Zitat
Übrigens, Dein Entkuppler gehört auch zu der Gruppe. Sehr ordentlich und ansehnlich. Aber eben nur ein sehr kleiner MobaLED Anteil und ein großer bautechnischer.
Vielleicht spreche ich hier nur für mich, aber bevor ich mich mit Hardis MLL auseinandergesetzt habe, wäre mir nie in den Sinn gekommen, ein einzelnes Haus mit derart vielen LEDs auszustatten und der Modellbahn damit soviel Leben einzuhauchen. Auch einen servobetriebenen Entkuppler hätte ich ohne die MLL nicht konstruiert. Warum?
Eigentlich ist das ganz einfach zu beantworten:
Die kommerziell erhältlichen Lösungen (sei es LDT, Digikeijs oder gar Faller) gehen bei der Vielzahl der LEDs schnell ins Geld. Mit LDT beispielsweise kosten 160 Lichtausgänge als Bausatz über 300 €. Mit einem Digikeijs DR4018 kosten 16 Ausgänge gut 30 €. Also das Gleiche. Allerdings kann nur LDT einen Fernseher mit 3 gemeinsamen Ausgängen simulieren. Faller fällt mit 30€ für 6 Ausgänge gleich komplett aus der Betrachtung.
Wir alle wissen, dass 300 € ein stemmbarer Betrag ist, geben wir doch für eine Lokomotive gern mal das Gleiche aus. Doch beim Bauen wird uns allen sehr schnell bewusst werden, dass jeder dieser Ausgänge mit rund 2€ zu Buche schlägt und wir NUR 160 zur Verfügung haben, bevor wir nicht weitere 300 Münzen einwerfen. Dann aber wird sich jeder von uns beim Bau eines Häuschens die Frage stellen: Muss das Licht wirklich zwischen den Räumen wechseln? Reicht nicht doch eine Schablone, die dem Betrachter vorgaukelt, das Licht würde derzeit nur im Wohnzimmer und auf dem Gästeklo leuchten? Und genau an diesem Punkt betrachte ich meine eigene Kreativität durch die gegebenen Rahmenbedingungen als eingeschränkt.
Ich nehme meinen Gasthof als Rechenbeispiel. Am Digikeijs DR4018 hätte ich das Restaurant und die Wandlampe sowie die beiden Leuchtreklamen zu jeweils einer Gruppe zusammengefasst und die zwölf Zimmer jeweils an einen Ausgang angeschlossen. Die "Zufallssteuerung" hätte iTrain per DCC-Adresse und Zeitplaner übernommen. Alternativ hätte ich 14 Ausgänge am LDT Light-Modul belegt und die Steuerung damit gemacht. Trotz allem ein Projekt mit 28 € Einsatz für ein einzelnes Haus und noch nicht mal Fernseher im Hotelzimmer. Da hätte - nicht nur - ich vermutlich gezögert und hätte mich dafür entschieden, es mit zwei Ausgängen zu lösen: Ausgang 1: Restaurant plus zwei belegte Zimmer mit warmweißer LED und Abdeckschablone, Ausgang 2: Außenbeleuchtung. Fertig!
Ziemlich langweilig, oder? Also jetzt das Ganze mit der MLL (grob aufgerundet): Hauptplatine ca. 20€ plus 4x Verteiler à ca. 8€ inkl. Stecker/Buchsen und 256x WS2811 à 0,09 € um es vergleichbar zu machen. Also grob 65€ für 768 Ausgänge mit durchschnittlich sieben WS2811 an einem Verteilerstecker und einem deutlich größeren Spielraum. Unterm Strich reden wir in Summe also von ca. 8 Cent pro Ausgang, wenn auch nur mit 18,5mA statt mit 500mA. Das macht bei 48 installierten LEDs im Gasthof unterm Strich 3,84 € nur für die Ansteuerung. Weniger als die oben aufgeführte "Notlösung" mit zwei Ausgängen am DR4018.
UND: Das Haus lebt! Die Modellbahn lebt! Der Betrachter bleibt an jeder einzelnen Ecke fasziniert hängen! Nach dem ersten Erfolgserlebnis will man noch mehr! Die einzige Grenze, die noch besteht, ist das eigene Gehirn und die eigene Kreativität. Also entstehen wirklich realistisch belebte Gebäude erst damit.
Mit dem Entkuppler mache ich es kurz:
Ohne die Möglichkeiten der MLL und den einstellbaren Endpunkten hätte ich mich nie auf dieses Experiment eingelassen, da die 60 € für einen ESU SwitchPilot 3 Servo Decoder mit acht Ausgängen das nächste Hemmnis gewesen wären. Ein Hemmnis, dass es aus meiner Sicht bei der MLL eben nicht gibt.
Lange Rede und hoffentlich auch Sinn:
Keines der von mir hier vorgestellten Projekte wäre ohne die MLL so in die Tat umgesetzt worden. Wenn man die vorgestellten Projekte unter diesem Aspekt betrachtet, behaupte ich mal, dass es auch einen Heißluftballon mit Licht und Sound, einen einsamen Biergarten mit nacheinander zündenden Lampen oder einen Lokschuppen mit nacheinander zündenden Neonröhren in der Form nie gegeben hätte, da die kommerziellen Lösungen diese Gimmicks im Keim erstickt hätten (rein finanziell).
Auch wenn Geralds durchaus zu beneidender Präzisionsablauf einen Benchmark setzt, steckt hinter all den vorgestellten Projekten viel Kreativität. Einige Ideen sind vermutlich erst entstanden, nachdem den Erbauern die Möglichkeiten der MLL bewusst waren. Sowie mein Entkuppler: "Okay, du kannst jetzt Servos digital und punktgenau steuern. Was könntest du damit alles anstellen? Hmm... Probieren wir es mal mit einem Entkuppler."
Ergo: Man muss das Projekt in seiner Gesamtheit betrachten und nicht ausschließlich den dahintersteckenden Programmieraufwand. Ob man dabei einfache Mittel oder aufwändige Werkzeuge einsetzt, spielt meiner Meinung nach eine untergeordnete Rolle. Lichtboxen lassen sich aus Pappe anfertigen, Lichtleiter aus alten CD-Hüllen und Ringlokschuppen lassen sich kaufen. Letztendlich sind die Gebäude doch nur noch Mittel zum Zweck. Dem Zweck, ein möglichst realistischen Nachtleben zu erschaffen und das Ganze "tagsüber" mit möglichst viel Bewegung zu spicken.
In diesem Sinne:
Hardi, ich danke dir dafür, dass du unserer Kreativität diesen Freilauf ermöglichst! Wie du siehst, hast du etwas großartiges Erschaffen, mit dem du in all unseren Modellbahn-Kellern vertreten bist. Mach weiter so und erhalte dir deine Motivation.
PS: Nein, ich habe nach meiner letzten E-Mail an dich keine Antwort mehr erhalten.