Sozialamt
Die Kaufsucht als solche ist physisch nicht so belastend wie andere Süchte - aber nicht zu unterschätzen. Speziell wenn es nicht mehr zweckgebunden wie bei unserem Hobby ist.
Sondern wenn man wahllos alles kauft, was einem vor die Nase kommt. Und dies versuchen ja die meisten von uns auch im Hobby schon tapfer zu vermeiden, da sie sich auf Epochen, Regionen oder Bahngesellschaften beschränken und so freiwillig Enthaltsamkeit üben.
Es tut mir leid, falls ich jemandem mit meiner Ehrlichkeit etwas Unbehagen bereitet habe.
LG Jürgen (alias katzenjogi)