Hallo zusammen,
wie bereits letzte Woche angekündigt möchte ich heute einige Fotos und Erfahrungen mit den MTK-Servos zum Besten geben.
Einige Vorbemerkungen möchte ich zunächst machen. Als ich mich mit dem Neubau meiner jetzigen Anlage beschäftigte, das war im Jahre 2006, war relativ
schnell klar, dass Tillig Elite Gleise zum Einsatz kommen sollten. Großzügige Radien waren wegen der besseren Optik das Maß der Dinge, dazu eine vernünftige
Weichengeometrie und Schwellenlage. Das Profil hätte ich mir wie bei Peco gewünscht, aber man kann halt nicht alles haben. Erfahrungen mit den unterschiedlichsten
Weichenantrieben gab es in den zurückliegenden Jahren eine Menge:
Märklin M- Gleis:
Nie einen Gedanken über die Antriebe gemacht. "Akustische " Rückmeldung inklusive. Maximal die Feder getauscht. Wenn's mal Krachte wurde die Weiche
ausgebaut, Feder wieder eingehängt und gut. Das Aufkommen von 1:100 er Wagen machte dann den Weichenlaternen den garaus, die ersten 1:87er Wagen dann
dem Gleissystem. Schaltungstechnisch genial einfach. "Draht" an Schiene, fertig.
Märklin K- Gleis:
Bessere Optik gegenüber den M-Gleisen durch Flexgleise und "große" Weichen. Die Antriebe aus heutiger Sicht eine einzige Katastrophe.
Nichtfunktionierende Endabschaltungen, unzuverlässig bei der kleinsten mechanischen Unregelmäßigkeit. Die nervenaufreibende Unterflurmontage
hat mich schon bald zu Bemo-Antrieben ausweichen lassen. Diese funktionierten zumindest solange halbwegs zuverlässig, bis spätestens die Kontakte
oxydiert waren oder sich der Motor "losgerüttelt" hatte oder, oder, oder...
Alternativen: NMW .....sehr gute Technik, aber beim Preis...
Module mit DCC
In den 1990ern sorgte dann der Nachwuchs für den Verlust des Hobbyraumes, die stationäre Anlage wurde Modulen "geopfert" und gleichzeitig auf das
Zweileitersystem umgestellt. Die meisten Fahrzeuge waren zu dieser Zeit bereits von Roco, Flm, Trix und Co. Die Umstellung habe ich nie bereut.
Die Weichen wurden über viele Jahre per Hand gestellt. Simple Technik: Stellstange, von zwei Seiten bedienbar, Polarisierung und Endlage per Kippschalter
und mechanischem Anschlag. Das war die preiswerteste, zuverlässigste und einfachste Technik. Funktionierte immer. Zum Justieren reichte eine Zange.
Stationäre Anlage - Neuanfang
Im Jahre 2005 keimte der Gedanke auf wieder eine stationäre Anlage zu bauen. Platz war im neuen Haus vorhanden. In den Schattenbahnhofen, die aus der
Modul-Zeit stammten, waren Peco-Gleise verbaut, die Weichen entsprechend mit Peco-Antrieben ausgerüstet. Diese sind, sagen wir mal "zu gebrauchen",
zumindest "unter Tage". Platz für Wartungsarbeiten an der pfriemeligen Stellmechanik ist vorhanden. (Mittelfristig werden aber auch diese Antriebe durch Servos ersetzt)
2007 lernte ich auf einer Modellbahnausstellung H. Köhne kennen und war vom ersten Moment von der Servotechnik begeistert, noch dazu in dieser
akribisch durchdachten Ausführung. Das war die Lösung für meine Weichen! Die ersten 4 Weicheneinheiten wurden als Bausatz beschafft. Alles war sorgfältig verpackt und beschriftet.
Der Zusammenbau Schritt für Schritt beschrieben. Alles funktionierte auf Anhieb einwandfrei.
Nachdem die ersten Weichen mit den Servoantrieben ausgerüstet waren, tauchte das erste und einzige "Problem" auf, daß bis heute vorhanden ist:
Frei nach dem Jaguar Slogan "...bei Tempo 200 hören Sie nur das leise Säuseln der Klimaanlage..." hört man bei den Servoantrieben maximal das leise Klicken der
Polarisierungsrelais - sonst nichts! Und das auch nur, wenn kein Zug fährt! Das hat vor der Inbetriebnahme meines Gleisbildstellpultes
oft dazu geführt, daß ich erst einmal "nachgeschaut" habe, ob die Weichen denn tatsächlich umgelaufen sind - und sie sind es, zu 100%!
Warum diese Vorgeschichte. Nun, ich habe für mich meine Lösung gefunden. Es mag für andere hier eine andere Lösung geben. Ich werde also bezüglich meiner Lösung keine
Diskussionen führen wie ".. ja, aber die xyz sind besser....". Man braucht mich nicht zu "bekehren", ich gebe aber gerne meine Erfahrungen weiter.
Zunächst ein Blick auf die Technik, die normalerweise ihr Dasein ja im Dunkeln fristet. Die "Neue" ist in weiser Voraussicht in Segmentbauweise erstellt. Ein damals noch nicht geplanter,
berufsbedingter Umzug führte 2009 zum Abbau und 2011 zum Wiederaufbau. Die knapp zweijährige Pause auf einem nicht isolierten Dachboden haben alle Segmente und die Technik
ohne Schaden überstanden. Alles funktionierte sofort wieder, lediglich die Schienenprofile mussten gereinigt werden.
Hier sieht man die einzelnen Komponenten der Servoantriebstechnik. Oben die Ansteuereinheit für 4 Antriebe, Servo "Weiche 10" und rechts daneben das
Polarisierungsmodul. Die unteren Flachbandleitungen gehen jeweils zu den räumlich an den Weichen verteilten Polarisierungsmodulen. Die obere Flachbandleitung
führt zu der eigentlichen Steuerung.
In der Mitte ist die "Ringleitung" zu sehen, die sich durch die gesamte Anlage zieht.
Die Ansteuereinheit für 4 Weichen: Servo Control Unit. Der weiße Stecker ist für das "Programmiergerät" vorgesehen.
Das programmierbare IC (PIC) in der Bildmitte beinhaltet das "Betriebssystem" und wurde von Herrn Köhne programmiert.
Nähere Einzelheiten und die detaillierten Beschreibungen finden sich hier:
http://www.servo-antrieb.de/wb/pages/servo-stellantriebe.php
Hier nochmals zwei weitere Servo Control Units unter der Anlage
Diese Platine dient als Adapter zwischen Flachbandleitung und "konventioneller" Verkabelung.
Werden einzelne Servos benötigt, so kann auch eine Einzelplatine bezogen werden. Alles andere bleibt gleich.
Mit dem "Programmiergerät" lässt sich jede Weiche individuell einstellen, wie z.B.:
- Stellgeschwindigkeit
- Endlage "gerade"
- Endlage "gebogen"
- Ansteuerung über zwei Tasten (Impuls) oder Schalter (Dauerkontakt)
Jede Endlage lässt sich exakt anfahren und die Position dann abspeichern.
Die Servos lassen sich dadurch natürlich auch für jede andere Bewegung nutzen, z.B. Schuppentore, Werkstore, Schranken...
Der eigentliche Servo wird mit doppleseitigem Spezial-Klebeband an die eigentliche Montageplatte geklebt.
Der Stelldraht wird mit dem gelieferten Zubehör sicher und stabil befestigt (geführt und verschraubt).
Die gesamte Einheit nach einfädeln des Stelldrahtes in die Stellschwelle mit zwei Schrauben montiert.
Der Servoantrieb ist sehr flach und kann auch dort eingebaut werden, wo nicht viel Höhe zur Verfügung steht (Unterführung).
Ein Weiche wird per Bowdenzug angesteuert. Auch hier gibt es keine Beanstandungen.
Angesteuert werden meine Antriebe über die digitalen Ausgänge (24V DC als Impuls) einer ausrangierten Speicherprogrammierbaren Steuerung.
Jeder Taster oder Schalter kann aber genauso verwendet werden.
Die Steuerung ist mit einem PC verbunden. Auf diesem läuft ein selbst programmiertes Stellpult, welches die Stellbefehle und Rückmeldungen
mit der Steuerung austauscht.
Im Privatbahnteil der Anlage werden die Servo-Weichen "vor Ort" mittels Kippschaltern gestellt. Hier sind übrigens auch Peco-Weichen verbaut.
Die Weichen-Mechanik wurde bis auf die Stellschwelle entfernt.
Seit "Betriebsaufnahme" sorgen die Servoantriebe für einen zuverlässigen Betrieb auf meiner Anlage. So manche "Tonne" wurde befördert.
Vieles ist noch im Aufbau und wird auch schon einmal verändert. Die Entscheidung für die Servoantriebe war aus heutiger Sicht absolut richtig.