Dann will ich mal ein paar Gütergurken nominieren, mich beschränkend auf eine je Hersteller (sonst sitzen wir nächste Woche noch hier):
- Märklin Glmhs 50. Obwohl schon ein für damals durchaus ansprechendes älteres Modell im Programm war (4600er Serie, genaue Nummer weiß ich nicht), wurde eine Neukonstruktion entwickelt, an der so ziemlich alles falsch ist, was geht: Fahrwerk zeittypisch viel zu breit (Kunststoff-Achshalte-"Brammen"), deswegen Wagenkasten auch zu breit, deswegen Dach bei korrekter Wölbung seitlich zu weit hinuntergezogen, deswegen Seitenwände zu niedrig, deswegen diagonale Seitenwandstreben im falschen Winkel. Und natürlich verkaufen sie den heute noch.
- Roco Omm 37 (Einfachserie). Warum man einen Omm-Wagen auf dem Fahrgestell des beim Vorbild einen Meter kürzeren G 10 aufbauen mußte, obwohl ein passend langes Fahrgestell (wenn auch mit für dieses Vorbild falschem Achsstand) in der Einfachserie verfügbar war, wird wohl ewig Rocos Geheimnis bleiben. Der Wagen kann trotz für damals nicht schlechten Gravuren nur als Karikatur gelten. Und natürlich verkaufen sie den heute noch.
- Fleischmann Omm 55. Das Modell ist ein Überbleibsel aus unseligen 1:85-Zeiten, war aber auch für damalige Verhältnisse sehr grob und klobig gestaltet. Und natürlich verkaufen sie den heute noch, glaube ich.
- Exact-Train Gms 30 (Oppeln). Vollmundig als "Spur-0-Qualität" angekündigt, ist das Modell mit seiner stark schwankenden Verarbeitung, klaffenden Gehäusefugen an den Stirnwänden, sinnlosen Griffstangenbohrungen (für andere Varianten) an den Ecksäulen und seltsamen Schiebetür-Haltegnubbeln an der Wagenkasten-Unterseite eigentlich bereits disqualifiziert, bevor man merkt, daß es auch noch zu hoch ist. Und natürlich verkaufen sie den heute noch.
- Brawa Teerkesselwagen (vierachsig mit Lenkachsen). Was mag da wohl schiefgelaufen sein, wenn man eine komplette Neukonstruktion ohne jede Not zwei Zentimeter zu kurz macht? Ein Trost bleibt: die Fans des Längenmaßstabs 1:100 kommen ja nur selten auf ihre Kosten bei Güterwagen. Und natürlich verkaufen sie den heute noch.
- Trix Kolonialwarenwagen. Ein schönes Beispiel dafür, wie ein ultraseltenes Vorbild (es gab m.W. bestenfalls ne Handvoll davon) in unmaßstäblicher Umsetzung (das Vorbild war länger, man hat aber ein vorhandenes Chassis verwendet) in 1.000 Druckvarianten (alle vorbildfrei) über Jahrzehnte das Bild der Modellbahn-Güterzüge prägt, "weil es doch so niedlich ist". Außerdem gibt es noch den Sonderpreis für die sinnloseste Brettermaserung, stellvertretend für alle Trix-Epoche-1-Modelle dieser Zeit. Und natürlich verkaufen sie den heute noch.
- Liliput Gms 30 (Oppeln) mit Handbremse. Der Liliput-Oppeln, der dieser Tage übrigens seinen 50. Geburtstag feiert, ist als solcher kaum zu kritisieren -- zu seiner Zeit war das ein Spitzenmodell. Aber ausgerechnet beim Oppeln, dessen Handbremsversion sich dank des langen Achsstand durch eine bemerkenswert asymmetrische Optik auszeichnet, die Handbremsbühne einfach vor das ansonsten unveränderte Modell zu stoppeln, das muß man sich auch erstmal trauen. Und natürlich verkaufen sie den heute noch (wobei ich mir bei der Handbremsversion nicht sicher bin).
- Piko Kesselwagen der Einheitsbauart (zweiachsig). Auch hier gibt es wieder Maßstabsfehler ohne jeden Sinn; die einzige Erklärung, die mir einfällt, ist, daß das Modell in korrektem Maßstab möglicherweise zu klein und zierlich wirkte für den damaligen Geschmack, weswegen man es vor allem im Kesseldurchmesser ein wenig "aufblies". Eine ziemliche Ausnahme im damaligen Piko-Güterwagensortiment, das ansonsten von der Modellumsetzung Maßstäbe setzte, die "der Westen" erst Jahrzehnte später erreicht hat. Und natürlich verkaufen sie den heute noch.
Liebe Grüße, Ermel.