Ein modellbahnbegeisterter Müllermeister meldet sich zu Wort.
Hallo
erst mal ein großes Kompliment für den gelungenen Bau der kompletten Anlage und der Mühlegebäude.
Schon lange beobachte ich die Vorschritte am Komplettieren der Mühle im Forum.
Ich will hier keinem Vorschriften machen wie er so seine Mühle zu bauen hat, das muss ja jeder für sich selber entscheiden, doch wer in einem Forum seine Fortschritte postet und andere um seine Meinung fragt muss sich dann auch, diese anhören oder lesen.
Wie es scheint ist hier keiner mit den Vorgängen in einer Mühle vertraut, deswegen denke Ich dass ich mal einen kurzen Überblick zum Besten gebe.
In den meisten Mühlen in Deutschland wird hauptsächlich Weizen und Roggen gemahlen. Neuerdings ist der Dinkel auch ganz stark im Kommen.
Da die Süden Mühle Bahnanschluss hat und es ja dann auch schöne Rangierspiele gibt, beschreibe ich den Weg des Getreides zum Mehl mal für diesen Weg.
Vorweg muss ich mal die Gebäudeteile einer Mühle beschreiben, dazu lässt sich gut das Bild C2 verwenden, eine Mühle besteht meisten aus:
- Getreidesilo mit Getreideannahme (rechtes Silo Gebäude).
- Mühlengebäude hier sind die Getreidereinigung und die Vermahlung untergebracht (flacher Mittelteil).
- Mehl Silo, hier sind Lagerzellen, die Mischerei, die Absackung und die Losemehlverladung (linker Silo Turm) untergebracht.
- Kleie Verladung, ist hier die 2 grünen Silos auf dem Hof, mit dem Traktor darunter.
Nach den aufgebauten Gebäudegrössen würde ich mal so schätzen dass die Süden-Mühle eine Tagesleistung von ca. 50 -80 to/24 h hat. Das bedeutet das ca. 40 – 65 to Mehl anfallen und noch ca. 10 – 15 to Kleie (Getreideschale) pro Tag, es bedeutet aber auch das mindestens 75 – 100 to Getreide am Tag abgeladen werden muss.
Zuerst erfolgt eine Gewichtserfassung, hier wäre eine Gleiswaage angebracht.
Danach wird noch auf dem Waggon, eine Durchschnittsprobe mit einem automatischen Probenehmer gezogen.
Dieses Muster wird dann im Labor auf Besatz (Sämereien, Stroh, Fremdkörper, usw.…), Geruch, lebende Schädlinge, Aussehen, Feuchtigkeit, Fallzahl, und Protein untersucht.
Erst wenn die Untersuchungsergebnisse in Ordnung sind, sprich der eingekauften Ware entsprechen wird die Ware entladen.
Jetzt gebe ich mal meine Favoriten für die Standortwahl der runden Silos ab.
Ich würde das Fachwerkgebäude rechts neben dem Silo Turm abreißen und dort mein Silo hin bauen, aus folgendem Grund:
- Ich kann die Förderwege im Silo Turm mit benutzen
- Keine weiten Förderwege in das Silo, ich brauche nur 2 waagrechte Förderer um die Silos zu füllen oder zu entleeren.
Senkrechte Förderung passiert mit dem Elevator (Becherwerk) waagrechte Förderung mit dem Trogkettenförderer = TKF (hohe Leistung, wenig Kraft).
- Zur Befüllung kommt ein TKF in der Höhe des Schornsteins aus dem Dach des Siloturms und geht rüber in das Maschinenhaus auf dem Silo (wird hier als Kopfhaus beschrieben).
Diese gehört auf ein Silo, da darin die Maschinen der Siloanlage untergebracht sind, wie z.B. Verteil TKF, Elevatoren, Einfahrwinde, Filteranlage, Temperaturmessanlage, Einstiegsluken der einzelnen Silos.
Das Dach ist in Leichtbau ausgeführt, falls es mal zu einer Staubexplosion kommt, wird der obere Teil des Silos abgesprengt und fliegt weg, das nennt man Druckentlastung, das ist auch mal in der Rolandmühle in Bremen passiert.
- Entnahme passiert im Keller, auch hier ist ein TKF eingebaut.
- Über die gleichmäßige Farbgebung würde ich mir nicht zu große Gedanken machen, da die Süden Mühle natürlich wächst und Gebäudeteile nachträglich dazu gebaut werden. Da sieht eben etwas neuer aus und anderes älter.
Die Getreideannahme kommt bei mir vor das rechte Getreidesilo.
Das Getreide wird durch einen Gitterrost in einen unterirdischen Bunker geschüttet.
Von dort aus wird das Getreide mit einem TKF in das Gebäude zu einem Elevator gefördert, der das Getreide zur 1. Vorreinigung auf einen Siebanlage fördert. Nach dem Reiniger wird das Getreide mit einem weiteren Elevator in die einzelnen Silos gefördert. Es wird der Qualität nach eingelagert.
Der Standort hier vorn am Gleis hat den Vorteil, dass ich mehrere Wagen hintereinander abladen kann, wenn der eine leer ist schiebe ich ihn nach hinten durch.
Die Abladezeit ergibt sich durch die Annahmeleistung der Getreideannahme, sprich der Waggon ist erst leer wenn alles weggelaufen ist oder der Bunker leer ist. Es könnte ja sein das auf dem 2 Waggon eine andere Qualität ist.
Die Getreideannahme ist umhaust, denn das Getreide darf nicht nass werden, dann lässt es sich nicht mehr lagern.
Die bei einem Bild bezeichnete Trocknung ist eine Bunkerbesaugung, das braucht man um die verdrängte staubige Luft im Raum unter dem Annahmerost zu reinigen. Die Trocknung ist im Getreidesilo eingebaut.
Falls ein Abriss nicht in Frage kommt, würde ich die runden Silos hinter das Getreidesilo stellen, Bild D3.
Nach dem das Getreide im Silo ist, werden die einzelnen Zellen homogenisiert, damit man eine gleichmäßige Qualität im Mehl bekommt.
Nun wird das Getreide auf der Mühlenreinigung mit Sieben, Luft, Taschen und durch reiben gereinigt und für die Vermahlung vorbereitet.
Jetzt beginnt die Vermahlung, das Korn wird auf einem Walzenstuhl im Erdgeschoss aufgeschnitten, es fallen 4 verschiedene Produkte an: Schale mit anhaftendem Mehl, grober Grieß, feiner Grieß und Mehl.
Dieses Gemisch wird mit einer Saugpneumatik in den oberen Stock der Mühle gesaugt und dort auf einer großen Siebmaschine getrennt. Das Mehl wird raus gesiebt, die übrigen Produkte fallen in das Erdgeschoss auf weitere Walzenstühle. Die Grieße werden auf glatten Walzen zu Mehl zerdrückt und Mehl welches an der Schale hängt wird abgerieben.
Übrig bleiben die Schale und das Mehl. So einen Mahlvorgang nennt man Passage. Die meisten Mühlen haben ca. 14 – 18 Passagen. Jedes Mehl einer Passage hat eine andere Farbe, heller oder dunkler, daraus entstehen die verschiedenen Mehltypen, z. B. Weizenmehl Type 405.
Nach dem Vermahlen werden alle Produkte (Mehl und Kleie) pneumatisch mit Druckluft in das Mehlsilo oder Kleiesilo gefördert.
Die Vermahlung besteht meistens aus 6 – 8 Walzenstühlen, Mahlhilfsmaschinen, einem oder mehreren Plansichtern und vielen Rohren.
Die Mehle kommen ins Mehl Silo und werden dort in Säcke abgefüllt oder in Verladesilos gefüllt so dass man es schnell in Silowaggons oder Tankwagen (LKW) verladen kann.
Meistens hat man eine Freifallverladung, der Neigungswinkel bei Mehl sollte 70 ° betragen.
Auch hier muss die Verladung umhaust sein und hier wird auch die verdrängt Luft in der Silokammer abgesaugt.
Ich hoffe ich konnte einen kleinen Einblick in die Müllerei geben und es nimmt mir keiner Übel das ich so einen langen Beitrag geschrieben habe.
Falls noch Bilder gewünscht werden, könnte ich diese noch nachliefern.
So jetzt bin ich gespannt wie es weiter geht mit der Mühle.
Schöne Pfingsten noch
Clemens