RE: Davids Selbstbauthread - Wir bauen uns eine Ludmilla (BR 234)

#26 von Kehrdiannix , 21.12.2020 12:30

Tachchen zusammen,

ich hab mich nochmal an den IC-BordBistrowagen gemacht. Mit den doch etwas verschleierten, milchigen Fenstern war ich nicht zufrieden, außerdem fehlte noch eine Inneneinrichtung. (Zur Erinnerung: https://stummiforum.de/viewtopic.php?p=2103286#p2103286)


Also los, zuerst einmal habe ich neue Fenster angefertigt. Normalerweise ist dabei das Problem, dass ich irgendwie einen Fensterrahmen schaffen muss, das ist ganz schön schwierig. Hier aber sind ja erhabene Fensterrahmen vorhanden, deshalb komme ich ohne aus.



Immer wieder eine Geduldsarbeit, so viele Rechtecke zurecht zu schnitzen!

Dann kam die Inneneinrichtung dran. Hat mehr Freude gemacht als die übliche Massenbestuhlung der Sitzwagen.






Ich finde, das Ergebnis kann sich sehen lassen:





7




Jedenfalls freue ich mich jetzt immer über den Wagen, wenn er im Intercity mitfährt, statt ihn lieber auszureihen wie bisher.


Gruß,
David



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RE: Davids Selbstbauthread - Wir bauen uns eine Ludmilla (BR 234)

#27 von Kehrdiannix , 21.12.2020 12:39

... uuund gleich noch eine kleinere Bastelei hinterher.

Vor kurzem habe ich einen Märklin-Steuerwagen ersteigern können. Natürlich Bastlerware: die Puffer abgebrochen, Lichtleiter weg und die Front mit Kleber verschmiert. Das krieg ich ja wohl wieder hin!




Erstmal den Kleber und alten Lack runterschleifen ...



... und neue Puffer (Nägel mit aufgelötetem Blechstreifen) und Lichtleiter herstellen und einsetzen. Dann noch den Kopf neu lackieren:



... das wars schon. Dass der Kopf anders glänzt, könnte man ja theoretisch so erklären, dass die Kopfmaske irgendwann einmal getauscht wurde. Keine Ahnung, ob das wirklich vorgekommen ist, aber es wäre ja denkbar.
Und ja, falls Ihr jetzt denkt: da fehlt doch der Führerstand! - richtig. Es wäre ja kein Projekt von mir, wenn es am Ende wirklich fertig wäre! Ich muss mir nochmal Gedanken machen, wie ich den Führerstand ersetze. In meiner üblichen Manier wird das knifflig, weil er recht komplex geformt ist. Naja, man muss ja Aufgaben für die Zukunft übrig behalten!


Vergleich mit meinem originalen Märklin-Steuerwagen (rechts):




Mein alter Steuerwagen hat eine Frontkupplung, so lassen sich solche lustigen Garnituren zusammenstellen:



Dieser Zug sprengt jetzt aber endgültig den Rahmen meiner Bahhofsgleise!


Gruß,
David



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RE: Davids Selbstbauthread - Wir bauen uns eine Ludmilla (BR 234)

#28 von Kehrdiannix , 21.04.2021 22:22

Tach zusammen!

Heute stelle ich Euch mein vermutlich am längsten dauerndes Projekt vor: Die Motorisierung einer Revell-Plastikbausatz-Ludmilla. Und ich warne Euch, der Bericht könnte auch lang werden ...
Für alle, die den Bausatz nicht kennen, er wird hier vorgestellt und hier gibt's das fertige Modell zu sehen.

Mein Bausatz enthielt gleich zwei Modelle: eines der Baureihe 130, und eines der Baureihe 131 (beides Güterzugvarianten der Ludmilla, näheres siehe Wikipedia). Ich hatte mir das Set in der Absicht gewünscht, mich an den Loks auszutoben, was den Selbstbau des Antriebs und des Fahrwerks angeht. Die größte Herausforderung war dabei die Herstellung der Getriebe. Dazu muss man ja irre genau arbeiten, damit die Zahnräder nachher ordentlich funktionieren.

Also wurden kleine Zahnräder bestellt und ein Dremel Bohrständer beschafft. Der ist aber so weich, dass man eine 2mm-Bohrung schonmal nur mit 1mm seitlichem Versatz hinbekommt ... also Pustekuchen mit der Genauigkeit.

Probiert habe ich es trotzdem. Versuch Nr. 1 ließ sich nicht so zusammensetzen wie geplant. Also Versuch Nr. 2:



Zwei Messingbleche, die mit Hülsen auf Abstand verschraubt sind.
Da dachte ich noch, dass ich das Spiel der Zahnräder ja durch die Verschraubungen einstellen kann. Najaaaa, wenn man keine Referenz dafür hat, wann das Spiel gut ist, bringt das auch nix ... Außerdem ist es unpraktisch, wenn die Kardanbuchse so weit weg vom Drehpunkt des Fahrgestells ansetzt. Dann schwenkt sie nämlich in Kurven so weit aus, dass die Kardanwelle das kaum mehr ausgleichen kann.
Dat Dingen war sogar fahrfähig, hat aber einen irren Krach gemacht.

Versuch Nr. 3:


(das obere von den beiden)

Diesmal nahm ich ein Kunststoff-U-Profil, da das leichter zu bearbeiten ist mit meinen Werkzeugen.
Ergebnis: deutlich besser, aber immer noch nicht überzeugend; keine vernünftigen Befestigungspunkte für Drehpunkt und Drehgestellblenden und eine windige Montage des "Aufsatzes" mit Sekundenkleber. Dazu noch Zahnräder, die nur halb ineinander griffen ...
Dazu die Fahrwerkskonstruktion:



Da habe ich versucht, einmal alle Ideale umzusetzen: tief liegender Motor, Zwischenstufe in der Mitte der Lok, die dicken Zahnräder gleich noch als Schwungmasse und alles offen zugänglich. Die Bauform ist aber gleichzeitig sowas von unpraktisch mit den steil ansteigenden Kardanwellen. Das war denn auch das größte Problem dieser Variante. Damit starb letztlich die Idee des Getriebeselbstbaus. Zumindest so lange, bis ich mal richtiges Metallbearbeitungswerkzeug (Bohrständer und Fräsmaschine) besitze.


Dann verschwand das Projekt für viele Jahre in der Kiste.


Letztes Jahr fand ich auf der Jagd nach Bastelkrimskrams beim Händler meines Vertrauens einige Getriebeblöcke. Dreiachsige Dinger, ungewöhnliche Konstruktionen, bei denen die vordere und die mittlere Achse angetrieben sind und nicht die beiden äußeren, aber immerhin passte der Radstand ganz gut zur Ludmilla. Eine schnelle Recherche ergab, dass sie von einer Gützold 118/119 (Nachwende) stammen. Das war wohl auch der Grund, warum sie in der Wühlkiste gelandet waren: Gützold hatte wie Brawa Probleme mit geplatzten Zahnrädern. Naja, zum Glück ist Gützold inzwischen in guten Händen und die Ersatzteilversorgung gesichert. Also die Dinger gekauft und unter die Lupe genommen.
Davon habe ich leider kein Bild gemacht, aber im Grunde sehen die so aus.

Die Zahnräder waren schnell getauscht, das geht relativ einfach. Eine Anleitung dazu gibt es auch hier im Forum.

Durch den sehr hohen Ansatzpunkt des Drehzapfens verhalten sich die Getriebe recht ungeschickt: wenn man fahren will, werden die Vorderachsen entlastet und drehen irgendwann durch. Da ist es jetzt natürlich besonders blöd, dass ausgerechnet die mittlere und die äußere Achse statt wie üblich die beiden äußeren angetrieben sind. Wenn das Ding nun vorwärts fährt, würde die größte Last auf der nicht angetriebenen hinteren Achse ruhen.
Aus diesem Grund müssen die Haftreifen auch in die Mitte der Triebgestelle gesetzt werden. Der mittlere Radsatz bekommt nicht so viel Entlastung ab und liegt in beiden Fahrtrichtungen gut auf der Schiene auf. Anders als bei den Märklinloks schwebt er auch nicht ganz sanft über den Schienen, sondern liegt satt auf. Mit dieser Anordnung funktioniert das erstaunlich gut und die Lok kann ihre Kraft auf die Gleise bringen.

Nächstes Thema waren die Stromversorgung und die Drehgestellblenden. Die Stromabnahme habe ich über diverse dünne Radschleifer gelöst. Das ist nötig, weil zwar die Getriebe aus Metall sind, aber alle Räder zur Achse isoliert sind, also dort nix von der Masse ankommt.
Einmal "verschleifert":



Sieht ulkig aus, geht aber.

Als nächstes wurden die Drehgestellblenden der Revell-Loks angepasst. Sie mussten geteilt, wieder verbunden und vor allem von diversen hervorstehenden Teilen befreit werden, bis es passte. Die Revell-Modelle sind nämlich schön detailliert, aber so eben nicht betriebsfähig.




Dann wurde begonnen, das Fahrwerk anzupassen. Der Revell-Kunststoffrahmen hat schon viele Versuche mitgemacht, jedes Mal wurde ein bisschen mehr weggeschnitzt. Aber er sollte vorerst bleiben. Ohne Fräsmaschine kam ein Rahmen "aus einem Stück" Metall eh nicht infrage, also Mischbauweise Plastik/Metall.
Das Grundkonzept ist also der ausgehöhlte Revell-Lokrahmen aus Kunststoff, der zur Stabilisierung halbierte PVC-U-Profile an der Seite bekam. Das bildet erstmal die grobe Schale. So sieht das aus:



Darauf kommen dann zwei Stücke Flachstahl mit 4 mm Dicke. Die bringen Gewicht in die Lok.

Die Drehzapfen der seltsamen Getriebekonstruktion liegen irre hoch - sie setzen da an, wo die Kunststoffwangen des Rahmens enden. Deshalb sind sie auch direkt in den Stahlplatten gelagert. Genauer genommen ist nur das eine Getriebe im Stahl aufgehängt - durch die vielen früheren Versuche waren die Stahlplatten zu kurz. Weil das Bearbeiten von 4 mm gewalztem Stahl mit der Hand irre mühsam ist, habe ich die alten Stähle trotzdem wieder eingebaut und mit Kunststoffstücken verlängert. Der zweite Getriebeblock ist in dem dicken Kunststoffknubbel aufgehängt, der hinten im Bild zu sehen ist.

Eine Beleuchtung braucht die Lok auch noch. Das war unerwartet schwierig, weil bei der Ludmilla die Lichter sehr weit außen liegen und quasi direkt auf Höhe des Rahmens. Da wurde jeder Millimeter Kunststoff weggefeilt, der nicht dringend gebraucht wurde.



Die Konstruktion mit bedrahteten SMD-LEDs, deren Anschlussdrähte einfach durch Löcher in der Kunststoffplatte gesteckt werden, ist zwar einfach herzustellen, aber letztlich nicht gut: wabbelig und die LEDs sitzen nicht richtig fest. Bei der Lichtplatine für die andere Lokseite war ich fleißiger und habe sie auf einer Lochrasterplatine aufgebaut.

Als nächstes wird der Motor in der Bodenwanne eingehängt. Es handelt sich hier um einen Bühler-Modellbahnmotor, dessen Datenblatt sehr dünn (bzw. nicht existent) war. Läuft ziemlich rau, das Ding, ist aber schön zugkräftig. Auf einer Seite habe ich eine Schwungmasse aufgezogen - und los geht's.




Nun denn - da hatte ich alle Teile für ein funktionsfähiges Fahrwerk zusammen. Also puzzeln wir mal.




Montage des Drehgestells: es wird einfach unten in die Bohrung im Stahl eingesteckt.
Nebenbei sieht man auch schön, wie man eine Kardanwelle ersetzen kann, wenn gerade keine greifbar ist. Mal sehen, wie lange das gut geht.



Nochmal die Seitenansicht - man sieht die Gewichte und den Motor - und schon kann's losgehen! Die erste Testfahrt stand an.




So sah das aus: ein Schubkrafttest, dabei lief die Lok noch an der Leine, weil die Stromversorgung noch nicht fertig war und sie noch keine Kupplungen hatte. Ergebnis: sie schiebt gut!

Der nächste Schritt war also das Ziehen eines richtigen Zuges. Mit fertiger Stromversorgung, Decoder und Kupplungen ausgerüstet ging es ans Werk.



Es gibt sogar ein Video. Die Lok fährt gut, ist aber ein richtiger Knurrhahn. Sie hat eben Charakter.



Und siehe da - ich hatte es geschafft: das Plastikmodell von Revell konnte fahren. Yippie! 9 Jahre nach den ersten Versuchen! :D
Mir ist klar, dass das absolut nicht sauber gebaut ist. Das war zwar eigentlich mein Ziel, aber die ganze Sache war so komplex, dass ich am Ende froh war, eine funktionierende Lokomotive vor mir stehen zu haben. Das ist doch schonmal was! Und vielleicht kann man sie als Prototyp für zukünftige Lokomotiv-Selbstbauten sehen.


Soo, werte Leser, wer bis hierhin dabeigeblieben ist: Demnächst kommt hier die Fortsetzung, in der ich den "schönen" Teil mit dem Gehäusebau präsentiere. Bis dahin freue ich mich über Kritik am Baubericht (zu lang, zu hemdsärmelig, zu abgefahren, was Euch in den Sinn kommt). Und als Belohnung gibt es für die, die wollen, noch ein schönes Ludmilla-Spoilerbild der fertigen Maschinen.


230 077 der RTS und eine Schwester in Staatsbahndiensten.



Gruß
David



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RE: Davids Selbstbauthread - Wir bauen uns eine Ludmilla (BR 234)

#29 von Kehrdiannix , 23.04.2021 21:08

Nun denn, jetzt kommt der schöne Teil der Lok dran.

In dem Revell-Bausatz waren ja zwei Loks enthalten. Eine der Baureihe 130 und eine der Baureihe 131. Kurz mal zum Vorbild: die 130er waren die ersten von über 800 in die DDR gelieferten Loks. Sie wurden 140 km/h schnell, hatten aber leider keine Zugheizung. Daher lieferte man als nächstes die Baureihe 131, die eine geänderte Getriebeübersetzung für eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h erhielt, und somit zumindest eine höhere Zugkraft für den Güterzugdienst hatte, wenn schon die Heizung fehlte. Erst danach, als die elektrische Heizung bei der Lokomotivfabrik in Lugansk zur Verfügung stand, wurde die Baureihe 132 geliefert, die heute noch als 232 im Dienst steht. Die 130er und 131 wurden nach der Wende zügig ausgemustert, da ein Überhang an Lokomotiven bestand.

Da meine Züge eher in den Epochen 5 und 6 unterwegs sind, sollten die Loks entsprechend gestaltet werden. Praktischerweise lieferte Revell für die 130 passende Abziehbilder für das orange-silberne Outfit der RTS-230 077 mit (heute fährt sie für Bahnlogistik24 umher). So war das Design der ersten Lok festgelegt, Ihr könnt sie im vorherigen Beitrag schon auf Testfahrt sehen.
Dann war da noch die 131. Einige Loks dieser Baureihe besaßen große Schneeräumer unter den Puffern, die mein Modell auch bekommen sollte. Dazu musste eine kleine Ecke der Frontschürzen weggeschnitten werden. Das war, bevor das Projekt über Jahre in der Kiste verschwand.

Zwischenzeitlich hatte sich meine Eisenbahnwelt verändert: ich hatte plötzlich mintgrüne Nahverkehrswagen und brauchte eine geeignete Lokomotive für den Zug. Daher wurde der Plan geändert: Nachbildung einer Baureihe 234 (auf 140 km/h ertüchtigte Version der Baureihe 132/232), die auch eine Wendezugsteuerung besaß. Deren Lokkästen unterscheiden sich allerdings in Details von denen der Baureihe 131. Also wird das Ganze eben angepasst!




Die erste Anpassung betrifft das Dach. Die 131er hatten keine dynamische Bremse, daher fehlen die Widerstandslüfter vorne auf dem Dach. Ein Dach der Revell-130 war noch übrig, da der Bausatz dankenswerterweise Teile für diverse verschiedene Varianten mitliefert. Also wurde das Dach gewechselt.
Das war aber noch nicht alles: die 234 hatten einen längeren Schalldämpfer und die Widerstandslüfter wurden durch ein Gitter verdeckt. Sowas lässt sich beides aufbauen:



(später beim fertigen Modell noch besser zu sehen) Das Gitter war eine ganz schöne Fummelei mit vielen kleinen Polystyrolstreifen ...

Außerdem hatten die 232/234 ein Fenster mehr als die 130/131er. Das ließ sich schnell erledigen, auf beiden Seitenwänden ein Loch hinzugefügt. Das schwierige dabei war nur, dass das Gehäuse vorher schon zusammengesetzt war, und es ist gar nicht so einfach, Fensteröffnungen zu schnitzen, ohne das Gehäuse dabei irgendwie auseinanderzubrechen. Es ist aber nochmal gut gegangen.
Um die elektrische Zugheizanlage aufzunehmen, waren die 132/232er 200 mm länger als die Vorgängermaschinen. Da war ich mal so großzügig, zu sagen, dass die 2,3 mm Loklänge in H0 wohl kaum auffallen würden, und habe es dabei belassen.

Also ran an die Lackierung! Die Maschine sollte das klassische Farbschema mit dem weißen Zierstreifen, aber schon im orientroten Lack erhalten, das einige Loks nach der Wende bekamen (siehe Link zur 234 oben). Meiner Meinung nach das attraktivste Farbschema für die Ludmilla: Modernere Farben als das Reichsbahn-Purpur-Elfenbein, schicker dunkler Rahmen, aber immer noch ganz im Stile der eleganten Maschinen.



Diesmal gab es sogar eine Beschriftung: die übrig gebliebenen Decals aus dem Revell-Bausatz wurden passend zusammengepuzzelt. Dabei habe ich gelernt, dass alte Decals nur noch schlecht kleben. Nur die Loknummern waren nicht drin, die werden noch ergänzt.

Kurz vor "Fertig" bescherte die Maschine mir noch graue Haare: beim Einbauen der Lampeneinsätze riss eine Front ab. Zugegeben, die Lichtleiter saßen sehr straff, aber das sollte dann doch nicht passieren ... Ich vermute, dass das Gehäuse durch das häufige Auf- und Zumachen, Umbauen, in-die-Kiste-legen schon vorgeschädigt war.
Nun ja, also wieder zusammengeklebt. Das Schmerzhafteste war, dass die Lackierung Schaden genommen hatte - die Arbeit mehrerer Tage futsch? Zum Glück ließ sich das mit dem Pinsel einigermaßen richten. Nun hat die Lok eine Schokoladenseite und eine versehrte, also ist wohl klar, welche Seite dann dem Zug zugewandt fahren wird.

Aber nun: Bühne frei!!






Ein Blick aufs Dach:



Das Gitter rechts, die Blindstromkompensationsanlage (was für ein Schlangenwort), stammt von einer Märklin-Ludmilla.




Auf in die Eisenbahnwelt! Hier sieht man unter den blauen Fabrikschildern, dass den Schürzen unten was fehlt ... ärgerlich, aber kaum reparabel an der Stelle. Sei's drum, einer schönen Lok schaut man nicht unter den Rock.
Ich sehe auch erst jetzt auf den Bildern, dass sie tatsächlich ein wenig hochbeinig ist. Aber das lässt sich leicht korrigieren, da kann ich eine dünne Zwischenlegscheibe am Drehzapfen rausnehmen.



Ganze Züge sind schön! So könnten die Nahverkehrszüge im Thüringen oder Sachsen der 90er Jahre unterwegs gewesen sein. Die Kombi mit Doppelstöckern, Mitteleinstiegswagen und dazu einem Fahrradwagen gab es wirklich (wenn auch mit 229er-Loks, etwa mittig im Thread):
https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?017,9652327 Übrigens ein sehr schöner Bildbeitrag.




Dieser Zug ist doch schon eher standesgemäß für die Rennrussin.



Sie versteht sich auch mit der Märklin-Ludmilla, Doppeltraktion geht gut, die beiden fahren ziemlich gleich schnell.



... direkter Vergleich. Entweder hat die Märklinlok zu große Lampen und Scheiben, oder die Revelllok hat zu kleine. Vermutlich stimmt beides.


Das war's. Allzeit gute Fahrt und schönes Wochenende,
David



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RE: Davids Selbstbauthread - Wir bauen uns eine Ludmilla (BR 234)

#30 von mss , 24.04.2021 01:36

Hallo David,

Sehr schöne Loks hast du da gebaut, Daumen hoch!

Deine Loks sieht m.m.n sogar besser als der Märklin. U.a. wegen die bessere Fenster. Der Märklin Ludmilla hat zu große Fenster. Vor allem weil man nicht die neue Breite Fensterrahmen (die in die 90er Jahren montiert wurde) nachgebildet hast. Die Revell Fensterrahmen sieht sehr nach der neue Bauart was für der gewählten zeit völlig korrekt ist.
Der Lackierung ist dir auch wirklich gelungen, man sieht dein Erfahrung. Und deine Motorisierungen sind genial. Was für ein Großarbeit..

Fenster neuer Bauart:
https://www.railroadpictures.de/bilder/D...t/234-578-1.jpg

Alter Bauart:
https://www.railroadpictures.de/bilder/D...t/234-423-1.jpg


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RE: Davids Selbstbauthread - Wir bauen uns eine Ludmilla (BR 234)

#31 von Kehrdiannix , 24.04.2021 09:34

Hallo Morten,

danke für die Blumen!

Ja, das mit dem Fenstern ist so eine Sache. Ich überlege, wie man die neuen Rahmen am besten nachstellt. Wahrscheinlich geht das mit dünner Kunststofffolie, aber da muss man sehr gründlich arbeiten, damit das gut aussieht ... und mir fehlt eine Idee, die zu befestigen, ohne die Scheiben mit Klebstoff zu verhunzen. Vielleicht sollte ich so etwas wie Prittstift ausprobieren, der ist ja zur Not wasserlöslich.

Gruß,
David



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RE: Davids Selbstbauthread - Wir bauen uns eine Ludmilla (BR 234)

#32 von Gelöschtes Mitglied , 24.04.2021 12:16

Hallo David,

deine Arbeiten finde ich sehr gut.
Modellbau vom Feinsten mit sehr viel Eigeninitiative.




Schöne Grüße

Hans



RE: Davids Bauthread - IC-Wagen Bvmsz 186 in 1:100

#33 von Kehrdiannix , 20.04.2022 23:18

Hallo zusammen,

in den kommenden Beiträgen geht es um den Umbau eines Piko-Hobby-IC-Wagens. Das Ziel ist es, einen Abteilwagen der Gattung Bvmsz 186 nachzubilden. Dieser ist das "Herzstück" der klassischen Intercitys der DB, beherbergt er doch das Familienabteil und den Rechner des FahrgastInformationsSystems. Allerdings gibt es ihn nicht im Längenmaßstab 1:100. Also musste gebastelt werden! :-D

Ich versuche immer, möglichst das Material zu nutzen, das ich schon habe. In diesem Fall war das ein Intercity-Wagen der Piko-Hobby-Linie, der einen Bpmz der DB zum Vorbild hat. Den Wagen hatte ich vor langer Zeit mal angeschafft, um meinen Märklin-Intercity zu ergänzen. Stolze 18 € kostete der damals, da konnte ich ja nicht viel falsch machen. Es zeigte sich aber recht schnell, dass er optisch nicht recht mit den Märklin-Wagen harmonierte: Größere Fenster mit erhabenen Rahmen, dickere Dachsicken, eine höhere Farbtrennkante am Dach.

Seitdem bastelte ich immer wieder an dem Wagen herum, um ihn optisch zu verbessern: ich pinselte die Fensterrahmen weiß an, ich zog die Türgummis nach ... So sah der Wagen zuletzt in meinem verbastelten Zustand aus:



Half alles nichts, der Unterschied zu den Märklin-Wagen blieb.
Hier mal der direkte Vergleich:



Links Piko, rechts Märklin.

Ein wichtiger Unterschied zu den Märklin-Wagen sind die erhabenen Fenster und die durchgehende Leiste an der Dachkante. Das sollte sich doch beheben lassen! Also wurden sie abgeschabt:



Nach dem Nachlackieren des oberen Teils präsentierte sich der Wagen so:



Hm, irgendwie sah das nicht so aus, wie ich mir einen Bpmz-Wagen vorstelle. Und passte immer noch nicht zu meinen Märklin-Wagen ..


Soweit die Vorgeschichte des Wagens.
Später kam dann die Idee auf, diesen verbastelten Wagen noch weiter zu bearbeiten und daraus einen Bvmsz zu machen. Was müsste dafür geschehen?
- Ein paar zusätzliche Fenster hineinschnitzen
- Die Dachsicken entfernen
- Schlusslichter an der Wagenkante anbringen
- die Inneneinrichtung mit ein paar Abteilen versehen.

Dazu mal eine kleine digitale Gegenüberstellung. Zuerst das Original:



Und dann ein "digitaler Umbau" (schnell und dreckig mit Paint gemacht - Christian aka Bahngarfield als Meister der Bildveränderung möge mir verzeihen), wie das am Ende aussehen könnte:





Zur Umsetzung mehr beim nächsten Mal ...


Viele Grüße
David



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RE: Davids Bauthread - IC-Wagen Bvmsz 186 in 1:100

#34 von Kehrdiannix , 21.04.2022 20:17

Weiter geht es. Jetzt kommt der "Hardware-Umbau".


Zuerst wurde der Wagen zerlegt, die Fenster ausgebaut. So zeigt sich das Gehäuse im "Vorher"-Zustand: ohne erhabene Fensterrahmen.




Der nächste Schritt ist das Entfernen der Sicken auf dem Dach. Dazu wurden die Sicken zuerst grob weggeschnitten, dann quer abgeschabt. Zuletzt wurde das Dach mit Feile und Schleifpapier geglättet.




Ganz charakteristisch für die Bvmz ist, dass sie mehr Fenster haben als die Bpmz. Sie besitzen je Seite 11 große und zwei kleine Fenster. Also mussten ein paar zusätzliche Fenster geschnitten werden.
Zuerst werden die Ecken des künftigen Fensters mit einem 1,5-mm-Bohrer ausgebohrt. Ich benutze dazu - wie für alle Kunststoffarbeiten - ein Handbohrfutter, das geht prima.




Dann wird mit dem Messer so lange geschnitzt, bis das "Füllstück" entfernt werden kann.




Mit einem scharfen Cuttermesser und einer Feile wird das Ganze versäubert. Dabei muss vorsichtig gearbeitet werden, damit man ja nicht zu viel wegfeilt. So sieht das Ergebnis aus:




Jetzt fehlen noch die Schlusslichter. Die Bvmz-Wagen waren von der Auslieferung an druckertüchtigt. Für die großen Übergänge (hier zu sehen) waren die Schlusslichter an den Wagenecken untergebracht. Also müssen im Modell erst die alten runden Rückleuchten verschlossen und verspachtelt werden, danach die eckigen Schlussleuchten eingebaut werden. Das habe ich mit kleinen Bohrungen und anschließendem Ausschaben mit Skalpell und einem sehr feinen Schraubenzieher gemacht.




Was fehlt noch? --> Die Inneneinrichtung. Die Bvmsz-Wagen besitzen in der Mitte einen Großraum, an den Enden ein paar Abteile und ein Dienstabteil. Also wurde die Inneneinrichtung angepasst und mit Abteilen versehen.

Hier sind das Gehäuse und die Inneneinrichtung nun lackierfertig zu sehen:





Soweit bisher. Die nächsten Schritte sind dann die Lackierung und die Verglasung. Aber das ist noch nicht geschehen; Ihr müsst Euch also noch ein wenig gedulden.


Viele Grüße
David



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RE: Davids Bauthread - IC-Wagen Bvmsz 186 in 1:100

#35 von trashmaster , 21.04.2022 21:59

Wiedermal ein sehr interessanter Umbaubericht von dir! Ich bin gespannt wies weitergeht. :)


Grüße Georg


Manolo hat sich bedankt!
 
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RE: Davids Bauthread - IC-Wagen Bvmsz 186 in 1:100

#36 von Kehrdiannix , 24.06.2023 09:05

Weiter geht's - nach langer Zeit!

Zuerst bekommt der Wagen seine Schlussleuchten. Diese entstanden aus schmalen Streifen von 1 mm dickem, klarem Kunststoff (ich verwende PC - Polycarbonat).




Dann waren die Fenster an der Reihe. Die Wagen des Typs Bvmz haben aufgrund der Druckdichtigkeit nur in den kleinen Fenstern Klappfenster, alle anderen Fenster sind fest. Im Fenstereinsatz des Piko-Wagens sind aber einige Klappfenster enthalten, daher hatte ich einen gewissen "Fenster-Mangel". Also war wieder Eigenbau angesagt.
Die Methode: Fenster aus klarem 1 mm-Polycarbonat schnitzen. Vorteil: Einfach. Nachteil: Auf Fensterrahmen muss man verzichten. Ich probier's mal ...




Das Einkleben mache ich folgendermaßen: Auf die Innenseite des Wagens einen Streifen Tesa kleben, dann von außen die Fenster vorsichtig draufpappen. So sitzen sie bündig, und man muss nicht mit Kleber rummatschen. Man muss nur aufpassen, dass vor dem Kleben kein Staub am Tesa haften bleibt.

Ergebnis:
Einmal die Seite mit den angepassten Original-Piko-Fenstereinsätzen:




Und so sieht es mit den selbstgebastelten Fenstereinsätzen aus:



Da kann man erahnen, dass der Tesa in den Fensterecken nicht ganz anliegt.


War da noch was mit der Inneneinrichtung? Die wurde farblich gestaltet:




Die Innenbeleuchtung besteht aus den billigen LED-Streifen von Ebay. Da diese mit Gleichstrom 12 V arbeiten, muss eine kleine Vorschaltplatine davor. Diese habe ich inzwischen in ca. 10 Wagen im Einsatz. Für alle Elektronik-Fans hier der Schaltplan:





Ein Gleichrichter, ein Vorwiderstand R1 für das LED-Band, ein Pufferkondensator (35 V, 100 µF) und ein Ladewiderstand R2 für den Kondensator.
Ich habe hier den Vorwiderstand und den Ladewiderstand parallel geschaltet. Das hat den Vorteil, dass die LEDs bei Anliegen von Spannung sofort hell leuchten. Wenn man den Vorwiderstand für Kondensator und LED-Band gemeinsam macht, ist das nicht so. Dann zieht der Kondensator die Spannung weg, während er auflädt. Das Ergebnis ist, dass die LEDs erst langsam aufblenden. Besonders blöd bei kurzen Kontaktunterbrechungen: es dauert dann umso länger, bis das Licht wieder voll da ist.
Nicht so bei dieser Schaltung: Da der Ladestrom des Kondensators und der Strom durch die LEDs durch unterschiedliche Widerstände geht, haben die LEDs immer die Versorgungsspannung.


So, zurück zum Bvmz!

Der Gute ist nun fertig. Also ab in den Betrieb! Er wurde direkt in den IC eingereiht und geht nun auf ferne Reisen.




Man kann erahnen, dass meine Bahn in ein neues Revier umgezogen ist: Ich baue zum ersten Mal eine "richtige" Anlage. Es wird eine schmale Anlage auf einem Regal im Flur. Dort findet man einen Kopfbahnhof, und am anderen Ende des Regals eine Wendeschleife:



Aber dazu vielleicht ein andermal mehr ...


Viele Grüße
David



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RE: Davids Bauthread - IC-Wagen Bvmsz 186 in 1:100

#37 von MorrisK , 28.07.2023 23:57

Moin David,

jetzt hab ich endlich diesen Thred wieder entdeckt.
Und was ich sehe, gefällt mir sehr gut.

Eine Frage habe ich zu den selbst geschnitzten Fenstern und Tesa: Wie haltbar ist das?

Ich selbst hab mir auch schonmal Fenster selbst geschnitzt und hab die an den Ecken punktuell mit Weißleim eingeklebt. Funktioniert auch und hält auch. Geht's schief, kriegt man den Leim auch wieder ab (so hab ich mir mal ein Fenster bei dem 425 von Brawa ersetzt, noch schwarz umrandet und es ist kein Unterschied feststellbar. Selbst ich muss dieses Fenster beim 425 inzwischen suchen).
Es ist allerdings auch sehr fummelig.


beste Grüße

Morris


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RE: Davids Bauthread - IC-Wagen Bvmsz 186 in 1:100

#38 von Kehrdiannix , 29.07.2023 14:26

Hallo Morris,
nach inzwischen drei Jahren hatte ich noch keine Probleme damit. Was passiert, ist, dass sich der Tesa am Rand der Scheiben ganz leicht löst, man kann es auf dem Foto weiter oben erkennen. Das sieht dann etwas unordentlich aus. Das kommt daher, dass beim Schneiden der Kunststoffscheiben ein kleiner Grat entsteht und der Tesa dort nicht plan anliegt. Den Grat kann man auch nur schwer entfernen, weil man dabei Gefahr läuft, die Scheibe zu zerkratzen.
Außerdem muss man etwas vorsichtig sein: man kann die Scheiben sehr leicht nach innen drücken. Dann muss man den Wagen öffnen und ggf. sogar das Tesa tauschen.

Mit Weißleim (oder Klarlack) habe ich das auch schon gemacht. Geht natürlich auch.


Viele Grüße
David



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RE: Davids Selbstbauthread - Märklin VT610 Pendolino

#39 von Kehrdiannix , 15.04.2024 19:22

Hallo zusammen,

Zeit, mal wieder zu schreiben!

Schon lange faszinieren mich Neigetechnikzüge. Und Ebay ist gefährlich! So kam es, dass mir im Januar ein Märklin Pendolino Baureihe 610 im Bastelzustand zulief. Im Innern waren die Kabel kräftig verschmort (da muss mal viiiiel Strom über die Wagenverdrahtung geflossen sein), und der Zug fuhr nur in eine Richtung. Na dann mal los, das lässt sich doch bestimmt richten!




Die Kabel waren noch das Geringste: Einmal durchtauschen, bitte.Bevor ich es fertig hatte, habe ich die Gelegenheit genutzt, die feste Kuppelstange mal durch Standardkupplungen zu ersetzen und etwas zu fahren. Also einmal Zugbildungsquatsch, bitte:



Die zweite Baustelle war der Decoder. Ich wollte versuchen, den Original Delta zu reparieren, da er analog doch ganz gute Fahreigenschaften ergibt (und ich als Analogfahrer sowieso nix von Digitalspielereien habe). Nach längerem Überlegen vermutete ich einen der beiden Endstufentransistoren als Übeltäter. Also wurde der ausgetauscht - das Ersatzteil gibt's im Internet für nen schmalen Taler. Vor allem, wenn man herausfindet, dass man die kaum noch erhältlichen FZT 605 mit den deutlich günstigeren BSP 52 ersetzen kann.



Und siehe da - der Zug fuhr wieder in beide Richtungen! Reparatur fertig. :-)



Wer denkt - das war jetzt zu leicht für David - richtig! Im März landete dann ein zweiter 610 von mir, wieder im Bastelzustand. Diesmal war der Drehzapfen eines Drehgestells abgebrochen.
Also erstmal zerlegen und inspizieren - das sieht böse aus: der Vorbesitzer hatte offenbar versucht, mit der Lötspitze etwas zu richten. Dabei hatte er gleich noch die Deichsel mit dem Drehgestell verschmolzen:



Man muss übrigens ziemlich aufpassen, diese "Platten", die die Radschleifer tragen, sind bei den mintgrünen Modellen spröde wie Glas.

Lösung: Anstelle der Schleiferschraube wurde eine lange Schraube mit Hülse eingesetzt, und am Ende Muttern drauf. Dabei muss man darauf achten, genug Spiel zu lassen, da das Drehgestell sich ja neigt:






Et voilà, der zweite Zug fährt wieder.


Nun brauchte es eine Kupplung. Original liegen den Triebwagen Adapter für einen Normschacht bei, diese waren bei meinen gebrauchten Modellen wohl zwischenzeitlich "verloren gegangen". Man kann die Teile bei Fleischmann noch erhalten (das Modell war eine Fleischmann-Konstruktion, die für die Dreileiterwelt von Märklin adaptiert wurde), aber das wäre mir zu teuer. Also wieder basteln!



Ein Normschacht (ich verwende immer diese hier), dann noch eine Märklin-Kurzkupplung (die passte am besten ohne an den Schürzen anzuecken), welche für bessere Stromversorgung der VTs noch eine leitende Zunge bekommen hat (vorne mit dem Skalpell einen feinen Schlitz reindrücken, 0,1mm-Messingblech durchstecken und biegen). Und los geht die Fahrt!





Zugbegegnung im Flügelzugbetrieb:



Und ... er neigt sich!





Ich habe viel Freude an dem Fahrzeug. Die Bastelei hat sich gelohnt und mir wieder gezeigt, dass es viel spannender ist, Bastlerware aufzuarbeiten, als einfach auszupacken und aufs Gleis zu stellen.

Viele Grüße
David



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MorrisK, LH 1001, Manolo, d3lirium und trashmaster haben sich bedankt!
 
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