Vorgeschichte
Nachdem die Umbauten von Köf und Stainz geglückt waren, gingen wir (mein Sohn und ich) ans Ausprobieren im Garten. Soweit so gut... Aber es zeigte sich, dass die fliegend verlegten Gleise eine regelrechte "Berg- und Talbahn" ergaben, sodass die Loks nicht mehr als zwei bis drei Wagen ziehen konnten. Das war uns zu wenig. Abhilfe ist möglich
• durch zwei Stainz in Doppeltraktion
• oder durch eine "richtig grosse" Lok
• oder beides
Auch ein "vernünftiges Trassee" wäre eine Lösung - das packen wir im Frühjahr auch an. Trotzdem musste noch eine Lok hinzu. Aber welche?
• Die Mallet?
• Das RhB Krokodil?
• Eine V200?
• Eine BR 218?
• Oder etwas ganz anderes?
Nach langen Überlegungen entschied ich mich für den RhB Bernina-Triebwagen ABe 4/4. Dieser vereinigt, nebst dem Kardinalrkiterium "gross und stark", viele Vorteile:
+ Elektrisches Fahrzeug (hatten wir noch nicht)
+ Ist alleinfahrend ein vollwertiger Zug
+ Kann Personenwagen ziehen
+ oder Güterwagen
+ oder beides
Also los! ABe 4/4 gekauft. Der Zimo MX695KV Decoder ist bestellt; sollte in zwei Wochen eintreffen. Erst wollte ich den Umbau nicht dokumentieren, weil bereits hier und hier Umbauberichte vorhanden sind. Diese halfen mir selbstverständlich sehr viel. Bald aber zeigte es sich, dass ich einige der auftretenden Aufgaben auf neue Art lösen werde. Daher dieser Bericht.
Zerlegen der Lok
Lok auf den Rücken legen. Bremsschläuche vorsichtig zur Seite drehen. Die vier Schrauben auf der Unterseite der Bremsschläuche lösen. Die acht Schrauben am Wagenboden lösen. Wagenboden vorsichtig aus dem Kasten herausheben und auf die Räder stellen. Die beiden Anschlusskabel von der Adapterplatine abziehen.
Die vier Schiebetüren entfernen und beiseite legen.
Die Inneneinrichtung vorsichtig nach oben abziehen. Die acht Schrauben im Wagenboden lösen. Die schwarze Wanne unter dem Wagenboden mitsamt Gewicht entfernen. Die vier Schrauben lösen und die beiden Gewichte entfernen.
Am Kasten bei den vier unteren Stirnlampen mit einem Messer vorsichtig das Lampenglas ein wenig nach vorne hebeln und dann mit dem Fingernagel ganz abziehen. Den grauen Lampeneinsaz mit der Spitzpinzette o.ä. entfernen. Dann mit einem Kleinen Haken aus Draht o.ä. zwischen die Anschlüsse der Glühlampen fassen und diese vorsichtig aus dem Stecksockel herausziehen.
Führerstand-Inneneinrichtung nach oben herausziehen. Platine ausfädeln.
Je zwei Schrauben an den Trennwänden im Fahrgastabteil lösen. Die acht Schrauben im Wagendach lösen. Wagenkasten vom Wagendach abheben. Kabel vom Stromabnehmer an der Betriebsartenwahl-Platine ausziehen. Wagenkasten beiseite legen.
Nun sieht die Lok so aus:
Um den Umbau der Elektrik zu planen, eruierte ich zuerst mal den Istzustand:
oder als PDF
Planung des Umbaus
Wo der Decoder hinkommt, ist ja klar. Aber was brauche ich sonst noch? Ich bin noch unschlüssig. Folgende Zusatzfunktionen sollen realisiert werden:
Sound
Der "richtige" Sound für dieses Fahrzeug ist der Däppen-Sound. Bestellte ich zusammen mit dem Decoder.
Die schwarze Wanne unter dem Fahrzeugboden ist für den Lautsprechereinbau vorbereitet. Der vorhandene Einbauraum misst 57.5mm Durchmesser mal 25mm Höhe. Ungefähr passen würde der ESU 50445. Allerdings heisst es, dessen Schallkapsel sei 30mm lang. Schallkapsel kürzen?
Schweizer Lichtwechsel plus rotes Schlusslicht
Das rote Schlusslicht bedingt den zusätzlichen Einbau einer roten Leuchte. Matthias Manhart empfiehlt die Verwendung von zweifarbigen LED warmweiss/rot, 3mm, inkl. Vorwiderstand.
Daraus ergibt sich folgende Aufgabe: Die LED sollten fest in die Platine gelötet sein. Konstruktionsbedingt kann dann aber die Platine nicht mehr an die vorgesehene Endposition geschoben werden: Wenn die Führerstandsinneneinrichtung (mitsamt eingesetzter Platine) in Position geschoben wird, ist die Achse der Glühbirne bzw. LED (also die Mitte der Steckbuchse) zu weit von der Mitte des Lampengehäuses entfernt:
Wenn die 5mm langen Stecknasen der grauen Führerstand-Inneneinrichtung um 2mm auf 3mm gekürzt werden, sollte es passen: Dann sollten sich beide Anschlüsse der Steckbuchse (bzw. eine 3mm LED) innerhalb des Lampengehäuses befinden, wodurch sich die Glühbirnen bzw. LED ins Lampengehäuse einfädeln lassen.
Wenn die Führerstandinneneinrichtung mitsamt Platine und Lampenfassung an Ort ist, wird klar, was das Ziel ist: (Steckbuchse in Gedanken durch LED ersetzen)
Stromabnehmer elektrisch heben/senken
Die Standardlösung scheint der Antrieb per Servo zu sein; immerhin unterstützt der MX695 den Anschluss von Servos direkt am Decoder. Allerdings: Wo Servo platzieren? Und wie die Bewegung auf den Stromabnehmer übertragen? Der Einbauraum im Dachbereich des ABe 4/4 ist eng: Es ist nur 15mm lichte Weite über die ganze Wagenbreite vorhanden. In der Mitte des Daches (am höchsten Punkt der Dachwölbung) sind es 20mm.
Arnold Hübsch zeigt auf seiner Webseite eine Bauanleitung für LGB Stromabnehmerbetätigung per Servo.
Vorteil:
+Standardlösung
+ Relativ einfache Mechanik
+ Leise
Nachteil:
- Benötigt relativ grossen Schlitz im Dach für den Antriebshebel
- Einbauraum im Dach des ABe 4/4 ist kritisch
Es könnte jedoch klappen, wenn der Servoarm in die bereits bestehende Öffnung im Kasten und somit in den Bereich zwischen den beiden Fahrgastabteil-Trennwänden ragt. Allerdings ist dann ein kompliziert gebogenes Gestänge vom Servo zum Stromabnehmerhebel erforderlich. Eine gerade Stange funktioniert nicht; die Stange muss um mehrere Ecken herum gehen.
Matthias Manhart realisierte einst einen Antrieb mittels (lautem) Motorweichenantrieb. Heben/Senken erfolgt durch einfaches Umpolen des Weichenmotors und einen Seilzug.
Eine dritte Möglichkeit trage ich mit mir herum: Ein Linearantrieb mit 75mm Stellweg. Ein kleiner Gleichspannungsmotor aus der Bastelkiste treibt eine M4 Gewindestange an, auf der eine Mutter verschoben wird. Daran ist ein dünner Nylonfaden befestigt, der durch ein kleines Loch im Dach führt und an der Stromabnehmerwippe befestigt ist.
Der Liearantrieb zieht also direkt die Wippe herunter. Die erforderliche Kraft beträgt etwas mehr als 100g und wurde experimentell ermittelt.
Vorteil:
+ Sehr flacher Aufbau möglich
+ Maximal mögliche Untersetzung, dadurch geringe Motorleistung
+ Kleinster Eingriff am Dach (Bohrung 1mm bis 1.5mm genügt)
+ Stromabnehmer federt weiterhin, dank Seilzug
Nachteil:
- Selbstbau erforderlich
- Zusatzeinrichtung für die Polwendung erforderlich (Relais plus Ansteuerung vom Decoder)
- Motor aus der Batelkiste ist laut -> Motor müsste schallisoliert gelagert werden (aufwändig)
Ganz grob: Der Servoantrieb sollte gerade so passen, ist aber optisch der grösste Eingriff. Der Linearantrieb ist optisch am diskretesten; akustisch akzeptabel bei "schwimmender" Motorlagerung. Mechanisch ist der Linearantrieb allerdings, bedingt durch dn kompletten Selbstbau, sehr aufwendig.
Welche Lösung würdet ihr wählen?
Kurvenquietschen
Das Soundprojekt beinhaltet auch Kurvenquietschen, welches über einen externen Schalteingang betätigt werden kann. Hierzu müssten allerdings an wenigstens einem Drehgestell links und recht je ein "Schalter" angebracht werden, der nur bei Extremstellung des Drehgestells auslöst, aber die Beweglichkeit des Drehgestells nicht beeinträchtigt. IR-Reflexlichtschranken wären eine Möglichkeit. Aber "unsichtbar" soll es ja auch sein - hier sehe ich momentan nicht weiter.
Was würdet ihr tun?
Soviel für heute. Fortsetzung folgt
Felix