Hier möchte ich nur meinen Werkstoffkunde-Prof., welcher Kunststoff-Fachman war, einbringen: "Dann sind sie irgendwo auf einer Party, jemand kommt mit einer gebrochenen Kunststoff-Brille an und diagnostiziert sofort: "Da sind doch bestimmt die Weichmacher raus!". Merken sie sich bitte folgendes: dedizierte Weichmacher sind nur in PVC! Andere Kunststoffe werden compoundiert (also die verschiedenen Chemie-Bestandteile zusammen gemischt, ähnlich einer Metalllegierung oder Glas-Mischung) und eingestellt und sind ggf. nicht langzeit UV stabil, weswegen sie verspröden oder sonstige Eigenschaften verlieren, aber es sind keine vielbeschworenen "Weichmacher" drin!"
Da unsere Modelle, meinens Wissens nach, nicht aus Hart-PVC sind, sind etwaige Beimengungsquoten von ungesunden, flüchtigen Weichmachern also kein Thema. "Weichmacher raus!" ist ein großes Thema für Weich-PVC, also ein Aufblas-Schlauchboot, Teichfolie, Kabelisolation oder so etwas in der Art, aber nicht bei unseren Modellbauwerkstoffen. Forex-Platten aus Hart-PVC Schaum könnten da auch noch betroffen sein, weil man vielleicht nicht die allerhärteste, glasartige Struktur des Hart-PVCs haben möchte und sehr geringfügig Weichmacher beigibt, aber Wagenkästen, häuser und ähnliches müssten aus etwas wie ABS Kunststoff oder Polystyrol sein.
Sicherlich kann man als Hersteller bei der Auswahl eines Kunststoffs-Blends (Blend => "Verschnitt" => Schnittmenge => Mischung) Geld sparen, wenn man nicht den teuersten mit den besten (Langzeit-)Eigenschaften nimmt, was dann später zu bröseligem Endprodukt führt, siehe die ersten Jahre Märklin C Gleis und ganz sicherlich gibt es seit 20-30 Jahren einen viel größeren Fokus auf Kostenoptimierung: die Qualität des Produkts auf das gerade noch akzeptable Maß zurück schrauben, um die Marge zu erhöhen. 20 Jahre später brechen einem dann die feinen Details weg, weil der Hersteller damals dachte, es sein eine gute Idee, 5 ct pro Wagen zu sparen.
Wenn man jetzt natürlich den Hersteller damit konfrontiert, dann wird der vordergründig erstmal abwiegeln. Egal, um was e sgeht, es kommt immer "Das haben wir ja noch nie gehört, da sind sie der allerallererste, der sich beschwert!" (Display vom Autoradio fiel immer aus, weil das Flachbandkabel billig war und wegbröselte (da waren bestimtm die Weichmacher raus!), auf ebay gab es schon eine ganze "Industrie" mit Reparaturbetrieben und "Tauschgerät gegen Altgerät" usw, aber der Werkstattmeister der Vertragswerkstatt will noch nie in seinem Leben ein defektes Display gesehen haben!) und es wird sich immer hinter dem Alter versteckt. "Ja guter Mann, der Waggon ist 20 Jahre alt, was erwarten Sie?"
Ganz einfach, dass nicht am falschen Ende gesparrt und der billigste Pfusch verspritzt wird und der Wagen einfäch hält. Das ist möglich und die Teile sind ausreichend teuer, also verlange ich das!
Man muss die Hersteller mit solchen Themen konfrontieren. Wenn man das stillschweigend akkzeptiert, passiert nichts, aber wenn ausreichend Reklamationen auflaufen und der Hersteller merkt "Hoppla, war doch nicht so gut!" landet das Thema irgendwann doch mal auf höherer Ebene, dann wird dezent nachgebessert...
Niemals sinnfreie Dogmen oder eine komplett unnötige Markenbindung auf meiner Anlage!