Liebes Forum,
da es zum neuen Märklin-TGV 37793 in diesem Forum noch nicht viele Informationen gibt, möchte ich hier kurz meine Eindrücke / Erfahrungen mit dem Modell schildern:
Grundsätzlich handelt es sich um ein sehr schönes Modell, dass im Fahrbetrieb viel Spaß macht und eine interessante Bereicherung einer Epoche 6-Anlage darstellt. Die vierteilige Grundgarnitur läuft einwandfrei über Radien >=R1 (Einhaltung des Lichtraumprofils kann ich nicht beurteilen) sowie ausgedehnte Weichenstraßen; auch die in anderen Threads bei einigen älteren Versionen der Märklin-TGVs als zu gering bemängelte Höchstgeschwindigkeit ist mir subjektiv nicht negativ aufgefallen.
Über die Exaktheit der Reproduktion des Originals (Formgestaltung, Bedruckung, etc.) möchte ich mir kein Urteil erlauben - dafür kenne ich das Vorbild nicht gut genug.
Das gelieferte Modell kam in einwandfreiem Zustand und hatte keinerlei Form-, Lack- und Bedruckungsfehler. Das dies bei Märklin keine Selbstverständlichkeit mehr ist, habe ich bei diversen anderen Modellen in den letzten Monaten immer wieder erleben müssen. Die Verpackung ist wie üblich bei Märklin-Triebzügen als Pappschachtel mit Styroporeinsatz ausgeführt und macht insbesondere im Vergleich z.B. zur Verpackung des ICE 4 von Piko (5140x) einen wertigen und langlebigen Eindruck.
Leider gibt es aber auch bei diesem Modell wieder einige Kritikpunkte:
1) Gestaltung des Soundprojekts, Fehlender Lautsprecher im zweiten Triebkopf
Das Betriebsgeräusch ist insgesamt sehr undifferenziert, die Geräusche der Fahrmotoren bzw. der Lüfter sind nicht klar zu identifizieren. Es muss hierbei aber auch erwähnt werden, dass die (An)Fahrgeräusche des TGV deutlich weniger charakteristisch sind als bei den deutschen Pendants (ICE 3, ICE 4). Auch die Qualität der gesprochenen Ansagen könnte insgesamt besser sein.
Leider ist nur ein Triebkopf mit einem Lautsprecher ausgestattet; dies wurde in der Vergangenheit z.B. beim Gasturbinentriebzug BR 602, 37606 schöner gelöst.
Positiv ist dagegen anzumerken, dass der Zug über eine Multistationsansage (analog z.B. auch Märklin IC 2 37447) verfügt. Der Laufweg gemäß Multistationsansage ist: Paris Est - Champagne Ardenne - Gare Meuse - Lorraine TGV - Strasbourg - Karlsruhe - Stuttgart - Augsburg - München. Ob dieser Laufweg so real existiert (hat), entzieht sich meiner Kenntnis; in jedem Fall passt er jedoch nicht zu dem aufgedruckten Zuglaufschild Karlsruhe HBF - Marseille St. Charles.
Auch die Einbindung des deutschen und französischen "Jingles" in die Ansagen fällt positiv auf; beispielsweise beim Märklin IC 2 wurde dies leider weggelassen.
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2) Maßstäbliche Umsetzung / Kupplung der Wagen
Zunächst ist positiv anzumerken, dass Märklin sich bei diesem Modell (anders als z.B. beim ICE 4 39714) für eine Umsetzung im Maßstab 1:87 entschieden hat. Negativ fällt allerdings der viel zu große Kupplungsabstand von 9 mm zwischen den Mittelwagen auf. Dieser große Abstand ist vermutlich der Erhaltung der Befahrbarkeit von R1-Radien geschuldet (siehe zweites Bild), allerdings stört der große Abstand zwischen den Mittelwagen auch auf geraden Streckenabschnitten den optischen Gesamteindruck des Modells (drittes Bild).
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Das Modell besitzt keine Kulissenführung, die beiden Kupplungsaufnahmen der benachbarten Wagen drehen sich um einen fixen Zapfen im Jakobs-Drehgestell. Für das Trennen der Kupplung ist sehr viel Kraft erforderlich, man hat im ersten Moment das Gefühl, beim Trennen etwas an dem Modell zu beschädigen.
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Das die Wagenübergänge auf kleinen Radien (hier ebenfalls R1) von außen betrachtet keinen guten Eindruck machen, ist da kaum noch überraschend.
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Für meinen Geschmack wäre eine Umsetzung des Modells für Radien >=R2 der bessere Kompromiss gewesen.
3) Formgestaltung
In der Trennfuge des Gehäuses zwischen dem vordersten Teil des Triebkopfes und dem restlichen Triebkopf befindet sich bei beiden Triebköpfen mittig etwas vor der Antenne(?) undefinierter Plastikansatz. Beim Original ist an dieser Stelle keinerlei vergleichbare Geometrie zu erkennen, auch in der Explosionszeichnung von Märklin findet sich eine entsprechende Geometrie nicht wieder.
Ich vermute daher, dass es sich hierbei um einen Ansatz des Spritzbaums handelt (?), allerdings war mir eine derart nachlässige Formgestaltung von Märklin bisher nicht bekannt.
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4) Preis-Leistungs-Verhältnis
Für meine Wahrnehmung ergibt sich bei einem tatsächlichen Verkaufspreis von ca. 600 € ein recht schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Zum Vergleich:
Der im vergangenen Jahr aufgelegte RAm TEE (Märklin 39706 bot für ca. 900 € ein Vollmetallmodell mit geringfügig besserer Ausstattung (z.B. Führerstandsbeleuchtung, mehr Sounds). Der ICE 4 von Piko bietet für rund 600 € ebenfalls ein besseres Paket als der TGV (Führerstandsbeleuchtung, Fernlicht, sehr gute Soundqualität. Schließlich bleibt der Vergleich zum ICE 4 von Märklin (39714) - dieses Modell habe ich nie selbst in Augenschein nehmen können: Laut Papierlage wird für bei diesem Modell für ca. 650 € eine fünfteilige Garnitur (vgl.TGV: vierteilig!) mit heb- und senkbaren Pantographen und einer umfangreicheren Soundpalette geboten.
Die Ausstattung des TGV erscheint vor diesem Hintergrund insgesamt doch sehr spärlich (keine Führerstandsbeleuchtung, kein Fernlicht, keine heb- und senkbaren Pantographen, wenige Sounds von zweifelhafter Qualität, etc.). Hierbei ist aber zu beachten, dass der TGV als einziges der oben diskutierten Modelle mit zwei motorisierten Triebköpfen ausgestattet ist (beim Pico-Modell befinden sich allerdings zwei Motoren im angetriebenen Mittelwagen).
5) Lagerung der Achsen der Mittelwagen - Fehlende Gleitlagerbuchsen
Leider sind die Achsen der Mittelwagen einfach im Kunststoffdrehgestell gelagert. Gleitlagerbuchsen sucht man in den Jakobs-Drehgestellen leider vergebens. Auch hier zeigt Piko beim ICE 4 wieder einmal, wie Triebzüge im gleichen Preissegment besser ausgeführt werden können (vgl. zweites Foto). Allerdings hat auch Märklin bei anderen Modellen bereits gezeigt, wie Drehgestelle von Triebwagen gut ausgeführt werden können (z.B. Gasturbinentriebzug BR 602, 37606) - beim RAm TEE 39706 wurde dagegen auch schon auf in Buchsen gelagerte Achsen verzichtet.
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6) Anmeldung
Im Gegensatz zu diversen andere Loks hat bei diesem Modell die mfx-Anmeldung an einer CS3+ (aktuelle Firmware) auf der Anlage nicht auf Anhieb geklappt. Auf einem an B0 (nicht BO prog) angeschlossenem Testgleis (ohne andere Loks) hat die Anmeldung dann über "verlorene mfx-Loks finden" aber sofort geklappt und seitdem läuft das Modell ohne Probleme.
Im Hinblick auf die nachstehenden Rückmeldungen aus dem Forum scheint dieses Problem ein Einzelfall gewesen zu sein.
Viele Grüße,
TransEuropExpress