Hallo Heinzi,
und erstmal vielen Dank für diesen qualifizierten Beitrag.
Zitat von Heinzi
Zitat
Am Geld liegt es sicherlich nicht. Zumindest bei vielen nicht.
Ich habe mir dieses Zitat als Stellvertreter für alle Statements in dieser Richtung Herausgepikt:
Meiner Meinung muss man unterscheiden in welchem "Alter" man die "Einsteiger" suchen will.
Der grösste Erfolg dürfte im Vorschul- und Schulalter zu suchen sein. Da sind scheinbar schon erfolgreiche Produkte unterwegs.
Chancenlos ist es wohl im Tenager alter, in dem die Jungs anfangen ihr eigenes Geld zu verdienen. Hier Nachwuchs suchen zu wollen, dürfte sich nicht auszahlen.
An dieser Stelle: Einspruch! Ich arbeite jedes Jahr mit Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 in mehreren Modellbau-AGs und gerade da scheitert ein privater Einstieg häufig genau an dem, was Du unten so schön beschrieben hast:
Zitat
Im Schulalter ist die Geldfrage aber sehr wohl relevant....ausser die Modellbahn gehört eigentlich dem Vater. Die Gutbetuchten Jugendlichen mit den neusten Smartphones gehören meiner Meinung nach eher zur Minderheit.
(zudem knöpft man hier den Jugentlichen das Geld in so kleinen Jugend-Monatsraten ab, dass es sich die meisten Jugentlichen von ihren regulären Taschengeld eben gerade noch leisten können.)
Kommt dann das Geduldsmoment hinzu: Wie lange muss ein durchschnittsjunge sein Taschengeld sparen bis er sich z.B. Weichenantriebe und Decoder für seine Bahn leisten kann?
Kommt der Beschäftigungswert hinzu: Wie lange ist man dann beschäftigt um die eben angeschaften Antriebe und Decoder zu verbauen ...... Auch wenn das einige sind, dürfte man sich nicht viel länger als einen halben Tag damit beschäftigen können.
Kommt der Spielwertgewinn hinzu: Anstelle den Weichenschalthebels vorort zu betätigen drückt man jetzt einfach auf ein Knöpfchen... Das ist ja noch viel langweiliger als vorhin.
Und dann: ? ? ?
weiter im Kreis herum fahren und sparen sparen sparen.
Volltreffer! Und damit sind wir wieder bei dem "Gejammer" über zu hohe Preise.
Einige Statements hier sind da schon fast wie ein Spiegel dessen, was ich weiter vorne geschrieben hatte. Da werden aus der Luft gegriffene Scheinargumente wie "Die haben ja alle teure Handys!" bemüht, um sich ja nicht mit einer grundsätzlich verfehlten Produktpolitik der Hersteller auseinandersetzen zu müssen. Frei nach dem Motto: "Wieso? Ich kann mir das locker leisten. So what?" Dazu muss ich sagen, dass viele Familien, mit denen ich arbeite, unter anderem deswegen hoch verschuldet sind, weil sie dem Statussymbol Handy zuliebe vom eh schon knappen Niedriglohneinkommen zu viele Handyvertrags- und Ratenverträge laufen haben. Aber man will ja nicht, dass das Kind von den wohlhabenderen Jugendlichen gemobbt wird.
Und gerade im Schulalter werden die Eltern der Kids sich mächtig freuen, wenn zum Startset gleich noch ein I-Pad mitgekauft werden soll, damit eine Lok auf dem Startpackungskreis dreimal tutend ihre Runden drehen kann.
Der Punkt ist - und das sage ich nochmal - dass die Modellbahn über Taschengeld längst nicht mehr finanzierbar ist. Eine Szene und Branche, die das partout nicht kapieren will, braucht sich nicht zu wundern, wenn sie eingeht.
Und zum Thema "Action" möchte ich sagen: Stimmt mit meinen Erfahrungen nicht überein. Ich habe schwersterziehbare Jugendliche (auch Mädchen) hingebungsvoll Gartenhäuschen basteln und Felsen spachteln sehen, Kids stundenlang LED-lötend am Werktisch arbeiten sehen, die in der Schule keine 5 Minuten den Schnabel halten können und ich habe erlebt, wie stolz sie waren, als ihre Modelle funktionierten und mit welche Sorgfalt sie mit "ihrer" Arbeit umgegangen sind.
Das war aber auch nur möglich, weil bei uns der Etat für den Modellbau zu 80% aus städtischen Mitteln kommt und die Eltern der Kids gerade mal 20% Eigenanteil finanzieren müssen.
Und wir alle wissen, dass Modellbau mit gutem Material auch schöne Ergebnisse liefert. Ich glaube, dass nicht "Action", sondern der Stolz auf das Erschaffene und die Freude am Funktionieren des Selbstgemachten die Triebfedern sind, die Jugendliche motivieren und für den Modellbau begeistern. Dazu braucht es keine Smartphoneeinbindung, sondern ein mit Taschengeld bezahlbares und gut kompatibles Modellbahnsortiment für Kinder und Jugendliche.
Und das fehlt mir heutzutage zunehmend.