Hallo liebe Community
Nachdem ich anfänglich bei diversen Recherchen zu bestimmten Themen immer wieder mal auf dieses Forum gestoßen bin und seit geraumer Zeit mitlese habe ich mich jetzt angemeldet und liefere hiermit meinen ersten Beitrag ab:
Kofferanlage „Gastern“
Spurzweite: Z (1:220)
Gleissystem Märklin Miniclub
Länge x Tiefe x Höhe: 46 x 38 x 8cm (außen)
Tragende Struktur: Koffer aus Birkensperrholz; Landschaftsunterbau aus Styropor und PU-Schaum
Steuerung: analog über Trafo (extern) und 2 Stellpulte
Ich bin mit der Märklin-H0 meines Vaters "aufgewachsen". Primär als Teppichbahn, später auch auf (selbst und allein) ausgestalteter Platte und einem Diorama. Letzteres war ein einfacher Durchgangsbahnhof mit drei Gleisen und nahm damit allein rund 2,50m in Anspruch. Ich wollte immer etwas Kleineres. Mini-Club kannte ich schon in den 80ern aus dem Katalog, zu mehr hat’s damals nicht gereicht. Beruflich auf eigenen Beinen stehend und fernab der Heimat habe ich mir dann in den 90ern einige Sets in Spur Z gekauft und am Couchtisch aufgebaut um sie danach jedes Mal wieder abzubauen.
Das ließ den Wunsch nach einer kompakten Kofferanlage aufkommen. Kompakt genug um sie leicht zu verstauen und mitzunehmen (ich bin damals beruflich bedingt relativ viel umgezogen), andererseits aber groß genug um etwas mehr Betrieb zu machen als auf einem einfachen Oval. Der Sperrholzkoffer kam dazu sehr gelegen wenngleich durch die Größe die Planung zur Herausforderung wurde. Inspiration gab’s durch Beiträge im Märklin-Magazin, ich erinnere mich wage an einen Artikel über Kleinstanlagen, weiß aber nicht mehr wo’s den gab.
So begann ich mit viel Enthusiasmus mit der Gleisverlegung. Aufgrund der beengten Abmaße kamen ausschließlich gebogene Gleise (8510 R=145mm) sowie parallel dazu verlegte Flexgleise zum Einsatz. Das Ganze sollte natürlich vorlagengerecht eingeschottert sein und damit begann das Dilemma. Das eigens gekaufte Gleisschotterband von Busch erwies sich wegen der engen Radien als ungeeignet weil zu wenig elastisch. Vermeintliche Abhilfe schaffte großflächig verlegtes doppelseitiges Teppich-Klebeband. Das hielt zwar die Gleise bombenfest jedoch nicht den relativ groben Gleisschotter. Also entschloss ich mich dazu mit Leim-Wasser-Gemisch nachzuhelfen. Vorlagen gab’s dafür ja genug, jedoch alle in größeren Maßstäben. Um’s kurz zu machen: Der Schotter hielt bombenfest wie auch alles andere: Weichenzungen etc. Nach ein paar Tagen mühevoller Entfernung einzelner Steinchen und Leimresten waren die Gleise wieder in der Lage rollendes Material zuzulassen. Ich empfand das Resultat obgleich optisch nicht ganz so schlecht als unbefriedigend und verbannte den Koffer in den Keller. Das war gegen Ende der 90er Jahre.
Der Koffer zog dann noch ein paar Mal mit um ohne weitere Beachtung zu kriegen, bis meine zwischenzeitlich Angetraute sich der Sache annahm: Sie entschloss sich kurzerhand die Sache zu Ende zu bringen. Ein klug gewähltes Weihnachtsgeschenk - Ausgestaltungsartikel wie die Schafherde mit Stall und Begrünung – gab letztlich den Startschuss für die gemeinsame Fertigstellung vor knapp 3 Jahren. Die Gelände- und finale Ausgestaltung entpuppte sich als großer Spaß für beide, und Zündfunke für weitere Projekte.
„Gastern“ existiert zwar real (im niederösterreichischen Waldviertel wo ich meine berufsbildende Schulzeit absolvierte), liegt jedoch etwas abseits der als Inspiration dienenden „Franz-Josefs-Bahn“, der einstigen Schienenverbindung Wien – Budweis – Prag. „Gastern“ entstand aber auch der Not des Modellbahners folgend aus bestehenden Beschriftungsbögen des für das „Bahnhofsgebäude“ dienenden Kibri-Bausatzes. So sind es lediglich zwei verbliebene Silben aus dem Schriftzug „Gasthaus Stern“.
Natürlich gibt es zwischenzeitig weit bessere Möglichkeiten für Beschriftung, Ausgestaltung etc. wir wollten aber ganz bewusst die Anlage so fertigstellen wie sie vor knapp 20 Jahren geplant war. Deswegen verblieben auch die originalen blauen Märklin-Schaltpulte wie ich sie aus meiner Kindheit schon kannte. Die neuen weißen hätten weit besser zum handgemalten Himmel gepasst, keine Frage.
Im Gegensatz zu bestehenden Modellbahnkoffern in Spurweite Z – mit eher einfachen Gleisplänen - wollte ich – wie schon eingangs erwähnt - etwas mehr Spielmöglichkeit schaffen. Das zweite Bahnhofsgleis und zwei Abstellgleise erlauben erste Rangiermöglichkeiten, ins besonders das Schotterwerk auf der linken Seite der Anlage.
Trotz der geringen Größe finden sich auf der Anlage insgesamt 4 ferngesteuerte Weichen und 4 separat zu schaltende Gleisabschnitte/Abstellgleise. Damit lässt sich auf geringstem Raum Fahrspaß mit zumindest 2 Loks/Triebwagen realisieren.
Einziger noch verbliebener Makel – neben dem erwähnten Gleisunterbau – ist die weitgehende Armut an passendem ÖBB-Rollmaterial seitens Märklin. Daran arbeiten wir aktuell noch, wenngleich auch das DB-Rollmaterial in „Gastern“ gute Figur macht (wenn auch nicht ganz passend; DR-Rollmaterial wäre dagegen in den 1980ern an der FJB durchaus anzutreffen gewesen!) Die passenden ÖBB- Schürzenwagen in Jaffa/orange stehen schon parat, wenngleich kurze Zweiachser der kleinen Gleisradien wegen optisch durchaus besser zur Wirkung kommen. Auch der stilvolle Abtransport des Abbaumaterials im Steinbruch mittels „Wien-Beton“-Schüttgutwagen der MAV sollte in Kürze starten. Was noch fehlt ist die passende Lok dazu. Die zur Verfügung stehende „Hercules“ passt stilmäßig nicht in die 80er/90er.
Zwischenzeitig haben wir ein neues Projekt angefangen: Eine Tischbahn, unter der Glas-Tischplatte. Die Herausforderung ist ähnlich wie bei „Gastern“, mit der verfügbaren Höhe auszukommen. Meine Frau plant dabei - ins besonders an der Ausgestaltung - heftig mit. So wird es neben einem kleinen Weinberg auch eine Gärtnerei geben..... Also nutze ich diese Zeilen auch dazu meiner Frau zu danken: Danke dafür, dass Du mitmachst und beim unzählig widerholten "Du Schatz, ich hab' da grad 'ne Lok gesehen" nicht die Fassung verlierst!
beste Grüße
Richard