Hallo Felix,
Du entwickelst Dich zu einem fleißigen Experimentator. Es ist ja doll, auf welche Ideen Du kommst.
Ich erlaube mir aus eigener Erfahrung zu versuchen, Deinen Eifer vorsichtig in eine etwas andere Richtung zu lenken. Lebende Naturmaterialien sind m.E. und nach den Ergebnissen vieler eigener Experimente ungeeignet, da sie ihre Farbe zumeist im Laufe des Trocknens verlieren. Zugegeben, mit Flechten kenne ich mich nicht gut aus, aber meine Beobachtung aus dem letzten Sommer war, unter den extremen Bedingungen von Trockenheit und Hitze haben einige von türkisen Flechten bewachsene Steine ihre Farbe zu einem braun-grau gewechselt. Ich vermute, diese wirklich zähen Lebewesen haben es nicht überlebt. Auf der Anlage herrschen durch die trockene Luft im geschlossenen Raum noch extremere Wasserbedingungenen. Die Gefahr besteht, Dein herrliches Türkis ist bald nicht mehr da.
Es gibt einen guten Grund, warum Maler und Künstler vergangener Jahrhunderte, als es noch keine künstlichen, chemischen Pigmente gab, ihre Farben auf der Basis von Mineralien oder mühsam herausgelöster Pigmente anmischten. Die etwas unappetitliche Gewinnung der Königsfarbe Purpur mag dafür ein Beispiel sein. Die damit gefärbten Stoffe werden wohl für unsere heutigen Nasen furchtbar gestunken haben.
Da ich viel zu wenig Erfahrungen in der Kunst besitze, Naturpigmente zu gewinnen, habe ich meine diesbezüglichen Experimente eingestellt. Ich lassen die herrlichen Farben wo sie sind, fotografiere zur Dokumentation besonders gefällige Kombinationen und versuche sie mit bewährten Pigmenten nachzustellen. Gerade im Künstlerbedarf gibt es eine unabsehbare Fülle der tollsten Naturfarben. Sie sind wesentlich erfolgversprechender und dauerhafter als der Versuch, die Farben der Natur direkt ins Haus zu holen bzw. zu konservieren. Schließlich nutzen die Hersteller einen jahrhundertealten Erfahrungsschatz, bei der Gewinnung von Pigmenten, über den ich nicht verfüge oder für dessen Hebung mir die Zeit fehlt. Wenn ich etwas aus der lebenden Natur entnehme, dann sind es abgestorbene Pflanzenteile, die sich nicht bzw. kaum noch ändern ... z.B. Waldbodenstreu.
Natürlich kannst Du die Experimente der Künstler vergangener Tage wiederholen oder fortführen, aber dann würde ich mich in die Kunst der Pigmentgewinnung einlesen. Ich denke, es ist wenig sinnvoll, alle bereits gesammelten Erfahrungen nochmal selbst sammeln zu wollen. Schließlich wissen wir ja inzwischen auch, wo der Nordpol steckt und wir müssen ihn nich mehr suchen ... Käpt'n Blaubär hat ihn mal von einer seiner bekannten Abenteuerreisen mit nach Hause genommen ...
Nix für ungut ...
LG
Hubert