[quote="Rebuilt Claughton" post_id=1826011 time=1524691421 user_id=17915]
Als die S2/6 1910 in die Pfalz kam, hat anscheinend Ludwig von Welser schriftlich in Ludwigshafen zum Verbleib der S2/6 nachgefragt.
Er bekam vom Leiter der Zentralwerkstätte die schriftliche Antwort, dass die Lok anlässlich der Hauptreparatur in Ludwigshafen in tadellosen äußeren Zustand versetzt wurde. "Sie bekamen den eigenartig vornehmen braunvioletten Anstrich der Pfälzer Schnellzuglokomotiven ... Rahmen und Räder erhielten einen dunkleren, fast karmesinroten Anstrich ...".
Edith meint noch, dass damit die Hauptreparatur möglicherweise nach ca. 6 Jahren (?) durchgeführt wurde, was eine Ausbesserung des Anstrichs (oder Neuanstrich) begründen könnte.
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Hallo Manfred,
ich besitze die vom Eisenbahn-Journal erstmals halbwegs vollständig publizierten Aufzeichnungen von Ludwig v. Welser. Er selbst hat die Lok nie in der fraglichen Farbe gesehen, er berichtet in seinen Erinnerungen nur von einer Information, die er vom Leiter der Zentralwerkstätte erhalten habe (im Text von Welser finde ich nichts darüber, in welcher Form er diese Information erhalten hat; es könnte auch ein Gespräch gewesen sein). Als Welser seine Aufzeichnungen schrieb, lag der Vorgang schon Jahrzehnte zurück. Der Text ist nicht gerade eindeutig. Er schreibt u.a., dass die blanken Teile frisch aufpoliert wurden. Die Glanzblech-Verkleidung hatte aus blanken Teilen bestanden. Wurden die vielleicht auch nur aufpoliert? Der von ihm erwähnte "braunviolette Anstrich der Pfälzer Schnellzuglokomotiven" trifft nicht zu. Die Pfälzer Schnellzuglokomotiven waren grün (Details zu Lokanstrichen in der Pfalz findet man im Buch von Diener).
Als dann die Maschine in 1922 nach München kam, erhielt sie laut Welser einen stumpfen, düstergrauen, allgemeinen Anstrich. Schon wieder ein Neuanstrich, und warum in düstergrau? Die Bayern haben um diese Zeit ihre Loks noch grün gestrichen. Könnte sich vielleicht nur Schmutz auf dem grauen Glanzblech befunden haben?
Dann erhielt die Maschine im Museum einen neuen, grünen Anstrich. Ein Museum stellt normalerweise einen historischen Zustand wieder her. Es wäre naheliegend gewesen, die Lok braunviolett oder grau zu streichen. Vielleicht hat man aber unter dem Schmutz diese Farben überhaupt nicht gefunden, sondern nur altes Glanzblech? Das hat man vielleicht nicht mehr aufpolieren können und musste es lackieren? Die Wahl der grünen, bayerischen Farbe machte eigentlich nur Sinn, wenn sich keine andere Farbe auf der Lok befunden hat.
Für mich wirft der Text von Welser mehr Fragen auf als er Antworten gibt. Auch Diener schreibt in seinem Buch "anlässlich ihrer ersten Hauptuntersuchung erhielt sie um 1910 angeblich einen violett/schwarzen Anstrich" (Unterstreichung von mir).
Mann kann natürlich alles auch anders auslegen und braunviolett als die korrekte Farbgebung einstufen. Einen eventuellen Beweis könnte man vielleicht erlangen, wenn man am Museumsmodell Farbe abkrazt und sucht, was darunter liegt. Das wird sicherlich niemand tun, und so können wir uns an mehreren S 2/6-Varianten erfreuen. Die Frage nach der korrekten Farbe macht die Lok nur noch interessanter.
Grüße Peter