Zitat von Knotenblech im Beitrag #17
oh Ja,
das ist eine gute Frage, bei Schlepptenderloks ohne Antrieb im Tender, da muß kein Ballast rein, und Technik hat immens viel Platz. Ist halt wohl mal einem so eingefallen. Warum beträgt die Spurweite (Normalspur) in Deutschland 1458 mm? Ist in England halt so einem eingefallen.
Bei Schlepptenderloks mit Tenderantrieb ist wohl jede ausgenutzte Ecke für Ballast zugkraftfördernd.
denkt Robert
Hallo Robert!
Das mit der Spurweite von 1.435 mm(nicht 1.458mm!!!) ist nicht "einem mal so eingefallen"! Das war ein Kompromiß, welcher nach zähen Verhandlungen zwischen den englischen Genehmigungsbehörden und einer Firma namens Robert Stephenson (der hatte eine Maschinenbaufabrik in Newcastle upon Tyne und stellte u. A. auch Dampflokomotiven her).
Der Hintergrund ist der, daß die britischen Behörden die Spurweite der Eisenbahn mit 4 Fuß festlegen wollten. Das war auch die Spurweite der damaligen Postkutschen, von deren Abmaßen man damals nicht abweichen wollte.
Mr. Stephenson war allerdings der Ansicht, daß eine Eisenbahn wesentlich kräftiger und stabiler dimensioniert sein mußte als eine Postkutsche, zumal hier größere kräfte am Werk waren. So mußte z. B. das Fahrwerk eines Eisenbahnwagens größere Kräfte (v. a. Stoßkräfte) aufnehmen, und auch größere Ladungen aufnehmen, als eine Kutsche. Davon mußten erst die Behörden überzeugt (nicht überredet!!) werden, und nach zähem Ringen genehmigten die britischen Behörden als Spurweite für die Eisenbahn eben das Maß von 4 Fuß und 8 1/2 Zoll, in metrischen Maßen halt 1.435 mm.
Und der Grund, warum diese Spurweite die Regelspur ist, liegt klar auf der Hand: alle Eisenbahnen der damaligen zeit gingen entweder in England "spionieren", oder kauften die erforderliche Technik (Loks und evtl. Wagen sowie Bedienungspersonal, falls noch nicht vor Ort vorhanden) in England ein.
So war das auch bei der Ludwigsbahn, der ersten Eisenbahn in Deutschland zwischen Nürnberg und Fürth. Man kaufte die Lok (Adler), einen Wagen, ein Fahrgestell für einen Wagen sowie den Lokführer (mit Namen William Wilson heißend) in Newcastle bei der Firma Stephenson ein. Stephenson war damals (anno 1835) die einzige Fabrik, die eine solche Technologie liefern konnte, und wo man sich sicher sein konnte, daß auch alles zur Zufriedenheit funktionierte!
Nun kam es aber beim Bau der Strecke zu einem Fauxpas, der aber bald behoben werden konnte: die Spurweite der Lok hatte ja bekanntlich das "englische Maß" an Fuß, hier in Franken (seit 1806 zum Königreich Bayern gehörend) wendete der Streckenbaumeister Paul Camille von Denis allerdings das "bayerische Maß" (bayerische Fuß) an. Dadurch stimmte die Spurweite zwischen Lokomotive und Gleis nicht überein, und die Schienen mußten entsprechend angepaßt werden. Zum Glück waren die Streckenbauarbeiten noch nicht weit fortgeschritten, so daß sich der bauliche Aufwand in vertretbaren Grenzen hielt.
Es gab wohl Überlegungen (z. B. in Großbritannien selbst, in Deutschland (Baden) und in den Niederlanden), eine breitere Spurweite zu verwenden und damit vom "englischen Maß" abzuweichen, aber letzten Endes hatte das alles keinen Sinn und mußte - teils aufwändig - an das übrige Streckennetz angepaßt werden. Die Nachteile wogen einfach zu schwer.
Viele Grüße aus Nürnberg
Stefan
Tante Edit meinte: 4 Fuß Spurweite für Postkutschen ist richtig.