"Denk´ ich an Urlaub, denk´ ich an Nord-Italien", um einen Ausspruch von Heinrich Heine mal zu mißbrauchen. 1962 war es, da habe ich dort das erste mal Urlaub mit der Familie verbracht.
Es hatte einige Zeit gebraucht bis meine Eltern mitbekommen hatten wohin es Sohnemann mitsamt der alten Familien-Knipse nachmittags hinzog. Nicht weit von unserem Campingplatz verlief die Bahnstrecke Mailand - Domodossola - Iselle - Brig - Kandersteg. Wochentags rollten die Züge im Blockabstand. Und zwischendurch Personen- Schnell und internationale Expresszüge. Der Bahnhof von unserem Städtchen war gut fußläufig zu erreichen und auf dem Weg dorthin hatte ich auch noch einen kleinen Andenkenladen gefunden der Agfa s/w-Rollfilme 6x6 im Sortiment hatte. Eine ideale Kombination. Und so kam es, dass ich die FS lieben lernte.
Doch ganz so einfach wie fotografieren heute ist war es damals dann doch nicht. Was ich nicht wußte, das Fotografieren auf Bahnhöfen war eingeschränkt und bedurfte der Erlaubnis des örtlichen Capo vom Bahnhof. Das aber erfuhr ich erst nachdem ich meine erste 646-Doppeltraktion Richtung Simplon abgelichtet hatte. Die nachfolgende Konversation - in deutsch - verlief typisch italienisch: erst laut und wild gestikulierend, dann immer ruhiger und zu Schluß trennten wir uns als Freunde - na ja, wie das zwischen einem 13 jährigen und einen Bahnhofs Capo möglich war. In den nächsten Tagen war immer mein erste Weg zum Capo auf ein "Buongiorno, come stai?" ... "Tutto bene". Irgendwann kannte mich auch die gesamte Bahnhofs-Mannschaft.
In den darauf folgenden Jahren machten wir immer wieder in dem Städtchen für ein paar Tage halt. Ich besuchte meinen "alten" Freund immer. So vergingen die Jahre, wir wurden älter, er ging auf seine Rente zu und ich wurde erwachsen. Irgendwann fiel das Fotografierverbot. Und in einem Sommer erfuhr ich, dass mein alter Freund in den Ruhestand gegangen war und samt Familie zur Tochter in den Süden umgesiedelt war.
Ich weiß nicht mehr wie oft ich danach noch in dem Städtchen ein paar Urlaubstage verbracht habe, aber immer wieder zog es mich zu diesem Bahnhof. In den Folgejahren fotografierte ich und meine Frau genoss den Espresso der Bar. Das letzte Mal war ich dort 1998 und diesmal hatte ich beim Fotografieren eine liebe, kleine Begleitung mit: "Papa, da kommt wieder ein Güterzug ...". Heute erinnert sich meine Tochter immer noch gerne an unsere Ausflüge zum Bahnhof, aber Eisenbahn-Fotografieren ist nicht so ihr Ding geworden. Ist ok für mich; ich spiele ja auch kein Golf wie sie.
Vor Jahren habe ich mit dem Gedanken gespielt, das ganze DB/DR-Gelump "in die Tonne zu kloppen" und neu mit Fahrzeugen der FS zu beginnen .... denn da gab es nur sehr wenig Modellmaterial. Aber dann kann es doch anders.
Begonnen hat es vor einigen Monaten mit dem geschlossenen Güterwagen "Tipo FF" - Baujahr 1937-, denn den hatte ich schon lange auf dem Schirm, bin aber nicht dazu gekommen ihn als Modell umzusetzten. Die italienischen Spitzdachwagen (mit Bretter-Wänden) vom Typ FF (gebaut von 1937 - 1946) haben mich nicht losgelassen. Ergo hatte ich mich 2021 mal an einen heran getraut. Hier nun die Entstehung meines geschlossenen Güterwagens "Tipo FF" (1937) im Jahr 2021.
Das Ausgangsmaterial ...
Die Vorbereitung ...
das Zwischenprodukt ...
Das neue Gehäuse nimmt Form an ...
Das Fahrwerk entsteht aus den beiden übrig gebliebenen Fahrwerken, die auf die passene Länge geschnitten werden ...Immer frei weg nach dem Motto: aus zwei mach eins! ... der Wagen ist jetzt soweit fertig (die Decal-Druckvorlage werde ich später erstellen) ...