Liebes Forum,
nachdem ich hier schon viele Anregungen gewonnen habe, wollte ich auch mal etwas beitragen und vom Umbau einer Lok berichten. Ich weiß, daß die BR 120 von Märklin bereits oft Gegenstand von Beiträgen war, aber es wurden immmer nur Teilaspekte behandelt, weshalb ich meine Erkenntnisse und Erfahrungen hier einmal zusammenfassen möchte.
Ausgangsmodell ist die 120 110-2 von Märklin mit Delta-Elektronik, in orientrot mit "Latz", der DB AG. So sah sie aus:
In dieser Kombi habe ich Loks dieser Baureihe oft in Berlin gesehen. Ich habe sie schon vor längerer Zeit gekauft, sie stammte aus einer Startpackung (29835, glaube ich) und ich bekam sie "solo" neu und günstig in einem second-hand-Laden. Zu dieser Zeit gab es schon das Metallmodell von Märklin, aber die Unterschiede waren mir nicht so bekannt.
Gleich zu Beginn habe ich die Lok auf HLA umgerüstet, dabei kam noch der Decoder mit den Potis zum Einsatz. Die Fahreigenschaften fand ich immer überzeugend und die Lok hat viel Spaß gemacht. Die letzten Verbesserungen bestanden darin, einen Flüsterschleifer von Roco einzubauen (was der Geräuschentwicklung gut tat)
und die Motorlager auf Kugellager umzurüsten, und zwar sowohl im Motorschild
als auch auf der anderen Seite:
Dazu gibt es hier gute Tröööts, zum Beispiel
viewtopic.php?f=104&t=79455
und
viewtopic.php?f=27&t=79557
wo der Kugellagereinbau gut erklärt wird. Den Fortschritt bei der Geräuschentwicklung finde ich erheblich und ich habe auch viele andere Loks auf Kugellager umgerüstet.
Über die optischen Nachteile (klobige Pantos, weit herausragende Kupplung vorn, fehlende Führerstands-Inneneinrichtung) habe ich lange hinweggesehen. Allerdings störte mich schon lange die Beleuchtung in Form eines einfachen Lichtwechsels des Spitzensignals, denn dadurch kann ich die Lok nicht im Wendezugebtrieb einsetzen. Denn es stört natürlich, wenn im Schiebebetrieb am Zugschluß nichts leuchtet und dafür an der Zugseite das Spitzensignal eingeschaltet ist. Und dann kamen neue Modelle auf den Markt (ACME ...) und es sollte etwas passieren:
Schon vor Jahren war mir eine Umbauanleitung von Nikolaus Mohr im Eisenbahn-Kurier aufgefallen (Heft 1/2006, S. 112 ff.), die ich aufgehoben hatte. Jetzt fand ich sie auch im www wieder:
http://www.nimoweb.de/
Daran habe ich mich wesentlich orientiert. Die Liste der benötigten Teile ist sehr wertvoll, auch wenn sich wohl ein Fehler eingeschlichen hatte, der bei mir zur Fehlbestellung führte (dazu später mehr).
Als erstes habe ich das Füllstück im Führerstand entfernt und durch einen Führerstand mit Lokführer von Fleischmann ersetzt. Der muß allerdings angepasst werden, weil er zu groß ist. Hier sollte man entscheiden, wieviel Arbeit man sich machen will. Bei Nicolaus Mohr wurden nur die Instrumententafel und die Rückwand verwendet, was wohl die einfachste Variante ist. Ich habe mir etwas mehr Mühe gemacht und den Führerstand wie folgt angepaßt:
Links sieht man das Füllstück, rechts den Fleischmann-Führerstand und in der Mitte das von mir angepaßte Modell.
Damit das in die Lok paßt, muß dem Lampenträger der Garaus gemacht werden, der zu weit nach oben ragt:
Dazu muß das Chassis der Lok vollständig demontiert werden. Hier sieht man, wie der Lampenträger abgesägt wurde:
Aber V O R S I C H T : Ich wollte es mir einfach machen und habe eine Stichsäge mit Metallsägeblatt verwendet. Geht schneller, dachte ich. Stimmte auch, aber auf der Motorseite des Chassis habe ich die Wärmeentwicklung unterschätzt, die zur Verformung des Chassis führte. Und als ich es wieder geradebiegen wollte, sah es auf einmal so aus:
Da muß man hartgesotten sein, um die gute Laune nicht zu verlieren! Nach dem ersten Schock schaute ich in der "Bucht" nach und habe dort - oh Wunder - einzeln das passende Ersatzteil bekommen und nach vier Tagen war es da dann konnte es weitergehen, aber diesmal langsam und mit der guten alten Metallsäge:
Dann habe ich die Führerstände und Sonnenrollos aus Papier in das Gehäuse eingeklebt. Die Mühe lohnt durchaus, wie das folgende Bild zeigt:
Irgendwo las ich später, man könne auch den Führerstand aus dem Märklin-Metallmodell verwenden. Das kann sein, allerdings habe ich in den Märklin-Explosionszeichnungen und Ersatzteillisten keine einzelne Bestellnummer davon gefunden.
Als nächstes kam die Beleuchtung an die Reihe. Hier habe ich eine LED-Platine von http://www.web-hgh-moba.de/ verwendet. Auf der Homepage muß man etwas suchen und es gibt bei den Platinen auch Varianten für dieselbe Lok, je nach dem, wie man das Licht schalten will. Zunächst habe ich die Lichtleiter so gekürzt, daß sie nur noch durch das Gehäuse ragen. Dann sieht der Einbau so aus:
Wie man links sehen kann, habe ich die Platine von unten unter den Führerstand an die Front des Gehäuses geklebt, und zwar wie folgt: Ich habe aus einem Pritt Multifix Haftpunkt eine Kugel gerollt, in der Mitte auf die Platine gedrückt und die Platine dann von hinten an das Gehäuse gedrückt. Dabei kann man die Lage der Dioden exakt an den Lichtleitern im Gehäuses ausrichten (bei probeweise verdrahteten und eingeschalteten Dioden und von vorne schauend, versteht sich). Das Haftmaterial ist flexibel, hat aber für die Platine hinreichend Festigkeit. Dann habe ich die Ränder damit verschmiert, damit kein Licht austritt, wo es nicht austreten soll. Die Kabel habe ich dann mit Mikrosteckern versehen. Das ganze Gehäuse sieht dann von unten so aus:
Wie sich beim probeweisen Aufstecken des Gehäuses zeigt, mußte vom Chassis noch etwas Material abgefeilt werden, damit das Gehäuse mit der Platine draufpaßt, was man hier sieht (die Pufferbohle ist schon wieder dran):
Den alten Decoder mit den Potis habe ich wieder verwendet. Hier sehe ich im Moment keinen Änderungsbedarf. Die Schaltung der Platine wird wie folgt angesteuert: Am Führerstand 1 Lichtwechsel weiß/rot mit "function" auf der 6021, am Führerstand 2 (Zugseite) lassen sich die weiße und die rote Beleuchtung getrennt mit F1 und F2 schalten. Mit den Mikosteckern verdrahtet sieht das dann so aus:
Am Führerstand 1 habe ich die weit herausragende Kuppung entfernt und die Pufferbohle mit Roco-Teilen zugerüstet:
Mit einem Teil aus dem Roco-Zurüstbeutel konnte ich nichts anfangen, es sieht aus wie eine runde Dose, die schräg nach unten ragt, und nach Nikolaus Mohr zweimal an der Pufferbohle verbaut werden soll. Ist das die "Wendezugsteckdose"??? Ich habe das Teil auf Vorbildfotos nirgendwo entdecken können. Vielleicht weiß das jemand?
Ein länger dauerndes Projekt waren die Stromabnehmer, nicht wegen der Montage (die ist einfach, mit der richtigen Schraube von Roco), sondern wegen der Isolatoren. Hier war bzw. ist bei Nikolaus Mohr eine falsche Ersatzteilnummer angegeben. Bei der Bestellung von 8 x 105865 von Roco erhielt ich keine Isolatoren, sondern sog. "Pantographenhebel" (Rückgabe war nicht möglich, da ja die Nummer stimmte ). Ich habe dann 8 x "Isolator mit Loch - graubraun" Roco Art. Nr. 88150 verwendet. Auch hier lohnt die Geduld, der Vergleich mit den Märklin-Pantos überzeugt dann doch:
Die Patinierung hebe ich mir für spätere Zeiten auf (bin noch "Schachtelbahner"), jetzt freue ich mich erstmal an dem Modell, hier jeweils zwei Bilder bei Vorwärts- Rückwärtsfahrt:
Natürlich kann sich das Modell nicht mit den neuesten von ACME usw. messen, aber der Unterschied zum Basismodell begeistert mich sehr und die Ergebnisse solcher Basteleien sind mir sowieso lieber als die "nur gekauften" Artikel:
Hier noch die Liste der von mir verwendten Teile (ohne Gewähr):
1 x Basismodell Märklin BR 120
1 x Märklin 60901 Set Hochleistungsantrieb
1 x Roco 40501 Flüsterschleifer
2 x Kugelllager (nähere Angaben, auch zur Montage, in den o.g. Tröööts)
2 x Fleischmann 124351 Führerstands-Inneneinrichtung
2 x Roco 85279 Stromabnehmer
2 x Roco 110008 Schraube für Stromabnehmer
8 x Roco 88150 Isolator mit Loch - graubraun
1 x Roco 108322 Ersatzteilbeutel (Bremsschläuche, Kupplungshaken)
2 x Roco 111006 Steckdose - schwarz
1 x HGH MoBa Set Lokbeleuchtungsplatinen LBP-120-A
Mikrostecker, Schaltlitze, Pritt Multifix Haftpunkte, Klebstoffe, Plastik aus der Restekiste, Humbrol-Farbe (rot, anthrazit)
Vielleicht fühlt sich ja der eine oder andere angeregt, sein Märklin-Modell ebenfalls etwas aufzupeppen - natürlich auf eigene Gefahr.
Viele Grüße von
Sebastian