Eifeler Geschichten - Bahnhof Kelberg erzählt: 16. Januar 1970
Miauw! Miew! Prrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr. Zufrieden schnurrt der Katze Moritz auf dem Schoß des Bahnhofsvorstehers Jakob Bodemann. Jakob ist mit seine Gedanken weit, weit weg und deshalb krauselt er mit seine Finger Moritz. Ja, das ist die Art und Weise von Finger, doch? Gedanken weit weg + Katze in die Nähe = Finger krauseln der Katze. Davon wird Moritz Ganz Zufrieden.
Jakob Bodemann's Gedanken sind noch in die Kirche. Was ich, Bahnhof Kelberg, jetzt erzähle fand die 16. Januar statt. Jeder Kelberger kennt diese Tag. So lecker gemütlich als Moritz sich jetzt fühlt... so un-gemütlich ware es am 16. Januar 1945. Das Besuch an die Kirche war für die Gedächtnismesse für das Bombardement. Nach die mislungene Rundstedtoffensive ("Ardennenoffensive") wurde die deutsche Armee langsam wieder zurückgedrungen. Und weil der Eifel effectiv die deutsche Seite der Ardennen ist war es gerade dort interessant um der Verkehr anzugreifen.
In Kelberg kreuzen sich zwei wichtige Bundesstraßen. Und es gibt meine Strecke. Ein logisches Angriffsziel. In 1940 hatte eine Flakabteilung schon einige Bäumen auf den Marktplatz zerstört um Platz zu schaffen.
Jakob, mein heutige Bahnhofsvorsteher, war glücklicherweise damals noch zu jung um "mitmachen" zu müssen. Aber er war immer schon beschäftigt am Bahnof. Weil er Jakob Bodemann heißt wurde er rasch JaBo genannt. "Jabo" war damals eine bekannte Abkürzung fur "Jagtbomber". Oft benützt für rasche kleine Angriffe auf Züge und PKWs und LKWs war eine Schrei "Achtung! Jabo!" genüg für eine rasche Sprint zur nächste sichere Unterkünft.
Natürlich wurde es auch für Witze genutzt: "Achtung! Jabo! Hol mir mal ein Bier!" Das wird immer noch gemacht, aber seine Freunde wissen das sie es nicht in Januar machen sollen...
Zurück nach mich und meine Strecke. Als Bahnhof kann einer Selbst nichts tun. Ich existiere. Ich geschehe. Ich entstehe. Ich wurde entwurfen vom Reichbahnetwas. Ich wurde gebaut. Die Bürger Kelbergs waren froh! Ein Bahnhof! Huraah! Ich fange an zu leben. Die Güterzüge und Personenzüge fangen an zu fahren.
Aber das ist nichts verglichen mit dem Verkehrsaufkommen das ich in 1914 zu verkraften hatte. Etwas leuchtete mich ein: ist das wofür ich wirklich gebaut worden bin? Lange Truppentransporte. Lange Nachschubzüge. Nach 1918 wurde es wieder ruhig.
Bis in die 30'er Jahren. Vereinfachtes Nebenbahnbetrieb? Nein, jeder Bahnhof wurde wieder mit Fahrdienstleiter besetzt. Räder mussten rollen für die Bau der Siegfriedlinie weiter nach die Westgrenze. Danach wieder Truppentransport. Ende 1944 war es auch wieder Hochbetrieb, jetzt für das letzte Aufgebot, die Ardennenoffenzive.
Und dann kam der 16. Januar. "Achtung! Jabo's". Nach eine halbe Minute leuchtete es auch bei Jakob ein das es dieses Mal kein Witz war. Er suchte eine sichere Unterkünft im Keller meines Bahnhofsgebäude. Am Ende gab es 10 tote Zivilisten und etwa 40 Soldaten. Und etwa 2/3 des Dorfes lag in Trümmer.
Als Bahnhof war ich natürlich nicht imstande etwas zu tun. Am anfang meiner Strecke war es ein großartiges Gefühl: man tut nichts, aber fängt wohl langsam an zu Leben! Aber am 16. Januar war es für mich ein frustrierendes Gefühl: ich konnte nichts tun! Ich konnte nur anschauen. Alles ereignen lassen... Am Ende kam ich noch ganz gut davon. Ein beschädigter Zug. Und der Bahnmeisterei hatte ein Volltreffer zugefügt bekommen.
Was wird die Zukünft noch bringen? Es ist jetzt 1970. Was wird mit die Strecken in den Eifel passieren, zum Beispiel? Aber... ich denke jetzt ein bisschen zu negativ. Dafür ist eigentlich keine Grund. In einige Tage ist Jakob wieder fröhlich und meine Laune hat sich dann auch sicher gebessert. Und dann gucke ich wieder zufrieden nach die ein- und ausfahrende Züge. Und dann werden meine Geschichten gewiss auch wieder fröhlicher
Es ist, meine ich, doch eine gute Sache das ich diese Geschichte jetzt erzählt habe. Dadurch wird es klar das ich, und viele andere EIfelstrecken, teilsweise eine militärische Begründung habe. Aber trotzdem haben die Städte und Dörfer im Eifel gewiss auch viel Vorteil von ihre Strecken gehabt! So auch Kelberg! Darüber werde ich auch mal erzählen!
Prrrrrrrrrrr. Prrrrrrrrrr. Moritz schlaft jetzt. Jakob legt Moritz sanft neben der warme Ofen so das er weiter schlafen kann. Zeit für ein Schnapps in Gasthaus Klemens. Und dann.... Wieder hart an die Arbeit. Die Ferien sind vorüber und die Schuljügend kommt wieder!
Prrrrrrrrr. Prrrrrrrrrr. Prrrrrrrrr. Sanft schließt "JaBo" der Tür.
Mit freundlichen Grüsse,
Bahnhof Kelberg