Liebe Modelleisenbahner,
in diesem Faden möchte ich Euch die Umgestaltung eines Modells vorstellen, das sich in Zukunft von Industriemodellen abheben wird.
Das Projekt ist Teil meiner Schwarzwaldbahn.
Das Objekt der Begierde: 146 239-9 mit der aktuellen Werbefolie (Bildnachweis: Andreas Hackenjos)
Die Schwarzwaldbahn, die von DB Regio Südbaden betrieben wird, war von Anfang an (2006) etwas Besonderes, das drückt sich unter anderem in der Anzahl an Werbefolien der Loks aus, die das Thema für diesen Faden sind.
Wenn man vom beworbenen Baden-Württemberg-Ticket absieht, sind mir neun Werbefolien bekannt:
Für den Karlsruher Zoo als nördlichstes Reiseziel der Schwarzwaldbahn sowie für das Konstanzer Konzil als südlichsten Endpunkt der Schwarzwaldbahn; dazwischen fand sich die Miro-Ausstellung in Baden-Baden, die Wasserfälle Triberg, der Schwarwald-Erlebnispfad und, diese Werbefolie fällt etwas aus dem Rahmen, der Europapark in Rust, obwohl der entsprechende Halt nur vereinzelt von Schwarzwaldbahn-Zügen bedient wird.
Ich habe mich für die neueste Werbefolie entschieden, so wirbt die Freiburgerin 146 239-9 zwischen Karlsruhe und Basel, zwischen Freiburg und Neustadt/Seebrug sowie zwischen Offenburg und Konstanz für das in der Nähe von Hausach gelegene Freilichtmuseum Vogtsbauernhof.
Erklärtes Ziel dieses Projekts ist die Wiedererkennbarkeit der Lok als "Schwarzwaldbahn-Lok" und der augenscheinliche Bezug zum Schwarzwald: Es soll in Zukunft nicht "irgendeine" verkehrsrote Lok der Baureihe 146.2 an den Doppelstockwagen hängen.
Im Kinzigtal zeigt sich, wie gut sich die Lok in die Umgebung einfügt.(Bildnachweis: Andreas Hackenjos)
Mit der Anschaffung des Brawa-Modells dieser Baureihe besitze ich nun insgesamt zwei Loks, die für diesen Umbau in Frage kämen. Ich entschied mich, das Roco-Modell (62500) dafür zu verwenden, da dieses Modell zum einen älter ist und zum anderen weniger detailliert ist als die Brawa-Umsetzung.
Am Anfang stand die Recherche, denn es gilt, die originalen Projektdateien zu organisieren: Logischerweise schrieb ich zuerst das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof an mit der Schilderung meines Vorhabens und erhielt freundlicherweise sehr schnell die Datei. Natürlich endet damit nicht die Recherche. Da ich selbst nicht mehr in meiner Heimatstadt Karlsruhe lebe und daher nicht "schnell" an den Bahnhof fahren kann, wenn zufällig 146 239-9 am Zug hing, musste ich mit Vorbildaufnahmen anderer begnügen. Ich nahm also auf diese Art und Weise Maß und glich diese mit dem Modell ab. Danach wurde die Projektdatei probeweise von mir skaliert und ich bemerkte, dass der Entwurf nicht stimmig ist, da die verschiedenen Elemente anders angeordnet waren. Aus urheberrechtlichen Gründen kann ich Euch leider nicht die Entwürfe zeigen. Im dritten Versuch erhielt ich dann die Datei, die sich später auf der Lok fand. Ich bedanke mich ausdrücklich für die Geduld der Pressereferentin!
Ein Ausschnitt aus der Projektdatei. Interessanterweise ist die abgebildete Lok eine Mischung verschiedener Unterbaureihen.
(Bildnachweis: Freilichtmuseum Vogtsbauernhof)
Natürlich war das nicht alles, denn die Lok trägt neben der Werbefolie auch noch die "3-Löwen" sowie das Signet der Stadt Hausach; im Gegensatz zu Stadtwappen die gemeinfrei sind und dementsprechend zahlreich im Internet zu finden sind, musste ich hier die Stadtverwaltung Hausach kontaktieren, die mir ebenfalls freundlicherweise die entsprechenden Dateien zukommen ließ. Die geänderten Betriebsnummern (schließlich hat das Roco-Modell die Betriebsnummer 146 233-2) sind schnell hergestellt.
Die ganzen Informationen überreichte ich schließlich Andreas Nothaft, der bereits in vielen früheren Fällen mir stets weiterhelfen konnte. Mangels Kompetenzen in der Erstellung von druckbaren Vorlagen übernahm er diese auch und hier begann das Spiel von Neuem: Die Maße oder die Farben passten nicht und es vergingen nunmehr fast vier Wochen zwischen der ersten E-Mail an den Vogtsbauernhof bis zum endgültigen Entwurf.
Nach vier Wochen konnte ich nun endlich den endgültigen Entwurf zum Druck freigeben. (Bildnachweis: Andreas Nothaft)
Der Druckbogen wird im UV-Druckverfahren, das sich durch seine Schärfe und seine Deckung auszeichnet, auf die Trägerfolie gebracht. Der herkömmliche ES-Druck hat auch den entscheidenden Nachteil, dass dieser signifikant dünner ist; gerade bei derart großen Nassschiebebildern (138 x 18 mm) ist die Gefahr des Reißens nicht unerheblich.
Die Behandlung der Nassschiebilder werde ich kurz beschreiben:
- Der Arbeitsplatz muss aufgeräumt, absolut sauber und geordnet sein. Skalpell, Pinzette, saubere Haarpinsel, demineralisiertes Wasser, Spülmittel, Haftgrundverbesserer und gegebenenfalls Weichmacher sind bereitzuhalten.
- Zuerst muss die Fläche, auf die das Nassschiebebild aufgetragen werden soll, sorgfältig gereinigt werden. Sie muss absolut frei von Staub, Rückständen und Fett sein! Zusätzlich wische ich die Fläche mit einem mit Druckentferner (Spezialtipp!) befeuchteten Kosmetiktuch ab.
- Anschließend wird das Wasser vorbereitet, indem man einen Tropfen Spülmittel hinzugibt (zum Lösen der Oberflächenspannung). Das Nassschiebebild wird vorsichtig und recht knapp mit einem scharfen Skalpell (mit einem stumpfen Skalpell reißt man den Bogen!) ausgeschnitten.
- Das Nassschiebebild wird für etwa 10 bis 20 Sekunden in das Wasser eingetaucht und wieder entnommen. Das ist wichtig, dass das Nassschiebild an der Luft einweicht, weicht man das Bild im Wasser ein, so löst sich der Kleber im Wasser auf!
- Währenddessen trägt man den Haftgrundverbesserer vorsichtig und sparsam auf die zu beklebende Fläche auf.
- Das Nassschiebebild lässt sich mit dem Pinsel vom Trägerpapier lösen und wird nun auf die Fläche positioniert. Korrekturen sind währenddessen möglich, man sollte aber von Anfang an präzise arbeiten, um übermäßiges Korrigieren zu vermeiden.
- Mit einem Kosmetiktuch und der Kapillarkraft kann man überschüssige Flüssigkeit aufnehmen.
- Nun lässt man das Nassschiebebild 24 Stunden trocknen. Erst danach kann die andere Lokseite ebenfalls bearbeitet werden.
- Nachdem alle Arbeiten zur Zufriedenheit abgeschlossen wurde, wird das Gehäuse mit Klarlack (ob matt, seidenmatt oder glänzend ist Euch überlassen) versiegelt.
Das Bild zeigt eine "Trockenübung" zur Überprüfung der Maße: Der Bogen wurde am heimischen Tintenstrahldrucker ausgedruckt.
Vearbeitung
Endlich lagen sie im Briefkasten, die lang ersehnten Nassschiebebilder.
Doch bis die Lok fertig ist, fehlen noch einige teils aufwendige Verarbeitungsschritte.
Das Grundmodell, Rocos BR 146.2 (78545) musste zuerst ihrer bisherigen Betriebsnummer beraubt werden. Vorsichtig wurde also die entsprechende Bedruckung entfernt, um den darunter liegenden Lack nicht übermäßig zu strapazieren.
Sauberes Arbeiten ist das A und O!
So ganz ohne Betriebsnummer wirkt die Lok sehr anonym.
Das Modell muss sorgfältig gereinigt werden. Fett, Schmutz oder Staubfussel schmälern die Qualität. Danach folgen die oben beschriebenen Verarbeitungsschritte.
Nach etwa einer halben Stunde fehlen nur noch die UIC-Kennzeichnungen an den Seiten.
Das vorläufige Ergebnis.
Natürlich muss das Ganze auch fotografisch ansprechend festgehalten werden, am besten auf Stefan7s Anlage!
Grüße,
Viet Bui
Ich möchte mich noch einmal ausdrücklich beim Freilichtmuseum Vogtsbauernhof, bei der Stadt Hausach, bei Andreas Nothaft und natürlich bei Andreas Hackenjos bedanken!
Und wenn wir schon beim Thema sind: Die beworbenen Ziele der Werbeloks sind definitv ein Besuch wert! Die Saison des Vogtsbauernhof beginnt übrigens am 26. März 2017 und lässt sich Dank eigener Haltestelle sehr gut umweltfreundlich erreichen. Ab einer Gruppengröße von 15 Personen hält die Schwarzwaldbahn exklusiv, ansonsten halten die Züge der SWEG stündlich.
146 239-9 ist auf dem Weg nach Seebrugg und wird dabei die steilste Hauptbahn Deutschlands und den höchstgelegenen Normalspurbahnhof Deutschlands passieren. (Bildnachweis: Andreas Hackenjos)