Die Polnische, Teil III

#3326 von notbremse , 10.12.2022 14:01

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Der Fluch der Akribik, Teil 395


DIE POLNISCHE


„Hihi”, kicherte die Mitzi, „a Polnische. Da Toni weat glabm, dos is a Wuascht!“ [Hihi, eine Polnische. Der Toni wird glauben, es handle sich um eine Wurst!]

Die „Wiener Wurst” wird nämlich in Österreich oft auch als ▸ „Polnische“ bezeichnet. Heute geht es aber nicht um eine österreichische Wurstspezialität, sondern um eine polnische Lokomotive in Österreich.



919.165 am 25.03.1953 in Wien Süd, Foto: Harald Navé, Sammlung Mag. Luft. Veröffentlichung mit freundlicher Erlaubnis von Mag. Alfred Luft.


Die österreichische Westbahn (Wien-Salzburg) war in den 40er-Jahren noch nicht für die in Deutschland auf Hauptstrecken üblichen höheren Achsdrücke ausgebaut. Die Reichsbahn experimentierte daher auf dieser Strecke mit der Baureihe 03, welche zwar den Anforderungen hinsichtlich des Achsdruckes entsprach, auf den langen Steigungen der Westbahn aber nicht die erforderliche Zugkraft zu entwickeln vermochte. So entschied man sich für die polnische Pt31, welche damals bei der Reichsbahn als Baureihe 19.1 eingereiht war.

Von der Pt31 wurden ab 1932 insgesamt knapp hundert Stück gebaut. Hiervon wurden 12 Stück 1940 an die Reichsbahn verkauft. Die Maschine erwies sich als außerordentlich gelungen, sodass die Reichsbahn bald über 50 weitere dieser Maschinen übernahm. Diesmal ohne Bezahlung.

Die nationalsozialistische Propaganda soll mit den vorzüglichen Leistungen dieser Maschine ihre liebe Not gehabt haben, denn dass sich polnischer Lokomotivbau unter den spezifischen Bedingungen der österreichischen Westbahn deutscher Technik überlegen erwies, war eine damals nicht wirklich zur allgemeinen Verbreitung geeignete Tatsache.

Bei Kriegsende sollen 22 Maschinen dieser Baureihe in Österreich verblieben sein, die überwiegend wieder nach Polen zurückgegeben werden mussten. Drei Stück der bei Kriegsende in Österreich vorhandenen Maschinen aber stammten aus der ersten, von der Reichsbahn bezahlten Tranche und wurden daher von den PKP nicht zurückgefordert. Diese drei Maschinen wurden bei den ÖBB als 919.158, 919.165 und 919.166 bezeichnet. Bis zur endgültigen Elektrifizierung der Westbahn im Jahr 1952 beförderten sie gemeinsam mit der Reihe 12 schwere Schnellzüge auf dieser Strecke. Danach kamen sie auf die Strecke Wien-Villach und passierten somit auch „meinen“ Taggenbrunn-Viadukt.

Die Maschinen fuhren mit unterschiedlichen Tendern. Vielleicht, weil bei Kriegsende weniger einsatzfähige polnische Originaltender übriggeblieben waren als Lokomotiven, sodass man sich um andere Tender umsehen musste und den Tender der Baureihe 50 als geeignet fand? 919.158 hatte schon in den 40er Jahren einen Tender 2'2'T26, mindestens ab April 1953 aber wieder den Originaltender. Im August 1955 – spätestens ab 24.08.1955 – war sie neuerlich mit einem Tender 2'2'T26 gekuppelt. Die ältesten mir bekannten Fotos der 919.165 stammen aus 1953. Sie hatte damals bereits einen Tender 2'2'T26, den sie bis zuletzt behielt. 919.166 ist in meiner Fotosammlung ab 1952 dokumentiert und hatte da ebenfalls schon einen Tender 2'2'T26, mit dem sie bis zuletzt fuhr.



919.165 am 18.07.1955 am Semmering, Foto: Karl Wyrsch, Sammlung Mag. Luft. Veröffentlichung mit freundlicher Erlaubnis von Mag. Alfred Luft.


Da meine „Epoche“ der 28. August 1955 ist, musste meine 919.165 von Brawa folgerichtig unbedingt einen „50er-Tender“ bekommen. Und der will im Modell zunächst der Höhe nach nicht richtig zur Lok passen.

Mehr darüber am nächsten Freitag. Und zwar auch dann, wenn der nächste Freitag, so wie heute, auf einen Samstag fällt.

Euer Karl

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RE: Die Polnische, Teil III

#3327 von derOlli , 10.12.2022 15:00

Hallo Karl,

ich habe neulich einen Artikel über Dampfschneeschleudern gelesen. Da war auch eine aus Österreich dabei. Wird es so was auch auf deine Anlage geben?


Gruß von Olli


Über einen Besuch in meinem Kellerland würde ich mich freuen:
viewtopic.php?f=64&t=110273


 
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RE: Die Polnische, Teil III

#3328 von Marchfelder , 10.12.2022 17:51

also verglichen mit den Fotos passt bei der Tenderhöhe alles (Dachlinie, Tenderkastenhöhe im Vergleich zum Führerstand, Unterkante Tender im Vergleich zum Nachlauf). Was fehlt, ist der Holzaufbau.

LG aus dem Marchfeld


 
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RE: Die Polnische, Teil III

#3329 von Friedl01 , 13.12.2022 15:26

Vielen Dank für die beiden Fotos! Die habe ich noch nicht gekannt :)

Hast du dann vl auch Detailbilder, wie du die Kupplung realisiert hast? :D (Ja, ich suche schon auf Ebay nach einem 50er Tender...)

lg
Gottfried


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RE: Die Polnische, Teil III

#3330 von notbremse , 14.12.2022 13:41

Zitat
Hallo Karl,

ich habe neulich einen Artikel über Dampfschneeschleudern gelesen. Da war auch eine aus Österreich dabei. Wird es so was auch auf deine Anlage geben?



Liebe Olli, nein. Auf meiner Anlage ist es August. Die Schneeschleuder würde bei mir auf einem Schattenbahnhof-Nebengleis vergammeln.

Zitat
also verglichen mit den Fotos passt bei der Tenderhöhe alles



Alles, bis auf das, was sich sowohl beim Vorbild als auch bei den beiden durchaus maßstäblichen Modellen im Bereich der Türen und des wesentlich zu hoch liegenden Übergangsbleches abspielt. Gut erkennbar bei genauer Betrachtung dieses Fotos:



Dazu in Kürze mehr.

Zitat
Hast du dann vl auch Detailbilder, wie du die Kupplung realisiert hast?



Lieber Gottfried,

sorry, mein Fehler. Bei der Kupplungsdeichsel der Lok ist genau nix zu tun, die habe ich unverändert verwendet. Ich habe heute meinen Bericht #3317 vom 02.12.2022 wie folgt ergänzt:

Zitat
An der Lok waren keinerlei Änderungen der Lok-Tender-Verbindung erforderlich. Ich habe die originale Kupplung der Brawa-Lok mit der originalen Schraube des Brawa-Tenders in die oben gezeigte Mutter des Roco-Tenders geschraubt, fertig. Auf meinen großen Radien (mindestens 150cm) passte der Abstand auf Anhieb. Wer kleine Radien fährt, müsste wahrscheinlich einen etwas längeren Blechstreifen nehmen und die Mutter etwas weiter in Richtung Lok versetzen. Es macht dann wahrscheinlich Sinn, auf der der Lok zugewandten Seite des Blechstreifens die Mutter festzulöten und auf der anderen Seite ein Langloch in den Blechstreifen zu fräsen/bohren/feilen, sodass man die ideale Position der Mutter leicht einstellen kann.



Danke für deinen Hinweis!

Liebe Grüße

Euer Karl


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RE: Die Polnische, Teil III

#3331 von cachy , 14.12.2022 15:09

Mahlzeit!

Zitat von notbremse im Beitrag #3330

Auf meiner Anlage ist es August. Die Schneeschleuder würde bei mir auf einem Schattenbahnhof-Nebengleis vergammeln.



Ich las mal irgendwo, dass Schneeschleudern und -pflüge auch im Sommer bewegt wurden, damit sie im Winter "in Schuss" waren ... und um Profilfreiheiten usw. an den Strecken zu testen.

Also ... kein Grund, lieber Karl


lg,
Harald


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Die Polnische, Teil IV

#3332 von notbremse , 16.12.2022 13:48

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Der Fluch der Akribik, Teil 396


MIST! TENDER ZU KLEIN! ZU HEISS GEWASCHEN?



„Oba do weast noch wos tuan miassn. Wal so richtig klass passt die Lok nit mitn Tenda zom!“, befand die Mitzi. [Aber da wirst du noch etwas machen müssen. Denn so richtig gut passen diese Lok und dieser Tender nicht zusammen!]

In der Tat, das Übergangsblech hängt ziemlich schlapp nach unten:





Da die Türen noch nicht eingebaut sind, kann man das recht gut erkennen. Das konnte beim Vorbild in dieser Form niemals funktioniert haben. Aber wieso denn so ein krasser Höhenunterschied, wenn doch beide Modelle - sowohl die Brawa-Lok als auch der Roco-Tender - recht maßstäblich gelungen sind?

Entwarnung.

Mehrere Fotos belegen, dass das auch beim Vorbild so war. Um diesen großen Höhenunterschied auszugleichen, hat man auf die Tenderplattform einen etwa 30cm hohen Aufsatz mit einer zusätzlichen Plattform aufgebaut. Hier ein Bild der 919.166, auf dem man diese Konstruktion recht gut erkennen kann:






Foto: G. Gilnreiner, Sammlung: Technisches Archiv Österreich - Archiv des Vereins "Nostalgiebahnen in Kärnten"


Diesen Aufsatz habe ich aus Messingprofilen und Holzbrettchen nachgebaut.





Keine Ahnung, wie dieser Aufsatz beim Vorbild oben herum tatsächlich ausgesehen hat, denn ich kenne keine einzige Führerhausinnenaufnahme dieser Maschine, auf der man den Boden des Tenders sehen kann. Es deutet aber einiges darauf hin, dass es sich um einen Metallrahmen handelte, der einen Bohlenbelag trug. Nun ist jedenfalls das Übergangsblech auch im Modell nur noch minimal geneigt:





Gerade noch einmal Glück gehabt. Um ein Haar wäre mir ob dieses tödlich gefährlich schiefen Arbeitsplatzes die Preiser-Gewerkschaft auf die Pelle gerückt! Und die Mitzi ist auch zufrieden. „Hiatz passt’s“, hat sie gesagt. [Jetzt passt‘s.]

Die unterschiedliche, unsymmetrische Anordnung der Tritte der Lok- und Tenderleitern ist übrigens vorbildgerecht. Und nein, der Lok-Tender-Abstand ist noch nicht vorbildgerecht. Lok und Tender sind hier noch provisorisch zusammengestellt, der Abstand stimmt noch nicht.

Abschließend bekommt der Tender noch den für die 919.165 charakteristischen hohen Bretteraufsatz:





Die äußeren Profile an den Kanten wurden aus je zwei geätzten Nietenbändern von Makette zusammengesetzt. Die Streben innen sind aus 0,5 x 0,5 mm-Profilen von Hassler geschnitzt. Die Holzwände bestehen aus 0,6mm starken, an den Schmalseiten zusammengeklebten Brettchen von Weinert. Das Kleben an den Schmalseiten ist keine große Sache, wenn man die Brettchen zu diesem Zweck auf einem Klebeband fixiert, bis der Kleber ausgehärtet ist. Diese Weinertsche Brettchen-Charge hat leider auffällige Riefen, die man auf dem Foto gut erkennen kann. Ich denke aber, das wird man später kaum noch sehen, wenn die Brettchen geschwärzt sind.

Nun ist noch die Lok zu vervollständigen. Mehr darüber nach Weihnachten.


Euer Karl

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RE: Die Polnische, Teil IV

#3333 von Lohengrin_Wien , 17.12.2022 22:40

Das wird wieder ein feines Maschinderl!

Beim Tenderplattformaufsatz hab ich aber Zweifel, ob ein Holzpfosten den Bewegungen des Blechs lange standgehalten hätte. Ich könnte mir vorstellen, daß irgendwelche Gleitplatten auf dem Holz drauf waren.

Wünsche Dir jetzt schon frohe Weihnachten!

LG

Martin.


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RE: Die Polnische, Teil IV

#3334 von notbremse , 18.12.2022 20:18

Lieber Martin, du wirst wahrscheinlich recht haben. Bin schon dabei, ein geeignetes Blech zu suchen.

Liebe Grüße

Karl


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Frohe Weihnachten!

#3335 von notbremse , 23.12.2022 15:23

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Der Fluch der Akribik, Teil 396


FROHE WEIHNACHTEN!


Meine 919er, die ich kaum gefahren hatte und die seit etwa 2007 lediglich in der Vitrine stand, steht nach einigen wenigen Testfahrten still. Bruch der linken Gegenkurbel. Ersatzteile gibt's nicht mehr. Das riecht nach Nachbau. Oder vielleicht taucht noch was in irgendeiner Grabbelkiste auf. Oder ich schlachte ein einigermaßen erschwingliches gebrauchtes Modell aus.

Zudem macht der Motor, der nach dem Kauf gaaaanz leise lief, jetzt ein deutlich vernehmbares jeierndes Geräusch. Und wieso hat sich das farblose Getriebefett nach kurzer Zeit schwarz gefärbt? Sind etwa die Kunststoffzahnräder munter dabei, einander gegenseitig zu zerstören? Ich denke ernsthaft über einen Motortausch und über Zahnräder aus Metall nach. Ein ganz besonders netter Hobbykollege hat mir weitergeholfen und mir diesen Link hier geschickt.

Jetzt ist mal für zwei Jahre Pause hier in diesem Thread, denn ich lerne Polnisch.

Scherz. Es ist natürlich NICHT Pause, denn ich habe den Thread von Tom aus Polen bereits mit DeepL übersetzt und eifrig studiert. Wahrscheinlich wird es so sein, dass ich sukzessive die Anregungen Toms umsetzen werde, um die Lok wieder zum Laufen zu bringen. Das ist allerdings mit Ersatzteilbeschaffungsmaßnahmen und entsprechenden Wartezeiten verbunden. Zumal es die von ihm vor nunmehr 12 Jahren gezeigten Motoren und Zahnräder wahrscheinlich gar nicht mehr gibt. Alternativ könnte man auch den Roco-Tender (wieder) motorisieren.

Es ist jedenfalls Optimismus angesagt. Ich werde in der Zwischenzeit einfach mit den Detaillierungsmaßnahmen am Kessel fortsetzen.

„Du weast senan dawal wenixtns a Weihnochtskoatn schickn wolln, göltu.“, sagte die Mitzi. „I hon da schon a liabs Weihnochtsfoto heagrichtat.“ [Du wirst ihnen in der Zwischenzeit wenigstens eine Weihnachtskarte schicken wollen, nicht wahr. Ich habe dir bereits ein hübsches Weihnachtsfoto hergerichtet.]

Gute Idee. Das von Mitzi ausgewählte Foto zeigt stimmungsvoll die Abfahrt des E965 bei starkem Schneefall im Winter 1956 im Wiener Südbahnhof. Die Lokomotive war 33.130, eine 77er (77.40) leistete Vorspann:



Foto: G. Gilnreiner, Sammlung: Technisches Archiv Österreich - Archiv des Vereins "Nostalgiebahnen in Kärnten"


In diesem Sinne wünsche ich euch allen ein ganz besonders schönes Weihnachtsfest

Euer Karl

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RE: Frohe Weihnachten!

#3336 von Friedl01 , 26.12.2022 14:10

Servus Karl,

das Problem mit der Gegenkurbel kenne ich leider nur zu gut… Habe noch ein Ersatzteil von Brawa bekommen. Bei mir war das Problem, dass die Achse einen „8er“ hatte. War leider komplett schief aufgepresst worden. Nachdem ich die Achse neu ausgerichtet habe, hat es halbwegs funktioniert. Eine selbstgebastelte Gegenkurbel ist allerdings schon wieder zerstört worden in meiner engen Wendel…

Naja, bleibt sie hald in der Vitrine, bis ich nur mehr größere Radien habe…

Ps: Ich bastle auch schon an meinem 50er Tender dür die 19er :D

lg
Gottfried


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RE: Frohe Weihnachten!

#3337 von notbremse , 27.12.2022 18:44

Hallo Friedl,

ich bin gerade dabei, Ersatzteile aufzutreiben. Worst case ist der Kauf einer B-Ware-Maschine als Ersatzteilspender.

Deine selbstgebaute Gegenkurbel hast du wahrscheinlich nicht selbst gedreht und gefräst. Womit hast du diese Reparatur durchgeführt?

Liebe Grüße

Karl


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RE: Frohe Weihnachten!

#3338 von Friedl01 , 27.12.2022 21:53

Servus Karl,

ich habe gelesen, dass eine Roco 64er Kurbel funktionieren soll, habe ich aber noch nicht probiert. Ein Kollege aus dem Kleinbahnsammlerforum hat mir eine Gegenkurbelnaus Kupfer „geschnitzt“, die hat den Belastungrn der uneuchtigen Achse allerdings auch nicht standgehalten.

Ich würde es mit den Gegenkurbeln einer Roco 64er versuchen, wenn bei mir wieder etwas bricht… oder eine Messingkurbel aus meinem Fundus zurecht schnitzen. Eine andere Möglichkeit sehe ich leider nicht :/


lg
Gottfried


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Die Polnische, Teil V

#3339 von notbremse , 30.12.2022 14:51

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Der Fluch der Akribik, Teil 398



VERFEINERTE POLNISCHE I



„Hihi“, hat die Mitzi gekichert. „Dos Reißale host extra herglegt, damit si sunst kana mea traut, sowos z‘ mo-hn, göltu?“ [Hihi, das Zündhölzchen hast du hierhergelegt, damit sich sonst niemand mehr traut, so etwas zu machen, nicht wahr?“





Ich denke mir, so abschreckend wird das Zündhölzchen hoffentlich nicht sein, denn die Zahl der mir bekannten Lok-Verfeinerer nimmt ständig zu. Von einem solchen wurde ich kürzlich gefragt, wie ich denn bewegliche Türen für Lokomotiven mache. Nun, es führen bekanntlich viele Wege nach Rom, und zwar auch dann, wenn man gar nicht nach Rom will, sondern z.B. nach München zum Oktoberfest.

Hier habe ich ein ▸Albion-Messingröhrchen mit 0,6mm Außendurchmesser auf ein Türblatt aus 0,3mm-Blech aufgelötet, und zwar so, dass die obere Türangel verdeckt sein wird. Die untere darf sichtbar bleiben. Das Türblatt wurde mit einer Goldschmiedeschere ausgeschnitten. Klingt teuer, die Goldschmiedeschere, ist sie aber nicht, und diese Scheren gibt’s um wenig Geld in fast jedem Baumarkt. Kleinzeug wie dieses Türchen löte ich seit vielen Jahren mit der z.B. bei Weinert unter der Bestellnummer 2312 erhältlichen Weichlötmasse von Felder. Wer Einfuhrgebühren scheut, für den gibt’s die Röhrchen von Albion auch in Deutschland, ▸ beispielsweise bei RST (Bezugsquelle korrigiert am 22.03.2023). Ein kleines Holzklötzchen genügte mir als Lötunterlage.

Durch das Röhrchen wurde ein 0,4mm-Messingdraht gesteckt, auf welchen passende Griffstangenhalter aufgefädelt wurden. Es erwies sich als sinnvoll, die Griffstangenhalter durch Quetschen der Drahtenden an der Flucht zu hindern – und zwar sofort, und noch ehe der Draht endgültig zugeschnitten und abschließend erneut an den Enden gequetscht wurde.

Die Mitzi sieht sich inzwischen in der Küche um. „I wea uns hiaz an Tee mo-hn. An ▸ Reinling hon I uns a mitgebrocht.“ [Ich werde uns jetzt einen Tee aufgießen. Einen Reindling habe ich uns auch mitgebracht.]

Bevor ich Kessel und Führerhaus wieder aufsetze, muss das Führerhaus innen fertig sein. Also habe ich das das Führerhaus inzwischen innen bemalt. Oder besser gesagt, betröpfelt. Denn meine seinerzeitigen Versuche, winzige Rundinstrumente mit dem Pinsel weiß zu bemalen, sind stets kläglich gescheitert. Das wurde nie richtig rund. Manche Hobbykollegen schieben ihre Panik vor solchen Arbeiten demonstrativ als „Mangel an Talent“ vor sich her. Hier geht’s aber, wie so oft bei unserem Hobby, ganz bestimmt nicht um Talent, sondern um geeignetes Werkzeug und um eine geeignete Vorgehensweise.

Bei Rundinstrumenten gehe ich seit geraumer Zeit so vor: Die Lok wird so gestellt, dass die Rundinstrumente waagrecht liegen. Ein winziger Tropfen der stark verdünnten weißen Farbe wird entweder mit einem Ölgeber oder mit einem am Ende gequetschten dünnen Draht in das Rundinstrument getropft, wo die Farbe sich von selbst kreisrund anlegt. Trocknen lassen und den Vorgang mehrere Male wiederholen, bis die Farbe das gesamte Instrument deckend ausfüllt.





Und wer nun meint, das Bemalen der Rundinstrumente sei ein völlig sinnloses Unterfangen, weil man sie später sowieso nicht sehen wird, der hat natürlich Recht.

Und weil man auch sie später nicht mehr sehen wird, bleiben die verschmutzten rückwärtigen Fenster so, wie sie sind. Die wurden in China mit viel zu viel Kleber eingeklebt und waren im oberen Teil völlig milchig und undurchsichtig. „Dos komma so nit losn“, hat die Mitzi gesagt, hat Tee und Reindling stehen lassen und hat energisch die Fenster geputzt. Nach einer Weile gab sie aber dann doch auf. Das bleibt jetzt einstweilen so, wie’s ist.

Der rückwärtige Abschluss des Führerhauses endet bei Brawa unvermittelt auf halber Höhe, knapp unter den Fenstern. Vorbildfotos belegen, dass diese seitlichen Wände bei den österreichischen 919ern in den 50er-Jahren bis zum Boden reichten. Also habe ich diese Flächen bei meinem Modell mit Polystyrol nachgebildet. Nun konnten die beiden Türen probeweise eingesetzt werden:





Und die Türfederung? Nun, zunächst glaubte ich, ein gerades Stück Federdraht - durch eine Bohrung ins Führerhaus geführt – müsste genügen. Es genügte keineswegs, denn der Federdraht verbog sich binnen kürzester Zeit und verlor seine Spannkraft. Wenn man ihn aber mit mindestens einer kreisförmigen Schleife ausstattet, kehrt er immer wieder brav in seine Ausgangsstellung zurück. Das führerhausseitige Drahtende habe ich abgewinkelt und mit Stabilit Express fixiert. Kannst du auf dem Foto nicht sehen? Oh, danke für das nette Kompliment! Die Tarnung ist offensichtlich perfekt gelungen! Türseitig habe ich den Draht nicht fixiert. Dort muss er auf der Tür gleiten können.

Nach etlichen Fahrten mit provisorisch aufgesetztem Oberteil über meine engsten Weichen werden die Türen ihre endgültige Breite bekommen. Wenn das Gegenkurbel-Problem gelöst ist, natürlich. (Vielen Dank an alle die hilfreichen Eisenbahnfreunde, die mich bei der Suche nach einer geeigneten Ersatzlösung unterstützen.)

Bevor ich das Oberteil endgültig auf das Unterteil aufsetze, müssen die Polystyrolplatten des Führerhauses und die Türen innen lackiert werden. Die Metallteile werde ich zuvor brünieren, speziell im Bereich der Türfedern, wo zu erwarten ist, dass der Lack im Betrieb abgeschürft wird.

Danach kommen die Windleitbleche und eine dem Vorbild entsprechende Lokpfeife dran. Mehr darüber nächstes Jahr.

Bis dahin wünscht euch alles erdenklich Gute

Euer Karl

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zuletzt bearbeitet 22.03.2023 | Top

RE: Die Polnische, Teil V

#3340 von wolferl65 , 30.12.2022 16:14

Servus Karl,

sehr schön, stets ein Genuss, Dein Treiben zu verfolgen. Unabhängig von den augenscheinlichen Resultaten hilft es mir auch ungemein, mein eigenes Tun irgendwie zu relativieren... sehr beruhigend...

Einen angenehmen Übergang ins neue Jahr wünscht
Wolfgang


Projekt Gleiswüste freut sich auf Euren Besuch: https://www.stummiforum.de/viewtopic.php?f=64&t=157926


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RE: Die Polnische, Teil V

#3341 von Marchfelder , 30.12.2022 17:51

ah, notbremse und wolferl65 - die forumianer mit dem größten klescha unter sich

erklärung für die der bairisch-österreichischen sprachverietät des deutschen nicht mächtigen: in österreich ist "du host jo an klescha (klescher)" ein ausdruck höchster bewunderung.

lg aus dem marchfeld


 
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RE: Die Polnische, Teil V

#3342 von Ikoturso , 30.12.2022 18:25

Die kärntner Mundart

Ich muss hier leider unseren Mitleser aus den nördlichen Landesteilen wegen des "Klescha´s" korrigieren, siehe https://de.wiktionary.org/wiki/Verzeichn...4rntner_Mundart

Dort steht - und das ist hier im südlichsten Teil Österreichs so : Klescha – Knall, aber auch Bezeichnung für Schwachsinnige (A håst an Klescha?)

---- und das trifft auf keinen der beiden zu

mit den besten Wünschen für 2023 - der Oberkärntner



"Es ist die allerhöchste Eisenbahn, ..die Zeit ist schon vor drei Stunden angekommen!" (Adolf Glaßbrenner)
https://stummiforum.de/viewtopic.php?f=15&t=191050


 
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Die Polnische, Teil VI

#3343 von notbremse , 06.01.2023 16:08

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Der Fluch der Akribik, Teil 399



VERFEINERTE POLNISCHE II


Da das Fahrgestell noch nicht fahrbereit ist, entschließe ich mich, oben rum weiterzumachen. Eine Entscheidung, wie sie in der Schönheitschirurgie wahrscheinlich öfter einmal zu treffen ist.

„So a Pfeifn hob i oba a nonit gsegn“, meinte die Mitzi nachdenklich. [So eine Pfeife habe ich aber auch noch nicht gesehen.] Tatsächlich, die Lokpfeife der 919.165 war spätestens ab Oktober 1953 liegend eingebaut. Eine fürwahr nicht alltägliche Konstruktion:





Ich habe zunächst die Brawa-Pfeife vertikal durchbohrt und sie auf einen dünnen Draht gefädelt. Das Ergebnis befriedigte aber nicht. Offenbar war die ursprüngliche schlanke Originalpfeife gegen ein dickeres österreichisches Trumm getauscht worden. Also habe ich eine passende Pfeife der Railboys aus der Grabbelkiste geholt, sie mit einer Roco-Pfeife verlängert und aus 0,2mm-Draht und einem längs gespaltenen 0,3mm-Draht den Betätigungshebel zusammengesetzt. 0,3mm-Draht längs spalten? Natürlich geht das, wenn man ihn zuvor quetscht (dann ist er flacher und breiter und kann gut auf eine harte Unterlage aufgelegt werden) und wenn man nicht nach dem ersten Versuch aufgibt. Bei mir waren’s ein halbes Dutzend Versuche mit einem spitzen Cutter und einer Schneidepinzette, dann hat’s geklappt.





Aussagekräftige Fotos oder gar eine Zeichnung der 919.165-Pfeife hatte ich nicht zur Verfügung, darum ist diese Pfeife dem Vorbild nur grob nachempfunden. Manchmal genügt mir auch Unvollkommenes. „Dos kenn‘ i“, hat die Mitzi gesagt. „In die meistn Fraun geht’s mit ihre Lötta so.“ [Das kenne ich. Den meisten Frauen geht’s so mit ihren Männern.]

Und als ich das oben gezeigte Vorbildfoto nochmals genauer betrachtete, fiel mir auf, dass die Ventile der 919.165 um 1955 nicht mehr mit einem „Blechnapf“ umgeben waren. Also Ventile runter, von hinten aus ihrer „Badewanne“ rausdrücken,…





… Öffnung im Kessel schließen, Sockel für die Ventile aus Polystyrol und aus Ätzteilen aus der Grabbelkiste anfertigen. Das sieht jetzt so aus:





Weiter vorne – gleich hinter dem Schlot – zeigte es sich, dass die V-förmigen Verbindungen zu den beiden Ventilen…





… um 1955 anders verlegt waren. Nämlich ungefähr so:





Ein wenig Nacharbeit ist angesagt. Die beiden Leitungen sind nämlich noch nicht symmetrisch, wie das Foto gnadenlos zeigt.

Und dann war da noch der Schlot. Manchen von euch wird’s auf den Fotos oben aufgefallen sein. Der Schlot des Modells hat ab Werk eine recht kleine Öffnung, die als Halterung für den Rauchgenerator dient. Ich habe bei allen meinen Maschinen die Rauchgeneratoren deaktiviert oder – wie bei dieser 919er – gänzlich ausgebaut. Die Litzen zum Tender habe ich entfernt. Der Schlot konnte nun mit verschiedenen Bohrern und Fräsern auf das Originalmaß aufgeweitet werden.

Bis zum nächsten Karlfreitag

Euer Karl

.


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RE: Die Polnische, Teil VI

#3344 von Südrampe , 07.01.2023 07:07

Karl,


"längs gespaltener 0,3mm-Draht" ...
Pass bloß auf, sonst spaltest Du aus Versehen noch ein Atom! ☢

Ohne mich auch nur im Geringsten auf einem annähernden Akribie-Level zu wähnen, guckt mir bei der Bevölkerung meiner Reisezugwagen stets eine virtueller Karl über die Schulter und mahnt - stets freundlich - zu etwas mehr Abwechslung bei den Klamottenfarben, Strähnchen in den sonst einfarbigen Haaren oder doch auch mal einer Brille oder nem Schnauzer.

Dazu der Spruch in Deiner Signatur mit den losen Damen - und schon mach ich mich wieder frei vom selbstauferlegten "bis zum Wochenende muss der Wagen aber fertig sein".

Du siehst: die Karlfreitagsberichte haben auch einen ganz großen Einfluss auf das Geschehen in anderen Gebirgsregionen im H0-Maßstab 🤗 Dafür mal wieder ein längst überfälliges und riesengroßes

Dankeschön!


Viele Grüße

Jochen

Hier geht's ins Bietschtal und zur 1/87-BLS Südrampe 🇨🇭
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RE: Die Polnische, Teil VI

#3345 von notbremse , 07.01.2023 13:37

Hallo Jochen,

ich zitiere aus deinem seeeeehr empfehlenswerten Thread:

Zitat von rodgauer im Beitrag 🇨🇭 BLS Bietschtalbrücke - Schotter an der Lawinengalerie
Hallo Jochen, das ist ganz, ganz, GAAAAANZ großes Kino, was Du hier zeigst. Die Schotterung sieht perfekt aus, Deine Konstruktionen aus Trittschalldämmung auch. Und überhaupt die ganze Erscheinung

Freue mich auf die weiteren Fortschritte!


Über ein "Dankeschön" eines solchen Ausnahmekönners freue ich mich natürlich ganz besonders!

Was das Atom betrifft, das funktioniert bereits. Ich habe meine Heizung von Gas auf Atomenergie umgestellt. War ganz einfach. Man muss das Atom nur flachklopfen, dann kann man es anschließend ganz leicht spalten.



Liebe Grüße

Karl


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Die Polnische, Teil VII

#3346 von notbremse , 13.01.2023 16:33

.

Der Fluch der Akribik, Teil 400



VERFEINERTE POLNISCHE III


„Hiaz tust schon wieda den Herrn ausn Marchfeld tratzn“, meinte die Mitzi. „Dea weat hiaz manan, du host nit lei a bisale an Klescha, sondan an gonz an festn!“ [Jetzt provozierst du schon wieder den Herrn aus dem Marchfeld. Der wird glauben, du hast nicht nur einen ganz geringfügigen Knall, sondern einen ganz besonders ausgeprägten!]





Nun, nichts liegt mir ferner als das. Diese Leitung musste einfach sein. Und zwar nicht, weil das Brawa-Modell nicht vorbildgerecht wäre. Im Gegenteil, das Brawa-Modell trifft – vom Tender abgesehen - hervorragend den Zustand der 919.165 bis etwa 1953. Erst in den letzten Einsatzjahren wurden einige Veränderungen vorgenommen, darunter die bereits gezeigten an der Pfeife und an den Ventilen. Die beim Brawa-Modell exakt parallel zum waagrechten Handlauf verlaufende Leitung war im Sommer 1955 ausgetauscht gegen ein reichlich schräges Teil:




919.165 am 18.07.1955, Foto: Karl Wyrsch, Sammlung Mag. Luft. Veröffentlichung mit freundlicher Erlaubnis von Mag. Alfred Luft.

Diese krumme Leitung musste natürlich auch bei meiner Maschine sein.

Darüber hinaus erkennt man auf dem Vorbildfoto, dass unterhalb des Handlaufs alle waagrechten Leitungen entfernt waren, während die Sandfallrohre an dieser Stelle immer noch gebogen waren. Auch das wollte ich darstellen.

Vorübergehend fuhr die Maschine 1955 sogar ohne das Abdeckblech des Dampfdoms, wie man auf dem Vorbildfoto erkennen kann. So einen „Klescha“ hatte ich aber dann doch wieder nicht, auch das nachzubilden. Die Leitung aber musste sein.

Zunächst einmal habe ich die Leitungen unterhalb des Handlaufs mit verschiedenen Juweliersticheln abgeschabt. Diese Leitungen sind mit dem Kessel mitgegossen. Ein recht hartes Metall, das bedächtiges Vorgehen fordert. Keine schwierige Sache, aber bedächtig und sorgfältig auszuführen. Im Ergebnis eine abendfüllende Beschäftigung für zwei lange Winterabende.

Dann die neue Leitung oberhalb des Handlaufs. Hier habe ich mich für Kupfer entschieden. Das habe ich wieder einmal vom großartigen Lokschnitzer-Michael abgekupfert. Kupfer kriege ich nicht so kerzengerade hin wie gerichtete Messingstäbe, daher eignet es sich hervorragend für alles, was beim Vorbild nicht ganz gerade ist. Kupfer lässt sich an ein- und derselben Stelle mehrfach stark biegen, ohne dass es so rasch bricht wie gerichtete Messingstäbe. Und schließlich ist Kupfer viel weicher als Messing und lässt sich entsprechend leichter bohren.
Also habe ich einen Kupferdraht genommen, ihn zurechtgebogen, habe ihn am vorderen Ende etwas gequetscht und ein 0,3 Millimeter-Loch hineingebohrt:





Während das originale Brawa-Teil vorne bloß angesteckt war, werde ich meine neue Leitung vorne mit einem Messing-Stift befestigen.

Dann habe ich ein Albion Alloys-Messingröhrchen mit Außendurchmesser 1mm und Innendurchmesser 0,8mm mit einer 0,3mm-Bohrung versehen. Anschließend habe ich dieses Rohr so abgeschnitten, dass es ca. einen Millimeter lang war und die Bohrung exakt mittig saß. Bohren und Zuschneiden des Rohrs gelingt natürlich nur, wenn man einen Messingdraht in dieses Rohr eingefädelt hat. Dann aber geht’s überraschend leicht. Man braucht dafür keinen sonderlich ausgeprägten „Klescha“ und nicht einmal die immer wieder unnötig zitierte "ruhige Hand". Gutes Werkzeug zum Einspannen, Schneiden und Bohren genügt.

Nach dem Abschneiden des Rohrs sitzt der abgesägte & gebohrte Winzling immer noch gemütlich auf seinem Messingstab und lässt sich recht einfach auf den Kupferdraht hinüberschieben. Dort habe ich ihn in Position gebracht und durch das Bohrloch der kleinen Hülse hindurch durchs Kupfer gebohrt. Anschließend habe ich einen 0,3 Millimeter-Draht durch die beiden Bohrungen gesteckt, um das Röhrchen provisorisch gegen Verrutschen zu sichern.

Nun noch eine 0,3 Milllimeter-Bohrung durch die Armatur der originalen Brawa-Leitung. Auch hier einen 0,3 Millimeter-Messingdraht einfädeln und die Armatur dann erst sauber abtrennen. Nicht aber den Draht, sodass die Armatur anschließend auf dem Draht sitzt und nicht verlorengehen kann.

Den provisorisch in der Leitung sitzenden Draht so herausnehmen, dass das Röhrchen nicht verrutscht, stattdessen den anderen Draht – den mit der Armatur drauf – einfädeln und alle Teile mit winzigen Tröpfchen Sekundenkleber fixieren. Den Kleber gut trocknen lassen und dann erst den 0,3 Millimeter-Draht abschneiden. Dann schaut‘s so aus:





Und wenn jetzt trotz dieser extremen Vergrößerung noch einer meint, ich solle hier noch größere Bilder einstellen, dann wird derjenige aufs grausamste bestraft. Mit einer Kinokarte für einen der schlechtesten Filme aller Zeiten zum Beispiel. Und meine Schwiegermutter sorgt persönlich dafür, dass das Kino nicht vorzeitig verlassen wird.



Dann noch zwei geätzte Schellen aus dem Railboys-Kleinteile-Angebot, mit den Rückseiten aneinandergeklebt und auf das Rohr aufgeschoben, und so schaut’s dann in eingebautem Zustand aus:





Vorne ragt noch das Drähtchen nach oben heraus, mit dem ich das Rohr mit der oberen Armatur verstiftet habe. Wenn der Kleber ausgehärtet ist, muss das natürlich noch sauber abgetrennt werden. Hierfür werde ich eine kleine Schneidepinzette verwenden.

Was man auf diesem Bild ebenfalls recht gut sieht: Ich habe mir am Abend vor Beginn dieser Arbeiten eine primitive Halterung aus grob zugeschnittenen Styrodurblöcken mit Ponal zusammengeklebt, in welche ich den Kessel einklemme. Damit kann ich ihn gut halten und drehen und wenden, ohne dass überstehende Teile wie z.B. die Sandfallrohre gefährdet werden.

Bis zum nächsten Karlfreitag

Euer Karl

.


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RE: Die Polnische, Teil VII

#3347 von Stiller Mitleser , 14.01.2023 23:04

Guten Abend Karl!
Danke für die ausführliche Beschreibung der Röhrchen-Durchbohrung oder Spaltung! Leider kann ich mir auch nach öfterem Lesen nicht vorstellen, wie denn das Endergebnis aussehen mag. Auch am Foto konnte ich nicht erkennen, wo genau dieses Röhrchen sitzt, um an der gelungenen Nachbildung auch die angemessene Freude zu empfinden.
Schade, aber vielleicht hab ich auch zu wenig räumliches Vorstellungsvermögen.
Beste Grüße,
Fritz


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Gespaltene Meinungen über Röhrchendurchbohrung

#3348 von notbremse , 15.01.2023 09:25

Lieber Fritz,

sorry, mein Fehler. Das Röhrchen kann man auf dem Foto tatsächlich leicht übersehen. Hier unter der Armatur sitzt es:





Was allerdings das Bohren und Spalten betrifft, so ist es wie beim trockenen Martini eines allseits bekannten fiktiven Briten namens James Bond. Sein Martini wird ausschließlich geschüttelt und nicht gerührt. So ist es auch bei meinem Röhrchen. Mein Röhrchen wurde nicht gespalten, sondern gebohrt.



Liebe Grüße

Karl


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zuletzt bearbeitet 15.01.2023 | Top

RE: Gespaltene Meinungen über Röhrchendurchbohrung

#3349 von Stiller Mitleser , 15.01.2023 10:16

Lieber Karl,
danke für die Klärung! Jetzt weiß ich erst, wozu du dieses Röhrchen verwendet hast. Die Armatur ist sozusagen ein Absperrventil, oder? Da es dir diesen Aufwand wert ist möchte ich noch eine Frage anhängen: Was geht eigentlich durch dieses komische schräge Rohr durch?
Schönen Sonntag Morgen,
Fritz


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Die Polnische, Teil VIII

#3350 von notbremse , 20.01.2023 17:32

.

Der Fluch der Akribik, Teil 401



VERFEINERTE POLNISCHE IV


„Stöl da vur, hiaz schnitzt da Koal a Blockfletn!“, meinte der Toni. „Jessas!“ erregte sich die Mitzi, allmählich vom Kärntnerischen in etwas überzugehen, was sie für hochdeutsch hielt. „Du bist oftamol a so a Pliatz, dos i da ane tetschn kennt! Dos sigt jo a jedes Kind, dos dos ka Blockfletn sein kon. Host schon amol a Blockfletn mit lei via Leha gsegn, ha? Dos is siha ein Teil für den Kessel einer 919 der ÖBB!“

[Stell dir vor, jetzt schnitzt der Karl eine Blockflöte! – Jesus! Du bist manchmal so ein Idiot, dass ich dich ohrfeigen könnte! Das sieht ja doch ein jedes Kind, dass das keine Blockflöte sein kann. Hast du denn jemals eine Blockflöte gesehen, die nur vier Löcher hat? Das ist sicherlich ein Teil für den Kessel einer 919 der ÖBB!]





Mitzi hat natürlich recht. Eine Blockflöte hat viel mehr Löcher, ist meistens nicht aus Messing und außerdem steckt man in eine Blockflöte normalerweise auch keinen 0,3-Millimeter-Messingdraht:





Zunächst durchbohrte ich das 0,6-Millimeter-Röhrchen nicht, sondern begnügte mich mit je einem Loch. Das erzeugte erhebliche Probleme beim Einkleben und beim parallelen Ausrichten der Drähtchen (links im Bild oben). Das Ausrichten der Drähtchen gelang mir viel leichter, als ich das Röhrchen gänzlich durchbohrte, den Draht hindurchsteckte und mit winzigen Tröpfchen Superkleber anklebte (rechts im Foto oben). Danach wurden die unten überstehenden Drähtchen entfernt. Oben wurden die Drähtchen gekürzt und umgebogen und fertig war das Blockflötomotivteil:





Noch vier passende kleine Löcher an den oberen Enden der Sandfallrohre, ein etwas längerer 0,4 Millimeter-Kupferdraht zum Führerhaus hin und schon ist’s eingebaut. Das schaut dann so aus…





… und dürfte wahrscheinlich die Druckluftleitungen zu den Sandstreuern darstellen.

Der dicke Draht darunter ist, um Fritz‘ berechtigte Frage endlich zu beantworten, wahrscheinlich die Leitung zum Kesselspeiseventil – samt Absperrventil, Rückschlagventil und dem von mir nachempfundenen Feuerlöschstutzen.

Vorbehaltlich anderslautender gutachterlicher Stellungnahmen WIRKLICHER Dampflok-Experten natürlich.

Liebe Grüße

Euer Karl

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Der Weg zum Traum: Knippers Cargo-Drehscheibe-Hagen / Bekohlung, MIBA-Spezial, Albulabahn
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