Hallo Felix,
gleicher Lohn für gleiche Arbeit - das ist ein Grundsatz, der zwischen Männern mit vergleichbarer Tätigkeit in einer Firma schon nicht funktioniert. Geschweige denn, du vergleichst den gleichen Beruf bei verschiedenen Arbeitgebern in verschiedenen Arbeitgeber-Verbänden, also selbst da, wo Tariflohn gezahlt wird.
Vergleiche doch mal einen Einkäufer, der bei einem Unternehmer der Chemiebranche anfängt mit einem bei einem Metallunternehmen, mit einem bei einem öffentlichen Betrieb, mit einem bei einem Großhändler. Selbst wenn alle mit sagen wir mal einheitlich mit 3.000 EUR/Monat auf den ersten Blick gleich starten, sind die jährlichen Tarif-Steigerungen Branchen-Spezifisch teils deutlich unterschiedlich. Schon nach wenigen Jahren sind da reale Unterschiede entstanden. Ganz zu schweigen von Unterschieden, wie Wochenarbeitszeit, Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld... da kann bei der nominal gleichen Monatssumme ein ganz anderer echter Stundenlohn herauskommen.
Es kann immer nur um Verhältnisse und relative Stundenlöhne gehen, die sich in einem vergleichbaren Rahmen bewegen sollten. Die Diskussion um Gander-Gap ist im Regelfall noch nicht einmal um Teilzeit bereinigt, vergleicht den Durchschnitt einer Gruppe mit dem Durchschnitt einer anderen Gruppe und daher werden wirklich Äpfel mit Birnen verglichen - einzig real ist die Umrechnung auf einen vergleichbaren Stundenlohn für vergleichbare Arbeit, der auch andere Gehaltsbestandsteile einrechnet.
Also der DurchschnittsSTUNDENlohn aller männlichen Busfahrer mit dem gleichen Wert aller weiblichen Busfahrerinnen - da kannst dann einen konkreten Gender-Gap sehen und das sollte dann möglichst keinen signifikanten Unterschied aufzeigen.
Ein Gesetz, das feste Gehälter vorschreibt, kannst im Sozialismus versuchen - wo das geendet ist, haben wir an den DDR gesehen. Das funktioniert real nicht und es kann niemals fair reale Unterschiede zwischen Individuen beachten - es hat auch nicht jeder Facharbeiter die gleichen Fähigkeiten, das gleiche Auffassungsvermögen, den gleichen Arbeitseinsatz. Sieht man ja sehr krass auch alleine mal bei den absurden Gehältern der Profisportler. Da kannst doch schon auf einem Fußballfeld nicht sagen, dass hier gleicher Lohn für die gleiche Tätigkeit bezahlt wird.
Wenn Du den schlechtesten Mitarbeiter pro Stunde gleich bezahlst, wie Deinen besten - dann findet der schlechteste das vielleicht klasse und total fair, aber der beste wird im Regelfall nicht mehr die bestmögliche Leistung abliefern, das macht es dann auch gleich, aber auf dem unteren Niveau der Leistung. Unterschiede wird es also immer geben, diese sollten aber an Leistungen fest gemacht werden und natürlich nicht am Geschlecht, da gebe ich Dir Recht. Es plakativ pauschal in einem Satz zu fordern, ist aber auch zu einfach und deshalb so pauschal falsch - das ist so typisch DGB-Plakat-Quatsch (ich bin selber in einer DGB Gewerkschaft Mitglied und frage mich hin und wieder, wie unsere Funktionäre etwas fordern sollen, wenn die Mitgliederzeitschrift schon aufzeigt, das kein Verständnis für komplexere Verhältnisse vorhanden zu sein scheint - auch da weiß man, dass Realität und Geblubber wenig übereinstimmen - dennoch druckt man lieber stumpfes Geblubber ab).
Dieser Wandel, eine Frau entsprechend zu bezahlen, muss in den Köpfen der jeweiligen Arbeitgeber losgehen - überwacht von Betriebsräten. Damit es innerhalb einer Firma ein vergleichbares Gefüge gibt, das könnte schon bei der Einstellung von Personal gemacht werden, da diese dem Betriebsrat (wo vorhanden) eh vorgelegt werden. Aber Frauen müssen dafür auch selbstbewusster Gehalt fordern - es ist doch logisch, wenn eine Frau bei dem Beispiel oben nur 2.500 EUR im Einstellungsgespräch fordert, dann zahlt der Arbeitgeber nicht freiwillig die 3.000 EUR, die die männlichen Kollegen vielleicht gerade schon bekommen. Auf der anderen Seite, sind einfach unglaublich viele Männer (auch in Führungspositionen) natürlich ziemlich oberflächlich und sexistisch - das Problem ist ja auch hier schon: in der Führungsposition ist oft nicht die beste Besetzung (fachlich und/oder menschlich), sondern gerne ein Blender, der sich am lautesten durchgesetzt oder alles andere skrupellos bei eigener Inkompetenz aus dem Weg räumen konnte.
LG
Torsten