RE: Vorbildgerechte Übergabegruppe

#1 von Redundant , 24.06.2011 07:40

Moin,

ich plane eine Anlage mit einer Hauptstrecke, einer Nebenstrecke (als Steilstrecke) und einer Hafenbahn.



Ursprünglich war geplant, nur die Hafenbahn als Privatbahn darzustellen. Aber ich habe keinen vernünftigen Platz für eine Übergabegruppe gefunden. Die nächste Überlegung war/ist, Neben-/Steilstrecke und Hafenbahn als private Kleinbahn nach dem preußischen Kleinbahngesetz zu realisieren. Auf der Kleinbahn soll der Transportweg von Basalt dargestellt werden. Genauer: Die Übergabe des Basalts von der Schmalspurbahn des Steinbruchs an die regelspurige Kleinbahn bis zur Schiffsverladung im Hafen soll dargestellt werden.

Die Übergabe der Waggons soll im Bereich Kleinbahnhof Linzerhafen und Bahnhof Linzerhafen erfolgen.

Nun die eigentliche Frage: Wie genau hat so eine Übergabegruppe auszusehen bzw. aus welchen Teilen besteht sie? Eingeplant habe ich ein Gleis für ankommende Waggons und eines für abgehende Waggons. Beide Gleise haben einen direkten Anschluss an die Hauptstrecke (noch im Bahnhofsbereich). Der Betrieb ist so gedacht, dass ein Gleis immer leer ist, und so zur Umfahrung genutzt werden kann. Ist das realistisch?

Gibt es irgendwo eine Website, die Aufbau und Betriebsabläufe an einer solchen Übergabegruppe erklärt?

Viele Grüße,
Thorsten


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RE: Vorbildgerechte Übergabegruppe

#2 von 216 , 24.06.2011 11:44

Da fällt mir eben der Bahnhof Scheuerfeld (Sieg) ein. HIER habe ich eben paar Bilder gefunden.

Ich nehme mal stark an das Du die Anlage in Ep.III bauen willst oder?
Das mit dem Übergabebahnhof ist nicht schlecht, jedoch würde ich mindestens 3 Gleise (oder auch mehr) einplanen. Was ich etwas vermisse, ist eine kleine Ortsgüteranlage (wie Stückguthalle etc.) wie sie es fast überall mal gab. Im Bereich des Übergabebahnhofs (Gbf Linzerhafen) könnte dann die Staatsbahn das Rangiergeschäft mittels eigener Rangierlok übernehmen (z.B. Köf oder V60). Evtl. würde ich eine kleine Lokaussenstelle bzw. Lokabstellgleise bauen indem sich Rangierloks oder auch die wartende Zuglok eine "Erholung" gönnt.

Hier mal eben auf die schnelle eine schematische Darstellung

Hier sind einige "Rangiergeschäfte" versteckt, wie z.B. die Güterabfertigung sowie das Postamt. Das Gleis an der Güterabfertigung könnte noch etwas länger werden um eine Ladestrasse mit Lademaß zu ergänzen. Bei diesem Plan hat der Bahnhof auf beiden Seiten der Hauptstrecke jeweils eine Schutzweiche, das der Rangierbetrieb bei einer Durchfahrt nicht abgebrochen werden muß. Im Bereich der rechten Seite zwischen Hauptbahn und Nebenbahn wäre evtl. etwas Platz für eine Lokstation.

Gruß Martin


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RE: Vorbildgerechte Übergabegruppe

#3 von Redundant , 24.06.2011 15:29

Hallo Martin,

die ursprünglich angedachte Epoche war IV, Periode IV a. Die Abgrenzung zu Epoche III b ist ja nicht so ganz klar, bzw- 1965 – 70 ist die Überschneidungsphase beider Epochen. Da ich aber so höllenviele Wiking-Modelle aus den späten Siebzigern/frühen Achtzigern habe überlege ich, die dargestellte Zeit etwas nach hinten zu verschieben ...

Der Bahnhof Linzerhafen orientiert sich an dem Bahnhof Linz (Rhein). Allerdings müsste ich den Bahnhof etwas in die Raummitte ziehen, um das Bw Linz noch darstellen zu können. Das würde aber doch recht stark zu Lasten der Zugänglichkeit gehen. Deshalb habe ich das Bw kurzentschlossen durch den Kleinbahnhof ersetzt und das Vorfeld Fahrtrichtung Bonn kurzerhand als Übergabegruppe ausgelegt. In die entgegengesetzte Richtung muss eigentlich sowieso noch ein Ausweichgleis. Von da aus könnte ich dann auch noch die Stückgut-Lagerhalle und ein eventuelles Postamt bedienen ... womit der Bahnhof Linzerhafen doch ein deutliches Stück größer wird, als von mir ursprünglich angedacht (ursprünglich war ja der Kleinbahnhof gar nicht geplant und die Übergabegruppe sollte am Hafen sein. Naja, dann kommt an den Hafen noch ein Kleinbahn-Bw ... und schon hab ich auf eine vorbildnahen Modellbahn mehr Spielmöglichkeiten, als ich im Jahr durchspielen kann (vor allem brauche ich dann auf jeden Fall eine mobile Kontrolleinheit – aus 8 m Entfernung eine Köf sanft an einen einen Waggon ankoppeln zu lassen ... so gute Augen hab ich wohl nicht mehr)!

Viele Grüße,
Thorsten


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RE: Vorbildgerechte Übergabegruppe

#4 von Redundant , 25.06.2011 08:46

@ Martin

Was ist eigentlich eine Lokaußenstelle genau? Ist das eine Bw-Außenstelle oder dann wirklich nur ein Gleis wo eine Lok abgestellt wird wie hier bei der Hafenbahn Hanau:


Gibt es für solche Anlagen eigentlich Spezifikationen die man beachten muss?

Auf die Idee einer Übergabegruppe im Modell bin ich übrigens durch dieses Bild (auch Hafenbahn Hanau) gekommen:



Die Betriebssituation erscheint für mich ausreichend interessant, um etwas in der Richtung nachzubauen!

Viele Grüße,
Thorsten


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RE: Vorbildgerechte Übergabegruppe

#5 von 216 , 25.06.2011 10:56

Hallo Thorsten, es gibt (gab) viele Spezifikationen von Unterhaltungsanlagen (Bw, Ast, Est). Als Gliederung gab es die A-Gruppe (Personal), B-Bruppe (Betrieb), C-Gruppe (Unterhaltung/Wartung). Meine Beispiele zählen aber nur zur Bundesbahnzeit, da heute ja bekanntlich durch das Managment das Rad neu erfunden wurde

Betriebswerke Bw
Hier wurde Personal und Fahrzeuge bereitgestellt. Man unterscheidet zwischen Personaleinsatz-Bw oder Mutter-Bw.
Ein Personaleinsatz Bw besitzt eine eigene Personal, Verwaltung, Lokleitung, Behandlungsanlagen, jedoch keine eigenen Triebfahrzeuge.
Gliederung im Bw unterteilt die Gruppen: A- und B-Gruppe.
(Beispiel: Bw Wanne-Eickel nach Aufgabe der ETA Unterhaltung)

Das Mutter Bw besitzt ebenfalls alles wie das Personaleinsatz Bw, jedoch auch eigene Triebfahrzeuge die auch hier gewartet (Reperatur) werden. Die Gliederung im Bw unterteilt die Gruppen: A-, B- und C-Gruppe. In einem Mutter Bw wurden auch größere Ausbesserungen ausgeführt sowie Großbauteile getauscht.
(Beispiel: Bw Frankfurt 1, Bw Limburg, Bw Giessen usw.)

Bw-Aussenstelle Ast
Eine Bw Aussenstelle ist eine sogenannte ehemalige Lokstation. Anfangs waren hier auch eigene Lokzuteilungen von einem Mutter Bw, welches die Ast unterstellt wurde. Hier gab es ebenfalls Unterhaltungsanlagen, teils Lokleitung sowie Personal. Auch Kleinreperaturen konnten in manchen Ast- Anlagen durch örtliches Personal instandgehalten werden. Je nach Größe der Ast gab es auch einen Aussenstellenleiter und eine kleine Verwaltung.
(Klassische Bw-Ast waren: Ast Siershahn (Bw Altenkirchen), Ast Westerburg (Bw Altenkirchen ab 1970 Bw Limburg), Ast Lauffach (Bw Aschaffenburg), Ast Niedernhausen (Bw Limburg), Ast Weilburg (Bw Wetzlar) usw.)

Bw-Einsatzstelle Est
Eine Einsatzselle hielt nur Personal vor. Viele der ehemalig aufgelösten Bw oder Ast Anlagen wurden nach der Lokaufgabe zur Est degradiert. So wurde z.B. das Bw Hanau nach Aufgabe der Lokbeheimatung erst zur Ast Hanau (Bw Frankfurt 2) mit eigener Lokleitung und später zur Est Hanau (ohne Lokleitung).
Mit vortschreitender Technik der V- und E-Traktion wurden immer mehr Est ins Leben gerufen, weil die Lokumläufe immer größer wurden und es nicht mehr so oft zum Lokwechsel bzw. Lokbehandlung kam. Als Beispiel im Bw Frankfurt 1 gab es: Est Frankfurt Süd, Est Frankfurt Hbf, Est Friedberg, Est Bad Homburg, Est Niedernhausen, Est Offenbach usw.

Zu deinem Vorbild Linz am Rhein:
Das Bw Linz war einst ein eigenständiges Bw welches im laufe der Jahre (03.10.1954) später zur Ast Linz (Bw Oberlahnstein) degradiert wurde. Am 28.05.1962 wurde die Ast Linz dem Bw Ko-Mosel unterstellt (Grund dafür war die Degradierung des Bw Oberlahnstein zur Ast Oberlahnstein des Bw Ko-Mosel). Am 01.10.1967 wurde die Ast Linz geschlossen und es wurde nur noch eine Einsatzstelle für Triebfahrzeugführer.

Das war eben mal auf die schnelle

Gruß Martin


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RE: Vorbildgerechte Übergabegruppe

#6 von K.Wagner , 25.06.2011 13:38

Hallo Thorsten,

kurz noch einige Anmerkungen zum Thema Übergabegruppe...
Die minimalistischste Übergabegruppe besteht aus einem Gleis - ankommende Wagen werden da abgestellt, von der Kleinbahn "aufgenommen und die abgehenden Wagen bereitgestellt und von der Staatsbahn übernommen. Wenn ich mich recht erinnere (altes EM) wars bei der Buxtehude-Harsefelder Eisenbahn so. Auch bei Achern-Ottenhöfen könnte es so gewesen sein - aber den Bahnhof habe ich immer nur aus dem fahrenden Zug gesehen - genau wie Riegel einige Kilometer weiter. Aber vielleicht können da einige Ortskundige mit Infos nachhelfen.

Nächste Stufe ist ein Gleis für ankommende Wagen und ein Gleis für die abgehenden Wagen.

Stufe 3 hat dann noch ein Verkehrsgleis - und ab dann sind keine Grenzen mehr nach oben....außer den wirtschaftlichen, denn auch eine Bahn schaut auf das Betriebsergebnis.

Wenn ich Deinen Gleisplan richtig interpretiere, hast Du Stufe 2 verwirklicht. Kleinbahnseitig ist betrieblich alles in Butter.... GZ fährt in den Kleinbahnhof ein, Lok drückt die Wagen in die Übergabegruppe.
Staatsbahnseitig hängt es von Deinem Betriebskonzept ab. Wird die Übergabestelle vom Bahnhof aus bedient, dann fehlt eine Umsetzmöglichkeit. Ansonsten - wenn die Wagen separat zugeführt werden, hast Du aufgrund des fehelnden Verkehrsgleise nur dann ein Problem, wenn die abgehenden Wagen bereitstehen und die Übergabe vom Nachbarbahnhof einfährt - die Lok kann dann nicht umsetzen. Läßt sich aber durch einen entsprechednen Fahrplan umgehen - gibt dann halt 2 Lz-Fahrten zur Bedienung....

Ansonsten sei ergänzend MIBA-Spezial 75 "Anschließer und Werksbahnen" empfohlen...


Gruß Klaus


 
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RE: Vorbildgerechte Übergabegruppe

#7 von Redundant , 25.06.2011 18:01

Zitat von K.Wagner
Ansonsten sei ergänzend MIBA-Spezial 75 "Anschließer und Werksbahnen" empfohlen...


Das ist ein guter Tipp. An das Heft kann ich rankommen!

Viele Grüße,
Thorsten


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RE: Vorbildgerechte Übergabegruppe

#8 von Multi ( gelöscht ) , 01.07.2011 18:40

Hallo,

zur Sicherheit nochmal ins Theoriebuch geschaut (Berthold Grau, Bahnhofsgestaltung Bd.2, S. 122 f): Danach ist Deine zweigleisige Lösung vollkommen korrekt, Grau empfiehlt evtl. ein zusätzliches Umfahrgleis.
Wenn die Wagenübergabestelle (WÜST) in einen Bahnhof integriert ist, so empfiehlt Grau die Anschlußbahn in das Hauptausziehgleis einmünden zu lassen, eine sehr modellbahngerechte Lösung.

Gruß Dietmar


Multi

   


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