RE: Vorbildabstände nicht umsetzbar; was nun???

#1 von zirne , 06.12.2019 18:28

Liebe Modellbahner,

Bei der Modellbahn fehlt ja meist der notwendige Platz um z.B. vorbildgerechte Signalabstände, Durchrutschwege, Gefahrenpunktabstände usw. zu verwirklichen. Habt Ihr eine Lösung für die gängigsten Abstände für 50, 75, 100, 200, 400, 1000 und 1500 m für Euch gefunden?

Den ins Modell umgerechneten Maßstab nochmal durch einen weiteren Divisor teilen macht keinen Sinn. Wenn man hierdurch die großen Abstände auf ein Maß schrumpft, dass sie mit den gegebenen räumlichen Verhältnissen auskommen, werden die kleinen Abstände im Modell so winzig, dass sie unstimmig wirken. Vermutlich muss der zweite Devisor mit kürzer werdender Strecke kleiner werden. Dann stimmt zwar das Verhältnis zum Vorbild nicht mehr aber es wirkt vielleicht stimmiger. Vielleicht ist ja ein Mathe-Genie unter uns und hat da mal eine brauchbare Lösung ausgeknobelt?

Allen ein schönes WE

Zirne


 
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RE: Vorbildabstände nicht umsetzbar; was nun???

#2 von Djian , 06.12.2019 18:50

Moin Zirne,

ich möchte zunächst mit einem Zitat von Hermann Faller beginnen: das Auge misst nicht mit dem Metermaß; auf die Gesamtwirkung kommt es an.
Das bedeutet enger stecken und zwar so, dass es gut aussieht. Du kannst dabei auch ein wenig mogeln, so kannst du, wenn ein Tunnel in der Nähe ist die ein oder andere Bake dort verorten, sodass "draußen" nur die 100 und vielleicht 200m Bake zu sehen ist. Ebenso kann auch ein Vorsignal am anderen (gedachten) Tunnelausgang stehen und auf der Anlage zeigt sich halt nur das Hauptsignal oder umgekehrt. Und was ist so schlimm daran? Beim Vorbild ist man ja auch nur selten in der Lage einen kompletten Signalabschnitt einzusehen. Da sind auch meist Kurven, Böschungen, Bewuchs oder die angesprochenen Tunnel in der Sichtachse.

Noch eine später angefügte Ergänzung: es kommt noch ein weiterer Faktor hinzu, weshab das Stauchen nichts ausmacht: die Perspektive. Wir befinden uns nie in der Szene, dann wären wir ein Preiserlein. Das hätte, könnte es gucken, das selbe Sichtfeld auf der Anlage, wie wir in der Natur. Dem würde es auffallen, wenn es nicht maßstäblich wäre. Wir befinden uns aber sozusagen in einer Hubschrauberperspektive, zumeist schräg über der Anlage, sehen also aus einer gewissen Entfernung und Höhe auf die Anlage. Das wirkt wie ein Weitwinkelobjektiv. Wir sehen erheblich mehr, als wenn wir in der betrachteten Szene stünden, auch wenn keine Gebäude oder andere die Sicht versperrenden Dinge im Weg stünden. Insofern ist es in der Realität möglich aus einem Hubschrauber heraus einen kompletten Signalabschnitt mit einem Blick zu erfassen. Ob da jemand die Baken nun exakt 100, oder nur 73 Meter auseinandergestellt hat vermögen wir dabei nicht zu sagen. Weil wir wissen, dass es 100 Meter sein müssen gehen wir davon aus dass das stimmt (ich habe jedenfalls noch niemanden bei einem Rundflug erlebt, der Trianguliert, um es zu überprüfen). Dies sollte man meines Erachtens berücksichtigen, wenn man eine in sich stimmig wirkende Anlage bauen will. Es ist die Frage, ob eine maßstäblich in allen Belangen korrekt ausgeführte Anlage, wenn ich die für Heimanlagen gängigen Ausdehnungen zugrunde lege, auf den Betrachter stimmig wirkt, oder in die Länge gezogen verzerrt. Letzteres halte ich für sehr wahrscheinlich.

Schöne Grüße aus Ostholstein
Matthias


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RE: Vorbildabstände nicht umsetzbar; was nun???

#3 von Atlanta , 20.12.2019 17:23

Moin Kollegen,

das Problem mit den Vorbildabständen hat wohl jeder Modellbahner.

Bei mir müßten in der Epoche I die Signale in 1/16 Meile innerhalb eines Bahnhofs zueinander stehen. Bei 3 Signalen je Bahnstation wären das 3/16 Meilen also 3 x 469 m was im Modellmaßstab 1:87 einer Länge von 3 x 5,4 m ausmacht und folglich nur eine kleine Bahnstation sich somit auf ca. 15 m Länge ergeben würde, den Platz hat Niemand von uns.

Also müssen Abstriche in der Länge gemacht werden.

Die nachfolgende Faustformel gilt aber unabhängig zum verwendeten Maßstab und der damit verbundenen Spurweite.

1,5 x Standardzuglänge des längsten auf der Anlage verkehrenden Zuges.

Hätte ein Zug also eine Länge von 120 cm, wäre das Vorsignal zum nachfolgenden Hauptsignal in 180 cm Entfernung aufzustellen.

Bei Blockstellen könnte man selbiges voraussetzen oder man rechnet mit der doppelten bis dreifachen Zuglänge.

Wie man es letztlich macht, bleibt jedem selbst überlassen.

Beim Lichtraumprofil ist es ratsam, das größtmögliche Lichtraumprofil für den jeweiligen Maßstab zu verwenden, so erspart man sich Ärger, Falls ein Hersteller bei seinen Produkten mit dem Maßstab herumgetrickst hat.

Beim Beispiel der Baugröße H0 im Maßstab 1:87 ist es empfehlenswert entweder das Lichtraummaß der Baugröße 00 in 1:76 zu verwenden oder das US Amerikanische Lichtraummaß in 1:87 zu verwenden.

Viele, speziell europäische Modellbahnhersteller halten sich nämlich nicht korrekt an den Maßstab von 1:87 in der Baugröße H0, da wird einem so manches zwischen 1:76 und 1:100 als Baugröße H0 im Maßstab 1:87 untergejubelt.

Bei anderen Baugrößen ist es ähnlich schlimm.

Ich habe mir bei einigen Modellen schon des Öfteren irgendwelche Trittbretter abgefahren oder angeblich maßstäbliche Loks paßten mit ihren Schornsteinen nicht unter Reiterstellwerken hindurch.


LG Ingo

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RE: Vorbildabstände nicht umsetzbar; was nun???

#4 von oligluck ( gelöscht ) , 20.12.2019 18:49

Moin,
es ergibt (nicht "macht") durchaus Sinn, einen weiteren Divisor ins Spiel zu bringen.
So manche Modellhäuschen sind kleiner, als sie es im Maßstab 1:87 wären.

Es sei dahin gestellt, ob es sich die Hersteller (beispielhaft "Faller") einfach gemacht haben und ihre Häuser dann auch gleich für den Maßstab TT verkaufen konnten, oder ob es unseren Anlagen geschuldet war, die in den 70er Jahren zwangsläufig in einem Wohnklo untergebracht werden mussten. Zudem erreicht man im Modell ein Gefühl räumlicher Tiefe, wenn die Gebäude im Hintergrund bewusst kleiner ausgeführt sind.
Maßstäblich geht nicht. Auch heute nicht.

Ich darf beispielhaft den Bahnhof "Bonn" anführen, mit dem ich in einer Phase des Größenwahns geliebäugelt hatte:
simpel bei Google Earth vermessen, hat das EG eine Länge von rund 106cm (bereits auf H0 umgerechnet, logisch).
Das Faller-Modell ist mit 70cm angegeben, das von Kibri mit 99cm.
Letzteres kommt dem Original also schon recht nahe.
Schaue ich mir jedoch beide Modelle an, wirken sie stimmig. Ich würde mich nach Geschmack für eines von Beiden entscheiden, obwohl Faller hier irgendwo 30% Länge gespart hat.

Ein anderes Beispiel ist der Bahnhof "Calw" im Ländle. Ich stamme aus der Gegend, bin deshalb häufiger dort.
Gemäß Google Earth wäre das EG 80cm lang. Mein Kibri-Modell bringt es aber nur auf ca. 55cm.
Auch hier also wieder 30% Stauchung!
Würde ich nicht das Original so gut kennen, wäre es mir nie aufgefallen.

Ich kenne ein maßstäbliches Modell des Bahnhofs, das nur in einer Kleinauflage erschien, was jedoch außerhalb meiner finanziellen Möglichkeiten liegt. Daher bin ich mit dem verkürzten Modell zufrieden.

Unterstellt, dass nur die Wenigsten von uns eine Halle zur Verfügung haben, kann ich mit dieser Verkürzung leben.
Möge fürs Erste mal 30% bei Gebäuden gelten, es ist nicht in Stein gemeißelt.

Büschen Schummeln geht immer, wie es bereits "Dijan" bei den Warnbaken beschrieb.
So lange es nicht wie eine Karikatur wirkt.
Die Phantasie hilft uns, über gewisse Unstimmigkeiten hinweg zu sehen:
manches kann man gewiss auch auf die Häfte stauchen, ohne dass es blöd aussieht.
Die maßstäblich großen Preiserlein werden niemals in meine Faller-Häuser kommen, ohne sich an der Tür bücken zu müssen.

Einen Divisor kann ich nicht liefern. Entscheide selber und sei sicher, es wird!

Viele Grüße,
Oliver


oligluck

RE: Vorbildabstände nicht umsetzbar; was nun???

#5 von JoWild , 20.12.2019 19:15

Hallo,
ich will mal nur die Blocklänge angehen. Für den normalen nicht Schnellverkehr sind das im Original etwa 1000 m, also ca. 50% länger als die langen Güterzüge. Nachdem zwischen 2 Zügen immer ein Block frei sein muss, wirkt es m.E. stimmig, wenn deine Blöcke auch ca. 50 % länger sind als deine längsten Züge.


Ich wünsche allen Freude an ihrer Modellbahn
Joachim


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RE: Vorbildabstände nicht umsetzbar; was nun???

#6 von Schwanck , 20.12.2019 22:42

Moin,

ähnlich wie Joachim kann man die Sache auch über die Länge der Personenzüge angehen. Die maximale Länge D-Zuges ist ca. 400 m, das wären in H0 4,60 m. Nimmt man stattdessen 3,00 m bekommt man noch 8 Stck 26,4 m - Wagen mit Lok unter. Die Verkürzungen kann man tarnen indem man den Betrachtern einer Modellanlage den Überblick wegnimmt: anstatt im Kreis einfach nur immer ringsum zu fahren, lässt man die Züge wegfahren. Wir Menschen haben doch mit unseren ca. 1,60 m Augenhöhe ohnehin nur einen begrenzten Überblick und müssen schon ganz schön hoch klettern, um das Umfeld , das einer Modellbahn entsprechen würde, zu überschauen, will sagen: "es kommt auf die Perspektive an" bzw auf den Betrachtungsabstand.


Tschüss

K.F.


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