Moin,
vorab ein paar Infos zum Lenz Decoder (für alle, die den Decoder nicht kennen, sich aber an dieser Diskussion weiter beteiligen wollen):
1. Der Decoder hat zwei Möglichkeiten, das Geschwindigkeitsverhalten einzustellen:
a) je eine CV für minimale, mittlere und maximale Geschwindigkeit (CVs 1, 6 und 5). Der jeweilige Parameter (0-255) für diese CVs ist gleich dem entsprechenden Geschwindigkeitskommando. Dazwischen interpoliert der Decoder und legt eine Kurve, vermutlich einen kubischen Spline, durch diese drei Punkte. Die Werte an den 3 Stützpunkten werden exakt erreicht. Wenn in der Abfolge "Blödsinn" steht, z.B. Vmittel größer als Vmax, dann sieht auch Interpolationskurve entsprechend aus, und die Lok fahrt auf einer mittleren Fahrstufe schneller als auf der maximalen. Im Decoder gibt es keine Plausibilitätsprüfung oder -korrektur bezüglich der CVs 1; 5 und 6.
b) eine feingranulare Vorgabe durch 28 Werte in den CVs 67 bis 94. Beim Betrieb mit 28 Fahrstufen entsprechen diese Werte den Sollwerten für die einzelnen Fahrstufen, beim Betrieb mit 128 Fahrstufen werden Zwischenwerte wieder durch eine Interpolation ermittelt, aber auch hier werden die vorgegebenen 28 Stützpunkte exakt angefahren (Das ist ein Charakteristikum des Splines). Müll in den Stützpunkten gibt Müll in der Kurve (Shit in -- Shit out). Das Interpolationsverfahren kann der Nutzer nicht wählen oder beeinflussen.
Der Wechsel zwischen Werks- und individueller Kennlinie erfolgt über ein Bit in CV29.
2. Eine andere Möglichkeit als CV5, die Maximalgeschwindigkeit festzulegen, gibt es bei Lenz nicht (es gibt z.B. keine CV57 zum Festlegen einer Regelreferenz).
3. Von einer linearen Geschwindigkeitskurve habe ich in der Anleitung nichts gelesen, üblich ist stattdessen ein gedehnter Langsamfahrbereich, d.h. als Default in den Werkseinstellungen ist CV6 kleiner als 0,5*CV5
4. Bei einem werksneuen Decoder sind die Geschwindigkeits-Werte der Werks-Kennlinie identisch mit den Werten in den CVs 67 bis 94. Die CVs 67 bis 94 werden bei einem Reset auf die Werks-Einstellungen (CV8 = 8) nicht überschrieben, folglich können die Werte der Werks-Kurve nicht mehr aus diesem Decoder ausgelesen werden, wenn die Werte in der individuellen Kennlinie einmal geändert worden sind.
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Nach meiner Erfahrung mit diversen Fahrzeugen gibt es nur wenige Fälle, in denen eine lineare Sollwertkurve in den Fahrstufen auch zu einem linearen Geschwindigkeitsverhalten führt. Fahrzeuge mit Glockenankermotoren erreichen das subjektiv (!!) eher als Fahrzeuge mit Standard-DC Motoren. Der größte Teile meiner Fahrzeuge hat bei linearer Sollwertkurve (ungewollt) einen gedehnten Langsamfahrbereich. Ob das am Motor oder an der Getriebequalität liegt bleibt offen.
Um einen hinreichend linearen Geschwindigkeitsverlauf zu erreichen, genügt es für meine Ansprüche - die Fahrzeuge werden ausschließlich manuell gesteuert - normalerweise, nach der Bestimmung der maximalen Geschwindigkeit (CV5) die mittlere Geschwindigkeit (CV6) so vorzugeben, dass die Lok auf Fahrstufe 14 (von 28) bzw. 64 (von 128) die halbe Maximalgeschwindigkeit erreicht. Der Wert in CV6 liegt dabei meistens im Bereich von 0,6 bis 0,8 * CV5.
Bitte beachten: Das Einmessen der mittleren Geschwindigkeit muss unbedingt mit der definierten Fahrstufe 14 bzw. 64 erfolgen. Eine Bestimmung mittels aktiviertem Rangiergang und höchster Fahrstufe funktioniert nicht.
Wenn das nicht genügt, dann wird über die CVs 67 bis 94 eine feinere Abstimmung vorgegeben. Mir genügten dazu bisher 3 Messfahrten für die Stützpunkte bei CV73; CV80 und CV87 entsprechend (0,25; 0,5; 0,75)*Vmax, sowie die Übernahme der Werte für Vmin aus CV2 nach CV67 und Vmax aus CV5 nach CV94 Die Werte dazwischen werden zur Programmierung interpoliert. Wer will, kann das mit einem Spline tun (sofern ein entsprechendes Skript verfügbar ist), mir genügt eine lineare Interpolation, auch wenn die Vorgabe an den Stützpunkten dann Knicke hat. Die Knicke werden innerhalb des Decoders geglättet, und im Betrieb fällt das letztlich nicht auf.
Bitte beachten: Die in den CVs 2; 6 und 5 gesetzten Werte für Vmin, Vmittel und Vmax haben bei Lenz-Decodern für die individuelle Kennlinie keine Bedeutung.
Gruß
HGD