RE: Selbstbau einer Innenbeleuchtung

#1 von jimknopf , 11.06.2008 02:45

Hallo ins Forum,

heute zeige ich einmal den Selbstbau einer Innenbeleuchtung. Zum einen tauchte eine damit zusammenhängende Frage neulich im Forum auf, zum anderen kam äußerst passend ein gebraucht erworbener Silberling bei mir an. Da dieser Waggon ohnehin mit Licht ausgerüstet werden mußte, bot sich die Gelegenheit geradezu an.


Zum Vorbild: es handelt sich um einen Wagen der Gattung Bnrzb 725, erstes Lieferjahr 1966, Fertigungszeit 10 Jahre. Die Wagen besitzen zum Teil UIC-Vollausstattung, sind mit Scheibenbremsen ausgerüstet und laufen auf Drehgestellen der Bauart Minden-Deutz leicht.

Die Gattungszeichen:
B = Sitzwagen 2. Klasse
n = Nahverkehrswagen mit Mitteleinstiegen
r = Rapidbremse (Bremsstellung R)
z = Zugsammelschiene (elektrische Energieversorgung)
b = Brems- und Steuerleitungen für Wendezugbetrieb
725 = Bauartnummer


Zum Modell: es handelt sich um einen 1:100-Wagen von Roco, Art.-Nr. 4265S.



Vorab: ich fahre Wechselstrom analog und finde Glühlampenlicht schöner als LED-Licht. Niemand wird hier bekehrt, niemand zum Nachbau gezwungen. Wer eine andere Ansicht vertritt, darf dies selbstverständlich tun; aber ebenso selbstverständlich ist das Unterlassen besserwisserischer Kommentare.



Der Selbstbau



Als erstes werden das benötigte Material und Werkzeug bereitgelegt. Natürlich der Waggon, ein Schleifer der Länge 40 mm (Roco 40003; von Roco nicht mehr lieferbar), das "H"-förmige Federblech als Massekontakt (Rest aus einem Innenbeleuchtungssatz), Litze, Lochrasterplatine sowie 8 sockellose Glühlampen für 6-12V / 20-40mA. Beim Werkzeug fehlt im Bild der Seitenschneider.



Dach abnehmen, Drehgestelle abziehen, den jeweils äußeren Radsatz herausnehmen.
Die Drehgestelle haben in der Mitte, direkt unter dem Drehzapfen, eine Montagefläche für Federbleche und Schleifer. Auf dieser Montagefläche befinden sich zwei kleine Zapfen zum Fixieren der Teile.
Beide Drehgestelle erhalten neben der Montagefläche, zum Wagenende hin, eine Bohrung der Größe 1,5 mm zur Kabeldurchführung. Im linken DG ist diese Bohrung sichtbar zwischen der schmalen, rechteckigen Öffnung oben und dem Drehzapfenloch in DG-Mitte.



Am Masse-Federblech wird die Litze angelötet. Blech unter den Radsatz schieben und auf die Zapfen stecken; der linke Zapfen ist gut zu sehen. Das Blech hält durch Zapfen und Radsätze. Die Litze wird durch die angebrachte Bohrung geführt und durch das im Wagenboden vorhandene Loch in den Innenraum des Waggons gesteckt. Darauf achten, daß die Kupplungsdeichsel nicht ausgehängt wird.
Drehgestell einklipsen, anderen Radsatz einsetzen.



Andere Wagenseite, sinngemäß verfahren: Litze an Schleifer löten, Schleifer auf die Zapfen stecken und Litze durch das gebohrte Loch führen.
Achtung (!) : die Löcher in den Roco-Schleifern sind minimal zu klein; es bedarf einer gut dosierten Portion mittelprächtiger Gewalt, um ihn auf die Zapfen zu pressen. Sicherheitshalber den Schleifer zusätzlich mit 1 (in Worten: einem!) Tropfen Klebstoff sichern. Keine Angst, Alleskleber sind elastisch und lassen sich gut wieder lösen.
Litze durch den Boden in den Wagen führen, Drehgestell einklipsen, anderen Radsatz einsetzen.



Ansicht des fertigen Wagenbodens.



Nun geht es ans Eingemachte: die benötigte Länge der Lochrasterplatine wird ausgemessen, zugeschnitten und entgratet.
Benötigt werden 3 (drei) Lochreihen; die Länge des Streifens richtet sich nach der Wagenkastenlänge. Da eine Europlatine 160 mm lang ist, muß der Streifen gegebenenfalls mit einem passenden weiteren Streifen verlängert werden.

In meinem Fall ist eine Besonderheit vorhanden: der Waggon besitzt Lichtleiteinsätze an den Wagenenden für das Zugschlußsignal Zg2 (zwei rote Lichter). Den früheren Roco-Innenbeleuchtungen lagen nicht nur zwei neutrale Lichtleitkörper-Enden bei, sondern speziell für derartige Modelle zwei zusätzliche Enden mit angespritzen Stäben, die bis zu den Schlußlichtern hinunterreichen. Ich wollte diese übriggebliebenen Enden verwenden; deswegen ist mein Lochrasterstreifen so kurz. Zunächst baute ich nur 3 Lampenpaare ein. Das Ergebnis war leider nicht das Erhoffte; dazu später mehr.



Der Lochrasterstreifen erhält mit Hilfe von Klingeldraht "Leiterbahnen". Die äußeren Reihen werden über die komplette Länge geführt. Sollte ein Verlängern der Platine nötig sein, stellt der aufgelötete Draht die mechanische Verbindung der beiden Teile her.
Jeder Draht wird an einem Ende durch ein Loch auf die andere Seite, die Nicht-Löt-Seite, geführt und steht dort 5 mm über. An diese Enden werden später die Litzen von Schleifer und Masse-Federblech gelötet. Sinnvollerweise steht also an jedem Ende des Platinenstreifens jeweils 1 Draht heraus .



Die ersten Lampenpaare sind aufgelötet.
Die Schaltung ist sehr einfach: jeweils 2 Lampen werden in Reihe geschaltet, 4 dieser Paare parallel zueinander. Der Abstand zwischen zwei Lampen beträgt etwa 2 cm.
Der Schaltplan gibt keine Rätsel auf:


Vom Schleifer kommend führt die Litze zu einer der äußeren Leiterbahnen, die andere Leiterbahn ist mit dem Masse-Federblech verbunden. Die 4 Lampenpaare sind an diese Leiterbahnen angeschlossen, wobei die Verbindung zwischen zwei Lampen über die mittlere Lötpunktreihe führt.
Vergleicht dazu Bild und Schaltplan.



Ansicht des eingebauten Leiterplattenstreifens. Links und rechts befinden sich die angesprochenen Lichtleitkörper-Enden. Die Platine ist daran mit Klebestreifen befestigt. Die Litzen von Schleifer und Masse werden innerhalb des Wagenkastens so geführt, daß sie möglichst "unsichtbar" verlaufen, und an die erwähnten überstehenden Drahtenden auf der Nicht-Löt-Seite des Platinenstreifens gelötet.



Das Ergebnis war leider durchwachsen: die Schlußlichter funktionieren zwar zufriedenstellend, aber die Ausleuchtung des Innenraumes unter den Lichtleitkörpern war mangelhaft. Die kleinen Lampen sind dunkler als die früher üblichen Soffitten. Es blieb mir nicht anderes übrig, als das vierte Lampenpaar nachträglich einzubauen.

Da ich weder alles neu bauen noch auf die Schlußlichter verzichten wollte, verband ich dieses Paar untereinander mit einer eigenen Leitung (der hell-/dunkelgrau geringelte Draht). Die Lampen hängen unter dem Lichtleitkörper. Jetzt ist der gesamte Wagen gleichmäßig beleuchtet.



Dem Nachtbetrieb steht nun nichts mehr im Wege.



Der Versuch eines Bildes bei völliger Dunkelheit; wegen der langen Belichtungszeit leider etwas unscharf.


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Die verwendeten Lampen nehmen im Betrieb keinen Schaden. Ein Lampenpaar "verträgt" durch die Reihenschaltung eine Nominalspannung von 24V, wird also im normalen Fahrbetrieb bis max. 16V nur im Teillastbereich betrieben. Selbst der Umschaltimpuls zum Fahrtrichtungswechsel fügt den Lampen keinen Schaden zu.

Auf diese Weise kann jeder beliebige Waggon, egal wie lang, egal welche Bauart, mit einer Innenbeleuchtung ausgerüstet werden. Der als Lampenträger dienende Platinenstreifen wird einfach in der notwendigen Länge hergestellt.


Wer die Schaltung mit LED nachbauen möchte, kann im Prinzip genauso arbeiten. Werden LED einzeln an die Speiseleiterbahnen angeschlossen, unbedingt an den Vorwiderstand mit R=820 Ohm denken! Ansonsten ist die Reihenschaltung mehrerer LED möglich, bei einer Nennspannung von 12-14 V sind das 6 LED hintereinander. Dabei entfallen auf die einzelne Diode etwa 2 V. Bei höheren Betriebsspannungen, insbesondere bei Digitalsystemen, für je 2 V eine LED mehr in die Reihe einfügen.



Ich hoffe, dem Einen oder Anderen eine Anregung gegeben bzw. die Scheu vor einem Eigenbau genommen zu haben, und wünsche Euch viel Spaß beim Nachbau.


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Edit Januar 2016: Bildlinks erneuert


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Viele Grüße, Reiner


 
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RE: Selbstbau einer Innenbeleuchtung

#2 von Walter Zöller ( gelöscht ) , 11.06.2008 12:01

Hallo Reiner,

gut gemacht, aber ---
Die Beleuchtung ist viel zu hell. Was bezahlt Dir Vater Staat für die Einsparung der Straßenbeleuchtung?

Spaß beiseite. Bei einer Fahrspannung von 12 - 14 V= im 2L=-Betrieb verwende ich für die Innenbeleuchtung Telefon-Kleinlampen 24 V.
Damit wird der Farbton und die Helligkeit erreicht, wie sie bei Personenwagen mit Glühbirnen vor der Zeit der Leuchtstoffröhren üblich war. Und das sieht wirklich gut aus. Schließlich sollen ja nicht 50m Gelände zu beiden Seiten der Bahnlinie ausgeleuchtet werden.

Gruß
Walter


Walter Zöller

RE: Selbstbau einer Innenbeleuchtung

#3 von jimknopf , 11.06.2008 12:14

Hallo Walter,

es stimmt, auf dem Bild ist das Licht ziemlich hell. Ich hatte allerdings den Trafo auch voll aufgedreht.

Im Fahrbetrieb mit niedrigeren Spannungen relativiert sich das aber, und dann stimmt auch die Optik.

Außerdem wirken Fotos oft anders als die Ansicht in der Wirklichkeit; durch die Helligkeit in der Mitte erscheint alles andere etwas dunkler.


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RE: Selbstbau einer Innenbeleuchtung

#4 von Martin Lutz , 11.06.2008 12:56

Hallo,

Noch ein Vorschlag, speziell im Analogbetrieb. Bei LED Beleuchtungen wird oft ein Spannungsregler vorgeschaltet. Dies könnte man auch bei Glühlampen machen. Beispiel:

Microglühlampen von etwa 2V nehmen, möglichst geringe Stromaufnahme. Jeweils zwei in Reihe schalten und von einem Spannungsregler versorgen (z. 3.3V über einen Brückengleichrichter).

Da die Anfahrspannung bei Analog etwa 5, 6 bis 7V beträgt, hat man im gesamten Geschwindigkeitsbereich eine gleichmässige Helligkeit.

Leider werden die Beleuchtungen immer wieder viel zu hell gemacht. Auf den Bildern scheint das auch hier der all zu sein. Aber Photos täuschen oft.


Martin Lutz  
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RE: Selbstbau einer Innenbeleuchtung

#5 von jimknopf , 12.06.2008 21:36

Hallo, Martin!

Konstant helles Licht durch Spannungsregler ist eine gute Idee. Aber als Längsregler setzt er ja alles über 3,3V hinaus in Wärme um. Wie warm/heiß werden die Bauteile dabei? Wo innerhalb des Waggons baue ich den Stabi am besten ein, ohne daß sich das Gehäuse verformt?

Unter dem Dach wäre zwar Platz, es gibt aber fast keine Belüftungsmöglichkeit. Und im Fahrgastraum ist er durch die Fenster zu sehen.


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