RE: Keine konkrete Planung, sondern grundsätzliche Überlegungen

#1 von Redundant , 28.08.2012 11:00

Moin,

ich bin ja für unkonventionelle Ideen immer offen. Ausgehend von der Überlegung "Wer immer nur das macht was er schon kann, wird immer nur das bekommen was er schon hat!" und einigen Überlegungen zu Bahnhöfen aus dem Schnellenkamp-Forum frage ich mich, ob eine Modellbahnanlage wirklich immer einen (Personen)Bahnhof braucht?

Grade wenn elektrifizierte zweigleisige Hauptstrecken thematisiert werden, ist ein Personenbahnhof der Platzfresser schlechthin, der trotzdem nur mit enorm vielen Kompromissen realisiert werden kann. Egal wie lange man daran arbeitet und plant, wirklich zufrieden wird man nie sein. Die Gründe dafür können enorm viele und enorm vielfältig sein. Das (Spiel)Vergnügen, das Personenbahnhöfe bereiten ist (im Gegensatz zum Platzbedarf) doch eher gering. Die Gleise sind trotz einer Länge im zweistelligen Meterbereich zu kurz, das Empfangsgebäude steht im Weg und irgend ein Kompromiss, den man bei der Planung eingehen musste, ärgert beim Spielbetrieb so, dass er den Spaß am Bahnhof deutlich vermiest.

Warum lässt man die Dinger nicht einfach weg? Abzweige und Streckenberührungen gibt es auch auf freier Strecke auch. Im Zeitalter von Schattenbahnhöfen ist ein Personenbahnhof als Zugspeicher eher unnötig und der Gewinn an Spielspaß ist tendenziell gering.

Wenn ich lange und fahrende Züge sehen will, werde ich selbst bei einer mittelgroßen Anlage ohne Personenbahnhof glücklich. Für den Rangierbedarf kann man ja einen kleinen Übergabebahnhof zu einer kleinen Industreibahn vorsehen. Wenn die auch noch schmalspurig ist und Rollbockverkehr notwendig macht, hat man mehr als genug zu tun, während man den vorbeifahrenden Fernzügen hinterher schaut. Das klassische Thema "Hauptstrecke mit abzweigender Nebenbahn" ist doch vergleichsweise sterbenslangweilig.

Es wäre schön, wenn es bei diesem Thema keine wütenden Pöbeleien u. ä. gibt und alle Argumente auf einer angemessenen rationalen Ebene bleiben. Das Wesentliche an einem Gedankenaustausch ist doch, dass man die Meinung des Gegenübers zumindest Toleriert (die andere Meinung muss ja nicht akzeptiert/angenommen werden).

Viele Grüße,
Thorsten


Die vorangegangenen Zeilen sind als Denkanstoß zu verstehen – nicht als Belehrung, Provokation oder was auch immer bösartige Menschen da hineininterpretieren könnten.
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RE: Keine konkrete Planung, sondern grundsätzliche Überlegungen

#2 von TRAXXer , 28.08.2012 12:42

Hallo Thorsten,

am Ende ist ja jeder seines eigenen Glückes Schmied

Über dein Anliegen habe ich mir auch schon oft Gedanken gemacht. In meinem Falle zunächst dadurch begründet, dass ich Güterzüge erst einmal viel interessanter finde, dann kommen die angesprochenen Platzgründe dazu, und außerdem muss man ja auf Personenzüge dadurch nicht verzichten. Hier in meinem Hinterkopf das Containerterminal Eifeltor (Köln), das an einer sowohl von Güter- als auch Personenzügen hoch frequentierten Strecke liegt - abwechslungsreicher und interessanter Betrieb!

Punkte, die für mich gegen einen Personenbahnhof auf *meiner* Anlage sprechen:
- Betrieb ist eintöniger, und im Modell generell schlechter darzustellen. Es gibt keine (oder nur einige wenige von Roco) Waggonmodelle, deren Türen sich digital öffnen und schließen lassen, und außerdem laufen unsere Preiserleins noch lange nicht selbstständig durch die Gegend (im Kreis Schlittschuhlaufende auf einem zugefrorenen See mittels Magnetsteuerung mal ausgenommen), sodass eigentlich nur Stillstand zu aus der Lok schallenden Soundbausteinen (Pfiff, Bahnsteigdurchsage) herrscht - keine wirkliche Bahnhofsatmosphäre.
Güterumschlags oder -Verladestellen sind diesbezüglich finde ich eher umzusetzen. Hier gibt es mehr Vielfalt, beispielsweise Plastikgranulat in fernsteuerbaren Fleischmann-Selbstentladewagen (hier gibt oder gab es mal einen Teppichbahner, der das annähernd zur Perfektion getrieben hat.
- der Platz: wie du schon schriebst, den ein Bahnhof in einigermaßen realistischen Maßstäben einnimmt (hier habens die N-Bahner und Zetties natürlich einfacher)

Möchte man den Personenbahnhof nicht missen, so kann man ja einen einfachen Haltepunkt vorsehen der genauso abwechslungsreichen Betrieb ermöglicht, ohne Unmengen an Platz zu verschlingen.

Du siehst, du bist nicht der einzige der keinen Bahnhof braucht


Schöne Grüße, Niklas


 
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RE: Keine konkrete Planung, sondern grundsätzliche Überlegungen

#3 von memento , 28.08.2012 16:58

Hallo,

bei etwas kleineren US-Anlagen ist das nach meinem Eindruck eigentlich recht häufig. Die Gleispläne, die man so sieht, sind oft etwas "verspielter" und stellen viele Rangiermöglichkeiten in den Vordergrund, aber die Nachbildung des Reiseverkehrs mit Personenbahnhöfen wird tendentiell oft weggelassen. Das ist dort eher was für große Anlagen, wo dann auch wirklich ein entsprechender Bahnhof Platz findet.

Die Rangieranlagen sind auch nicht unbedingt komplette Bahnhöfe, eher Industrieanschlüsse oder generell Rangieranlagen, die mehr so wirken, als seien sie der Ausschnitt aus einem größeren Bahnhof.

LG
Thomas


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RE: Keine konkrete Planung, sondern grundsätzliche Überlegungen

#4 von Redundant , 28.08.2012 17:27

Hallo nach Köln (ha - zwei Grüße in drei Worten ... ein guter Schnitt)!

Nach meinem Empfinden ist es wirklich so, dass eine Anlage ohne Personenbahnhof, aber mit Durchgangsstrecke und Rangiermöglichkeiten interessanter ist als eine Anlage mit gedrängtem/gestauchtem Bahnhof für Fernzüge.

Ein Haltepunkt ist in den jüngeren Epochen wirklich eine glaubhafte Alternative. Grade in den jüngeren Epochen sind ja viele Unterwegsbahnhöfe für Nahverkehr zu Haltepunkten kastriert worden.

Solche Szenarien mit Güterbahnhöfen und einer Durchgangsstrecke am Rand der Anlage sind ja durchaus nicht selten und wirklich sehr betriebsintensiv.

Viele Grüße,
Thorsten


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RE: Keine konkrete Planung, sondern grundsätzliche Überlegungen

#5 von memento , 28.08.2012 21:11

Moin nach An der Waffel

selbst in dem Gleisplanbuch des Alba Verlags (Band 1 von dieser mehrbändigen Modellbahn-Reihe, die wohl jeder kennt) sind mindestens zwei Pläne drin, wo einfach nur eine zweigleisige Hauptstrecke (ohne Bahnhof) verläuft. Bei einem Plan ist dann ein Abzweig auf freier Strecke zu einem kleinen Endbahnhof drin. Jaja, Endbahnhof... ich weiß... aber eben keinesfalls für die Züge auf der großen zweigleisigen Hauptstrecke gedacht.

Eine von meinen Mini-Anlagen hat auch überhaupt gar keinen Bahnhof. Da habe ich mich aber eher von der Idee der Loreley Spur Z-Anlage inspirieren lassen, daß man einfach NUR Züge durch die Landschaft im (verdeckten) Kreis fahren läßt. Diese Spur Z-Anlage wurde glaub ich in dem Thread, den Du verlinkt hast, ja auch erwähnt.

Immer wenn ich in Köln an der Südbrücke langkomme....

http://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdbr%...%28K%C3%B6ln%29

....denke ich mir, daß man auch eine Anlage bauen könnte, die nur diese Brücke als Vorbild hat. Wenn man unten am Rhein steht und auf die Südbrücke blickt, verschwindet die Bahnstrecke links und rechts hinter Gebäuden und vorgelagerten Bäumen. Eigentlich ist somit nur die Brücke selbst von weitem sichtbar. Man müßte also auf einer Modellbahn eben nur den Bereich der Brücke durchgestalten und dann links und rechts eben durch geschickten Kulissenbau im "off" verschwinden lassen. Dann einfach die beiden Enden zu einem verdeckten Oval mit Schattenbahnhof hinter der Kulisse "kurzschließen", so wie es bei der Loreley-Strecke in Z auch gemacht wurde, fertig. Die Südbrücke wäre in Spur N etwas über 3 Meter lang (536 Meter im Original), die gesamte Anlage mit etwas Geschick also ca. 4 Meter.

Man könnte viel abwechslungsreiche Fahrzeuge auf so einer Anlage laufen lassen. Da die Brücke selbst sich im wesentlichen ja über all die Jahre seit 1908 optisch nur wenig verändert hat, wäre mit etwas "Augenzwinkern" sogar Epoche I bis VI möglich. (Manche Details wie z.B. die Graffiti aus Epoche VI sprechen natürlich strenggenommen dagegen. Ich weiß auch nicht, wann die Strecke elektrifiziert wurde.) Einen sehr guten Foto-Hintergrund könnte man auch einfach erstellen, indem man sich auf die Brücke stellt und ein Panoramabild aufnimmt. Als Nachteil gäbe es natürlich bei diesem Vorbild dann natürlich keinerlei Rangierbetrieb.

LG
Thomas


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RE: Keine konkrete Planung, sondern grundsätzliche Überlegungen

#6 von TRAXXer , 28.08.2012 21:24

n'Abend aus Köln nach Köln sowie an sämtliche Waffeln

ich LIEBE die Südbrücke! Sowieso finde ich den Bahnknoten Köln aus modellbahnerischer Sicht hochinteressant... Ich stelle mir eine Anlage vor, die die verschiedenen Besonderheiten in der Streckenführung aufgreift, beispielsweise das Wirrwarr an Brücken und Über-/Unterführungen aus dem Deutzer Bahnhof hinaus Richtung Osten, oder die Abzweige zur Flughafenschleife inkl. Dieselstrecke Richtung Gummersbach...





was sich da alles gestalten ließe... und eben auch die Südbrücke, oder die anliegenden Bahnanlagen des Deutzer Hafen (leider in der heutigen Epoche nicht mehr so interessant umzusetzen), oder Gremberghoven, so viele Möglichkeiten ohne nur ein Fitzelchen Bahnsteig

Ich werde irgendwann mal ein Stück Bahndamm durch Humboldt/Gremberg nachbauen.


Schöne Grüße, Niklas


 
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RE: Keine konkrete Planung, sondern grundsätzliche Überlegungen

#7 von Redundant , 28.08.2012 21:32

Moin Thomas,

Köln sagt mir was ... ich glaub, da hab ich das Licht der Welt erblickt!

Als Kind hab ich sogar noch die Rheinuferbahn und den Ebertplatz vor dem U-Bahn-Bau erlebt!

Aber quasi eine "Nur-Brücke-Anlage ist auch ein geiles Konzept!

Ein Endbahnhof einer Kleinbahn oder einer Nebenstrecke ist ja eine ganz andere Hausnummer. Die sind ja oft kaum mehr als eine große Straßenbahnhaltestelle ...

Viele Grüße aus Vettelschoß,
Thorsten

PS: Ja, die Kölner Bahnanlagen sind sehr interessant!


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RE: Keine konkrete Planung, sondern grundsätzliche Überlegungen

#8 von Shoogar , 28.08.2012 23:57

Hätte ich die Muße, eine eigene Modellbahn zu bauen, beschränkte ich mich auf einen kleinen Bahnhof an einer eingleisigen Hauptstrecke.
Im Prinzip bloß eine Ausweichstelle mit meinetwegen einem (kurzen) Hausgleis für den Nahverkehr.
http://www.moba-trickkiste.de/wie-macht-...total=2&start=1

Zwei Gütergleise mit Rampe und ein Abzweig für Industrie brächten genug Abwechslung, um zwischen dem Hauptverkehr zu rangieren.
OK, als Darstellung an einer Hauptstrecke benötigte man ein paar Weichen mehr, aber das Prinzip ist dennoch recht einfach.

Ganz auf Personenzugverkehr zu verzichten, bedeutete (in meinen Augen) sich auf eine reine Industriebahn zu beschränken.
Die Personenbeförderung bestimmt halt einen nicht unwesentlichen Teil der Bahn.


viele Grüße

Armin


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RE: Keine konkrete Planung, sondern grundsätzliche Überlegungen

#9 von Grisubilly , 29.08.2012 01:08

Hallo allerseits!


Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass jeder nach seinem eigenen Gusto ( ) glücklich werden sollte
- sei es mit oder ohne Personenbahnhof...

Zitat von Shoogar
Ganz auf Personenzugverkehr zu verzichten, bedeutete (in meinen Augen) sich auf eine reine Industriebahn zu beschränken.
Die Personenbeförderung bestimmt halt einen nicht unwesentlichen Teil der Bahn.

Wenn man "Industriebahn" um "Güterbahn" ergänzt, sehe ich das ganz genauso!

Ich für meinen Teil möchte nicht auf Personenverkehr verzichten, in meinem Endbahnhof kommt der dampfbespannte PmG an, die Lok setzt um, und fährt wieder aus - meist wird vorher noch ein G-Wagen an den Güterschuppen rangiert - oder von dort geholt.

Dennoch habe ich bewusst darauf geachtet, dass ausreichend Möglichkeiten für intensiven Rangierverkehr gegeben sind. Güterschuppen, Ladestraße und Rampe sowie der örtliche Brennstoffhändler sorgen dafür, dass immer mind. fünf Güterwagen verteilt bzw. zusammengestellt werden können...
Hinzu kommt noch ein fiktiver Anschluss zu einem Schotter- und einem Sägewerk kurz hinter der Bhfs-Ausfahrt.
Zwar fahren hier die Züge nur in den Bhf damit die Lok umsetzen kann, ergibt aber (wenn man davon ausgeht, dass der Anschluss 2 x pro Tag bedient wird) vier Züge extra pro Tag...
Einen Tagesablauf durchzuspielen kann durchaus drei Stunden dauern.

Meines Erachtens stellt sich nicht nur die Frage wie man Spielen mag, also mehr passiv (Züge fahren lassen) oder mehr aktiv (rangieren), sondern auch welches Thema man bevorzugt.
Meine Anlagengröße wäre eigentlich prädestiniert für eine Hafen-/Industriebahn, im Internet finden sich dazu Anregungen zuhauf - nur: Das würde mir nicht gefallen!

Ich wollte in jedem Fall Nebenbahnromantik in der frühen Epoche III, auf ordentlich Rangierbetrieb muss ich aber deshalb nicht zwingend verzichten!


Das Thema "Zweigleisige Hauptstrecke mit abzweigender Nebenbahn" ist eine schwierige Sache, zwar sehr beliebt, aber oft ist die Nebenbahn eher lieblos hingeklatscht. Man hat das Gefühl, sie ist halt dabei - damit sie dabei ist...
Wenige hundert Meter nach dem Abzweigbhf kommt dann der Endbhf... - so ein Quatsch!
Interessant kann es allerdings werden, wenn die Nebenbahn fiktiv weitergeführt wird, also bspw. ebenfalls in den Sbhf führt. Hier kann das Thema (vor allem bei eingleisiger Hauptbahn) vorbildnah nachempfunden werden.
Und Rangierbetrieb kann es in einem solchen Bhf recht viel geben.


Letzten Endes bleibt es aber doch eine Geschmacksfrage, es kann nicht schaden solche Gedanken mal weiter zu verfolgen und den Horizont zu erweitern (ich selbst habe mich ja auch irgendwann einmal gedanklich vom Kreisverkehr verabschiedet ) - und doch muss oder besser: darf/kann jeder für sich selbst entscheiden!

In diesem Sinne,
Viele Grüße Grisubilly


 
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RE: Keine konkrete Planung, sondern grundsätzliche Überlegungen

#10 von Redundant , 29.08.2012 07:38

Moin,

klar ist es jedem selbst überlassen, seine Anlagengestaltung selbst zu wählen. Ein Nebenbahn-Bahnhöfchen ist eine ganz andere Gewichtsklasse als ein Fernbahnhof an einer zweigleisigen Hauptstrecke.

Vielleicht bin ich ja etwas phantasielos. Aber für mich macht es keinen Unterschied, ob ich mir die Preiserleins im Wagon sitzend oder am Bahnsteig laufend vorstelle (obwohl ich für im Zug sitzende Preiserlein weniger Vorstellungskraft brauche, als für im Bahnhof rumhastende Preiserleins). Letztendlich bedeutet ja auch der Verzicht auf einen Bahnhof nicht den Verzicht auf Personenverkehr. Man stellt halt nur einen anderen Teil der Reisestrecke dar!

Der Anstoß meiner Überlegungen war übrigens die Planung meiner H0-Anlage. Das Thema ist ja die Schmalspurbahn in Braubach. Die Schmalspurbahn ist der Hauptdarsteller. Über die Normalspur-Strecke (die in diesem Fall die rechte Rheinstrecke ist) soll eigentlich nur "Auslauf" für die analogen Märklin-Loks sein. Der nächste Grund, warum ich diesen Thread gestartet habe ist, dass ich sehe, welche Verrenkungen bei der Planung gemacht werden, um einen Bahnhof unterzubekommen. Deshalb wollte ich einen Anstoß (letztendlich auch für mich) geben, andere Konzepte nicht von vornherein auszublenden.

Wenn ich mich so an meine Jugend zurückerinnere, habe ich fast mein ganzes Taschengeld für Weichen und sowas ausgegeben. Tatsächlich gespielt habe ich aber im Wesentlichen auf der freien Strecke. Der große Endbahnhof der Nebenstrecke (logischerweise mit Bw) war wirklich auch Nebendarsteller (obwohl er einen ganzen Anlagenschenkel der U-Anlage für sich vereinnahmte).

Die Frage ist letztendlich: Was will ich wirklich und was sind Wünsche, die mir von meiner Umgebung eingepflanzt werden, weil es alle machen (oder weil ich es als Kind wollte)?!?

Viele Grüße,
Thorsten


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RE: Keine konkrete Planung, sondern grundsätzliche Überlegungen

#11 von memento , 29.08.2012 09:28

Jugenderinnerungen: Bahnhöfe haben immer auch etwas sehr "Heimeliges". Wenn abends das Licht im Bahnhofsgebäude und an den Bahnsteigen gemütlich geflackert hat und dann die beleuchteten Personen- und Eilzüge am Bahnsteig standen und auf die Ausfahrt warteten, hatte das halt immer eine ganz besondere Atmosphäre (für mich). Das ginge mit ausschließlich nur einer Paradestrecke natürlich nicht und auch dem Güterverkehr fehlt dieses heimelige Moment, gerade wenn es draußen schon dunkel ist und die Anlage von der eingebauten Beleuchtung lebt.


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RE: Keine konkrete Planung, sondern grundsätzliche Überlegungen

#12 von Martin-Märklin-H0 ( gelöscht ) , 29.08.2012 10:22

Moin Thorsten, Hallo Stummiland,

Zitat von Redundant
Moin,

klar ist es jedem selbst überlassen, seine Anlagengestaltung selbst zu wählen. Ein Nebenbahn-Bahnhöfchen ist eine ganz andere Gewichtsklasse als ein Fernbahnhof an einer zweigleisigen Hauptstrecke.



stimmt, ein "kleiner" Nebenbahnhof ist viel Platz- und Materialsparender umzusetzen als ein Hauptstreckenbahnhof mit Fernverkehr.

Zitat von Redundant

Vielleicht bin ich ja etwas phantasielos. Aber für mich macht es keinen Unterschied, ob ich mir die Preiserleins im Wagon sitzend oder am Bahnsteig laufend vorstelle (obwohl ich für im Zug sitzende Preiserlein weniger Vorstellungskraft brauche, als für im Bahnhof rumhastende Preiserleins). Letztendlich bedeutet ja auch der Verzicht auf einen Bahnhof nicht den Verzicht auf Personenverkehr. Man stellt halt nur einen anderen Teil der Reisestrecke dar!



Phantasielos bist du ganz und garnicht. Rumhastende "bewegungslose" Preiserleins am Bahnhof sind wahrlich deutlich schwerer vorzustellen als sitzende "bewegungslose" Preiserleins im Nah-/Fernverkehrswagen. Wenn man auf einen Bahnhof verzichtet, bleibt deutlich mehr Platz für eine größere Paradestrecke, an der dann vllt auch noch eine Nebenbahn abzweigt, wodurch dann der Spielwert deutlich höher liegt als mit einem Bahnhof der meist eh nur passiv ins Betriebsgeschehen eingreift.

Zitat von Redundant

Der Anstoß meiner Überlegungen war übrigens die Planung meiner H0-Anlage. Das Thema ist ja die Schmalspurbahn in Braubach. Die Schmalspurbahn ist der Hauptdarsteller. Über die Normalspur-Strecke (die in diesem Fall die rechte Rheinstrecke ist) soll eigentlich nur "Auslauf" für die analogen Märklin-Loks sein. Der nächste Grund, warum ich diesen Thread gestartet habe ist, dass ich sehe, welche Verrenkungen bei der Planung gemacht werden, um einen Bahnhof unterzubekommen. Deshalb wollte ich einen Anstoß (letztendlich auch für mich) geben, andere Konzepte nicht von vornherein auszublenden.



Nicht jedes Konzept ist immer gleich schlecht, nur weil man sich mit diesem nicht identifizieren kann.
Ich find deinen Denkanstoß sehr gut, da ich auch am überlegen bin wie ich meinen geplanten Bahnhof samt BW sinnvoll und einigermaßen vorbildgerecht auf- und einbaue, finde aber bislang keine zufriedenstellende Lösung. Vllt deute ich diesen auch nur mit ein paar Gleisen an, was dann aber auch wieder sch**** aussieht :S

Zitat von Redundant

Wenn ich mich so an meine Jugend zurückerinnere, habe ich fast mein ganzes Taschengeld für Weichen und sowas ausgegeben. Tatsächlich gespielt habe ich aber im Wesentlichen auf der freien Strecke. Der große Endbahnhof der Nebenstrecke (logischerweise mit Bw) war wirklich auch Nebendarsteller (obwohl er einen ganzen Anlagenschenkel der U-Anlage für sich vereinnahmte).



"Wenn man auf einen Bahnhof verzichtet, bleibt deutlich mehr Platz für eine größere Paradestrecke, an der dann vllt auch noch eine Nebenbahn abzweigt, wodurch dann der Spielwert deutlich höher liegt als mit einem Bahnhof der meist eh nur passiv ins Betriebsgeschehen eingreift."

Zitat von Redundant

Die Frage ist letztendlich: Was will ich wirklich und was sind Wünsche, die mir von meiner Umgebung eingepflanzt werden, weil es alle machen (oder weil ich es als Kind wollte)?!?



Letztendlich muss jeder für sich darüber nachdenken, womit er sich am besten identifizieren kann, die Einflüsse der Umgebung einfach mal ausblenden und in einer ruhigen Minute (oder auch zwei, drei) mal in sich gehen und einfach mal nachdenken, was man haben/bauen will, und anschließend seine Gedankengänge alle zu Papier bringen, und seien sie noch so wirr . Mit Hilfe dieser Notizen bildet sich schnell ein Bild was man wirklich will.
Bei mir kam auf diese Weise der starke Wunsch nach viel Rangierbetrieb auf, wodurch ich, auch mit Thorstens Hilfe, den Entschluß gefasst hab, eine Nebenbahn nach realem Vorbild nachzubauen, ausgehend von einem Zugbildungsbahnhof mit BW in den 60ern.


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RE: Keine konkrete Planung, sondern grundsätzliche Überlegungen

#13 von Lukas Sebastian 97 , 29.08.2012 11:16

Hallo

was natürlich für Epoche V und VI Bahner auch noch eine Möglichkeit wäre, ist einen unterirdischen bahnhof darzustellen, wie hier oder hier. Da die Weichen verdeckt sind, kann man sich ein langes ausgiebiges und somit Platzhungriges Weichenfeld sparen. Oberirdisch könnte man dem Strecken-Thema dann mit einer Strecke durch die Stadt treu bleiben. Alternativ kann man natülich auch den "U-Bahnhof" für den Fernverkehr nutzen, und für den Nahverkehr oben drauf noch einen Nahverkehrs-Bahnhof bauen. Da Nahverkehrs-Züge ja nicht so lang sind und damit auch die Bahnsteige nicht so lang ausfallen müssen, hat man somit mehr Platz zu verfügung, um den Bahnhof realistisch darzustellen.


Mfg Lukas




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RE: Keine konkrete Planung, sondern grundsätzliche Überlegungen

#14 von Elchrich Elch , 29.08.2012 13:56

Hi,
eigentlich treffen Thorstens Überlegungen auf meine gedanklichen Planungen, die mir seit einiger Zeit im Kopf rumschwirren. Wenn (tm) ich den Platz habe, wollte ich ein Ausbesserungswerk für Güterwagen bauen. Eventuell gehört noch ein Haltepunkt, oder Endpunkt einer zweigleisigen Strecke dazu. Die großen Güterzuglokomotiven würden die Anlieferung von Material und Wagen zur Aufbesserung machen. Anschließend holen sie fertiges Wagenmaterial und Schrott ab.
Zwei Dinge stören mich bei diesem Konzept. Zu einem fehlt den großen Lokomotiven der Auslauf und zum anderem würde der größte Teil des Betriebes vom Switcher erledigt werden.
Ein vollwertiger BahnHof ist für mich wirklich nicht nötig.

cu, Rainer


 
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RE: Keine konkrete Planung, sondern grundsätzliche Überlegungen

#15 von Barmer Bergbahn , 29.08.2012 14:51

Hallo in die Runde,

in diesem Thread (viewtopic.php?f=24&t=80480&start=25) geht es zwar nicht explizit um Bahnhöfe und deren Nutzen auf der Modellbahnanlage, aber ich hatte dort eine Anlage verlinkt, die auch in diesem Forum zu bewundern ist. Hier passt der Link nun noch deutlich besser hin, denn ein großer Bahnhof muss nicht immer groß sein, aber seht selbst...

http://www.forsten-online.de/navi/08-de.htm



Ansonsten würde ich den Ansatz des Threaderstellers durchaus teilen. Es muss nicht immer einen Bahnhof geben. Zum Beispiel zeigt die aktuelle Miba Spezial (93) "Güter auf die Bahn" ganz hervorragend, wie spannend ein reines Industrieszenario sein kann. Hier mal eine Leseprobe: https://shop.vgbahn.info/media/pdf/Lesep...ngierwinkel.pdf

(Wer Fragen dazu hat; ich habe das Heft!)


P.S. Lieber Frank (insofern Du überhaupt mitliest), ich hoffe Du hast damit kein Problem, wenn ich hin und wieder auf Dein Werk verweise, aber Dein Können ist einfach zu gut...


Liebe Grüße
Christian



"Solange es Schlachthäuser gibt, wird es auch Schlachtfelder geben." (Tolstoi)


 
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RE: Keine konkrete Planung, sondern grundsätzliche Überlegungen

#16 von paloo , 29.08.2012 19:22

Hallo Miteinander!

Zuerst einmal finde ich es eine tolle Idee, eine Diskussion über dieses interessante Thema einzuleiten. Danke Thorsten!

Ich stimme vollkommen mit dir (und den anderen) überein. Ich will jetzt nicht unnötig Argumente wiederholen, doch auch ich halte eine Rangieranlage
(siehe meine Planung) und auch einen kleineren (Nebenbahn-) Endbahnhof für interessant und aufregend, herausfordernd usw. genug.
Natürllich können große Bahnhofsanlagen auch ihren Reiz haben, aner nur wenn diese auf ausreichend Platz realisiert werden. Ich denke da an die N-Anlage des vielleicht einigen von euch bekannten Friedl, der ja gleich zwei Bahnhöfe baut...doch diese Anlage fällt denke ich ein wenig aus dem Rahmen.
Ich habe während meiner (noch relativ kurzen) Modellbahnerzeit einen großen Sinneswandel durchgemacht. Zuerst wollte ich natürlich so viele Gleise wie möglich, Kreisverkehr und am besten auch gleich zwei Bahnhöfe, doch umso mehr man sich mit der Materie auseinandersetzt, desto bewusster wird einem der Reiz einer kleinen Nebenbahnstrecke (auch PtP) ond schließlich einer Wandanlage mit viel Rangierspaß.
So will ich gleich den Bogen zum letzten Beitrag schlagen:
Sind in der besagten MIBA Spezial noch mehr solche Artikel über Rangieranlagen? Mir fehlt nämlich irgendwie noch der letzte Schliff...

In diesem Sinne,


Schau' doch auch mal bei mir 'rein:

H0m-Gütertram Ep. II im Ikea-Regal

Bahnhof Launburg a.d. Elbe (Hafen) - H0, Ep.II, 400x35cm (inaktiv)


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RE: Keine konkrete Planung, sondern grundsätzliche Überlegungen

#17 von Grisubilly , 29.08.2012 22:37

Hallo Lukas!


Zitat von paloo
(...) Artikel über Rangieranlagen? Mir fehlt nämlich irgendwie noch der letzte Schliff...

Schau Dir doch mal auf http://www.carendt.com das Small Layout Scrapbook durch!
Ist zwar sehr umfangreich, aber beinhaltet dafür natürlich auch Unmengen an Anregungen - sicher auch für Dich...


Viele Grüße Grisubilly


 
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RE: Keine konkrete Planung, sondern grundsätzliche Überlegungen

#18 von HeinzH. ( gelöscht ) , 30.08.2012 08:59

Moin Thorsten,
Deine Überlegungen kann ich sehr gut nachvollziehen; für meine Bw Anlage mit "Paradestrecke" nutze ich die dreigleisige Bahnsteighalle (Faller 120199) lediglich, um eine der beiden Gleiskehren (der Paradestrecke) in den Untergrund wegzutarnen. Das mittlere Gleis erhält dabei keinen Bahnsteig, weil es lediglich als Durchfahrtsgleis dienen soll. Dargestellt werden soll damit ein typische-vorstädtischer Haltepunkt am Rande einer größeren Stadt.
Bis später,
HeinzH.


HeinzH.

RE: Keine konkrete Planung, sondern grundsätzliche Überlegungen

#19 von hobbiefahrer , 30.08.2012 09:31

Hallo Thorsten,

mit Deinen Eingangs erwähnten Gedankengängen sprichst Du etwas an, was ich mir habe ebenfalls lange durch den Kopf gehen lassen. Bis ich einmal auf den "Prioritätswunsch" kam, meine Züge lieber auf "langen" Strecken durch eine Landschaft fahren sehen zu können, war es ein langer Weg. Trotzdem wollte ich bezüglich meiner Triebwagen, die für mich irgendwie verloren aussehen auf "nur" Landschaftsstrecken, einen Bahnhof mit einplanen. Erst war dieser etwas Größer geplant worden, um dort auch meine Lieblingsloks "abzustellen" (ich mag keine Vitrinen). Aber aus Platzgründen wurde ich dann immer mehr eines Besseren belehrt, so dass letztendlich ein kleiner Endbahnhof daraus wurde. Fazit daraus, wenn mich jemand fragt "Was soll ich machen?": reiflich darüber nachdenken, was man wirklich möchte. Falls bereits Schienenmaterial vorhanden ist, auch kleinere Testaufbauten machen, um selbst zu sehen, wie die "Maße" in der "Realität" wirken (persönlich kann ich mir das zwar in der Phantasie vorstellen, aber es ist trotzdem etwas Anderes, wenn es aufgebaut wird).
Kurzum: Umschauen, vergleichen mit eigenen Wünschen. Dabei herausfinden, wie haben es andere umgesetzt und welche "Probleme" sind hierbei aufgetreten bzw. Warum und Weshalb wurden manche Sachen so und/oder gar nicht umgesetzt. Hierbei kristallisieren sich Schritt für Schritt auch die eigenen Prio-Wünsche immer mehr heraus.
Um Eines wird aber Jeder irgendwann nicht vorbei kommen: den Schnitt zu machen, endlich mit dem "Planen" ans Ende zu kommen. D.h. auch ggf. Kompromisse eingehen oder zu sagen "Na gut, dann werde ich in der ersten Phase erst einmal nur die Strecke machen, danach sehen wir weiter". Sonst kommt man nie zu etwas...

Viele Grüße,
Markus


 
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RE: Keine konkrete Planung, sondern grundsätzliche Überlegungen

#20 von Redundant , 30.08.2012 11:27

Hallo zusammen,

ich sehe, es haben sich viele Leute eigene Gedanken gemacht und interessante Aspekte angesprochen, was ich wirklich gut finde!

Aus meiner Sicht ist es wirklich das Wichtigste überhaupt, sich seiner eigenen Wünsche bewusst zu werden und nach Konzepten zu suchen, die den eigenen Wünschen entsprechen (wie auch immer die aussehen mögen). Oft werden diese Gedanken, das Herausfinden der eigenen Wünsche dadurch blockiert, dass bestimmte Dinge als gegeben hingenommen werden, oder auch nur auf die Idee zu kommen, sie hinterfragen zu können!

Da ich mich ja mit verschiedenen Spurweiten beschäftige, macht sich bei mir der Eindruck breit: Je kleiner die Modelle, desto wichtiger sind Fahrtstrecken und höhere dargestellte Geschwindigkeiten und umgekehrt. Wenn man nicht grade das ausgediente Gebäude einer Seilerei sein Eigen nennt, ist ein mittelgroßer moderner Personenbahnhof unbedrängt maximal in Spur T darstellbar. Heutzutage werden Modelle bis auf den Zehntel Millimenter auf Maßstäblichkeit überprüft. Eine Verkürzung eines Bahnhofs um einige Meter erscheint mir da Unverhältnismäßig. In meinen Augen ist es nicht selten die beste Alternative, nur einen Ausschnitt darzustellen, oder ihn ganz wegzulassen. Die dritte Alternative wäre ein so kleiner Bahnhof, dass er nahezu unverkürzt dargestellt werden kann (die gibt es halt an zweigleisigen elektrifizierten Strecken recht selten ...).

Viele Grüße,
Thorsten


Die vorangegangenen Zeilen sind als Denkanstoß zu verstehen – nicht als Belehrung, Provokation oder was auch immer bösartige Menschen da hineininterpretieren könnten.
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RE: Keine konkrete Planung, sondern grundsätzliche Überlegungen

#21 von Barmer Bergbahn , 30.08.2012 11:51

Vielleicht noch ein Aspekt zu dem generellen Gedankengang. Es ist ja nun nicht jedermanns Sache, die Realität exakt im kleinen Maßstab nachzubilden, ein Umstand, der nicht nur auf die Modellbahn zutrifft, sondern ganz allgemein im Modellbau festzustellen ist. Wenn also die Priorität eher das Sammeln oder meinetwegen der Fahrspaß an sich ist, dann hat auch der völlig unmaßstäbliche Bahnhof seine Berechtigung, wie ich finde.

Zudem bedeutet auch die Hinwendung zu einer reinen Industrieanlage ohne Bahnhof nicht automatisch die Möglichkeit zur absoluten Vorbildtreue. Als Beispiel nehmen wir mal die Ausstellung "On traXS!" in Utrecht, wo sicherlich das beste an Modellbahnerei zu sehen ist, was man so in Europa finden kann. Aber selbst dort, wo höchster Perfektionismus die Regel ist, lebt die Modellbahn von Illusion und Imagination. Eine Wald- oder Hafenbahn mit maßstäblichen Dimensionen? Fehlanzeige! Ein Endbahnhof mit vorbildgerechter Längenausdehnung? Selten! Um mathematische Perfektion scheint es mir also gar nicht zu gehen, sondern vielmehr um eine stimmige Ästhetik, wobei ich mich hierbei auf den Wortstamm beziehe und da geht es nicht nur um das Schöne, sondern um Wahrnehmung!

Dazu ein letztes Beispiel aus unserem Forum: viewtopic.php?f=64&t=80485
Eine maßstäbliche Streckenführung sehen wir hier nicht. Das alte Material ist weder in der Optik vorbildgerecht noch dürften die Laufeigenschaften dem hiesigen Mainstream im digitalen Zeitalter entsprechen. Und dennoch schafft doch der Erbauer eine perfekte Illusion, oder? Man kann regelrecht in die vielen kleinen Details abtauchen und fühlt sich fast schon hineingezogen... Für mich ist das alles der Beweis, dass es weniger um das Erreichen absoluter Werte geht (Kurvenradien, Weichenwinkel, Zahlen und Fakten zur maßstäblichen Umsetzung etc.), sondern einzig um Kreativität und Liebe zum Detail. Ist das dann der Fall, dann ist auch die Größe der Modellbahn nebensächlich, wie ich finde.


Liebe Grüße
Christian



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RE: Keine konkrete Planung, sondern grundsätzliche Überlegungen

#22 von Elchrich Elch , 30.08.2012 13:40

Eine andere Richtung oder Philosphie wäre, die der "What-if"-Fraktion aus dem Plastikmodellbau. Wie sähe eine französische F-14 aus? Wie würde ein Leopard der peruanischen Armee aussehen?
Projektieren wir das auf die Wirklichkeit im Modellbahnsektor. So manche stillgelegte Strecke könnte wieder zum Leben erwachen und in der deutschen Epoche VI dargestellt werden. Oder in der Realität eisenbahntechnisch unerschlossene Gebiete bekämen im Modell ihren Schienenstrang. Wie würde es aussehen wenn die DB statt der V200 die EMD F7 eingeführt hätte. Bis hin zu Science-Fiction Elementen: Eine Bahnverbindung zwischen zwei Marskolonien.
Modellbau kann immer in verschiedene Richtungen gehen und dabei die hypothetische Ebene kreuzen mit der gleichen Ernsthaftigkeit wie das Abbild der Realität. Wer eine Diskussion über die Maßstäblichkeit einen Modells eines Sternenzerstörers erlebt hat, kann nachvollziehen was ich meine.

Ich glaube ich gehe jetzt mal wieder in Deckung,
Rainer


 
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RE: Keine konkrete Planung, sondern grundsätzliche Überlegungen

#23 von Barmer Bergbahn , 30.08.2012 15:44

Zitat von Elchrich Elch
Ich glaube ich gehe jetzt mal wieder in Deckung



Warum? So abwegig finde ich diese Geschichte gar nicht. Gut, intergalaktische Bahnen wäre jetzt auch nicht so mein Ding, aber die Variante "so hätte es möglicherweise in echt aussehen können" findet man doch sehr in der Modellbahn, nämlich genau dann, wenn man sich nicht sklavisch an ein reales Vorbild halten mag.


Liebe Grüße
Christian



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RE: Keine konkrete Planung, sondern grundsätzliche Überlegungen

#24 von Holger_D , 30.08.2012 15:53

Hi Thorsten,

Verzicht auf Bahnhöfe? Ein nicht uninteressanter und durchaus nachvollziehbarer Gedanke.

Bereits vor langen Jahren gab es dazu in der MIBA einen entsprechenden Anlagenbericht, veröffentlicht von Leo Nawrocki. Hammer!

Liebe Grüße

Holger


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RE: Keine konkrete Planung, sondern grundsätzliche Überlegungen

#25 von memento , 30.08.2012 16:21

Zitat von Barmer Bergbahn
Dazu ein letztes Beispiel aus unserem Forum: viewtopic.php?f=64&t=80485
Eine maßstäbliche Streckenführung sehen wir hier nicht. Das alte Material ist weder in der Optik vorbildgerecht noch dürften die Laufeigenschaften dem hiesigen Mainstream im digitalen Zeitalter entsprechen. Und dennoch schafft doch der Erbauer eine perfekte Illusion, oder? Man kann regelrecht in die vielen kleinen Details abtauchen und fühlt sich fast schon hineingezogen... Für mich ist das alles der Beweis, dass es weniger um das Erreichen absoluter Werte geht (Kurvenradien, Weichenwinkel, Zahlen und Fakten zur maßstäblichen Umsetzung etc.), sondern einzig um Kreativität und Liebe zum Detail. Ist das dann der Fall, dann ist auch die Größe der Modellbahn nebensächlich, wie ich finde.



Das kann ich nur zu 100% unterschreiben. (Abgesehen davon, daß ich auch immer noch damit liebäugele, mal eine Trix Express-Anlage zu bauen – irgendwie hat es mir dieses System absolut angetan.)

Irgendwo zwischen reiner Spielbahn gemäß den ideenlosen Gleisplänen aus manchen alten Märklin-Heften (Oval und innen einfach alles vollgestopft mit Weichen ohne jegliche Funktion) und dem total 100%ig nachempfundenen Vorbild ohne jeden Längenkompromiß gibt es ein sehr breites Spektrum, innerhalb dessen eine Modellbahn hervorragend "funktionieren" kann, wenn sie nur schön genug und mit Augenmaß gestaltet und gebaut wurde.

Dessen ungeachtet finde ich die Grundidee "kein Bahnhof" aus diesem Thread aber auch sehr reizvoll. Nicht nur, wenn man keine Lust auf Längenverkürzungen haben sollte. Die Bahnatmosphäre ist einfach auf freier Strecke eine ganz andere als im Bahnhof und im Modell geht es halt nur sehr selten, daß man beides zusammen mit der genügenden räumlichen Trennung verwirklichen kann. Zudem sind sehr viele Themen wie Industriebahnen, Gleisanschlüsse, Hafenbahnen usw. denkbar, die ebenfalls keinen Bahnhof im normalen Sinn beinhalten.

Ich persönlich mag eben auch Anlagen, auf denen zuviele Elemente auf zu engem Raum zusammengebracht werden, solange es eben mit einem gewissen Augenmaß geschieht und die Züge nicht total sinnlos rumfahren und gar kein Ziel und gar keine Aufgabe haben wie eben auf manchen von den oben von mir genannten alten Märklin-Anlagen.

LG
Thomas


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