Hallo.
Da mein “alter” 3D Drucker einen Schaden hat, bin ich letzte Woche auf der Suche nach Ersatzteilen gewesen. Dabei bin ich über ein wirklich unglaublich günstiges Angebot bei Banggood gestolpert. Dort wurde ein 3D Resin Drucker mit Monochrom Display für sagenhafte 115€ incl. Versand aus Spanien (also EU, keine Zoll- Probleme) angeboten. Ich also nicht lange gefackelt und auf den “Bestellen” Knopf gedrückt. Erst danach habe ich mich etwas über den Drucker “schlau gemacht”. Zum einen ist der Drucker von einer Marke, die zwar im Resin- Drucker Bereich eher nicht so bekannt ist, aber dafür ist Creality eine große Nummer im Bereich der FDM Drucker. Eine der bekanntesten, beliebtesten und erfolgreichsten Drucker Serien, die Ender Drucker stammt von Creality. Was das für Folgen hat, dazu später mehr. Der Halot-One wurde erstmals im Herbst 2021 angeboten, ist also ein noch recht aktuelles Modell.
Zunächst möchte ich mal die Vorteile des Halot-One gegenüber meinem alten Mars 1 auflisten. Natürlich ist heute ein Monochrom- Display Standard. Und natürlich hat der Halot-One im Gegensatz zu meinem Mars 1 solch ein Monochrom- Display. Das bedeutet etwa 3 mal so schnelle Drucke und etwa 10 mal so lange Haltbarkeit des Displays. Aber damit sind die Vorteile natürlich noch nicht komplett aufgezählt. Der Halot-One hat einen um ca 20% größeren Bauraum als der Mars. Dabei sind die äußeren Abmessungen nahezu identisch. Das Touch- Display des Halot-One ist mit 5 Zoll extrem groß, das größte Display aller aktuell erhältlichen Consumer Resin Drucker. Deswegen lässt es sich hervorragend ablesen. Und fast der wichtigste Vorteil überhaupt, der Halot-One ist Wifi- fähig. Ein sehr seltenes Feature im günstigen 3D Drucker Bereich. Neben der total einfachen Online- Firmware Aktualisierung bedeutet das auch Zugriff auf eine Cloud voller kostenloser 3D Modelle und natürlich auch die Übertragung der Daten vom PC per Wifi und nicht umständlich per USB Stick.
Die Bestellung bei Banggood lief unkompliziert ab. Aber der Liefertermin wurde nicht ganz gehalten. Der Drucker hat zwischendurch 2 Tage “Urlaub” in Frankreich gemacht. Eigentlich sollte er am Mittwoch kommen. Tatsächlich ist er am Freitag, also 2 Tage später angekommen. Egal, jedenfalls ist er jetzt da.
Wie man am Karton unschwer erkennen kann, hat der Drucker schon eine weite Reise hinter sich, bevor er bei mir sein endgültiges Zuhause gefunden hat.
Falls jemand jetzt “Ich auch” ruft, tja, leider zu spät. Dieses Fabel- Angebot ist leider abgelaufen. Deswegen gibt es auch keinen Link zum Angebot. Zur Zeit ist so weit mir bekannt ist, der günstigste Preis für den Halot-One etwa bei 180€-190€, was angesichts der Ausstattung immer noch in Ordnung ist.
Aktuell drucke ich gerade einen Kalibrierungswürfel, um zu sehen, wie Maßhaltig die Drucke sind. Derweil schreibe ich hier den Beitrag zum “Unboxing”, wie das so schön auf Denglisch heißt. Apropos druckt. Genauer er druckte. An die kurzen Druckzeiten muss ich mich erst noch gewöhnen. Der Testwürfel ist gerade in der Härtekammer. Vor dem Härten waren die Achsen alle etwas unterschiedlich groß (bis maximal 0,15mm). Ich werde also nachkalibrieren müssen. Das ist zwar weniger als 1% (bei 20mm Kantenlänge), aber mir trotzdem zu viel. Zum Glück kann man das in der Software leicht und getrennt für alle Achsen einstellen.
Neben dem eigentlichen Drucker ist natürlich auch einiges an Zubehör dabei.
Neben der recht umfangreichen Anleitung (in Englisch und Chinesisch) ist ein Stromkabel, ein Staubpinsel ein angeschliffener Spachtel, ein paar Resin Filter und eine Ersatz FEP- Folie dabei. Eine Ersatz- Folie ist nicht selbstverständlich und ich habe das bisher bei keinem anderen Drucker gesehen. So wie es aussieht, passen aber auch die Folien, die ich noch für den Mars angeschafft habe. Was nicht dabei ist, sind Masken (sollte heutzutage sowieso jeder vorrätig haben) und Einmal- Handschuhe. Was ich nicht gefunden habe ist die Druck- Level- Karte, die zwar überall erwähnt wird, aber nirgends zu sehen ist. Da es sich dabei nur um ein einfaches Blatt Papier handelt ist das kein Drama. Laut der Banggood Seite wird der Drucker inzwischen ohne USB Stick ausgeliefert. Bei meinem Exemplar ist aber ein Stick dabei gewesen. Wirklich benutzen werde ich ihn aber nicht. Per Wifi ist dann doch viel komfortabler.
Hier kann man mal die Bauplatten der beiden Drucker nebeneinander sehen. Die Platte vom Halot-One (links) ist doch um ein gutes Stück größer als die vom Mars. Daneben ist auch die Bauhöhe beim Halot-One auf Grund der platzsparenderen Konstruktion bei exakt identischer Gerätehöhe um ganze 10mm höher, so das sich etwa 20% mehr Bauvolumen ergibt. Tatsächlich ist das nicht unerheblich mehr Bauraum. Wie viel das ausmacht, kann man an einem Beispiel zeigen. Auf Thingiverse gibt es ein OpenSCAD Skript, mit dem man Standard- ISO Container erzeugen kann. Dabei kann man Normal- Tank- und sogar Wohn- Container herstellen. Außerdem lässt sich der Maßstab genau einstellen. Mit dem Elegoo Mars 1 durfte ein Modell eines 20 Fuß Standard- Containers maximal im Maßstab 1:51 sein, um in den Bauraum zu passen. Damit wird wirklich jeder einzelne Millimeter ausgenutzt. Mit dem Halot-One sind 20 Fuß Container selbst in 1:43 kein Problem. Hier mal ein Container in 1:45 im Slicer.
Man sieht, es ist noch in alle Richtungen Luft. Ich hätte mir ja bei Bedarf ein paar Container in 1:51 gedruckt. Aber eigentlich ist das etwas arg klein für 0e… Jetzt werde ich sie vermutlich in 1:48 drucken, passend zu den Bachmann 0n30 Flachwagen.
Beim Auspacken muss man zig Schutzfolien abziehen. Wichtig ist die Folie auf dem Druck-Display. Vergisst man die, leidet die Druckqualität.
Als erstes habe ich den Drucker in mein Heimnetz eingebunden. Das ging relativ problemlos. Allerdings musste ich das WLan Passwort manuell eingeben. Eine Anmeldung per WPS- Schnellverbindung ist nicht möglich. Allerdings muss man das (sehr lange) Passwort ja nur einmal eingeben. Ist also nicht sooo dramatisch. Trotzdem wäre das eine Verbesserung, sollte das noch in die Firmware eingebunden werden. Die auf dem Drucker installiere Firmware ist ziemlich veraltet, Sie ist nur in Englisch und Chinesisch übersetzt. Außerdem sind viele notwendige Einstellungen noch gar nicht oder nicht vollständig implementiert worden. Als (krasses) Beispiel mal folgendes. Mit der aufgespielten Firmware pausiert der Drucker zwar, wenn man auf Pause drückt. Aber der eigentliche Sinn der Pause ist es zu überprüfen, ob der Druck auch tatsächlich am Druckbett haftet und nicht etwa lose im Resin herum schwimmt. Dazu muss das Druckbett hochgefahren werden und zum Fortsetzen des Drucks wieder runter. Das gibt es so bei FDM nicht und deswegen hat Creality nicht dran gedacht, die Bauplatte hochzufahren, damit man etwas sehen kann. Alle anderen mir bekannten Resin Drucker machen das aber sinnvollerweise. Und mit der neuen Firmware jetzt auch der Halot-One…
Also ist ein sofortiges Firmware Update zwingend notwendig. Ich hätte das sowieso gleich gemacht, schon aus Prinzip. Aber hier ist es wirklich unvermeidlich. An der Firmware und auch an der Slicer Software merkt man halt, das Creality noch recht neu im Resin Geschäft ist. Aber man merkt auch, das sie wirklich mit Hochdruck daran arbeiten. Als ich vor einer Woche den Drucker bestellt habe, habe ich mir vorab schon mal die Slicer Software “Halot-Box” herunter geladen. Seitdem ist schon wieder eine neue Version raus gekommen, die sehr viele Verbesserungen enthält. Auf den Slicer gehe ich später noch mal näher ein. Jetzt erst mal einen Blick auf das wirklich sehr gute Display.
Wie man sieht, alles auf Deutsch. Die neue Firmware ist jetzt in 10 verschiedenen Sprachen (darunter Deutsch) nutzbar, nicht mehr nur in 2… Der Pause Knopf ist übrigens in Natura deutlich dunkler und Orange. Hier hat das Foto nicht alles richtig dargestellt. Aber man bekommt trotzdem einen guten Eindruck vom Display.
Das Druckbett- Leveln geht hier genau wie bei allen anderen Resin Druckern. Ab Werk ist das Bett tatsächlich bereits gelevelt, so das man direkt loslegen kann. Neben der Reinigung der Bauplatte ist das ja so ziemlich die einzige regelmäßige Wartung, die ein Resin Drucker braucht. Ein Wort noch zur Lautstärke. Anfangs erschien mir der Halot-One extrem leise. Doch das ist er nur so lange, bis das erste Mal die Beleuchtung eingeschaltet wird. Beim Mars heult der Lüfter sofort nach dem Einschalten des Druckers los, beim Halot-One erst beim ersten Einschalten der UV-Lichtquelle. Dann ist er aber genau so unangenehm laut und eigentlich nicht Wohnungstauglich wie der Mars.
Also muss er sein Dasein genau wie sein Vorgänger im Badezimmer fristen. Dort stört mich der doch unangenehme Lärm am wenigsten. Außerdem ist das Bad der wärmste Raum in meiner Wohnung. 3D Harz ist ja ziemlich Temperatur- sensibel. Ein nicht beheizter Keller (den ich gar nicht habe) ist höchstens im Sommer zum Drucken geeignet…
Soweit das Unboxing. Im nächsten Teil geht es dann um die Slicer Software und um die ersten Druckergebnisse.