Hallo liebes Forum,
ich möchte euch ein kleines Projekt vorstellen, welches mich schon länger beschäftigt hat, und welchem ich mich jetzt in der vorlesungsfreien Zeit ("Semesterferien") angenommen habe. Vorab: Ich weiß, dass es solchartige Bauberichte bereits gibt, denke aber, dass sich mein Projekt aufgrund seiner Neuartigkeit doch vorzustellen lohnt.
Ich beschäftige mich seit einer Weile mit der Beschaffung einer Airbrush-Grundausrüstung. Ein Kompressor wurde angeschafft, eine günstige Pistole für die ersten Gehversuche. Als "bastlerische Herausforderung" sowie aus Notwendigkeit sollte außerdem eine kleine Lackierkabine bzw. Abluftkabine hinzukommen, da ich keine designierte Werkstatt habe, sondern meine Arbeiten auf dem Schreibtisch im Wohnzimmer durchführen werden muss.
Platz ist eindeutig ein Faktor, deswegen hatte ich mir überlegt, die Abluftkabine zerlegbar zu gestalten. Selbstbau war weiterhin ein muss, weil die kaufbaren Modelle mir teilweise die Tränen in die Augen trieben (z.B. hier). Es wurden immer mal wieder Skizzen angefertigt, außerdem habe ich mir einige Selbstbauten anderer Modellbauer(/-bahner) hier im Forum sowie in anderen Foren zu Gemüte geführt.
Nachdem der Plan (mehr oder weniger ) stand, bin ich in den Baumarkt gefahren und habe weiterhin einige Bestellungen getätigt.
Los gings:
Das kreative Chaos ist bei mir oft Bestandteil von solchen Basteleien. Auf dem Holzstück für die Seitenteile habe ich noch einige andere Stücke untergebracht.
Die Kabine entsteht aus 4 mm starkem Birken-Multiplex, welches ich mir im Baumarkt grob habe zuschneiden lassen. Laut Baumarkt ist das Multiplex wesentlich belastbarer als normales Sperrholz, und da das Holz für meine Anwendung "nichts können muss", habe ich mich für dieses anstelle von Sperrholz (8 mm für den gleichen Preis) entschieden. Für die gesamte Kabine habe ich etwa 0,5 m² Holz verbraucht, sodass ich hierbei bei <10 € geblieben bin.
Eine erste Passprobe für das Grundelement, welches die Lüfter sowie die Elektronik enthält.
Im Prinzip soll die Kabine wie eine Dunstabzugshaube funktionieren. Also muss eine Art Trichter entstehen, welche den Luftfluss hin zu den Lüftern lenkt.
Im Deckel ist eine kleine Kante angebracht, die drei Funktionen hat...
Beim Bau der Kabine habe ich zwei neue Werkzeuge/-Stoffe kennengelernt, die mich begeistert haben. Für die meisten wahrscheinlich nichts neues, für mich jedoch schon, da ich bisher meist eher der Theoretiker war.
Zum einen wurde, wie schon im Foto oben zu sehen, Spachtelmasse verwendet. Hiermit habe ich insgesamt einen glatteren und gefälligeren Look hingekriegt.
Zunächst wurden der Deckel, die hintere Blende sowie das Element vor den Lüftern erstellt und lackiert.
Gesägt wurde mit der Stichsäge, kleinere Bohrungen (in Ermangelung eines Akkuschraubers flaster: ) mit dem Dremel gefräst... nicht sehr elegant, aber ich habe den Job erledigt. Lackiert wurde mit grauer Grundierung aus der Dose; wenn ich mal Lust habe, kommt da evtl. noch mehr. Eine richtige Lackierausrüstung habe ich ja jetzt, wer weiß... Alle Verbindungen, die nicht gelöst werden sollen, wurden mit stinknormalem Holzleim ausgeführt.
Jetzt kann man sich vorstellen, wie die Kabine später mal aussehen wird.
Die Lüfter sind solche aus dem PC-Zubehör; Ich habe neue gekauft, weil ich erstens keine alten Lüfter zur Hand hatte, und die PC-Lüfter einen leisen Lauf und einen hohen Luftdurchsatz versprachen. Jeder Lüfter soll knapp 100 m³ Luft pro Stunde fördern, die zwei zusammen also wesentlich mehr als der oben verlinkte Apparat von Conrad.
Die Fläche des Absatzes ist nachher parallel zum Tisch und wird die Beleuchtung tragen (Funktion 1). Außerdem blicke ich so nicht direkt in die Lichtquelle (Funktion 2)
Detail der Rückansicht mit Stromversorgung und zweistufigem Schalter
Die Stromversorgung erfolgt über das Netzteil, welches dem LED-Band beilag (12 V/2 A). Praktischerweise benötigen die Lüfter die gleiche Betriebsspannung. Das Netzteil ist ausreichend dimensioniert. Die Buchse im Gehäuse stammt auch aus diesem Kauf, leider brach beim Einsetzen in die Rückwand eine der Verbindungen zur Anschlussklemme. Also habe ich die Kunststoffummantelung der Buchse abgeschnitten und die Buchse "nackt" in die Wand eingesetzt. Ein Schuss Heißkleber hält sie an der Stelle.
Hier ist die gesamte Elektrik zu sehen.
Die Beleuchtung ist bei gestecktem Netzteil immer an; die Lüfter können über den Schalter in zwei Stufen geschaltet werden. Dazu habe ich einen Widerstand von 10 Ω an den einen Pol des Schalters verdrahtet. Die Kabel nach oben sind für die Beleuchtung im Deckel gedacht. Hier kommt die Klemme aus der Buchse wieder zum Einsatz.
Detail der Elektrik
Erster Funktionstest mit fertiger Elektrik. Great Success!
Wie bereits erwähnt, soll eine Beleuchtung in den Deckel der Kabine eingebaut werden. Hierzu habe ich mir LED-Band besorgt. Es handelt sich um kaltweiße PLCC6-LEDs, 5 m inkl. Netzteil für 19,99 €. Für die Verbindung zum Grundelement werden (überdimensionierte ) Kabel verlegt, und, wie übrigens überall, mit Heißkleber fixiert. Diese Verbindung hält auf dem Multiplex-Material sehr gut.
Das LED-Band in doppelter Ausführung für höhere Lichtausbeute
Das LED-Band wurde an der vorgesehenen Stelle abgeschnitten, kurze Kabel verbinden beide Stränge miteinander. Das selbstklebende Band hält auf dem lackierten Spachtel/Holz ausreichend fest.
Aus einem kleinen Stück Holz, Draht und Schrumpfschlauch habe ich einen Stecker gebastelt, der genau auf die grüne Klemme passt. Er soll die schnelle Verbindung der Beleuchtung beim Zusammensetzen der Kabine ermöglichen.
Da die Kabine ja zerlegbar bleiben soll, musste ich mir etwas einfallen lassen. Vor längerem habe ich durch Zufall kleine Neodym-Magnete in die Hand bekommen, und war erstaunt, wie kräftig diese Magnete sind! Für diesen Anwendungsfall schienen mir die Magnete geeignet. Die Seitenwände und der Deckel sind mit jeweils zwei mal zwei Magneten aneinander befestigt, zusätzlich die Seitenwände und der Deckel untereinander:
Hier sieht man, wie Deckel und Seitenwand aneinander haften sollen. Der Magnet des Deckels ist an dem schmalen Absatz befestigt (Funktion 3)
Die Magnete habe ich, wie das meiste andere Material auch, bei ebay bestellt; ø 7 mm/h 2 mm, 20 St. für 7€. Gebraucht habe ich 16.
Das nette an der Magnetgeschichte ist: Man kann die Teile einfach zusammen stecken, die Magnete ziehen alle Teile in Position. Die Magnete sind kräftig genug, um die Kabine zusammen zu halten. Man kann sie an den Seitenteilen hochheben, ohne dass sie auseinander fällt. Trotzdem ist die Demontage leicht.
Die Magnete sind mit meinem zweiten neuen Werkstoff verklebt worden: 2-Komponenten-Epoxidkleber. Das Zeug stinkt zwar wie flaster: , ist aber gut zu verarbeiten (es sei denn, man vertut sich mit dem Mischungsverhältnis ), und klebt nach ein paar Minuten bereits bombenhart.
Hier ist nochmal die Lichtausbeute zu sehen. Es gibt keine prägnanten Schatten, was ich mir besonders fürs Lackieren als recht vorteilhaft erwarte.
Und schließlich die fast fertige Kabine!
Eine Lieferung fehlt noch, und zwar fast die wichtigste. Für die Filterung habe ich (bei ebay) Filtermaterial für Dunstabzugshauben bestellt. Es handelt sich um eine Kombination aus Feinstaub- und Aktivkohlefilter, welche ich für ausreichend halte (hoffentlich nicht, um eines besseren belehrt zu werden...).
Das Filtermaterial wird in die im letzten Foto zu sehende Halterung von oben eingeschoben. Ich habe drei Stücke Aluminium-U-Profil mit Epoxid an die Seitenteile bzw. das Grundelement geklebt. Evtl. muss ich noch ein Stück Gitter zuschneiden, falls das Filtermaterial zu sehr in Richtung der Lüfter durchbiegt.
Noch eine kleine Materialliste:
- Gehäuse: Birke Multiplex 4 mm / ca. 0,5 m² - ~7€
- Lüfter: Arctic F12 120*120*25 mm / 2 Stück - 9€
- Licht: LED-Band kaltweiß 5 m / ca. 90 cm - ~3,60€
- Schalter zweistufig EIN/AUS/EIN - 1,60€
- Alu-Profil "U" 1 m / ca. 70 cm - ~1€
- Filtermaterial 5,30€ - ergibt ca. 3 Filter
- Magnete NEODYM ø 7mm / h 2mm / 20 Stück - 7€
- Kleinmaterial wie Kabel, Kabelschuhe, Widerstand, ... aus der Bastelkiste
Macht nach Adam Riese 35,50€ für diese einzigartige Abluftkabine, die meinen Anforderungen gerecht wird.
Den Zeitbedarf kann ich nicht genau beziffern, hab inkl. einiger Trödelei knapp 3 Tage benötigt. Eingerechnet sind Trockenzeiten für Lack, Spachtel und Kleber... Natürlich bin ich nicht ganz zufrieden, manchmal hätte ich beim Zuschnitt bzw. dessen Planung genauer sein können. So gibt es noch einige Spalte in der Konstruktion, die sich aber hoffentlich nicht negativ auswirken.
Die obigen und weitere Fotos gibt es hier: KLICK
Ich hoffe, dass mein Baubericht gefallen konnte! Vielleicht ist es für den einen oder anderen ja auch Alternative zum teuren Kauf...