Hallo zusammen,
auch ich erlebe da oft Diskussionen. Glücklicherweise habe ich mehrere Anlagen mit den unterschiedlichsten Techniken.
Gehen wir von meiner großen Anlage Uhlerborn aus. Sie ist volldigital mit Software von Windigipet.
Die Anlage ist so komplex aufgebaut, das sie eigentlich nicht effektiv von Hand gesteuert werden kann. Trotzdem, Digital heißt nicht gleich Vollautomatik. es kommt halt auch darauf an, wie man das Ganze programmiert. In meinem Fall habe ich z.B. Personenzüge getaktet, Güterzüge zufällig fahren. Rangierzüge werden mir nur bis in den Bahnhof automatisch gebracht, Rangiert wird jedoch aus der Sicht des Lokführers, d.h. :
Der normale Zugverkehr geht wie im echten Leben einfach weiter. Der PC stellt mir die Aufgaben und spielt den Fahrdienstleiter, die ich dann als Lokführer der Rangierlok von Hand erledige. Umgekehrter Weise, kann ich aber auch selbst den Fahrdienstleiter spielen und lasse die Lok eben automatisch fahren. Gleiches geht natürlich auch mit jedem anderen Zug, egal ob mit dem Drehrad an der CS2, oder dem Handy / Tablet.
Auf der Bahn sind aktuell 22 Züge stationiert, grundsätzlich stehen die Züge in der mittleren und unteren Ebene. Von Hand gesteuert ( jetzt mal rein Analog gedacht ) kann ich einen, wenn ich alle Bereiche einsehen kann vielleicht auch zwei Züge überwachen und steuern. Kommt aber eine nicht sichtbare längere Strecke dazu, ist das schon nicht mehr ohne weiteres möglich. Weder Analog, noch digital. Digital hat man dabei wenn man Vollausstattung hat, das man theoretisch auch bei längeren verdeckten Strecken auf Rückmelder fahren könnte.
Das größte Problem ist aber, viele wollen Digital, aber man muss sich tatsächlich auch damit befassen, um zu verstehen was da abläuft. Viele denken ich nehme da eine Software und alles funktioniert gleich ganz vollautomatisch. Nein, das tut es nicht, denn man woher soll der Pc wissen, was auf der Anlage verbaut wurde ? Man muss also erstmal sein Gleisbild erstellen, alle Gleise, Rückmelder, Weichen, Signale Bahnübergänge und vieles mehr konfigurieren und anpassen. Ja aber dann geht es doch voll automatisch?! Nein, auch dann noch nicht. Eine sauber Konfiguration aller Elemente ist schon mal Grundvoraussetzung. Wenn das 100% funktioniert, kann man sich mal Gedanken machen ( besser natürlich schon bei der Anlagenplanung ), was soll denn da auf der Anlage genau passieren ? Wann soll welcher Zug wo fahren.
Die Vielfältigkeit die das System Digital an Funktionen und Flexibilität bietet, ist mit analog schlichtweg nicht umzusetzen. Schaltet eine Weiche in die falsche Richtung, setze ich einen Mausklick und die Sache ist erledigt. Bei Analog muss ich unter die Anlage und die Kabel vertauschen. Bei Analog mit Diodenmatrix, oder Relaistechnik, baue kann ich mir einen Ablauf zusammen, der dann aber nur starr im Ablauf bleiben wird. Ich kann ihn nicht einfach so verändern. Überwachung analog ist ebenso umständlich und man benötigt ebenso Elektronik ( zumindest bei 2 L ) Es gibt noch 1000Punkte die man weiter aufzählen könnte.
Der Verkabelungsaufwand, ist, je nach Anlagengröße jedoch auch nicht geringer, als bei einer Anlalogbahn. Hier täuscht die Werbung gewaltig.
Im krassen Vergleich habe ich meine Analogbahnen ( meist mit Fleischmann oder Arnold Technik ), Stecker in die Steckdose, Trafo aufdrehen, schon rollt der Zug. Taste drücken schon schaltet die Weiche. Mit Diodenmatrix und Relaistechnik, kann man schon teils, oder gar ganz Automatisieren. Zugegeben auch mir macht die alte Technik sehr viel Spaß. Auch bastele ich gern an solcher analoger Technik, alleine schon um sie nicht zu vergessen. Letztlich sind aber hier Grenzen gesetzt. Nicht jede Bahn kann man effektiv mit reiner analoger Technik steuern und sicher fahren. Oftmals übersteigt schnell der Aufwand für Relaisschaltungen oder anderen Hilfsschaltungen, den eigentlichen Zweck. Zudem sind Teilautomatik, oder Vollautomatik nur sehr starr im Ablauf und können ohne Größer Umbaumaßnahmen nicht einfach abgeändert werden.
Mir persönlich macht es genauso viel Spaß selbst am Trafo zu drehen, wie einfach nur Züge zu beobachten. Und auch wenn ich kein PC Spezialist bin und nicht werden möchte, macht es mir inzwischen Spaß Programmabläufe zu gestalten und wenn es dann wie gewünscht funktioniert freut es mich wie Bolle. Weiterhin, bin ich eigentlich kein Freund, der PC und das Ganze neumodische Zeugs, wie Kassensysteme etc. was man so alles im Alltag begegnet. Um aber nicht ganz aus der Welt zu sein, muss man sich ja schon fast zwangsläufig damit irgendwo befassen. Warum also nicht das Unangenehme mit dem angenehmen Verbinden.
Wenn man eine Bahn baut, solle man sich vorher auch ein Betriebskonzept überlegen und demnach entscheiden, welches System, Analog, Digital, Volldigital ist den sinnvoll für die Bahn. Der Kosten / Nutzenfaktor spielt auch eine Rolle. Welche Fahrzeuge habe ich im Bestand und welche muss ich ggf. umrüsten ?
Ein großer Nachteil, des ganzen Elektronikkrams, ist auch die Kurzlebigkeit. Die schnelle Entwicklung, aber auch die kürzere Lebenserwartung, mancher Dinge. Bestes Beispiel: Fleischmann FMZ, oder Märklin Motorola. Auch bei den Schnittstellen merkt man es. Immer mehr Funktionen werden gefordert ( von wem eigentlich ? ) , erfordern immer mehr Aufwand, dazu kommt es soll immer kleiner werden, um auf dem selben Platz noch mehr Funktionen unterbringen zu können.... Gleichmaßen wird das Zeugs aber auch immer Empfindlicher.
Eine analoge Lok auch wenn sie 50 Jahre liegt, bekommt man mit etwas Geschick wieder ins Laufen. Ob man das ohne weiteres mit den tollen Schickimicky Loks, vollgestopft mit Elektronik noch kann, wage ich zu bezweifeln.