Hallo zusammen,
nachdem das Projekt „Sonnenwalde zur Kaiserzeit“ nun Geschichte ist, ist es an der Zeit, über das Folgeprojekt zu berichten. Während ich über Sonnenwalde im Wesentlichen nach Abschluss Bauaktivitäten berichtet habe, wird es diesmal fast eine „Live-Berichterstattung“ sein. Die Veröffentlichung der Beiträge ist abhängig vom Baufortschritt und von meiner Motivation, Fortschritte zu erreichen. Aber erstmal etwas Theorie.
Hatte ich im ersten Beitrag zu Sonnenwalde noch von mir als bekennendem Kreisfahrer berichtet, so hat sich dies seit Mai 2022 grundlegend geändert, als ich mit meinem Bruder mit seiner Spur-Z-Anlage (s. EK 7/2022) nach nordamerikanischem Vorbild beim Internationalen Spur-Z-Treffen teilgenommen habe. An den beiden Ausstellungstagen war ausgiebiges Rangieren nach Wagenkartensystem angesagt. Ich habe gelernt, dass mir Rangieren durchaus Spaß macht, wenn ich mir die Rangieraufträge nicht selbst ausdenken muss, sondern Rangieraufgaben vorgegeben sind, die ich abzuarbeiten habe. Dazu gehören natürlich betriebssichere Fahrzeuge mit ebensolchen Kupplungen.
Planungen mit den bekannten Rangierspielen „Timesaver“ und „Inglenook“ befriedigten nicht, weil es an Vorbildtreue mangelt. Also wieder alles auf Anfang und nochmal in einem Artikel von Lance Mindheim nachgelesen: Entscheidend ist nicht die Anzahl der Weichen und Gleise, sondern die Glaubhaftigkeit eines Transportsystems. Nun entstand ein kleiner Bahnhof, der aus einem eingleisigen Fiddleyard angefahren wird. Hauptumschlagsgut ist Getreide, das in entsprechenden Silos für die Bahnverladung gesammelt wird. Dafür werden sogenannte Covered Hopper genutzt. Um auch andere Wagenbauarten einsetzen zu könnten, verfügt dieser Bahnhof über ein Übergabegleis (Interchange) zu einer anderen Bahngesellschaft, deren Strecke im linken Bereich mit einer typischen niveaugleichen Kreuzung angedeutet ist. Im rechten Anlagenbereich wird es vor der Kulisse Andeutungen eines Tanklagers und eines Team Tracks (vergleichbar mit einer öffentlichen Ladestraße) oder Warehouses (Lagerhauses) geben.
Die Bedienung der Ladestellen wird über ein Wagenkartensystem vorgegeben. Dazu habe ich bereits Wagenumläufe erarbeitet. Auf Ausstellungen soll ein automatischer Betrieb möglich sein. Dass dann die Loks nicht umgesetzt werden können, sondern ihre Wagen in den Fiddleyard schieben, nehme ich in Kauf. Allerdings gibt es nichts, was es nicht gibt, wie Recherchen bei YouTube zeigten. Geschobene Züge sind genauso selbstverständlich wie die Bespannung von 2 Wagen mit 3 Loks.
Da mir die gleiche Fläche wie für Sonnenwalde zur Verfügung steht, muss sie diesmal anders genutzt werden. Das neue Projekt entsteht auf drei Segmenten von 80 x 16 cm Grundfläche, die zusammengebaut eine Länge von 240 cm ergeben. Ein spontaner Fahrbetrieb ist nicht möglich, dafür sind die Segmente sehr handlich, und die Gleise werden in großzügigen Radien verlegt. Mittels Stellproben auf dem ausgedruckten Gleisplan wurden die Platzverhältnisse überprüft und die Machbarkeit bestätigt.
Parallel zum Gleisplan entstand auch die Story für das Projekt. Wir befinden uns in der kanadischen Provinz Sasketchewan, die maßgeblich vom Getreideanbau geprägt ist. Als Anfang der 2000er-Jahre die großen Bahngesellschaften riesige Getreideverladungen (Zwar nicht Kanada, aber imposant: https://youtu.be/_nk7h04imzY) an ihren Hauptstrecken errichteten, nahte das Aus für zahlreiche Nebenbahnen (Branchlines, Subdivisions). Damit der Güterverkehr in der Fläche erhalten blieb, übernahmen zum Teil Shortlines diese Strecken. Diese Shortlines bedienen auch die wenigen verbliebenden Getreidesilos.
Bei den Shortlines findet sich ein bunter Fuhrpark, bestehend aus gleasten oder von anderen Gesellschaften übernommenen Loks. Zum Teil fuhren die Loks noch in den Farben ihrer Vorgängergesellschaft. Es wurden lediglich die Logos mehr oder weniger elegant überlackiert.
In Anlehnung an die Great Sandills Railway (https://gsrail.net/about-great-sandhills-railway/history/) heißt meine Shortline „Green Hills Railway“. Der aktuelle Fuhrpark besteht aus 2 Loks, die von der CP überlassen worden sind und noch mit der Lackierung der CP fahren.
Dieses Video von der Great Western Railway gibt einen guten Eindruck von Eisenbahn und Landschaft: https://youtu.be/DmrnHLr5MdY
Dieses Projekt ist nicht mein erstes nach nordamerikanischem Vorbild. Mir hatten es schon immer die Grain Elevatoren aus Holz angetan, die ab Ende des 19. Jahrhunderts in großer Zahl gebaut worden sind. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts wurden diese Bauwerke durch Silos in Metall- und Betonbauweise erweitert oder auch ersetzt. Endlich ist ein Projekt gefunden, für das ich diese Bauwerke einsetzen kann. Bild_1, Bild_2
Auf diesen Bildern ist auch der bis in die 2000er Jahre für Kanada typische Cylindrical Covered Hopper für den Getreidetransport zu sehen, die ich auch schon immer haben und natürlich auch einsetzen wollte. Mittlerweile stehen davon 8 Fahrzeuge in unterschiedlichen Farbvarianten in meiner Vitrine.
Ein großer Pluspunkt der NMRA-Normen gegenüber dem NEM ist das feinere Rad-Schiene-System mit niedrigen Spurkränzen und niedrigen Schienenprofilen in der Großserienfertigung, was zu einem wesentlich besseren Eindruck der Gleise führt. Sobald die bestellten Atlas-Code 55-Gleise eingetroffen sind, werde ich Bilder davon zeigen – auch im Vergleich zu Peco und Fleischmann.
Hinsichtlich der Kupplungen profitieren Modelle nach nordamerikanischen Vorbildern von dem einfachen Kupplungssystem des Vorbildes mit Klauenkupplungen, die sich bis zum Maßstab 1:220 zierlich und funktionstüchtig realisieren lassen. Das kommt dem Gesamteindruck der Fahrzeuge sehr zugute. Bei Sonnenwalde hat es mich etwas gestört, dass ich die Fahrzeuge zum Entkuppeln anheben muss. Das ist nun nicht mehr der Fall. Entkuppelt wird mit Hilfe eines Schaschlikspießes, mit dem die Kupplungsköpfe aufgehebelt werden.
Da ich auch schon immer mit einem langsam laufenden ALCO-Diesel geliebäugelt habe, bot sich jetzt die Gelegenheit ein entsprechendes Modell mit Sound zu beschaffen. Ein positiver Nebeneffekt ist der Zwang zu niedrigen Geschwindigkeiten, weil Motorengeräusch und Geschwindigkeit insbesondere in der Beschleunigungsphase in engem Zusammenhang stehen. Bei vorbildgerechter Dekoderkonfiguration muss die Beschleunigungsphase rechtzeitig beendet werden, um noch vor einem Hindernis anhalten zu können. So gerate ich nicht in Versuchung zu rasen.
Soviel zu meinen Gedanken und Planungen, weiter geht’s dann mit Beiträgen zum Baufortschritt. Das Paket mit den Gleisen ist hoffentlich bald unterwegs…