RE: Zug-Geschwindigkeiten Ep. II

#1 von Friedrich , 10.01.2008 20:51

Hallo,

ich hätte mal eine Frage: kann mir jemand sagen, mit welcher Geschwindigkeit Güterzüge der Epoche II (Anfang, Mitte) in der Regel gefahren wurden? Jeweils auf Haupt- bzw. Nebenbahnen.
Und wie sah dies bei Personenzügen aus?
Trotz eifrigen Suchens habe ich hier noch keine Hinweise gefunden.

Danke für die Antworten,

Friedrich


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RE: Zug-Geschwindigkeiten Ep. II

#2 von Agamemnon ( gelöscht ) , 11.01.2008 14:03

Hallo,

was die Frage nach den Geschwindigkeiten in der frühen Epoche II angeht, läßt sie sich so beantworten: Es wurden die Geschwindigkeiten gefahren, die das marode Streckennetz gerade noch verkraftete.

Dieses war durch die Überanspruchung im 1. Weltkrieg in einem erbärmlichen Zustand. Die Reichsbahn brauchte Jahre, um ihr Netz wieder auf Vorkriegsniveau zu bringen. Dies war auch dadurch bedingt, daß die seitens der neu gegründeten Reichsbahn erwirtschafteten Gewinne weitgehend zur Begleichung der durch den Versailler Vertrag auferlegten Reparationszahlungen verwendet wurden.

Nach der Beseitigung dieser Schäden normalisierte sich der Verkehr, die Züge erreichten wieder die Geschwindigkeiten der Vorkriegszeit, nicht mehr - was auch darauf zurückzuführen ist, daß es beim rollenden Material bis zur Einführung der Einheitsbauarten keine großen Veränderungen gegeben hatte, von der Ausmusterung der zahlreichen Länderbahn-Splittergattungen abgesehen.

Im Güterverkehr dominierten auf Hauptbahnen die Baureihen 55 und 56 mit (nominellen) Höchstgeschwindigkeiten zwischen 55 und 75 km/h. Die Durchschnittsgeschwindigkeiten lagen natürlich weit darunter, ca. bei 20 bis 30 km/h.

Im Personenverkehr - ich denke, Du verstehst unter dem Begriff "Personenzüge" die Sammelbezeichnung und nicht die entsprechende Zuggattung - habe ich für die frühe Epoche II keine konkreten Angaben über Fahrzeiten. Diese liegen mir nur für die Zeit vor 1914 vor.

So brauchte vor dem 1. Weltkrieg z.B. ein D-Zug von Köln bis Basel SBB 7 Stunden und 11 Minuten, von München nach Salzburg 2 Stunden und 7 Minuten sowie von Köln über Bremen nach Hamburg 6 Stunden und 8 Minuten. Von Berlin-Friedrichstraße nach Hamburg Hbf. war man 3 Stunden und 26 Minuten unterwegs.

Die Durchschnittsgeschwindigkeiten im Fernreiseverkehr bewegten sich nach der Beseitigung der Kriegsschäden in der frühen Epoche II wieder auf diesem Niveau.

Was die Mitte der Epoche II angeht (die ich von der Einführung der Einheitsbaureihen bis zum Beginn des 2. Weltkriegs terminieren würde), war vor allem im Güterverkehr durch die zunehmende Verwendung der Baureihen 41, 44, 45 und 50 eine Beschleunigung zu verzeichnen - wobei es sich hierbei schon um die "späte Mitte" der Epoche II handelt, weil die Reichsbahn zuerst Schnellzuglokomotiven brauchte. Von Eilgüterzügen abgesehen, dürfte sich die Durchschnittsgeschwindigkeit für Durchgangsgüterzüge damals bereits bei 40 bis 45 km/h bewegt haben, auch weil bei der Fahrplangestaltung zunehmend auf eine Entflechtung von Güter- und Personenverkehrs geachtet wurde. Dies ergibt Höchstgeschwindigkeiten im Bereich zwischen 60 und 70 km/h.

Im Fernverkehr dürften (von Ausnahmen wie dem "Fliegenden Hamburger" oder der Baureihe 05 abgesehen) die Durchnittsgeschwindigkeiten im Bereich von 70 bis 90 km/h gelegen haben, was (je nach Zuglauf und Strecke) erreichte Höchstgeschwindkeiten im Bereich von 120 km/h ergibt. An vielen Stellen waren die Strecken noch nicht für höhere Geschwindigkeiten ausgebaut, ein entsprechendes Programm wurde durch den 2. Weltkrieg verhindert. Die Entwicklung und Beschaffung der Baureihen E 18, E 19, 03.10 sowie 01.10 erfolgte bereits weitgehend im Hinblick auf dieses Ausbauprogramm, im Betriebsdienst erreichten sie ihre Höchstgeschwindigkeiten selten bzw. nie (E 19).

Gruß,

Martin


Agamemnon

RE: Zug-Geschwindigkeiten Ep. II

#3 von Friedrich , 13.01.2008 17:32

Danke, das waren genau die Antworten, die ich hören wollte.

Friedrich


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RE: Zug-Geschwindigkeiten Ep. II

#4 von Volker_MZ , 13.01.2008 19:55

Höchstgeschwindigkeit von Güterzügen:

"Normale" Güterzüge (Ng, Dg): 65 km/h, schneller durfte die überwiegende Zahl der Güterwagen eh' nicht laufen.

Eilgüterzüge, Schnellgüterzüge Ganzzüge: Je nach verwendeter Wagenbauart 80 - 90 km/h, wobei vielfach die Güterzugloks mit 80 Km/h Hg ohnehin begrenzender Faktor waren, es gab allerdings schon in der Vorkriegszeit Kühlwagenzüge aus neuen Kühlwagenbauarten, bespannt mit der 90 km/h schnellen BR 41, die auch 90 km/h fuhren.

Gruß, Volker


 
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