Hallo zusammen,
der Esslinger ansich taucht hiermit zwar nicht zum ersten Mal im Forum auf, und es wurde auch schon einiges über Technik und Aussehen geschrieben. Mir ist auch bewusst, dass der Kreis der Interessierten überschaubar ist. Vom orangenen VT 402 der WEG gab es vermutlich deswegen noch nichts zu lesen und anzuschauen (wenigstens habe ich nichts entdeckt), und gegenüber den bisherigen Modellen (VT 102 SWEG etc.) haben sich einige Punkte positiv verändert. Ausserdem hat der geneigte Leser im folgenden die Möglichkeit, sich ein Urteil über die bessere Lackierungsvariante zu bilden.
Ursprünglich als Sondermodell eines süddeutschen Händlers angekündigt, war der VT 402 im attraktiven DEG-Orange überraschend im regulären Brekina-Sortiment aufgetaucht und Anfang der Woche bei meinem Händler verfügbar. Länger als einen Tag konnte ich ihn da auch nicht liegen lassen, denn das rot/beige Schwesterfahrzeug T 20 wollte nicht länger allein bleiben. Technisch gesehen sind beide Fahrzeuge gleich, daher gelten die Daten für beide. Wo es Abweichungen gibt, sind sie in der Tabelle vermerkt. Kurz zu den Eckdaten:
Nummer: T 20 / VT 402
Bezeichnung: Esslinger VT, 1. Bauform, rot/beige / orange mit blauer Zierlinie
Hersteller: Brekina
Artikelnummer: 64122 / 64124
Herstellungsjahr: 2012
Sondermodell: nein
AC oder DC: AC
Epoche: III+IV / IV
Bahnverwaltung: Württembergische Nebenbahngesellschaft (WEG)
Heimat-Bw: Neuffen
Revisionsdatum: siehe Text
Länge: 268 mm
Gehäuse: Fahrgestell Zinkdruckguss, Gehäuse Kunststoff
Decoder: Uhlenbrock 76363
Motor: 5-polig
Flüsterschleifer: ja
Kupplung:: NEM-Schacht mit Kinematik
V-max digital: siehe Text
V-min digital: 0,6 cm/s, entspricht etwa 2,1 km/h
Digitalfunktionen:
F0: Spitzenlicht LED fahrtrichtungsabhängig 3x warmweiß / 2x rot
F1: Innenbeleuchtung warmweiß
F2:
F3: halbe Geschwindigkeit
F4: Rangiergang
Erster Eindruck nach dem Auspacken: Brekina hat es mit dem Einölen etwas zu gut gemeint. Die Seitenwände sind auf Höhe der Drehgestelle ölverschmiert. Das muss eigentlich nicht sein. Teilweise habe ich die Wagenkästen schon gereinigt, aber auf den Bildern sieht man dennoch sehr deutlich, was ich meine. Wer die ansonsten passgenaue Verpackung wieder verschliessen will, zieht das nächste Mal die Augenbrauen hoch. Um den Deckel aufzusetzen, braucht man etwa vier Hände. Also genau so viele, wie man braucht, um den Triebwagen zu öffnen.
Gehäuse und Beschriftung: Das Gehäuse besteht aus Kunststoff und ist sauber lackiert. Zierlinien und Trennkanten sind scharf, die Beschriftung ist gut lesbar. Der 64122 ist neutral beschriftet, der 64124 quasi neutral. Was das heisst, sehen wir gleich:
[Brekina 64124]
VT 402 WEG
Die Beschriftung der Rahmenschürze:
Höchstgeschwindigkeit 80 km/h
2x 210 PS Dieselmotor
Knorr Bremse IV
Brems Unt.:
Nächste Brems Unt.:
el. Bel. 24V
Unt.:
Nächste Unt.:
Die Anschrift des Heimatbahnhofs fehlt komplett, Untersuchungen haben offenbar noch keine stattgefunden und sind auch nicht geplant. Anstelle des Begriffs "Dieselmotor" waren bei der WEG üblicherweise die Motorentypen angeschrieben. 2x Büssing U11D wäre hier richtig.
[Brekina 64122]
Eine Betriebsnummer ist nicht aufgedruckt. Brekina hat dafür einen kleinen Bogen mit Decals beigelegt. Damit kann man ihn zum T 20 oder 21 der FVE, VT 60 der TWE, VT 61 der RStE, VT 62 der HPKE, VT 63 oder VT 64 der MB, VT 65 der BLE oder eben zum T 10 der WN oder T 20 der WEG machen. Sparkassen- und Jägermeister-Werbung liegen ebenfalls bei.
Die Beschriftung der Rahmenschürze:
Höchstgeschwindigkeit 85 km/h
2x 145 PS Dieselmotor
Westinghouse Einkammer
Triebwagenbremse
Brems Unt.:
Nächste Brems Unt.:
el. Bel. 24V
Heimatbahnhof
Unt.:
Nächste Unt.:
Hier wissen wir zumindest, dass der VT einen Heimatbahnhof hat, allerdings nicht welchen.
Das Spitzensignal mit warmweissen und roten LED wechselt mit der Fahrtrichtung und ist ausreichend hell. Die oberen Lampen sind zumindest für die WEG-Triebwagen falsch. Die müssten eigentlich direkt über der mittlere Frontscheibe sitzen und nicht in der Dachrundung.
Ein Kuriosum sind die roten Lampen beim VT 402. Die sind nämlich nur aufgedruckt. An anderer Stelle wurden die roten Punkte auch schon als Bohrschablone bezeichnet. Konsequenterweise müsste man dann auch die weissen Lampen etwas verkleinern. In den 30 Jahren, die ich auf dieses Modell gewartet hat, habe ich allerdings gelernt, mit Wermutstropfen umzugehen.
Hier sieht man, dass neben der warmweissen und etwas zu hellen Fahrgastraumbeleuchtung auch die Führerstände hell erleuchtet sind. Das dürfte eigentlich nicht sein.
Nachbildung einer Unterflurmaschinenanlage:
Die Triebwagen sind auf allen 4 Achsen angetrieben. Die jeweils äusseren Achsen haben diagonal versetzt je einen Haftreifen. In Verbindung mit dem Gewicht von 440 g liesse sich problemlos ein VB oder ein VS befördern (sofern Brekina sich erbarmen und wenigstens eine nicht angetriebene Variante anbieten würde). Denkbar wären auch mehrere offene Güterwagen, die während der Rübenkampagnen am Haken hingen. Motor und Getriebe liegen unterhalb der Gürtellinie und werden von einer angedeuteten Inneneinrichtung aus Metall verdeckt. Gut sichtbar sind dagegen die Kabel zum Dekoder. Es dürfte sehr aufwendig sein, die Kabel zu verstecken. Die Drehgestellblenden sind gut getroffen, nur die Räder wirken ziemlich klobig.
Fahrverhalten: bei mir kommt hauptsächlich eine Märklin 6021 zum Einsatz. Bei FS 1 setzt sich der Triebwagen summend in Bewegung und kriecht gleichmässig mit umgerechnet ca. 2 km/h über Gleise und Weichen. Mit zunehmender Geschwindigkeit wird aus dem Summen und leises Brummen, das aber nicht störend wirkt. Die Höchstgeschwindigkeit konnte ich nicht genau ermitteln. Sie liegt aber im Bereich von ca. 100 km/h, und das passt ganz gut zu den 60-80 km/h, die der Triebwagen in Wirklichkeit gefahren ist.
Der Triebwagen macht insgesamt einen soliden Eindruck. Bei einigen Details darf man es nicht so genau nehmen, aber ansonsten ist das Vorbild gut getroffen. Vervollständigen kann man das Fahrzeug noch mit den beiliegenden Bremsschläuchen. Bei einem Preis von unter 180 Euro kann man mit der gebotenen Leistung ganz zufrieden sein. Während Brekina dem rot/beigen Bauern-TEE einen Decal-Bogen mit alternativen Beschriftungen beigelegt hat, ist dies beim anderen Exemplar nicht der Fall. Auch hier wären mindestens zwei Varianten möglich, nämlich der VT 62 der TWE, oder eine Beschriftung als T 10 WN. Als letzteren hätte ich mir den Triebwagen gewünscht, aber hier sind wir wieder bei den Wermutstropfen.
Viele Grüße,
Torsten