Hallo zusammen,
das Beispiel mit der CS2 hat mich nachdenklich gemacht, auch wenn ich mit ner ECoS fahre.
Das Problem der Unerschwinglichkeit für den Nachwuchs hat nicht nur Märklin - auch Roco und Co. haben es.
Und dieses Problem ist irgendwo auch von uns älteren Mobalisten hausgemacht. Wir schreien doch nach immer mehr Soundeffekten, noch höherer Detaillierung, Ätzteilen und was weiß ich noch nicht alles. Das ist einerseits toll, andererseits verteuert es die Produktion ungemein und durch die höheren Preise verkleinert sich wieder der Kreis der Käufer.
Klar kann jemand, der beruflich erfolgreich ist, sich viele dieser sündhaft teuren Spielereien kaufen, für einen Jugendlichen und seine Eltern liegen die Preise trotzdem fernab jeglicher Erschwinglichkeit. Ich leite jedes Jahr zwei Modellbau-AGs und hatte erst letztlich wieder das Problem, dass Eltern ein Kind gegen seinen Willen abmeldeten, weil er sich das "überteuerte Zeug" zum Geburtstag gewünscht hatte. Der Junge bekäme "ein Konsolenspiel um 60 Euro, da habe er mehr davon" wurde mir gesagt.
Kurz: Für viele Eltern und Kinder ist die Modellbahn nicht mehr erschwinglich. Das mag der Porsche fahrende Mitfünfziger nicht verstehen, nur krankt die ganze Branche genau daran.
Nehmen wir als Beispiel den neuen LINT von Märklin. Digitaldisplays als Türen - toll, aber für den Nachwuchs und seine Eltern mit einem Preis von über 500 Euro in der Regel nicht finanzierbar.
Ich denke die Modellbahnbranche sollte schauen, dass sie wieder bezahlbare Modelle und Infrastruktur für den Nachwuchs auf die Beine stellt und sich nicht in sündhaft teuren Features versteigt, die die Preisschraube immer weiter nach oben drehen.
Dazu gehört für mich auch, dass man sich endlich mal auf einen Digitalstandard wie DCC einigt und sich auf längere Sicht von mfx verabschiedet. Auch das hat Märklin noch nicht begriffen. Das beste Beispiel hierfür ist mfx plus. Das mag den wenig computeraffinen Rentner erfreuen ("Oh toll, meine Lok verbraucht Kohle."), der Nachwuchs spielt das Ganze aber für weitaus weniger Kohle am PC mit dem Train Simulator deutlich realistischer und nicht nur mit 16 Farben im viel zu kleinen Display nach. Ein absolut unsinniges Gadget, dass die Preisschraube sowie die Inkompatibilität zum M4-Protokoll weiter nach oben treibt. Ebenso wäre es höchste Zeit, dass man sich auf eine einheitliche, zukunftsfähige Digitalschnittstelle in allen Loks einigt. Auch das würde die Kosten drücken.
Märklin, Roco, Brawa und Co. täten gut daran, sich in dieser Richtung endlich mal zu bewegen und brauchbare Einsteigerloks und Wagen herzustellen. Die Exklusivlinie mit Mondpreisen für Menschen mit zuviel Geld kann es ja weiterhin geben.
Piko ist da mit seinen drei Serien auf einem sehr guten Weg, den ich mehr als beispielhaft finde. Es wäre an der Zeit, dass die anderen Schwergewichte der Branche nachziehen.
Die Branche steht für mein Empfinden am Scheideweg: Entweder dreht sie weiter an der Preisschraube und schränkt den Kundenkreis immer weiter ein, wobei sie den Nachwuchs endgültig verlieren wird, oder sie arbeitet darauf hin, wieder massentauglich zu werden. Und aus meiner Erfahrung heraus muss ich sagen, dass die Begeisterung und das Interesse bei der heutigen Jugend nach wie vor enorm hoch ist - das beweist mir schon die Tatsache, dass ich jedes Jahr eine große Bewerberzahl für die Modellbau-AGs ablehnen muss, weil das Interesse größer als die Anzahl der vorhandenen Plätze ist.
Es wird Zeit, dass man bei Märklin, Roco und Co. endlich kapiert, dass man sich mit der aktuellen Politik selbst den Ast absägt, auf dem man gerade noch so sitzen kann.