Vorbemerkung: Bei Bedarf bitte in Testberichte verschieben - danke!
Test der Fleischmann E 60 in der 2-Leiter-Ausführung mit Sounddecoder und Digitalkupplung, Originalausführung ergänzt mit Digitalkupplung System Krois DKK.
Der erste Schwerpunkt liegt auf der Funktion der Digitalkupplung, die in diesem Modell passend zur Fleischmann „Profi-Kupplung“ ist. An einer Lokseite habe ich die Originalkupplung gegen eine Krois DKK ohne Höhenverstellung getauscht ( passend zur Roco-Kurzkupplung ).
Die E 60 05 ist mit einem Zimo-Decoder MX645P22 ausgestattet, mit dem sie auf gute Fahreigenschaften, insbesondere dem Rangierbetrieb angepasste „Kriechfähigkeit“, sanfte Übergänge und vorbildgemässe Höchstgeschwindigkeit eingestellt ist. Beschleunigungs- und Bremsverzögerung sind relativ gross; mir gefällt das so ( CV 3 = 18, CV 4 = 14 ). Die Soundeigenschaften sind eindrucksvoll und – für meinen Geschmack – etwas zu laut, aber das lässt sich ja ändern. Die Lokgeräusche sind gemäss meiner etwas verblassten Erinnerung an das Original recht vorbildgetreu.
An dieser Stelle eine Zwischenbemerkung:
Ich konnte den Decoder nicht mit der Intellibox auslesen ( ?! ), mit der Z21 klappt es aber ( in beiden Fällen auf Programmiergleis ). Alle Daten und Eigenschaften wurden daher mit der Z21 ermittelt und ggfls. programmiert.
Die Lok weist zahlreiche Funktionen auf, deren Aufrufbefehle ( F1 – F 19 ) einer beiliegenden Liste zu entnehmen sind. Weiterhin ist eine kleine Tabelle mit einigen CV-Werten beigelegt, die aber überraschenderweise teils nicht dem Auslieferzustand der Lok entsprechen. Eine vollständige Decoderanleitung fehlt allerdings. Wenn man den Decoder aber identifiziert hat ( s.o. ), kommt man mit der Zimo-Homepage weiter.
Den Entkupplungsfunktionen gilt jetzt erstmal mein Hauptinteresse. Die Betätigung der Kupplung ist auf F3 und F4 gelegt ( vorne / 1 bzw. hinten / 2 ) und mit dem Klang von Kupplungseisen verknüpft.
Kurzkupplungen, sowohl Roco, als auch Fleischmann haben bekanntermassen einige für den Betrieb etwas hinderliche Grundeigenschaften. Erstens kuppeln sie nur bei gerader Ausrichtung der beteiligten Fahrzeuge, also auch in schwachen Biegungen meist nicht mehr. Zweitens ist eine gewisse Andruckkraft oder ein Ruck ( besonders bei Fleischmann ) zum Einkuppeln nötig. Drittens sind die Kupplungsköpfe im ausgekuppelten Zustand noch mit einer bemerkbaren Reibung aneinander gebunden ( besonders bei Roco ), die die Trennung insbesondere von einzelnen, leichtlaufenden Wagen verzögert bzw. diese hinter dem vorherigen Partner herkriechen lässt. Die Digitalkupplungen beider Bauarten haben diese Eigenschaften in unterschiedlichem Maße auch. Sie bilden im Unterschied zu einem Paar gewöhnlicher Kupplungen keinen symmetrischen Aufbau mit zwei Schließungen, sondern nur mit einer, da ja nur diese elektrisch betätigt werden kann. Dadurch entstehen beim Einkuppeln etwas undefiniertere Führungswege bzw. seitliche Kräfte.
Krois bietet online eine Reihe verschiedener Kupplungsbauarten. Für mich war die zur Roco-KK passende DKK interessant. Die auf der Homepage verfügbare Anleitung habe ich mal für die DKK gelten lassen, obwohl dieser Typ nicht direkt genannt wird und die Bauarten sich ja durchaus unterscheiden könnten.
Die Krois-Kupplung kuppelt ohne elektrische Auslösung garnicht ein. Bauartbedingt führt hier der Haken nur eine senkrechte Bewegung aus, statt der Roco-Bauart entsprechend seitlich weggespreizt zu werden. Die glatte Anlagefläche des Gegenhakens erfordert vom diesem ausserdem eine starke Seitenspannung und damit einen grossen Einkuppel- ebenso wie auch Auskuppelwiderstand.
Die originale Fleischmannkupplung ist besser, aber durch die etwas unpräzise Mittenausrichtungen der Kupplungsaufnahmen in der Lok kommt es auch oft zu erfolglosen Kuppelversuchen.
Überraschenderweise ist bei der Lok im Lieferzustand kein Andrücken und Abrücken beim Kuppeln ( Kupplungswalzer ) programmiert. In diesem Zustand entkuppeln die Fleischmannkupplungen nur in etwas mehr als der Hälfte der Versuche. Die Krois-Kupplung DKK entkuppelt garnicht. Bei Belastung hebt sich der Haken bei Betätigung mangels Kraft garnicht oder er fällt direkt in den eingekuppelten Zustand zurück.
Daher habe ich gemäss der Zimo-Anleitung den Kupplungswalzer programmiert ( aus den Originalpapieren der Fleischmann-Lok ist dies nicht ersichtlich! ):
Dazu wird die originale Betätigungszeit etwas verlängert, CV 115 von 40 auf 60 und CV 116 von 0 auf 153 für die An- und Abrückbewegungen gesetzt. Dabei muss bedacht werden, dass Beschleunigung und Verzögerung bei den Lokbewegungen gemäss CV 3 und 4 erfolgen, also in diesem Fall recht gemächlich.
Mit Kupplungswalzer sind bei der Originalkupplung ca. 90% der Entkupplungsvorgänge erfolgreich. Bei der Krois DKK sind es nun ca. 70%. Alle Tests wurden dabei auf geradem, horizontalem Gleis durchgeführt. Die Krois DKK kann auch nur mit elektrischer Betätigung ( und „Gegen“-Walzer ) einkuppeln, was mir aber in weniger als 50% der Versuche gelang. Mit weiteren Variationen von CV 116 und zusätzlicher mechanischer Justage des Hakens mag da noch Verbesserungspotential bestehen.
Mein Fazit ist gemischt:
Die E 60 05 ist ein optisch und fahrtechnisch gut ausgeführtes Modell. Der Sound und die allgemeinen Funktionen sind ebenfalls gut. Die Kupplungseigenschaften mit der Originalkupplung sind im Lieferzustand mangelhaft. Die beiliegenden Dokumente sind im Detail unzureichend. Mittels Zimoanleitung und entsprechender Umprogrammierung entsteht ein ausreichendes ( naja ) Kupplungsverhalten.
Die Krois DKK halte ich schlicht für unausgereift und praktisch leider völlig unbefriedigend. Ich habe ein paar „Bastelangriffe“ im Hinterkopf, bleibe aber skeptisch.
Die beiden Kurzkupplungssysteme, die hier betrachtet wurden, sind für passionierte Rangierbahner wohl eher problematisch. Aber die haben mit ihrem Urteil sicher nicht erst auf passende Digitalkupplungen gewartet