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Kompromissloser Umbau einer Flm 202 (721012) auf Kontaktsicherheit
Hallo,
ich weiß nicht warum, aber irgendwie will mich Murphy auf meine Geduld mit Fleischmann prüfen.
Ein paar ältere Fleischmann drehen nach der Digitalisierung ohne jede Probleme ihre Runden auf Dudelburg, aber mit jedem neu gekauften Modell von Flm stehe ich auf Kriegsfuß. Eine BR 112 DR war überhaupt nicht dazu zu bewegen, ein paar Meter zu fahren, über Weichen erst gar nicht, fürchterliche Kontaktprobleme. Nach erfolglosem Umtausch ging sie damals zurück. Eine BR 218 Messzug leuchtete nach ein paar Wochen wie eine illuminierte Feuerbüchse durch das Gehäuse, der Motor funkte mehr, als er fuhr und wurde eingeschickt. Mit neuem Motor läuft sie seit dem. Nun hatte ich mir die jetzt als BR 202 neu aufgelegte 112 zugelegt, in der Hoffnung, dass die damaligen Probleme ausgeräumt wurden.
Die Lok gefällt mir wirklich sehr gut ...
... aber sie lief höchstens ein paar Zentimeter ohne stehen zu bleiben. Nach dem Öffnen sah man warum, ein Kontaktfederblech von der Schleiferplatine nach oben war abgebrochen und gar nicht vorhanden, je ein Schleifer vom Drehgestell zu den Schleiferplatinen war komplett auf das Drehgestell gequetscht und hatte nie Kontakt nach oben. Von abgebrochenen Kunststoffnasen an anderen Teilen reden wir mal gar nicht, da hat jemand bei der Montage einen richtigen scheiß Tag gehabt.
Nach dem die beiden Hauptprobleme provisorisch behoben waren, lief die Lok ganz vernünftig, aber für eine Rangierlok noch nicht optimal. Da ich sie grundsätzlich gern behalten wollte und keine Lust auf Umtauschorgien hatte, wurde eine "Eigenoptimierung" beschlossen und Fleischmann durfte als Dank für die saubere Montage noch zwei neue Radsätze ohne Haftreifen verkaufen.
Nach deren Eintreffen ging es an die Arbeit. So viele Teile hat eine solche Lok gar nicht. Oben links die beiden neuen Radsätze und die Schleiferplatine mit dem fehlenden Kontaktblech ...
Nach dem Zerlegen der Drehgestelle fand sich dann noch eine Menge Öl und schwarzes Fett. In den Drehgestellen schwamm das Öl sprichwörtlich. Die Radsätze waren auf der Innenseite komplett verölt und die feinen Schleifer mit Fett eingepampt. Auf dem Bild sieht man glaube ich ganz gut, wie sich die kleinen Schleiferchen durch die Öl-Fett-Pampe auf den Radsätzen arbeiten mussten. Da kann kein sauberer Stromfluß stattfinden ...
Die Drehgestelle wurden komplett gesäubert, die Schleifer und Radsätze penibel mit Wattestäbchen, Waschbenzin und Kontaktspray gereinigt, die Radsätze mit Haftreifen gegen neue ohne ausgetauscht, alles fein dosiert neu gefettet und geölt, und wieder zusammen gebaut ...
Eigentlich sollte die Lok jetzt keine Kontaktprobleme mehr zeigen, aber da ich immer einen kleinen Vorrat an Pufferspeicherteilen von Carsten liegen habe und es einen kleinen Platz dafür in der Lok gibt, sollte auch das noch sein. Die eingeklipsten Niederhalterplatten der Kupplungsdeichseln haben runde Ansätze nach oben zur Hauptplatine. Um einen Decoder einsetzen zu können, soll man diesen Ansatz auf dessen Seite abschneiden. Macht man das auch auf der anderen Lokseite und feilt ihn komplett herunter, hat man einen gerade so passenden Raum für einen Pufferspeicher von 600 µF mit Ladeschaltung.
Die Kondensatoren müssen ganz plan und nur ganz dünn miteinander verlötet werden. Die Zehnerdiode ist fast schon etwas zu lang für den vorhandenen Platz, überflüssiges Lot möglichst weit abfeilen. Widerstand und Schottkey-Diode habe ich mit Sekunden-Gelkleber auf ein dünnes Plastikplättchen und dann auf die Kondensatoren geklebt ...
Der Pufferspeicher wurde dann mit Coroplast umwickelt, mit dünnem Teppichklebeband auf die Unterseite der Platine geklebt, und mit den Lötpads VS und GND der SUSI-Schnittstelle des DH10C verbunden ...
Die Anschlußkabel kann man auf der Platine zwischen den Bauteilen hindurch verlegen. An den Seiten der Platine habe ich diese noch leicht rund ausgefeilt, damit die Kabel nicht seitlich am Gehäuse eingequetscht werden ...
Die Kontaktbleche von den Schleiferplatinen wurden an der Hauptplatine verlötet ...
Wie man sieht, es ist für den Pufferspeicher eng, sehr eng, die Platine wird gaanz leicht gedrückt und es darf kein 1/4 mm mehr Lot dran sein, das Gehäuse geht so gerade noch ganz drauf ...
Feddisch ... nur noch das Gehäuse wieder drauf ...
... und es hat sich gelohnt. Die Lok ist seit dem Umbau nicht ein Mal mehr stehen geblieben oder nur gezuckt oder mit dem Licht geflackert - und ich habe keine polarisierten Herzstücke. Selbst in Fahrstufe 1 schleicht sie sicher über Kombinationen mehrerer Weichen und DKW.
Aber was ist aus der Zugkraft geworden? Aus meinen oben schon veröffentlichten Messergebnissen sieht man, dass die Zugkraft der Lok um rund 50% nachgelassen hat. Und wie wirkt sich das in der Praxis aus? Ich habe mal 6 neue 4-Achser angehängt, die innen mit etwa 5-6 mm Styrodur ausgelegt und dann mit Kohle von Busch, echtem Sand und echtem Granitsplit beladen sind, also keine Leichtgewichte. Auf Steigungen von 2,5% zeigt die Lok keinerlei Schlupf ...
Auch verpönte S-Kurven in R1 und R2 meistert sie mit den Waggons ohne Probleme ...
Selbst diese "böse" Stelle vor dem Kieswerk mit 3% Steigung zwischen Kieswerk und DKW (durch die sonst nie so ein Zug fahren würde), schafft sie im Schubbetrieb gerade noch so ohne durchzudrehen ...
... aber dann ist auch Schluß. Mit 3 Selbstentadewagen Erz IIId, beladen mit echtem Schotter, kommt sie z.B. nicht zur Entladerampe des Kieswerks hoch. Die hat aber auch 5-6% Steigung und ist daher den V100 vorbehalten, die speziell für das Kieswerk da sind.
Mein Fazit: Da ich auf meiner kleinen Anlage nur Züge bis ca. 80 cm fahre und die 202 für den leichten Güterverkehr und den Rangierbetrieb gedacht ist, würde ich es wieder tun. Wer große Strecken hat und gern lange Güterzüge rollen sieht, ist mit dem Umbau nicht gut beraten.
Gruß Dietmar