Wir schreiben das Jahr 1990. Der Eiserne Vorhang ist gefallen, der Kalte Krieg ist beendet.
Aber wie sieht es in der Automobilwelt aus? Und was davon ist im Maßstab 1:87 erhältlich?
VW Golf III
Wir starten mit einem damaligen Bestseller - der VW Golf III wird im September 1991 auf der Internationalen Automilausstellung in Frankfurt am Main vorgestellt und beerbt seinen 8 Jahre lang gebauten Vorgänger Golf II, dessen H0-Modelle im Kontext dieser Modellbesprechung bereits gezeigt wurden. (Übrigens: Der Golf II [1983-1992] ist ein typischer Vertreter der späten Epoche IV. Weil die Fahrzeuge sehr langlebig waren, passen die Zweier-Gölfe aber genausogut in das Straßenbild der Epoche V - teilweise sieht man diese Autos sogar auch noch heute im Straßenbild.)
Die große Neuerung am Golf III war der damals für die Kompaktklasse sensationelle 6-Zylinder-Motor VR6 mit 2,8 Litern Hubraum und 174 PS (später auch 2,9 Liter und 190 PS) sowie, etwas später, die Einfühung der TDI-Motoren. Nachfolger war der Golf IV ab 1997.
Golf III-Modelle gab es von Wiking (Wiking produzierte im Industrie-Auftrag von VW) und Herpa (Herpa brachte die Modelle eigeninitiativ).
Wiking brachte den VW Golf III als
-2-Türer GL
-2-Türer GTI bzw. VR6
-4-Türer GL
-Cabriolet
-Variant
sowie den VW Vento als Stufenheckversion des VW Golf III
Beim 2-Türer und auch bein 4-Türer gab es verschiedene Formversionen. Bei frühen Werbemodellen für VW fehlten teilweise Detailgravuren am vorderen Stoßfänger, Scheibenwaschdüsen und Seitenblinker sowie der Heckscheibenwischer. Zudem waren die Heckleuchteneinsätze bei frühen Werbemodellen eckiger gestaltet und der Hewcksacheibenwischer fehlte. Formunterschiede gibt es auch bei den Frontscheibenwischern sowie bei den Felgen nach VW-Vorbild "Imola Silber".
Die 2-türigen GTIs bekamen stets BBS-Speichenfelgen. Im Kühlergrill ist je nach Version der Schriftzug "GTI" oder "VR6" (sehr selten, nur bei Werbemodellen bekannt) aufgedruckt. Der kleine Heckspoiler oberhalb der Heckscheibe wurde erst gar nicht, dann durch Aufdruck dargestellt und später, in der Spritzform integriert, plastisch dargestellt.
Herpa bot sogar eine etwas Formenvielfalt als Wiking:
-2-Türer GL
-2-Türer VR6
-4-Türer GL
-4-Türer VR6
-Cabriolet
-Variant
-Vento
Herpa detaillierte etwas stärker, so sind zum Beispiel neben den Hauptscheinwerfern und Heckleuchten wie bei Wiking zusätzlich die vorderen Nebelscheinwerfer und Blinker farblich abgesetzt einzeln eingesetckt.
Die Highlights des Herpa-Modells sind aber die feinen Formenuntscheide zwischen 2-/4-Türer "GL" und den "VR6" -Versionen. Hier sind vorbildgerecht breitere Schürzenunterkanten und Seitenschweller in schwarz abgesetzt, zudem sind die Kotflügelkantenverkleidungen dargestellt und bedruckt. Auch der kleine Heckspoiler der sportlicheren Version fehlt nicht und die Kühlergrills mit plastisch nachgebikdetem und bedruckten "VR6"-Schriftzug sind vorbildgerecht Wagenfarbe lackiert nachgebildet. Zudem sind die Heckleuchten und vorderen Blin ker nicht in rot, sondern vorbildgerecht beim VR6 in grauer Rauchglasoptik ausgeführt.
Auch Herpa setzte bei den GL-Modellen die Felgen "Imola Silber" um, sehr schön mit schwarz abgesetzter Nabe. Die VR6-Modelle kommen mit BBS-Felgen, das Cabrio erhielt entweder den VW-Felgentyp "Orlando" oder Kreuzspeichenfelgen.
Die Besonderheit am VW Golf III Variant von Herpa ist die Dachreeling, auf deren Nachbildung Wiking verzichtete. Der Variant von Wiking ist hingegen mit und ohne Zughaken bekannt. Zudem bekam Wikings Vento ein Schiebedach spendiert, auf das das Herpa-Modell verzichten muss.
Den Vergleich der Golf III-Modelle Wiking vs. Herpa lasse ich hier aber, trotz der akribischeren Detallierung seitens Herpa, unentschieden ausgehen. Denn Wiking trumpft bei den Proportionen auf. Wiking hat die grundlegenden Proportionen der Golf-III-Karosserie etwas besser getroffen als Herpa. Die Herpa-Modelle sind insbesondere an den Seitenflanken etwas zu "bauchig" ausgeführt, so dass sie minimal zu breit in ihrer 87-fachen Verkleinerung sind. Wikings Modelle sehen hier stimmiger aus.
Gruß
Kurt