Guten Morgen Stephan-Alexander,
Ich habe den Eindruck, dass wir mit unseren Meinungen gar nicht weit auseinanderliegen. Ich bin voll bei dir, wenn es darum geht, dass es eine große Menge an Modellbahnern gibt, die p&p verlangen und ich würde sagen auch in gewisser Hinsicht brauchen. Denn eines ist doch klar, wenn dieses Hobby einer breiten Masse zugänglich sein soll, dann sollte heute auch die digitale Modellbahn soweit „einfach“ möglich sein, dass es kein Hochschulstudium bedarf, diese zu nutzen.
Die Frage die sich hier allerdings berechtigt anbahnt ist: Wie viel kann und sollte dem Einzelnen abverlangt werden, damit sie/er zum Erfolg kommt?
Ich habe einen ähnlichen Diskurs schon einmal geführt, wo es darum ging wieviel PC-Kenntnisse der Durchschnittsbürger heute habe müsste/sollte, damit er in der heutigen Welt entsprechend mitkommen kann. Im Endeffekt ist es doch so, dass wir alle Dinge nutzen und damit umgehen, wovon die Meisten nur wenig bis Garnichts verstehen.
(Jedes kleine Kind muss ein Smartphone haben, ohne dass es von der Technik, dem Internet und anderen Dingen eine Ahnung hat. Fast jeder von uns fährt ein Auto. Befragt man Autofahrer/innen, bspw. während eines Staus, danach ob sie einem - zumindest in Grundzügen - erklären können wie ihr Fahrzeug funktioniert, so sind nicht einmal 10% in der Lage, dies korrekt zu tun.)
Ich möchte damit sagen, dass es ein tagtägliches Verhalten von uns ist, mit Dingen umzugehen, von denen wir kaum eine Ahnung haben. Was allerdings nicht entschuldbar ist, und da bin ich auch wieder ganz bei dir, ist, wenn Leute sich beschweren, sich aber nicht einmal die Mühe machen wenigstens in die BDA zu schauen. Diese gleich weg zu werfen oder sich über deren reichen Umfang zu beschweren, ist ebenso verwerflich.
Trotzdem denke ich nicht, dass man es der Masse abverlangen kann, nur dann bestimmte Sachen zu nutzen, wenn ein gewisser Sachverstand vorhanden ist. Wie leer wären da aufeinmal unsere Straßen und wie viele Handys, Smartphones, Tablets und PCs auf einmal ohen Besitzer?
Früher waren Computer/Rechenmaschinen nur etwas für Fachleute, die Maschinensprache verstanden haben. Und heute ? Gefühlt jeder "Depp" macht, klickt, wischt und toucht auf seinem Rechner herum und die Entwickler müssen dafür sorgen, dass durch die stüperhafte, ahnungslose und naive Bedieung kein größerer Schaden entsteht.
Übertragen auf deine Argumentation hieße das:
Warum es dem Anwender leicht, mit möglichst geringer "Gefahr" bei gleichzeitig maximalem "Nutzen" machen? Lasst uns den Leuten Rechenmaschinen hinstellen, auf denen nur die grundlegenden Treiber und Funktionen vorhanden sind. Ein Betriebssystem kann sich der jeder dann ganz speziefisch für sich Programmieren und einrichten. Die Leute die das dann in einem guten bis sehr guten Maß für sich geschaft haben, werden dann von anderen gefragt, ob sie ihre Programmierung nicht herausrücken mögen, damit auch andere in den Genuss der tollen Fahreigenschaften - äh Verzeihung -, in den Genuss der komfortablen/idiotensicheren Bedienoberfläche kommen können.
Das wird dann auch gemacht. Man lässt sich das dann auch bezahlen. (Microsoft Windows™, Apple iOs™,...)
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Wollmilchsau zu schaffen, ziemlich gut hinbekommen:
Standardwerte für die wahrscheinlich größte Zielgruppe, den Nutzern des Märklin "HLA".
Automatische Einmessung für die etwas Fortgeschritteneren
Weitere Parameter für die Wizards, die nun ausführlicher zum Zuge kommen können.
Ich bin ja selbst Ingenieur und muss/darf Dinge entwickeln die eigentlich total komplex sind, einen hohen sicherheitstechnischen Aspekt habe, von dem teilweise auch Leben abhängen kann, die aber von einer nicht kleinen Zielgruppe ohne Fachkenntnis genutzt und bedient werden soll. Ich beurteile damit wohlmöglich eine Entwicklung etwas anders als das die Masse tut. Die Wollmilchsau oder Eierlegende-Wollmilchsau gibt es nicht. Nach so einem „Prinzip“ entwickelt man auch nicht. Ein Versuch so eine Entwicklung zu starten ist immer zum Scheitern verurteilt.
Automatisches Einmessen ist nur dann sinnvoll, wenn es vertretbar durchgeführt werden kann und zu annehmbaren Ergebnissen führt. Zumindest mit einer Quote von mehr als 50%. Ist das nicht der Fall, ist es ein Gadget, dass nur einen Marketingmehrwert schafft und sonst nichts.
(Das ist so wie Bluetooth und W-Lan, hat mir mal ein Kollege erzählt. Heute müsse so gut wie jede Entwicklung der Consumer-Elektronik über eine oder gleich beide Verbindungen verfügen, ob sinnvoll und nutzbar oder nicht, allein der Marketing-Mehrwert ist enorm.)
Ich kenne einige Decoder verschiedener Hersteller und muss sagen es gibt welche die brauchen kein Einmessen und kommen schon mit einem oder zwei Parametereinstellungen zu gleichen und auch oft besseren Ergebnissen.
Standardwerte sind auch nur dann notwendig, wenn die Regelung dieser Bedarf. Hier möchte ich den mir mittlerweile bekannten C-Digitaldecoder als artfremdes Produkt heranziehen, dem es mit nur einem CV mit dem Wertebereich 3 gelingt, für den größten Teil aller Fahrzeuge gute bis sehr gute Fahreigenschaften zu generieren.
(mit „größtem Teil“ beziehe ich mich auf den H0 und N Bereich mit 3-poligem GFN Rundmotor, 5-pol Bühler, Roco 5-pol schräg genutet, Märklin 5-pol „HLA“, eisenkernlose Motoren und die aktuell häufig verbauten 3 und 5-pol gekapselten „China“-Motoren)
Als Zusatz gibt es noch einen effektiven automatischen Einmessvorgang, der in den allermeisten Fällen auch anwenderfreundlich ist.
Mehr Parameter schön und gut, wenn sich ein Decoder mit den mehr Parametern jedoch nicht von denen mit weniger absetzten kann, so deutet das eher auf Schwächen der Regelung und gewisser Hilflosigkeit hin und nicht auf besondere Kompetenz. (Quantität ist nicht gleich Qualität)
Man braucht sich ja auch nur einmal die D&H Decoder ansehen, die kommen mit sehr wenigen Parametern aus und liefern meistens hervorragende Fahreigenschaften. Nach meiner Erfahrung mit einer deutlich höheren Quote, als das bei mir die ESUs taten.
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An dieser Stelle kritisiere ich die Kritiker: seid froh, dass es die Einmessfunktion gibt; denn als einzige Alternative gibt es nur das selbst Programmieren, und das erfordert viel Fleiß und Arbeit!
Auch interessant. Es gibt eine Studie darüber, warum „do it yourself“ und Bausätze zum Eigenbau so Erfolgreich sind. Da hat man unteranderem festgestellt, dass es eine höhere Identifikation schafft, wenn man mit einem Produkt seine eigene Leistung verknüpfen kann. Zusätzlich steigt da der persönlich Wert der Sache, wenn man sich besonders Mühe gibt und Zeit opfert, so ein Ergebnis der Forscher. Dinge die man ohne große Eigenleistung, - einfach so - haben kann, haben bei vielen keinen so großen Wert.
Du scheinst da jemand zu sein, der die Arbeit hier nicht scheut und dann mit Fleiß bei der Sache ist. Da bist du dann natürlich zurecht Stolz, wenn du ein für dich zufriedenstellendes Ergebnis erreichst. Ich denke auch, dass da sehr viele so, oder so ähnlich sind. Das bringt uns dann hierzu:
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ein Austausch von CV-Werten findet so gut wie gar nicht statt ("nein, Du kriegst meine CV nicht, basta!") und ein gemeinsames Erarbeiten ist somit gar nicht möglich.
Man ist nicht gerne sehr freigiebig mit Dingen in die man viel Zeit und Mühen investiert hat. Es gibt nicht allzu viele Menschen die wertvolle (das muss nicht der materielle Wert sein) Dinge gerne abgeben.
Gut, das ist nur meine Einschätzung und Theorie, an der jedoch stark etwas daran sein könnte.
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Ich für meinen Teil bin gespannt aus die soundfreie Version, weil ich diese auf ihre Eignung für ein paar Projekte hin testen will.
Ich auch. Und ich möchte auch wissen, ob und wie die Regelung verbessert worden sein soll. Der Blick in die BDA des LokSound™ V5 verspricht da keine besonderen Fortschritte, wenn ich mir den Wertebereich der Messpause ansehe.
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Zu Deinem letzten Satz habe ich noch eine Frage: wenn die "mehr Parameter" von nur Einem aus Eintausend sinnvoll genutzt werden können, sollen die dann wieder gesperrt werden?
Das klingt ja schon fast religiös. „Und sollte ich nur 10 gerechten in der Stadt finden werde ich sie nicht vernichten.“
Gegenfrage: Was haben die Parameter für eine Berechtigung, wenn sie bei einem von 100 oder einem von 1000 sinnvoll zur Anwendung kommen, bei tausenden anderen aber für mehr Verwirrung und schlechteren Ergebnissen sorgen?
Interessant finde ich auch, dass du anscheinend davon ausgehst, dass die Parameter so oder so vorhanden sind, dem Anwender jedoch der Zugang dazu verwehrt ist oder nicht. Da bin ich anderer Meinung. Ich denke die Parameter entstehen, weil an der Regelung herumgebastelt wird und nicht umgekehrt. Die Regelung ist nicht per se vorhanden und dann gibt man bestimmte Parameter frei, sondern man entwickelt eine Regleung mit bestimmten Paramteren zum justieren. Wahrscheinlich liegt hier auch der Unterschied in unserer Wahrnehmung und Denkweise begründet? Ich sage: Eine Regelung die mit sehr vielen Parametern konzipiert und entwickelt wird ist nicht gleich wegen der höheren Anzahl an Parametern besser/genauer und flexiebler einstell- und anpassbar. Da hat die Regelung(Methode) selbst den größten Einfluss darauf.
Beispiel D&H Decoder: Der kann aufgrund seiner Regelung über bestimmte Parameter gar nicht verfügen. Einfach weil die Regelungsmethode eine andere ist. Ähnliches gilt auch für den C-Digitaldecoder.