Am Anfang der 50er Jahre hatte man in den Vereinigten Staaten von Amerika bekanntlich schon erste Erfahrungen mit atomarer Energie, vor allem auf militärischem Gebiet. Aber es liefen auch umfangreiche Forschungsprogramme zur friedlichen Nutzung nuklearer Energiequellen. Untersucht wurden u. a. die Nutzung als Energiequelle zum Antrieb von Kraftfahrzeugen, Flugzeugen und Lokomotiven.
Ein Atomphysiker namens Lyle Borst entwickelte in den USA unter dem Projektnamen X-12 eine atomar angetriebene Lokomotive. Sie sollte aus zwei fest gekuppelten Teilen bestehen, einer A-Unit mit drei Co´-Drehgestellen und einer führerstandslosen B-Unit mit der Achsfolge Co´2. Irgendjemand beschrieb die Konstruktionszeichnungen dieser Lok als "ähnlich einer E-Einheit mit langer Nase". Das Gewicht der Lokomotive wurde mit 396 Tonnen und die Leistung mit ca. 12000 PS angegeben.
Der Antrieb sollte durch 12 herkömmliche elektrische Fahrmotoren erfolgen, deren Strombedarf von vier durch eine Dampfturbine angetriebene Generatoren gedeckt wurde. Herz des Antriebs jedoch war ein kleiner Reaktor, achteckig, ca. 30/100cm, aus hochwertigem, rostfreien Edelstahl, durch den die Heizrohre geführt worden wären. Dieser Reaktor sollte in einem knapp 200 Tonnen (!) schweren Panzer gelagert werden. Natürlich waren auch Strahlungsmesser und eine automatische Abschaltung des Reaktors im Falle eines Unfalls vorgesehen.
Die "geplante" Superbahn sollte eine Spurbreite von 4.500 mm haben (normal sind 1.435mm; die Breitspurbahn eines gewissen Herrn H. aus B. lag bei nur 3.000mm), die Geschwindigkeit sollte bei 200 km/h liegen und ein Wagon 1.600 t befördern.
Das Projekt scheiterte dann letztendlich - noch bevor ein Prototyp entstand - wegen zu komplizierter Ausführung und an den hohen Kosten, die etwa vier Mal höher lagen, als bei einer Diesellok-Kombination gleicher Leistung.
Siehe auch: Atomlokomotive
Auch in Deutschland wurde von Krauss-Maffei Mitte der 1950er der Bau einer etwa 35 m langen Atomlok in Erwägung gezogen, das Design war eng mit der bekannten Diesellok V 200 verwandt. Das Studien-Projekt lief unter der Bezeichnung V400.
Aus dem Archiv des Duisburger Generalanzeigers:
Prinzipiell werden Lokomotiven an den Achsen größtenteils elektrisch angetrieben. Der Atomreaktor hätte einen Generator zur Erzeugung elektrischer Energie angetrieben, der wiederum die Fahrmotoren an den Achsen angetrieben hätte. Die Energieerzeugung an Bord – ähnlich wie bei einer diesel-elektrischen Lokomotive – verursacht jedoch hohes Gewicht. Zudem kann eine solche Motor-Generator-Kombination nicht so gleichmäßig beansprucht werden wie eine externe Energieerzeugung. Die Abkehr vom Prinzip der Erzeugung elektrischer Energie an Bord hatte jedoch vor allem Kostengründe.
Siehe mehr hierzu: Atomkraft
Atomlokomotive mit gasgekühltem Reaktor (Sonderdruck aus Heft 22/1955 "Die Bundesbahn")
Das Krauss-Maffei-Projekt "Atom-Lokomotive V400" wurde zu den Akten gelegt und verschwand im Archiv.
Ende?
Dort würde es noch heute schlummern, wenn der Leiter des "Aw Bonn" sich nicht erinnert hätte in seiner frühsten Jugend das "Hobby"-Heft 06/57 gelesen zu haben. Jedoch eine Lokomotive mit Kernenergie zu betreiben ist heutzutage nicht mehr angesagt. Aber eine Diesellok - auf Basis der V200 - mit über 5.000PS Leistung würde schon etwas hermachen.
War es Zufall oder Vorahnung ? - da standen doch wahrhaftig zwei V200 auf dem Lagergleis im "Aw Bonn".
Es standen zwei Varianten zur Diskussion:
V322 - ein Krauss-Maffei-Projekt V322_010
Durch eine Vorübung im "Projekt V182" fiel die Entscheidung für die Variante ähnlich der "geplanten" V322.
Der Umbau war schnell geplant und durchgeführt, da die Vorgehensweise doch sehr an die der V182 erinnerte ...
... das umgebaute Chassis ...
die Lokomotive ...
V322 vs. V182