Hallo, zusammen!
Seit Jahren wartet der geduldige und leiderprobte AC-Bahner auf ein zeitgemäßes Modell einer Lok der BR 66. Die Hersteller trauen sich offenbar
immer noch nicht an diese Baureihe heran und so muß man wieder einmal alles selbst machen!
Wie gut, dass mir vor Kurzem eine BR 66 von Piko in die Hände fiel. Optisch und technisch ist sie in einem guten Zustand. Mit ihren mittlerweile
über 50 Jahren genügt sie sicher nicht mehr heutigen Anforderungen - genannt sei hier neben dem rauen Motorlauf auch die etwas spartanische
Detailausstattung (auf die fehlende Spitzenbeleuchtung gehe ich später noch mal ein…).
Aufgrund des günstigen Preises habe ich mir die Maschine dann doch gekauft (Geiz ist manchmal doch geiler als man denkt).
Legen wir also mal los mit der Digitalisierung.
Hier ist das Modell (Dampfdom habe ich in den Karton gelegt und die Handstange sicherheitshalber schon mal verbogen...):
Es gibt insgesamt nur drei Schrauben, die gelöst werden müssen. Jeweils eine an der Getriebeplatte, dem Zylinderblock und dem Nachlauf-Drehgestell.
Zum Zerlegen ist zuerst die Schraube an der Getriebeabdeckplatte zu entfernen:
Danach wird die Platte hinten leicht angehoben und nach hinten abgezogen. Dabei fällt das Vorlauf-Drehgestell heraus (ist nur lose eingesteckt).
Am Zylinderblock befindet sich die Schraube, die das Gehäuse mit dem Fahrgestell verbindet. Diese ist ebenfalls herauszudrehen:
Das Gehäuse wird vorne etwas angehoben und nach oben abgenommen:
VORSICHT:
Der Zylinderblock ist auf den Rahmen nur aufgeschoben und weder geklebt noch eingerastet. Sollte er sich unerwartet lösen, besteht die Gefahr,
dass das Gestänge herausrutscht! Das korrekte Einfädeln erfordert eine Menge Geduld und Zeit (dabei lernt man aber auch eine Menge neuer und
interessanter Kraftausdrücke kennen - daher mit dieser Arbeit warten, bis Euch niemand hören kann! ).
Das Nachlauf-Drehgestell ist mit einer Schraube am hinteren Ballastgewicht des Gehäuses befestigt. Mit einem langen Schraubendreher ist sie gut erreichbar:
Falls die Schrauben vertauscht werden sollten: Die längere Schraube ist für das Gehäuse, die kürzere für das Nachlauf-Drehgestell:
Gehäuse und Fahrgestell:
Detailaufnahmen vom zukünftigen Platz für den Decoder:
Der Decoder bekommt einen Träger aus einem Stück Plastik; sein Platz ist vor dem Getriebe:
Das Schleiferkabel wird zwischen Rahmen und Massekontaktblech durchgefädelt:
Der Mittelschleifer (Märklin 144133) kann dank seiner geringen Höhe direkt auf die Getriebeabdeckplatte mit dem Lötkolben „auf-
geschweißt“ werden. Einfedern kann er vor dem 1. und zwischen dem 4. und 5. Getriebezahnrad. Mit Laubsäge und Feile
werden die Aussparungen vergrößert.
Vorderes Schleiferende:
Hinteres Schleiferende:
Und die Maße:
Ein kleines Stück Kabel sorgt für beidseitigen Massekontakt:
Nach dem Anlöten der Motoranschlußkabel (Entstörelemente habe ich drin gelassen) werden diese durch die „Massebrücke“ gefädelt, damit sie später
nicht ins Getriebe geraten:
Die Kabel werden unter dem Decoderträger durchgezogen und am Decoder angelötet:
Gehäuse draufsetzen und Probefahrt (ohne Vor- und Nachlaufachsen) durchführen. Wenn der Schleifer an den Getriebezahnrädern kratzt, kann er nicht
genug einfedern und die Einbaulage muß korrigiert werden. Daher unbedingt mit kleiner Geschwindigkeit auch über Weichen und -kreuzungen fahren!
Wenn die Lok nun einigermaßen fährt, kann man mit der Decoderprogrammierung beginnen und anschließend zum Fahrbetrieb übergehen.
Bis hierhin ist der Umbau auch für Anfänger geeignet. Der ein oder andere freut sich -zu Recht- über den schnellen und einfachen Umbau.
Aber irgend etwas fehlt doch? Ach ja – die Spitzenbeleuchtung! Sie besteht aus „Simili-Steinen“ (gem.Piko-ET-Liste) – das sind Glassteine, die Edelsteine
(besser: Diamanten) darstellen sollen (darf man der Frau nix sagen, sonst will sie gleich einen Ring).
Aber das tun die Steine nicht sein - und Lokomotivlampen sind sie auch nicht!
Deshalb kommen sie raus. Mit einer Stecknadel werden sie raus gehebelt:
Mit einem 1,0 mm-Bohrer werden die Lampenfassungen auf- und durchgebohrt:
Danach wird das Kesselgewicht entfernt. Der Dampfdom wird hierzu abgenommen und das Gewicht abgeschraubt:
Dann werden SMD-LED (Typ 0403 0603 – mit Kupferlackdraht) von vorne eingesetzt (die einigermaßen waagrechte Ausrichtung ist eine fummelige Arbeit). Ein
Tropfen Kleber/Nagellack fixiert die LED im der Fassung:
Die Lackdrähte der unteren Lampen werden durch eine kleine Nut (mit Bastelmesser geritzt) in den Kessel geführt und dort mit Klebeband provisorisch befestigt:
Detailaufnahmen:
Auch die hinteren Lampen werden entsprechend bearbeitet:
Das hintere Ballastgewicht ist lose eingelegt. Um es zu entfernen ist der Kohlekasten von innen zu bearbeiten. Das Risiko, hierbei etwas zu beschädigen,
war mir dann doch zu hoch. Daher habe ich eine Nut in das Gewicht gefräst, um die Lackdrähte der LED ohne Knicke ins Gehäuse führen zu können:
Damit die Lackdrähte am Metall nicht scheuern habe ich die Drähte jeder LED durch ein Stück Kabelisolierung gezogen und die Drähte darin verklebt:
Die Klebefäden werden entfernt. Danach werden alle Lampenlöcher mit Nagellack gefüllt, bis eine leicht gewölbte Linse entsteht.
Bei mir gilt: Keine Lok ohne Personal. Dazu werden Lokführer und Heizer soweit gekürzt, dass sie fast auf dem Motorblock aufsitzen. Das direkte Aufkleben
auf den Motor ist etwas problematisch, weil die Figuren das Führerhausdach berühren, wenn das Gehäuse später schräg aufgesetzt werden muß:
Sie werden an den Motorhalter angeklebt, so dass sie von außen gut sichtbar sind:
Ok – „sichtbar“ ist auch was anderes…
Naja -gibt es halt noch eine Führerstandsbeleuchtung dazu (auf die Arbeit kommt es jetzt auch nicht mehr drauf an):
Der komplette Drahtverhau im Überblick:
Anschluß der Beleuchtungskabel am Decoder:
Beim Befestigen des Decoders auf dem Träger ist auf ausreichenden Abstand zum Getriebe zu achten:
Gehäuse aufsetzen und sicherstellen, dass weder Decoder noch Kabel eingeklemmt sind:
Die Kabel sollten so lang sein, dass sie in einer Schleife von der Platine mit den Widerständen am oberen Rand des Wasserkastens bis zum vorderen
Kesselgewicht verlaufen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sie ins Getriebe gelangen. Mit Pinzette und Zahnstocher funktioniert das ganz gut:
So soll es nicht aussehen:
Anschließend wird die Vorlaufachse eingebaut. Dazu die Getriebeabdeckplatte abschrauben und nach hinten wegziehen, leicht anheben, Achse einlegen
(Kontaktfedern mit Pinzette zusammendrücken), Abdeckplatte nach vorne schieben und festschrauben.
Dann geht’s auf die Strecke – natürlich mit Spitzenlicht.
Am Tage:
Und bei Nacht:
Und mit Führerstandsbeleuchtung:
Die sichtbaren Drähte bleiben erst mal, wo sie sind…
Ein Umbau, der trotz (oder gerade wegen) des Beleuchtungsgefummels Spaß gemacht hat. Immerhin musste bis auf die Lampenlöcher am Gehäuse nichts
gearbeitet werden.
Jetzt fehlen nur noch Kurzkupplungsadapter für stromführende Kupplungen…
Allerdings habe ich festgestellt, dass die Lok dem wirklich tollen Modell von Lenz in keiner Weise das Wasser reichen kann!
Ein weiterer Punkt, der mir etwas Sorgen macht, ist der Umstand, dass Märklin z.B. die E44.5 und die E71 knapp 5 Jahre nach meinem AC-Umbau der
Roco-Maschinen herausgebracht hat. Ich befürchte daher, dass Märklin die BR66 ebenfalls in Bälde fertigen wird! Das wäre in höchstem Maße unfair…
Ich hoffe, der Bericht hat euch gefallen.