Moin zusammen,
wer erinnert sich noch an die AOL-CD, die vor so rund einem Vierteljahrhundert über alle möglichen Zeitschriften in die Haushalte geschwemmt wurden?
Damals gab es unter den (wenigen) Leuten, die schon Internetzugang hatten, über das pfeifende Modem, das einem die Telefonleitung blockierte, so einen Dünkel: "hast du einen 'richtigen' Internet-Zugang, oder über AOL?"
Nun, es ist durchaus möglich, diese historische Frage mit gewissen immer wiederkehrenden Modellbahnfragen zu vergleichen. Denn so wie über AOL - von deren eigenem Angebot abgesehen, was aber andere wie gmx oder yahoo bis heute so ähnlich anbieten und anpreisen - kein anderes Internet empfangen wurde als über T-Online oder die anderen damaligen Anbieter, so ist es auch mutatis mutandis mit der Modellbahn.
Modellbahn ist beides, egal ob mit oder ohne Mittelleiter, egal ob mfx oder DCC. Man kommt auch zu den gleichen Ergebnissen, wenn man die gleiche Arbeit hineinsteckt. Nur die Wege sind verschieden.
So. Nun kann es sein, daß den einen oder den anderen an dem einen oder dem anderen System was kräftig stört. Das ist dann ein Grund, zu gucken, ob das andere System besser auf die eigenen Ansprüche antwortet. Wenn das der Fall ist - nun, dann sollte man Nägel mit Köpfen machen, statt sich lang und ewig zu ärgern.
Ansonsten ist dies "ich hab neun Stromabnahmepunkte und du nur acht" - "ja, aber ich hab vier für den roten Pol, und du nur einen"-Spiel absoluter Kindergarten. Wer meint, sich dadurch über den anderen erheben zu müssen, gar dem anderen den Rang des Modellbahners absprechen zu müssen, hat ein Problem mit der Selbsteinschätzung, das aber nicht in Foren behoben werden kann, sondern durch therapeutische Behandlung.
Ich gehöre zu denen, die mit ihrem System zufrieden sind, aber wahrscheinlich wäre ich das mit dem anderen auch.
Nun würden mich ein paar Dinge interessieren.
Beispielsweise wird immer wieder angeführt, daß man im Zweileiter-Bereich auf so viele verschiedene Gleishersteller zurückgreifen kann, um genau das zu bekommen, was man will. Wer macht das aber wirklich? Ich habe dazu eben eine Umfrage erstellt. Sie richtet sich nur an Zweileiter-Fahrer; Märklin-Freunde müssen leider draußen bleiben.
Umgekehrt werden immer wieder Kehrschleifen und Gleisdreiecke genannt. Nun - meine kleine Anlage hat weder das eine noch das andere, und trotzdem fahre ich Wintersport-Loks (das sind die einzigen Ski im Haus!
), aber mich würde interessieren, für wen unter den mittelleiternden Kollegen das wirklich ein Problem wäre. Selbst die Drehscheibe, wo das Thema ja auch akut wird, ist doch kein Problem mehr - oder?
Gleisreinigung ist bei beiden Systemen ein Thema; debattiert wird es hochemotional - aber mit wenig Faktenunterbau. Es gab mal Abhandlungen, inwieweit der Einsatz von Gleich- oder Wechselstrom die Ablagerung von Schmodder auf den Schienen beeinflußt, und ich hätte liebend gern mal eine wissenschaftliche Prüfung des Themas gelesen - aber das ist ja eh Schnee von gestern, wenn man digital fährt. Meiner Beobachtung nach ist auch die höhere Spannung, die am Gleis anliegt, eher hilfreich für den Kontakt (jedenfalls habe ich, seit ich 18V geregelt am Gleis habe, mehr Kummer als vorher mit 22-23V). Kann jemand, der beide Systeme verwendet oder verwendet hat, dazu mal unaufgeregte Beobachtungen teilen?
Rückmeldung: funktioniert bei beiden Systemen auch gleisabhängig: beim symmetrischen System (Mittelleiter) durch Trennung der beiden Fahrschienen, und eine darauf rollende, nicht isolierte, Achse schließt als Schalter den Stromkreis. Beim asymmetrischen System wird der Stromverbrauch in einem Abschnitt gemessen. Der entsteht entweder durch das Triebfahrzeug oder durch Verbrauch der Wagen (Beleuchtung oder Widerstandsachsen). Die Gleisspannung wird dabei aus technischen Gründen leicht reduziert. Mit Leitlack hergestellte Widerstandsachsen können dabei zur Brandgefahr werden; das scheint von der Menge des Lacks abzuhängen, der aufgetragen wird. Eingelötete Widerstände sind grundsätzlich sicherer, bringen aber potentiell eine Unwucht in die Achse - oder aber man verlegt den Widerstand in den Wagen und benutzt Rad- oder Achsschleifer. Die Kosten sind beim symmetrischen System etwas niedriger, der Aufwand am Fahrzeug ebenfalls. Im Gesamtbudget (Geld wie Zeit) für eine Anlage fällt das aber vermutlich nicht ins Gewicht.
Oder? Was sagen die Kollegen dazu, die beides schon verwendet haben?
Und noch zu zwei Beiträgen der letzten Tage:
Zitat von Atlanta im Beitrag #215
wagt doch mal einen Blick über den Atlantik in die USA und stellt euch selbst die Frage, könnte ich solche Gleiskonstruktionen auf für das Mittelleitersystem realisieren?
Das Ding funktioniert
so auch nicht im Zweileiterbetrieb. Um da für alle Richtungen die nötigen Polarisierungen durchzuführen, braucht es noch eine Menge Trennungen - und einen Mikroprozessor, der für den jeweils benötigten Fahrweg die richtigen Gleise ans richtige Potential schaltet. Oder aber man befährt es nur mit Lokomotiven, die das alles nicht brauchen: solche, die ihre Energie mit sich führen und die Schienen nicht als Leiter benötigen, also Live-Steam oder funkferngesteuert, oder aber mit Oberleitung, wo das gesamte Schienennetz als Rückleiter dient. Das allerdings wäre technisch wieder ein Mittelleiter-System, nur daß der Mittelleiter nicht auf den Schwellen liegt, sondern in der Luft hängt.
Kurz gesagt: dein Einwurf, Ingo, ist grenzwertig zum Trollen, denn er trägt rein gar nichts zur Diskussion bei.
Zitat von mobaz im Beitrag #201
auch bei Märklin brauchst du Bausteine für die Kontakte. Dadurch bekommst du eine punktuelle Rückmeldung, wo ein Fahrzeug ist. Wenn man die gesamte Anlage mit Rückmeldern ausstattest, hast du immer im Blick, wo sich Fahrzeuge befinden. Da kann sich auch mal eine Lok vom Acker machen, das Gleis bleibt dort, wo die Wagen sind belegt. Bei Kontakten segelt die Zugmeldung mit der Lok über die Anlage und die Wagen sind im kontaktlosen Bereich verschwunden.
Das hat alles Vor- und Nachteile.
Also det vasteh'ck nich. Entweder sprechen wir verschiedene Sprachen, oder du hast eine Vorstellung von "Rückmeldung bei Märklin-System", die nicht der Realität auf meiner Anlage entspricht.
Die Rückmeldung über Gleisstromkreise, die durch die Achse geschlossen werden, wird auch beim Vorbild angewandt, und sie ist eben nicht punktförmig, sondern immer auf Abschnitte bezogen. Was anderes wäre es, wenn ich - aber das ist ja bei Anlagen ohne Pukos einfacher zu bauen - RFID oder andere Leseeinrichtungen verwenden würde, die nur zu einem bestimmten Moment das Fahrzeug an einem bestimmten Punkt identifizieren. Lichtschranken übrigens auch.
Loks machen sich auch nicht vom Acker, die werden immer überwacht, egal mit welchem Rückmeldesystem - wenn die Kupplungen nicht halten, dann machen sich die Wagen selbständig. Und genau da greift beim Mittelleiter-System mit dem einfachen Gleisstromkreis die Simplizität: jeder Wagen meldet sich über seine Achsen. Nicht nur die, die Strom verbrauchen, nicht nur die, die über Leitlack zu unvorhersehbaren potentiellen Brandstiftern werden - alle. Und der Abschnitt bleibt gesperrt.
Wobei ich allerdings nicht die Meldetechnik vervollkommnen würde, um möglichst viele verlorene Wagen zu finden, sondern dafür sorgen, daß die Wagen gar nicht erst verloren gehen. Wenn ein Wagen nicht sauber kuppelt, und das auch nicht mit ausgetauschten Kupplungsköpfen, wird er ausgemustert. (Das heißt hier: an die Kinder weitergegeben; die finden das lustig, wenn sich der Zug auf der Strecke teilt.)